Letztes Rennviertel

Noch 6h zu fahren - die Distanz eines 1000km-Rennens. In den letzten 3h hat sich bemerkenswert wenig getan. Nach wie vor führt BMW mit dem Wagen der "Dirks" eine Runde vor dem BMS-Porsche auf dem Jörg Bergmeister und die Kollegen mächtig angasen müssen um den Kontakt zur Schnitzer-Truppe nicht abreissen zu lassen. IMSA liegt 1 Minute hinter dem Italienischen Porsche. Dann kommt mit 6 Runden Abstand schon der zweite BMW. Den 4 GT2/GTN folgen 4 GT3: der mit ondulierter Scheibe daher kreuzende WRT-Audi als Führender vor dem Marc VDS-Ford #99, dem United Autosports R8 #68 und dem Mühlner-porsche #53. Die Privatier-GT2 von AF-Corse und Prospeed beschliessen die Top-10.

Die inoffizielle "Nicht-BMW-GTN-Wertung" führt der Gravity-Mosler 15 Runden vor dem Jetalliance-Porsche und dem VDS-Ford Mustang an. 

(c) GT-Eins.de

Neue GT3-Führende sind damit die Mannen von Marc VDS mit dem neu aufgebauten Ford GT3 vor dem United Autosport Audi #68 von Blundell/Brown/Dean/Cheever und dem Mühlner-Porsche. Durch den erneuten Boxenstop fällt der WRT-Audi aus den Top-10. Der zweite United Autosport-R8 rückt nach.

Doch auch die Ford-Mannschaft kann sich nicht lange der Führung erfreuen. Beim nächsten Stop will der Ford trotz eifrigem Hämmern auf den Anlasser nicht mehr anspringen. Somit erbt die United Autosport-Mannschaft die Klassenführung.

Um das Drama perfekt zu machen läuft auch bei der amerikanischen Mannschaft nicht alles rund. Als Routinier Eddi Cheever in den Wagen steigt legt dieser aufgrund von Elektronikproblemen an der Schaltung eine beängstigend langsame Out-lap hin. und kommt erst in Fahrt nachdem er das System während der Fahrt ab und wieder angeschaltet hat. Das reicht um dem Mühlner-Porsche die Führung zu überlassen. Doch auch dessen Führung ist in Frage gestellt, als Gerüchte von einem unrund laufenden Getriebe - 3. und 4. Gang sollen Schwierigkeiten bereiten -  die Runde machen. Immerhin muss das Getriebe noch 4 1/2 Stunden - fast eine volle LMS-Distanz - halten.

(c) GT-Eins.de(c) GT-Eins.de(c) GT-Eins.deNach 24h sind 541 Runden absolviert. Ein Porsche-Kundeneinsatz führt am Ende zum Erfolg über die Konkurrenten von BMW, Ferrari und Audi.  Mit einer kleinen Privatmannschaft von gerade einmal 10 Leuten gewinnt di BMS Scuderia Italia die 24h von Spa 2010 mit den Piloten Jörg Bergmeister, Wolf Henzler, Martin Ragginger und Romain Dumas. Zweite werden mit der selben Rundenanzahl Raymond Narac, Patrick Pilet, Patrick Long und Richard Lietz. Den 3 Dirks (Adorf, Müller, Werner) bleibt trotz einer herausragenden Leistung über das ganze Rennen hinweg nur der undankbare Rang 3.

Somit stehen in der GT2-EM-Wertung am Ende die beiden Porsche und der AF-Corse-Ferrari von Waltrip, Cadei, Kaufman und Cioci    auf den ersten 3 Plätzen. Die GTN geht an die beiden BMW und den Gravity-Mosler. Die GT3-Klasse gewinnt Mühlner Motorsport mit einem reinen Kundeneinsatz der kundenorientierter nicht sein kann gegen Schwergewichte wie Phoenix, Prospeed Comptition, Reiter Engineering und Marc VDS. Jürgen Häring, Dimitrios Konstantinou, Arnaud Peyroles und Gilles Vanellet können sich in die Siegerlisten eintragen. Marc VDS und United Autosport bleibt nur die Erkenntnis sich in einem hart umkämpften Wettbewerb wenigstens auf das Podium durchgekämpft zu haben. Die GT4 gewinnt das Team Jota mit einem hauptsächlich durch die Mechaniker erkämpften Erfolg.

