Was sich schon in den frühen Zügen des
Freitags ankündigt, bewahrheitet
sich am Nachmittag zum zweiten Teil des Zeittrainings. Über Nacht hat
es zwar nochmal kräftig geregnet, aber die Strecke ist, auch mit Hilfe
der Rahmenserien, nahezu abgetrocknet. Abseits der Ideallinie finden
sich nur noch vereinzelt nasse Flecken. Das löst bei den Teams einen
wahren Sprint aus, denn speziell in der ersten Runde sind keine
langsamen Fahrzeuge auf der Strecke, die man überholen muss.
Dennoch kommt es zu kleinen
Zwischenfällen, im Bereich Wippermann nehmen gleich zwei Audi R8 LMS
hintereinander den Weg über die Wiese. Während man bei Phoenix Racing
glimpflich aus der Nummer heraus kommt, schlägt der Black-Falcon-Audi
seitlich in die Leitplanke ein und dreht sich daraufhin auf den Kurs
zurück. Da das Verkehrsaufkommen noch relativ gering ist, bleibt die
Kollision ohne weitere Folgen. Dagegen ist für den schnellsten der GT
der SP7-Klasse schnell Schluss: Dominik Farnbacher wird eingangs
Hatzenbach von einem der Schubert WTCC-BMW abgeschossen und verpasst
mit seinem Ferrari die blaue Lampe.
30 Minuten vor dem Ende kommt so langsam wieder Schwung in die
Spitzengruppe, der Abt-Audi mit der Startnummer zwei schiebt sich
hinter die Manthey-Truppe, der Cup-Porsche von Jürgen Alzen nimmt
Position sechs ein. Bei Phoenix Racing und BMW Motorsport verbessert
man sich auf die Plätze drei und vier.
Der Black Falcon R8 mit Stuck,
Heyer, Breslin und Jöns, nach guter Zeit auf P11 liegend, findet sich
Ausgangs Brünnchen im Kiesbett wieder. Jöns verliert das Auto in der
Kurvenmitte und schlägt nach einer Drehung mit der rechten Front ein.
Die Streckenposten müssen den Boliden aus dem Kies ziehen. Nach einer
weiteren Runde kann Lucas Luhr sich über die provisorische Pole freuen.
Man ist 2,356 Sekunden schneller als die Zeit von Manthey, die nun
schon seit fast 100 Minuten steht.
In seiner
letzten Runde kommt schließlich Marco Werner mit
neuer Bestmarke von 8:24,753 Minuten über die Linie. Seine Zeit gehört
zu den schnellsten Runden, die in den letzten Jahren während dem
24-Stunden-Rennen gefahren wurden. Bis auf Position vier vor fährt
erneut der Haribo-Porsche von Manthey, ehe sich der dritte R8 LMS von
Phoenix Racing mit Kaffer abermals verbessern kann und für eine
Vierfach-Pole der Ingolstädter sorgt.
Während morgen somit vier Audi von den
ersten Plätzen aus losfahren,
sind mit der Haribo-Truppe, Mamerow und Manthey gleich drei 911 GT3 R
in der direkten Verfolgerposition. Der BMW GT2 von Alzen, Farfus,
Müller und Lamy landet auf Rang acht vor dem Hybrid-Porsche.
Nachdem die erste Runde absolviert ist,
zeigt sich Manthey Racing ganz
souverän an Front. Mit 8:30,323 Minuten ist man nicht nur gut 50
Sekunden schneller als noch am Vorabend, sondern sogar sechs Sekunden
schneller als die Mamerow-Truppe auf Position zwei. Der #100 Abt-Audi
mit Werner, Scheider, Ekström und Jarvis lässt Rang drei notieren, vor
den Markenkollegen von Phoenix mit Basseng, Rockenfeller, Stippler und
Stuck.
Der BMW von Werner, Adorf, Müller und
Andy Priaulx behauptet die
fünfte Position. Lange Zeit passiert nun nichts mehr an der Spitze,
hinter den Top-ten wird aber fleißig um Platzierungen gekämpft.
Kurz vor Halbzeit des Trainings schlägt Andre Lotterer im Gazoo-Toyota im Bereich Hatzenbach in die Planke. Er muss sich nun über die ganze Runde zurück an die Box kämpfen. Lotterer gibt unumwunden einen Fahrfehler zu „Der Abflug geschah aufgrund eines Bremsfehlers. Ich bin noch später als sonst auf die Bremse gestiegen. Dabei hat das ABS noch ein wenig verzögert und dann bin ich auf das Gras gekommen. Da gab es dann natürlich keine Verzögerung mehr“.
Bei Manthey lässt
man das Geschehen ruhig angehen und fährt nicht wieder raus.
„Wir wollten das Auto schonen“, erklärt Teamchef Olaf Manthey später.
