Das Feld ist im Vorfeld auf 158 Teilnehmer geschrumpft , nachdem die
beiden Overdrive Racing Porsche Caymans zurückgezogen worden sind. 156
der Teams gehen zu Beginn des Rennwochenendes in
das freie Training. Dieses startet um 13.30 leicht verspätet bei
trockener Strecke aber heiter bis bewölktem Himmel. Am Horizont ist gen
Südwesten ein dunkler Streifen zu erkennen - doch dazu später.
Bei Black Falcon setzt man in diesem Jahr 8 Wagen beim Klassiker ein. 3
GT3-AMG GT stehen in einer Box - in der Box daneben stehen weitere 2 AMG
GT4 (der "Knuffi" und der Team Identica GT4) sowie 3 Porsche - ein 911
MR II und 2 V6-Caymans.
Keine Auskunft kann man uns dagegen beim Toyota Gazoo Racing Team
über die zahlreichen an den Start gebrachten Projekte geben - die
japanische Mannschaft zeigt sich wie in den Vorjahren ebenso
verschwiegen wie desorganisiert was die Informationen an die Presse
angeht - aber das ist man mittlerweile von ihnen gewohnt...
Christopher Haase startet auf dem Land Audi und dem Audi von Car
Collection. In den immer wieder mal aufkommenden Chor der Audi-Piloten
die sich über die BoP beklagen will er hier nicht einstimmen. "Wir sind
hier gut aufgestellt. Im Endeffekt liegt es nun an uns was wir damit aus
dem Wagen heraus holen. Man darf nicht vergessen das hier knapp 14
Werksautos mit reinen Werksfahrerbesatzungen gegeneinander fahren. Das
ist schon eine sehr harte Competition. Vielleich härter wie in Le Mans."
Haases Car Collection-Audi steht
aufgewärmt in der Box. "Den Motor müssen wir dank des Serienursprungs
nicht vorheizen. Aber dem Getriebe tut es gut wenn diese im
Vorfeld mit warmen Öl gespült wird. Generell muss man sagen das die GT3
nicht so aufwendig sind und eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse
haben wenn du den gebotenen Speed und die Kosten gegeneinander
vergleichst. Der GT4 ist zwar noch günstiger operiert dafür aber auf
einem anderen Performance-Niveau. Das soll nicht heissen, das ich
den nicht mag.
Die schnellste Runde in der Session gelingt bei trockenen Bedingungen
dem Rowe-Racing BMW #99 von Catsburg/Wittmann/Krohn/Edwards mit einer
8:27,519 vor dem Getspeed-AMG GT #17 von
Shoffner/Hill/Schiller/Palttala, deren Auto 5,1s langsamer gestoppt
wird. Rang 3 belegt der zweite Rowe-Wagen mit der #98 dem eine weitere
Sekunde auf die Teamkollegen fehlt vor dem Octane 128 Ferrari, auf dem
das Quartett Grossmann/Trummer/Hirschi/Prinz eine 8:38 als schnellste
Zeit markiert. Die Top-10 des Feldes werden durch den #1
Manthey-Porsche, den #29 Land-Audi, den #48 Mann-Filter AMG, den #45
Kondo Racing Nissan, den #14 Car Collection-Audi und den #16
Getspeed-AMG komplettiert.
In der KKrämer-Box erzählt uns der Amerikaner Jean-Francois Brunot (Der
in den USA ansässsige Pilot hat einen französischen, einen
amerikanischen und einen madagassischen) Pass seine Motivation hinter
dem Ginetta-Projekt:
Das britisch amerikanische Quartett tritt in der Klasse
gegen 4 BMW und je einen Audi, Mercedes und Aston an. Weitere GT4-Autos
starten statt in der SP10 in der SP8T-Klasse.
Nach etwa 45 Minuten hat die drohende
Gewitterfront die Nordschleife erreicht Über der Quiddelbacher Höhe
entladen sich die ersten Schauer und als Blitze vom Himmel zucken ist
ganz schnell Schluss mit der Zeitenjagd. Zwar gehen noch einmal einzelne
teams mit Regenreifen auf die Nordschleife, doch als dort nicht nur
Bäche sondern vereinzelt auch Schlamm auf die Strecke läuft, bricht die
Rennleitung die Session mit der roten Flagge vorzeitig ab.
