Noch haben Dumas und Fässler in den
vorderen Audis die Führung inne. Davidson im 908 dahinter hat sich
durch die Kollision mit der Corvette und dem SC zusätzliche 90s
Rückstand eingefangen. Das resultiert in 2 Runden Rückstand. Bei noch
95 zu fahrenden Runden reichen 2s schnelleren Rundenzeiten als die R15+
nicht mehr aus um die Lücke zu schliessen. Nun ist für Peugeot
mindetens das Doppelte angesagt - oder das Audi sich noch Blössen gibt.
Der in der GT1 führende Larbre-Saleen dreht sich unterdessen in den
Kies der Ford-Schikane. Angesichts einer Führung von 10 Runden
auf den Aston bedeutet das noch nichts Dramatisches - auch wenn in der
Larbre-Box nun Hektik ausbricht.
In Runde 255 rollt die GT2-Corvette mit
Motorschaden aus. Der AF-Corse Ferrari rutscht in Indianapolis mit
feststeckendem Gaspedal in die Fluchtstrasse. Mit Frontschaden rettet
Fisicella sich zurück an die Box. Allan Simonsen im Farnbacher Racing
Ferrari übernimmt hinter Richard Lietz Rang 2 in der GT2.
Der #15 Kolles-Audi bleibt hinter
Mulsanne mit einem Getriebeschaden auf der Strecke. Die R10
können in diesem Jahr ihr Resultat vom Vorjahr nicht wiederholen.
Oliver Jarvis wird als 24.ter Ausfall des Rennens gewertet. Derweil
muss Strakka Racing einen Plattfuss hinnehmen, der aber ohne
Auswirkungen für die Klassenführung bleibt.
137 Minuten vor dem Rennende rundet
sich Wurz gegen den führenden Rockenfeller zurück. Der 5.plazierte
Oreca-908 ist ebenfalls schneller als die Audis unterwegs. Den Oreca
O01 plagen unterdesen weiter Anlassersorgen, was jeden Boxenstopp über
Gebühr verlängert.
Bei Highcroft deutete sich mehr und
mehr ein Motorschaden an. Die Truppe hat den wagen in die Box
zurückgezogen um eine letzte Runde zum Schluss des Rennens hinlegen zu
können. In der Young Driver AMR-Box wird am aston an den Antriebswellen
geschraubt. Der DBR9 mag es bis zum Finish schaffen - Klassensieger
wird man nicht mehr. Den Triumph hat Larbre mit seinem Saleen-Saurier
im Auge.
71.Minuten vor dem Ende ist das
Desaster für Peugeot perfekt - Motorschaden am Oreca-908! Hughes de
Chaunac bricht in der Box in Tränen aus. Sowohl die #1 als auch
die #2 und die #4 haben die Motorschäden auf Out-Laps nach Boxenstops
erlitten. Scheinbar haben die angeblich bis zu 5000° heissen Turbos auf
der rechten Seite bei den Boxenstopps Überhitzugen erlitten - ein
Problem das Audi scheinbar besser im Griff hatte.
Aber nicht nur Peugeot muss mit Dramen
zurecht kommen. 55 Minuten vor dem Schluss platzt am besten Benziner,
dem 009-Aston hinter Mulsanne der Motor. Sam Hancock muss den Wagen
hinter Arnage abstellen. Oreca erbt die 4.Position hinter den 3
Audis. Auch die 007 wird noch einmal langsam um den Kurs schleichend
gesichtet- doch ist es zum Glück nur ein Reifenschaden.
10 Minuten vor dem Rennende steht der
Rennausgang fest - was gibt es festzuhalten? In einer titanischen
Schlacht besiegt Audi zum 2.mal 3s schnellere Peugeots und fährt mit
dem Dreifachsieg nebenbei einen historischen Rekord ein. Der
Distanzrekord von 5335km aus dem Jahre 1971 von Helmut Marko und Guy
van Lennep wird nach 397 Runden mit 5410km für weitere Jahre neu
festgeschrieben. Audi erzielt seinen neunten Sieg (den dritten
Dreifachsieg) mit den Wagen von Dumas/Bernhard/Rockenfeller,
Treluyer/Fässler/Lotterer und Kristensen/McNish/Capello. Peugeot
erlebte ein Desaster. Im nächsten Jahr werden beide Hersteller mit der
neuen Motorenformel antreten. Dann werden die Karten neu gemischt.
In der LMP2 siegt Strakka beim ersten
Auftritt eines HPD/Acura/Honda an der Sarthe. Der zweite Rang geht an
die OAK Racing Mannschaft, die zum 2.mal in Folge ein Podium an der
sarthe einfährt. RML rundet Le mans mit dem letzten podiumsplatz als
Bester Lola in der Kategorie ab. Insgesamt kommen 10 LMP2 (>80%!) im
Rennen an.