„Die Strecke war am Ende zwar schneller, aber wir sind lieber auf
Nummer sicher gegangen.“ Seine Fahrer trauern dem RSR keine Träne nach.
Romain Dumas: „Wir haben jetzt mit dem Manthey GT3 R einen höheren
Topspeed als mit dem RSR im letzten Jahr. Der wurde durch die
Restriktoren zu sehr eingeschnürt. Wenn ich vergleichen müsste, welche
Rennen mir besser gefällt – Le Mans oder Nürburgring - dann muss
ich eindeutig sagen das das 24h Rennen am Ring für mich der
interessantere Event ist.“
Teamkollege Timo Bernhard: „Der RSR hatte dafür den effektiveren
Abtrieb gehabt – war also schneller in den Kurven. Das nützt dir aber
nichts wenn du die Zeit nachher auf den Geraden verlierst. Trotzdem ist
der GT3 R vom Grip her in etwa dem RSR ebenbürtig. Man rutscht also
nicht mehr.“
Kleine Randbemerkung: Die Top-16
bestehen nun
aus SP9- und E1-XP-Fahrzeugen, erst auf Position 17 steht mit dem
Mspeed-Team eine Mannschaft aus der SP7 auf dem Zeitentableau.
In der letzten viertel Stunde flammt der Kampf dann so richtig auf,
viele Topteams gehen nochmal auf die Strecke. Mamerow schiebt sich
knapp vor den Manthey-Porsche auf P2, etwas mehr als zwei Sekunden
beträgt der Rückstand auf die Spitze. Das Haribo Team Manthey schießt
auf Rang sechs vor, wird wenige Sekunden später aber wieder vom #99
Audi von Biela, Fässler, Kaffer und Hennerici verdrängt. Drei Minuten
vor Schluss übernimmt Mike Rockenfeller im #98 Audi mit 8:25 Minuten
die Spitze.
Dessen Pilot Jörg Bergmeister will sich noch nicht auf einen
Favoritenstatus festlegen lassen. „Mit dem Hybrid-Porsche haben
wir gestern schon die
zweitschnellste Zeit im Nassen erzielen können. Dort lag das Auto
richtig gut. Prinzipiell können wir vom Verbrauch her Stints von 10
Runden fahren – das könnte unser Vorteil sein. Als Favoriten für den
Rennsieg würde ich den Wagen aber nicht bezeichnen – dazu ist das Paket
noch zu neu.“ Allerdings wurden dem Porsche vom ADAC noch einmal 25 kg
nach dem letzten Rennen eingeladen – daher stehen die 10 Runden noch
auf der Kippe.
Stark ist auch die Leistung von Jürgen Alzen, Dominik Farnbacher, Sascha Bert und Thomas Jäger, die die Top-ten abschließen. Der zweite BMW M3 wird auf Position elf losgeschickt, Schubert rangiert mit einem Z4 GT3 auf P15, der andere ergattert mit Platz 20 die letzte „blaue Leuchte“
Die Klassenpole in der SP6 erzielt
Christopher Haase auf dem Schmersal
Z4-Coupé - einem von 2 autos dises typs das 2010 noch bei den 24h
startet. „Ich bin hier zum ersten Mal auf dem Schmersal Z4
Coupé unterwegs. Das Auto fährt sich gut und ist jedenfalls nicht so
zickig wie mein GT1-Lamborghini aus der FIA-GT1
Weltmeisterschaft. In beiden gezeiteten Sessions habe ich
jeweils den ersten Einsatz gefahren. Nun sind wir schnellste in der
Klasse. Dabei wäre meine Zeit noch verbesserungsfähig gewesen – auf
meiner schnellsten Runde musste ich wegen einer gelben Flagge aufgrund
eines BMW-Abfluges vom Gas – sonst wäre eine Zeit um 9 Minuten möglich
gewesen.“
Tobias Biberger von Nissan Central Europe erläutert den Einsatz von RJN
- die mit dem GT4 370Z nicht in der SP10 sondern in der SP7
starten: "Wir haben für RJN Motorsport den
Michael Krumm als Werksfahrer von Nissan angefordert.
Eigentlich sollte der Wagen ja in der SP10/GT4 starten doch die Piloten
klagten über ein sehr nervöses Verhalten auf der Hinterachse. Da die
Zeit zum Testen fehlte haben wir einfach einen Flügel auf das Auto
gesetzt und starten nun in der SP7. Dort haben wir zwar keine Chance
mehr auf den Klassensieg – die wir uns in der SP10 ausgerechnet hätten
– aber die Fahrer haben ein besseres Gefühl und wir werden wohl auch im
Gesamtklassement etwas weiter vorne ankommen.“
von Harald Gallinnis, Alexander Müller, David Heimann und Christian Reinsch
© GT-Eins 2010