Mit Anbruch des zweiten Rennviertels
dreht sich der Farnbacher-Ferrari zwischen den beiden Sprunghügeln im
Pflanzgarten bei hoher Geschwindigkeit von der Strecke und schlittert
nur wenige Zentimeter an der Leitplanke vorbei. Bei Manthey Racing
kommt man währenddessen in Runde 40 zum planmäßigen Stopp an die Box,
Marcel Tiemann steigt aus und Marc Lieb klemmt sich hinter das Steuer
des 911 GT3 R.
Wenige Minuten danach ist der R8 LMS von Basseng, Rockenfeller,
Stippler und Stuck in langsamer Fahrt auf der Döttinger Höhe unterwegs.
Direkt unter der Brücke im Abschnitt Antoniusbuche bleibt der Bolide
liegen und wird von der Streckensicherung nur bis in den Tiergarten
geschleppt. Einige Teammitglieder versuchen, den Wagen wieder in Gang
zu bekommen, Marc Basseng steigt aber sichtlich enttäuscht aus. Wie
sich herausstellt, musste Basseng einem Mitstreiter ausweichen und
dabei etwas härter über den Randstein räubern. Dabei beschädigte er
sich unter anderem die Ölwanne, im Anschluss gibt der Motor seinen
Geist auf.
Um 21:45 Uhr, nach fast sieben Stunden Fahrzeit, liegt Manthey mit
dreieinhalb Minuten Vorsprung vor dem Audi von Scheider, Ekström,
Jarvis und Werner. Um Platz drei kämpfen der BMW von Farfus, Lamy,
Alzen und Müller im Sekundenabstand gegen den Hybrid-Porsche mit
Bergmeister, Holzer, Ragginger und Lietz. Letztere kommen zur
Sieben-Stunden-Marke allerdings an die Box, Jörg Bergmeister macht den
Sitz für Teamkollege Richard Lietz frei.
40 Minuten später würfelt sich der Zeitenmonitor kräftig durcheinander.
Während der Phoenix-R8 von Biela, Fässler, Hennerici und Kaffer die
Führung übernimmt, liegt der Hybrid-Porsche zwei Minuten dahinter. Eine
weitere Minute zurück ist der M3 mit der Startnummer 25. Vermisst wird
zu dieser Zeit der Manthey-Porsche, der ebenso wie der #100 Abt-Audi
schon länger nicht mehr die Start-Ziel-Linie überquert hat. Nach kurzer
Zeit kann Marcel Tiemann aufklären. Man ist Opfer einer Kollision
geworden, ein Teilnehmer ist nach einem Einschlag in die Leitplanke
zurück auf die Strecke geschleudert worden und hat den Spitzenreiter
dabei abgeräumt. Das Auto steht im Pflanzgarten und man versucht, den
GT3 R irgendwie an die Box zurück zu bringen, doch der Gesamtsieg ist
damit offenkundig vom Tisch. Selbiges widerfährt auch dem #100 Audi mit
Marco Werner am Steuer.
Eine halbe Stunde ist am Samstag noch zu fahren und der Hybrid-Porsche
liegt zum wiederholten Male in Führung. Allerdings hat das Quartett auf
dem #99 Audi einen Stopp mehr auf der Uhr und wird in kurzer Zeit
wieder vorbeiziehen. Für das Hankook Team Farnbacher verläuft die Nacht
bislang erfolgreich, bis auf den fünften Platz kommt man nach vorne.
„Ich geb da allerdings gar nichts drauf“, erklärt Teamchef Horst
Farnbacher. „Das Rennen dauert noch so lange, wir haben noch nicht mal
Rennhalbzeit.“ Auf Position sechs vorgerückt ist der noch verbliebene
Z4 GT3 von Schubert, bei BMW Motorsport gibt es mit der Startnummer 25
einen Reifenschaden zu verzeichnen. Die letzte Runde dauerte fast 22
Minuten und wirft die Equipe auf den siebten Rang zurück.
