55 Wagen sind es die am Ende die erste gezeitete Sitzung in Le Mans
aufnehmen. Nach dem wenig überraschenden Rückzug des Millennium Racing
Orecas stehen in der LMP2 Klasse immerhin noch 17 Starter (6
Oreca, je 3 Ligier, Morgan und Zytek sowie der Alpine) parat. Das sind
zwar nicht mehr de 22 Starter wie im Vorjahr aber immerhin noch ein
ansehnliches Feld. Und warum 2013 der Zenit der Klasse erreicht schien,
haben wir schon vor einem Jahr erläutert.
Das Team Taisan vertraut auf ein deutsches Einsatzteam: Farnbacher
Racing hat mit seiner Crew und Dominik Farnbacher als Teammanager den
Einsatz der japanischen Crew übernommen, die nach langer Abstinenz
wieder an die Sarthe zurückkommen. Die Connection zwischen Farnbacher
und Taisan resultiert noch aus Dominiks Super-GT-Einsätzen. Le Mans
Routinier Pierre Ehret und Martin Rich - älterer Lesers dieser Seiten
vielleicht noch bekannt aus seinen Einsätzen bei Jetalliance in der
FIA-GT und ILMC zwischen 2006 und 2009 - bestreiten hier an der Seite
von Shinji Nakano ihre Einsätze.
Bei Audi hat man in den vergangenen Wochen kontiniuiertlich daran gearbeitet den Vorsprung weiter zu verringern, wie uns Thomas Lauderbach, der Entwicklungsleiter für die elektrischen Energiesysteme erläutert. "der Rückstand auf die 6MJ-Autos von Porsche und Toyota beträgt laut den Simulationen und unseren daten ziemlich genau diese 1,5s, aber wir sind aufgrund unser Erfahrung in der Lage über Entwicklungen am Chassis und der Aerodynamik diesen Rückstand teillweise einzudampfen. natürlich werden wir aber in der Zukunft reagieren müssen und deswegen läuft die Arbeit an sekundären Hybridsystemen noch weiter. Ob dann aber das anfangs der Saison erwogene System zur Energierückgewinnung aus dem Abgasstrom zum Einsatz kommen wird können wir derzeit noch nicht sagen. Dieses system hat einige konzeptionelle Nachteile und würde die Entwicklung einer neuen Vorderachse erforderlich machen, daher prüfen wir derzeit auch andere Optionen." Lauderbach erläutert auch das Audi in den vergengenen Monaten und Wochen viel Arbeit in die korrekte Lastauslegung seiner elektrischen Systeme gesteckt und viele Prüfstandsstunden in die Haltbarkeit seiner Komponenten gesteckt hat. "Aber alle Prüfstandsstunden können nicht den Einsatz im Rennwagen simulieren. Du kannst deine Platinen stundenlang auf dem Rütteltisch überprüft haben, aber wenn du hier bei voller Geschwindigkeit in einem erhitzten Rennwagen über die Curb gehst sind das Belastungen die du nicht so einfach simulieren kannst."
Neel Jani bestätigt unsere Eindrücke vom Testtag. "Wir haben so viele Setupvarianten wie möglich durchprobiert ium einfach mal unsere Simulations- und Testergebnisse zu kalibrieren. So haben wir alle Reifenvarianten ausprobiert und dann mit den verschiedenen Abtriebseinstellungen hier auf dem Kurs experimentiert.
Pegasus absolviert nach dem Norma-Einsatz 2010 den 2.Einsatz an der
Sarthe. Das das Strassburger team unter deutscher statt französischer
Nennung antritt hat pragmatische Gründe, wie Claude Schell uns
erläutert. "Die Gebühr für eine deutsche Lizenz betägt nur ein Drittel
dessen was wir in Frankreich zahlen müssten. Ausserdem hatten wir
Anfangs der Saison gehofft, das wir noch einen deutschen Sponsor
verpflichten könnten. das hat sich leider nicht realisieren lassen."