Allerdings bleiben einige
Kollateralschäden zurück: Der #16 Getspeed AMG GT von Van der Zande,
Vautier, Seyffarth, Heyer ist in der Fuchsröhre eingeschlagen. Den #42
Schnitzer-BMW von Farfus, Tomczyk, van der Linde, Scheider hat es im
Bereich Flugplatz auf Aquaplaning in die Leitplanken geworfen. Der #55
Octane 126 Ferrari 488 GT3 ist am Flugplatz in die Reifenstapel
eingeschlagen. Dort ist auch der #38 KCMG-Nissan GT-R Nissmo GT3 liegen
geblieben.
Zum Glück sind es noch 4h bis zum ersten Qualifying...
Jim Glickenhaus hat seinen SCG003
entgegen ersten Ankündigungen jetzt doch in der roten Farbe belassen.
"Es ist das letzte Mal das wir mit diesem Auto bei den 24h starten!",
bestätigt uns der amerikanische Teamchef. "Ende des Jahres wollen wir
den GT3 vorstellen. Dieser wird sein Renndebüt bei VLN 1 2020 geben und
mit diesem wollen wir auch nächstes Jahr in der SP-X-Klasse einen
Entwicklungseinsatz beim 24 Stunden Rennen planen. Dazu wird auch
parallel der GT2 entwickelt". Gar nicht zur Erwähnung kommt das von
Glickenhaus ebenfalls geplante Hypercar für die neue LMP1-Ersatzklasse
in Le Mans, die allerdings erst Mitte 2020 zum Tragen kommen soll und
das ebenfalls geplante GT4-Projekt. Wir warten an dieser Stelle
lieber ab weches dieser Projekte als erstes realisiert wird...
Ich habe schon einige Entwicklungseinsätze darauf absolviert und wenn du
dich erst mal an die anderen Bremspunkte und die geringere Leistung
gewöhnt hast dann stellst du fest das du am Limit damit ähnlich hart
mit den Gegnern kämpfen kannst wie mit einem GT3. Von daher würde ich
die GT4 niemals unterbewerten."
Beim Thema GT3 und GT4-Sport und Sportkomissar-Entscheidungen im ADAC
GT-Paket wird Haase dann doch lieber schelmisch wortkarg - "Ich glaube
ich muss jetzt ganz dringend zu einem Gespräch mit meinem
Renningenieur..." - aber das ist dann wirklich eine andere Baustelle...
Bei Hofor Racing setzt man auf der #71
in der GT4/SP10-Klasse eines der beiden Chassis aus der ADAC GT4 Germany
ein. "Der Umbau war kein grosser Akt: Wir mussten lediglich den
Tankinhalt wegen dem anderen Reglement anpassen und müssen hier mit
Dunlops statt mit den in der Sprintserie gebrauchten Pirellis antreten.
Aber weil man das Fahrwerk hier eh auf die Strecke anpassen muss ist das
keine grosse Umgewöhnung." erzählt man uns beim Team.
"Ich bin seit 4 Jahren hier mit diversen Fahrzeugen - zuletzt
GT4 - am Ring unterwegs gewesen. Als in der letzten Saison
KKrämer vor der Entscheidung stand, sich einen der neuen Cayman zuzulegen,
weil der alte auf Dauer nicht konkurrenzfähig sein wird, habe ich sie
auf die Alternative mit dem Ginetta aufmerksam gemacht. Ich kenne den
Ginetta aus gelegentlichen Sprinteinsätzen in den USA und denke das er
mehr ein Rennfahrzeug wie die meisten deutschen GT4 ist. Ein BMW oder
AMG hat mehr Gewicht, die man dort mit mehr Leistung um die Kurven
wuchten muss. Der Ginetta hat zwar nicht so viel Leistung ist aber
deutlich leichter, was ihn agiler als die Konkurrenz macht. Von den Kosten her ist er mit ca 150.000€ immer noch einer der
günstigsten GT4. Auch die Ersatzteilkosten im Falle eines Crashs fallen
nicht so hoch wie bei der Konkurrenz aus und auch die Betriebskosten
sind mit etwa 1400€/h nicht so weit von denen der anderen GT4 entfernt.
Für mich ist er eher ein Mini-GT3 als ein GT4."
Brunot hat als Co-Piloten neben Ginetta-Werksfahrer Charlie Robertson, Charles Ladell und Colin White mit an Bord die den Wagen von diversen britischen Meisterschaften her kennen.