Konstant unterwegs sind Vanina Ickx, Nasser Al-Attiyah, Dieter Depping
und Klaus Niedzwiedz auf einem der Erdgas-Sciroccos, im
Gesamtklassement haben sie sich auf die 19. Position gefahren. Nicht so
gut läuft es bei den Teamkollegen im #118 Scirocco um Florian Gruber.
Wie Nicki Thiim erzählt, ist Gruber jemand ins Heck gefahren, wobei die
Hinterachse beschädigt wurde. Die Reparatur nimmt einige Zeit in
Anspruch. Im Pech ist auch der Aston Martin von Tim Schrick, hier hat
die Kupplung versagt. Allerdings ist man dabei, die Sache zu beheben
und den „Briten“ wieder zurück auf die Nordschleife zu schicken.
Das Duell der Nacht ist definitiv der Zweikampf zwischen dem Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3 von Fässler/Biela/Kaffer/Hennerici und dem Hybrid Porsche GT3 R von Bergmeister/Lietz/Holzer/Ragginger, die zeitweise nur 1-2/10 Sekunden auseinander liegen. Der Grund ist das der Alzen Porsche Pierre Kaffer im Audi und Marco Holzer im Porsche über mehrere Runden angeblich auf der Strecke aufhält. Mit ca. 5 Minuten Rückstand folgt der Team Abt Sportsline Audi R8 GT3 LMS mit Collard/Luhr/Mies.
Beim Tageswechsel liegen Biela, Fässler, Kaffer und Hennerici in Führung. Es folgt der Hybrid-Porsche vor dem Abt-Audi mit der #2 und dem Ferrari von Farnbacher. BMW Motorsport hat sich mit guten Zeiten wieder in die Top-fünf gekämpft, allerdings klagt man im #26 M3 über Kupplungsprobleme. Die Spitzenreiter haben zu diesem Zeitpunkt 58 Runden abgespult, was gut 1472 Kilometern entspricht.
Die Überraschung der ersten Stunden: Der Farnbacher Ferrari 430 GTC gemeldet in der Klasse SP7. In der VLN bisher maßlos unterschätzt – spielt in der Nacht des 24h-Rennens beeindruckend seine Stärke aus. Seit langen demonstriert ein Mittelmotor-Rennwagen wieder einmal was auf der Nordschleife möglich ist. Gegen 1 Uhr nachts liegt der Ferrari sicher auf Position 4.
Dass sich Konsequenz bei einem 24h-Rennen auszahlt, zeigt sich am Porta-Phoenix-Racing Audi R8 LMS. In den ersten Runden rangierten Rostek/Ludwig/Bronzel/Winkelhock um die 20. Position. Durch das rege Geschehen in der Spitzengruppe ist der Audi gegen 1 Uhr in sicher in den Top 10 unterwegs. Auch Christer Jöns zeigte sich beim Gespräch im nächtlichen Fahrerlager über die bisherige Lage des Audi R8 LMS GT3 mit der Startnummer 102 sehr zufrieden. Das junge Fahrerquartett Jöns/Stuck jr./Heyer/Breslin hält sich mit 3 Runden Rückstand souverän in den Top10.
Zur
9. Stunde liegt der Opel
Astra OPC von Scharf/Rathje/Hoffmeister/Büeler in der hart umkämpften
Klasse SP3T auf dem 3. Klassenrang. Beachtlich für den ersten
Renneinsatz der gecasteten Rennfahrer.
Der beste Cup Porsche rangiert um halb drei
auf Platz 13. Die Scuderia Offenbach mit Weiland/Forbes/Riemer/Horn
wird auch beim 24h-Rennen ihrem Speed gerecht, den sie bereits in der
VLN gezeigt haben. Unterdessen muss der Haribo-Porsche eine weitere
Getriebe-Reperatur über sich ergehen lassen. Und bei Black Falcon
überlegt man den GT4 wegen eines Vorderachsbruchs endgültig stehen zu
lassen.
von Harald Gallinnis, Alexander Müller, David Heimann und Christian Reinsch
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