Hätte man vor dem Rennen Wetten auf
einen GT1-Sieg des Saleen eingegangen hätten wohl Super-Quoten
gewunken. Larbre Competition dürfte wohl der Verdienst zuzuschreiben
sein mit dem bislang kleinsten Budget einen GT1-Klassensieg beim
Klassiker eingefahren zu haben. Der verbleibenden Luc Alphand-Corvette
blieb nur die Silbermedallie. Hardy Fischers Young Driver AMR-Team sah
lange wie der Sieger aus - doch zum Schluss ist man mit dem Podium beim
Debüt gut bedient.
Zum Schluss siegt in der GT2-Klasse
wieder Porsche. Lieb/Lietz/Henzler lassen Porsche wieder an der Sarthe
triumphieren. Für Lieb & Lietz ist es der 2.Klassensieg an der
Sarthe. Horst farrnbacher schafft mit dem selben Chassis das auch am
Nürburgring bei den 24h den 2.Platz einfuhr ein erneutes podium. Der
Wert dieses Autos dürfte sich damit in Sammlerkreisen mindestens
verdoppelt haben. Mit Platz 3 rundet die italienische BMS-Mannschaft
mit Le Mans Debütant Timo Scheider und Holzer/Westbrook ein gutes
Resultat für Porsche noch weiter ab.
Marino Franchitti im
zweitklassierten Highcroft-HPD-LMP2 rollt mit überhitztem Motor in
schleichendem Tempo in Richtung Boxengasse, wo ihn seine Mannschaft
bereits erwartet. Anschließend wird der grüne HPD-Prototyp in seine
Garage geschoben. Dort wird der LMP2-Rennern innerhalb weniger Minuten
wieder startklar gemacht, indem man einen Zylinder still legt. Die
Reperatur lässt den grünen Boliden auf Rang 6 der Klasse zurückfallen.
Indes wird weiterhin an dem AF Corse-Ferrari von Jean Alesi geschraubt.
14 Runden verliert man auf die Konkurrenz und ordnet sich auf P4 der
Klasse wieder ein.
Auf der anderen Seite der Strecke
verabschiedet sich Vanina Ickx im Signature-Aston Martin aus dem
Rennen, indem sie ihr Arbeitsgerät in die Leitplanken der
Playstation-Schikane befördert. Sie rettet sich humpelnd an die
Box. Am Signature-Aston Martin wird zwischenzeitlich eifrig geschraubt.
Der Aston wird eine Stunde später zurückgezogen. Ebenfalls als Ausfall
verzeichnet werden der JLOC-Lamborghini, die letzte GT2-Corvette und
die LAA-Corvette #73.
Die Zwischenfälle häufen sich: Der
GT2-Porsche von ProSpeed Competition ist der nächste, der im Kies
strandet.
Das nächste Intermezzo bahnt sich bereits an: Juan Barazi (Aston
Martin) dreht sich ausgangs Arnage. Beim Versuch sich wieder
einzugliedern, kollidiert der Aston-Akteur beinahe mit seinem
Teamkollegen. 4 Stunden vor Schluss kommt der Felbermayr-Porsche mit
der Startnummer 88 mit Reifenschaden an die Box.
Dann setzt Lotterer die zweitplazierte
#8 in Arnage in die Reifenstapel. Der Deutsche muss sich nach der
Bergung in der Box eine neue Nase und neue Reifen abholen. dadurch
gerät Alex Wurz in der #1 in Schlagdistanz. nach kurzem
Scharmützel kann der Österreicher den Deutschen im Audi niederringen.
Peugeot erobert Platz 2 zurück. Nun fehlt nur noch eine Position.
2h vor dem Rennende: In der LMP2 führt Strakka 6 Runden vor dem Oakpescarolo #35 und dem RML-Lola. Völlig untypische 9 Autos sind noch im Rennen - darunter der schweizer Race-Performance Radical und der KSM-Lola.
Dann um 12:49 Uhr die
Entscheidung: Wurz erleidet einen Motorschaden! Der 908 schleicht
zurück und wird in die Box geschoben. Dort sieht es aus wie
im mexikanischen Golf: Dicke Ölflatschen zieren den Boden. Dieser Motor
macht keinen Mucks mehr!
Audi macht es wieder! Nun ist der Oreca-908 Frankreichs letztes Aushängeschild im Kampf um das Podium. Theoretisch kann der 908 den R15+ von Kristensen & Co noch auf P3 abfangen. Die Franzosen haben sich andererseits schon damit abgefunden zumindest Landsmann Romain Dumas als Sieger auf dem Podium zujubeln zu können.
von Harald Gallinnis, Horst Bernhardt, Maximilian Graf und Jan Hettler
© GT-Eins 2010