Dafür steht bei Pegasus möglicherweise bald eine Erweiterung des
ELMS-Programms ins Haus.
Nach 50 Minuten toppt Audi-Pilot Di
Grassi die Zeitenlisten mit einer 3:24,7. In der GTE-Pro-Klasse
nehmen die Autos zu diesem Zeitpunkt gerade erst Speed auf. Auch hier
sind die GTE-Am-Piloten wie schon am Testtag teils schneller als die
Pro-Crews unterwegs. Bis zum Ende der ersten Trainingstunde
kontert Davidson allerdings mit einer 3:23,897 mit seinem Toyota diesen
Ausbruch von Aufmüpfigkeit seitens der Ingolstädter.
Nach 65 Minuten schlägt der Audi R18 von
Loic Duval beim Versuch die Bestzeit erneut zu erobern mit voller Wucht
in die Betonmauern der Porsche-Kurven ein. Der R18 kommt mit völlig
zerstörtem Heck zum Stillstand. Offensichtlich ist der Wagen bis über
die Betonmauer aufgestiegen und hat den Zaun dahinter teilweise
zerstört. Erste Bilder mit einem teilweise zerstörten Monocoque und dem
rechts aus dem Wagen heraushängenden Piloten lassen Schlimmes
befürchten.
Bei Nissan ist der Zeod wieder in die
Garage 56 zurück gebracht worden. Pilot Wolfgang Reip wartet auf seinen
Einsatz. "Es ist ein Problem im Antriebsstrang. So genau können wir
dies derzeit nicht sagen weil dieser so kompliziert
gebaut ist das die Analyse hier sehr viel Zeit benötigt. Das gesamte
Auto ist sehr kompliziert aufgebaut, ganz anders als alles was hier
bislang gelaufen ist." Vergleiche zum Deltawing lässt Reip nicht gelten:
"Der Deltawing ist im Vergleich zum ZEOD viel primitiver aufgebaut.
Angetrieben wird unser Fahrzeug ja von einem 1,5l Turbomotor. Hinzu
kommt noch ein Batteriepack das 200kg auf die Waage bringt. Würden wir
dieses weglassen, dann würde das Fahrzeug so schnell wie ein LMP1 fahren
können."
Bei Aston Martin wartet Stefan Mücke auf
die Fortsetzung der Session. "Die 5mm Bodenfreiheitserhöhung, die wir
zu Beginn der Saison bekommen haben, schaden uns hier natürlich mehr als
auf anderen Kursen. Du bist bei der Abstimmung hier immer im Zwiespalt
zwischen dem Topspeed in den schnellen Abschnitten und dem Abtrieb den
du in den Porsche Kurven und den anderen Ecken brauchst. Um den
fehlenden Abtrieb wett zu machen müssen wir bislang so viel Kompromisse
eingehen das uns der Topspeed komplett ab geht."
Um 17.55 Uhr wird die Session wieder
gestartet Das Bild von vor dem Abbruch bestätigt sich. Die Toyotas
drücken ihre Zeiten bis in den 3:23,6-Bereich. Audi legt eine Stunde vor
dem Ende der Session mit einer 3:23,9 herausgefahren durch Marcel
Fässler nach. Porsche ist auf 3:26´er Level zu finden. Rebellions
schnellste Runde wird mit einer 3:31 notiert.
Der Oak Ligier #35 wird nach wie vor mit
der durch Mardenborough herausgefahrenen Zeit als schnellster LMP2
notiert. Die Orecas von Murphy Prototypes und SMP (#37) kratzen
ebenfalls an der 3:40´er Marke. Probleme gibt es hingegen beim
rot-weissen Greaves-Motorsport-Auto mit der #41 mit dem Pilot Munemann
auf der Strecke strandet.