(c) GT-Eins.de

In der GT4-Klasse unterstreicht das Team Jota seine Dominanz und baut den Abstand auf den Excelsior-Aston auf mittlerweile 72 Runden aus. Dabei lief auch hier nicht alles problemlos: " Wir haben insgesamt 2 Stunden mit Elektronikproblemen in der Box verbracht. Drei Mal haben wir alleine das elektronische Gaspedal tauschen müssen. Der Wagen ist ein paar Mal auf der Strecke einfach ausgegangen." erklärt und Teammanager Sam Hignett.

Am BMW#78 wird in der Box kurz an den Radhäusern gearbeitet. Man lässt aber effektiv kaum Zeit liegen. Dagegen muss beim WRT-Audi nach Motorproblemen die ECU gewechselt werden. Man verliert 9 Runden und fällt auf den vierten Rang der GT3 zurück. Doch als man aus der Box fährt zeigt sich das Problem nicht behoben. Langsam schleicht der Audi eine Runde um den Kurs.
 

(c) GT-Eins.de
Cheever macht sich sofort daran den Rückstand von 27s auf den Porsche einzudampfen. Auf dem haben sich die Routiniers Konstantinou und Häring gegen eine Reperatur der maladen Schaltung ausgesprochen. Der Klassensieg ist zu verlockend. Der Ford läuft zwar auf Rang 3 der Klasse wieder. Doch um die Probleme dauerhaft zu beheben wird der Wagen erneut für einen Wechsel des Anlassers herein geholt.

Noch 4h: Die Reihung im Telegrammstil lautet: #79, #23, #16, #78, #53, #68, #1, #4, #99, #67.  In der #2 erklärt Wolf Henzler, der gerade durch Romain Dumas ersetzt worden ist: Wir haben soweit keine Probleme. Wir versuchen lediglich ein hohes Tempo vorzulegen um die BMW permanent unter Druck zu halten und vielleicht dabei in einen Fehler zu treiben. Das Rennen ist noch lang."

Auf der Jagd nach dem Mühlner-Porsche fliegt Cheever fast in Eau Rouge ab. Beim anschliessenden Stopp wird eine defekte Servolenkung festgestellt. Am Schwesterfahrzeug gibt es wenig später parallel dazu Bremsprobleme. Dadurch gelangt der belgische Ford GT  wieder auf die zweite Klassenposition. Der Prospeed#60  kollidiert wenig später mit dem GT2-Schwesterfahrzeug #4, was einen längeren Stopp zur Folge hat.

Späte Ausfälle im Rennen umfassen den auf P14 plazierten #55 Alpina des Sportgarage-Teams (Motorschaden) und den Team Gulf Lamborghini #85 der vor Pouhon strandet.

Für das Team Jota ist der Kampf mit dem störrischen GT4-Aston noch längst nicht beendet. 140 Minuten vor dem Rennende bleibt der Wagen mal wieder auf der Strecke stehen, kann aber wieder zum Laufen gebracht werden. Das wiederholt sich in der Folge noch mehrmals. Man stellt den Vantage daraufhin in der Box ab um am Ende noch eine Runde zurücklegen zu können. Luxuriöse 60 Runden Vorsprung stehen für die britische Mannschaft zu Buche.

Bei BMS wechselt Jörg Bergmeister für Romain Dumas ins Auto. Der Rückstand auf den an der Spitze liegenden BMW beträgt mittlerweile 2 Runden.   Als er wieder aussteigt ist er ernüchtert: "Nach vorne hin geht nichts mehr! Wenn die BMW an uns vorbei fahren denkst du du würdest rückwärts einparken. Wir könnenuns hier lediglich auf den 2. Platz und den GT2-EM-titel konzentrieren."

Doch es ist nie vorbei ehe es vorbei ist. In Runde 527 geschieht der Super-Gau für BMW. Die führende #79 fliegt in der Kurve nach Bruxelles von der Strecke. Dirk Werner erlebt ein deja vu seines Abfluges am Nürburgring. Die linke vordere Aufhängung ist kollabriert. BMS erbt in der letzten Rennstunde die Führung. 3 Runden brauchen die flinken Hände in der BMW-Box um die Aufhängung wieder rennfertig zu machen. Aber man hat 5 Minuten und  2 Runden auf den BMS-Porsche verloren. Auch hinter den IMSA-Porsche ist man zurückgefallen.

Wolf Henzler schaltet in der #23 in den Cruising-Modus. Bei  den GT3-Führenden von Mühlner Motorsport gibt man inzwischen offen zu das nur noch 3 Gänge an Bord sind. 
(c) GT-Eins.de



von Harald Gallinnis und Rene Jüptner

© GT-Eins 2010