Schnellster GTE-Am Wagen ist der #95
Aston Martin von Nicky Thiim mit einer 3:57,016 - zumindest hier
scheint man das Abtriebsproblem bei Aston im Griff zu haben. Der
Werks-Aston von Turner/Mücke/Senna profitiert dahinter ebenfalls vom
Fortschritt der Aston-Setup-Ingenieure. Der Ferrari von Bruni und die
#73 Corvette folgen im Sekunden-Abstand. Zum Vergleich: Astons
schnellste Zeit aus dem Qualifying des Vorjahrs war eine 3:54.635.
Ungemach droht hingegen der zweiten Corvette-Crew, deren Wagen auf der
Strecke ausrollt.
Eine zweite rote Flagge wird knapp eine
halbe Stunde vor dem Ende der Session herausgehangen als der
IMSA-Porsche #67 in die Reifenstapel der ersten Schikane einschlägt.
Diese rote Flagge wird schnell behoben.
Bei besten Streckenbedingungen startet
das erste freie Training am Mittwoch nachmittag. Die Toyota sind
erwartungsgemäss die ersten die schnelle Zeiten unter der 3:30´er Marke
erzielen können. Mit 3:26,4 bzw. 3:29,0 legen Davidson bzw. Sarrazin die
ersten Marken für die Konkurrenz vor. Der Nissan Zeod wird dagegen
schon nach 10 Minuten das erste Mal von der Strecke geschoben.
Auch einer der Manthey-Porsches, die #92 von Marco Holzer, ist
zwischenzeitlich ganz langsam auf der Strecke unterwegs, kann aber die
Box erreichen.
Eine halbe Stunde nach dem Beginn der
4-stündigen Session haben beide Toyota ihre Zeiten in die 3:25´er
Regionen gedrückt. Der schnellste Audi, die #3 von Marco Bonanomi, liegt
3s dahinter. Mark Webbers Porsche #20 liegt gar 5s hinter den Toyotas.
Am Porsche #14 gibt es hingegen schon einen Antriebswellenschaden zu
vermelden. In der LMP2-Klasse liegt Jann Mardenborough im neuen
Oak Racing Ligier Nissan mit einer 3:40,611 vorne, vor dem 2s dahinter
liegenden Alpine von Paul Loup-Chatin und dem Larbre Morgan, der knapp
dahinter liegt.
Die Rennleitung lässt sofort die Rote Flagge heraushängen. Mehrere Hilfsfahrzeuge machen sich sofort auf zur Bergung des Piloten. Dieser wird zum Glück bei Bewusstsein aus dem total zerstörten Wagen gezogen. Wegen heftiger Schmerzen muss Duval allerdings zur Untersuchung ins Hospital gebracht werden. Obwohl der Audi von vorne nahezu unzerstört aussieht wird beim Blick von hintern schnell klar das dieses Chassis in Le Mans keine Runde mehr drehen wird.
Da der Zaun hinter der Unfallstelle stark beschädigt ist, wird die Session für fast eine Stunde unterbrochen. Zeit sich mal bei der Konkurrenz umzuhören.
Nur 10 Minuten später startet
die Session erneut - nur um 5 Minuten später in der 2. Schikane auf der
Mulsannegerade einen neue Unterbrechung zu erfahren. Frankie Montecalvo
setzt dort den 8-Star-Motorsport-Ferrari unsanft in die Leitplanken und
verstreut jede Menge Ferrari-Trümmer über die Strecke. Nun wird die
Session nicht neu gestartet.
Nach dem ersten freien Training
präsentieren sich die Toyotas und Audis an der Spitze gut durchmischt.
Doch Audi hat zumindest für heute ein Chassis verloren. Toyotas Bestzeit
hat ebenso Bestand wie die des Oak-Ligiers von Mark Shulzitsky der
allerdings nach einem Unfall auf der Strecke nicht an die Box zurück
kommt. Auch Rene Rast beendet nach dem Rammstoss eines Ferraris
die Session mit einem rauchenden Oreca, den er allerdings zur Box von
Sebastain Loeb Racing zurück bringen kann.
Die detailierten Trainingszeiten können unter diesem Link nachgeschlagen werden.