Bei Porsche ist man ziemlich ernüchtert vom Stand der BoP und den
Auswirkungen der offensichtlichen Zugeständnisse an Ford und deren
Auswirkungen auf die eigenen Wagen. Christain Ried: "Das hier Keiner
gute Laune hat liegt sicherlich nicht nur am Wetter! Wir hatten im
Vorfeld mit einem Rückstand von 2s bei den GTE-Pro und 1,5s bei den
GTE-Am gerechnet. Nun sind daraus 4s bei den Pro und 2 1/2s bei uns
geworden. Ich habe 4 Kundenautos am laufen und alle Kunden sagen so
macht das Rennen hier keinen Sinn. Der ACO muss bedenken das man so
natürlich auch die Kunden für das kommende Jahr aus der WEC vergrault.
Dort stellen wir 3 Autos - wenn die nächstes Jahr auch noch wegbleiben
siehts mit der Klasse düster aus. Ich hab ja Verständnis das man den
Ford beim Comeback Zugeständnisse macht, aber das muss im Rahmen bleiben
und darf nicht in totale Chancenlosigkeit für die Gegner ausarten."
"Ich habe mich damals mit dem Team aus der SRO-Szene zurückgezogen weil ich von der BoP nichts halte. Nun holt mich das Thema hier beim ACO wieder ein. Auch die ADAC GT wäre für uns keine Option, nachdem ich mitbekommen habe wie man damals beim Finale in Hockenheim vor ein paar Jahren den Mercedes entgegen gekommen ist. Am Besten wäre man lässt den RSR im Porsche Sports Cup zu und dann würden wir eine Spasssaison mit wenig Aufwand und Kosten im kommenden Jahr absolvieren können."
Die 2. Qualisession lässt sich relativ leicht zusammenfassen: da nach etwa 15 Minuten erste Regenwolken dunkel über der Strecke durchziehen hat sich die Zeitenjagd relativ schnell erledigt. Die Teams beschliessen, nachdem es sich über der Strecke einregnet, die Pflichtrunden für ihre Privatpiloten zu absolvieren und von Fall zu Fall Regenabstimmungen zu erarbeiten, die aber erst möglich werden nachdem es sich über der gesamten Strecke eingeregnet hat. Gegen Ende der Session ist es insgesamt sehr nass.
Das einzige Team dem eine Zeitenverbesserung gelingt ist der #88 Abu
Dhabi Proton Porsche der sich zu Beginn der Session auf die dritte
Stelle der GTE-Am vorschieben kann. Damit beträgt die Lücke zum
Clearwater Ferrari, dem der Regen die Chance auf einen angemessenen
Konter raubt, nur noch 0,7s. Auch die ByKolles-Piloten könne nun
zählbare Zeiten hinterlassen und sortieren sich noch vor dem schnellsten
LMP2 ein.
Christian Ried (KCMG/Proton) schaut sich
mit seiner Mannschaft die letzten Minuten des EM-Spiels Deutschland
gegen Polen vor der Box an: "Die Bestzeit auf der #88 hat Patrick Long
erzielt. Er hatte neue Reifen und zu Beginn eine freie und trockene
Strecke, da hat alles gepasst. Aber die Ferraris hätten sicher gekontert
wenn sie die Gelegenheit noch gehabt hätten. Insofern bin ich ein wenig
unglücklich mit der Zeit weil die uns bei der BoP-Diskussion besser
dastehen lässt als wie wir sind."
"Was wir aufgrund des Kundeninteresses
wohl wiederholen ist das AsLMS-Programm. Das ist gar nicht so teuer wie
man zuerst denkt. Der Container mit dem zu das Auto und die teile
verschickst kostet nur 6000€ und dann kommen die Nenngebühren für die
Veranstaltungen hinzu. Dagegen werden wir wohl das ADAC F4-Programm
einstellen, weil die Mannschaft dafür nicht zu motivieren ist. Dafür
müsstest du eine eigene Abteilung aufziehen."
Bei Formula Racing ist GT-Junior Mikkel
Mak als letzter Pilot auf der Strecke gewesen: "Es war absolut verückt!
Ich bin mit dem Ferrari nur 80 kmh gefahren und habe mich trotz Regenreifen mehrfach auf
dem Aquaplaning gedreht. Zumindest konnte ich mir bei dem langsamen
Tempo einmal die Strecke genau ansehen. Sonst fixierst du ja nur die
Einlenk- und Bremspunkte. Der Auftritt hier ist der vorläufige Höhepunkt
eines 3-Jahres-Programms. Wir haben die Wildcard hier ja mit unserem
ELMS-Titel letztes Jahr gewonnen, was ein grosser Erfolg war. Im Jahr
zuvor haben wir das Ticket ja nur knapp verpasst."
Ried hat mit seiner Mannschaft nach dem Ausstieg von Patrick Dempsey als
aktiven Piloten deutlich weniger Publikumsverkehr in seiner Box zu
verzeichnen. "Aber auch der fragt mich natürlich warum wir so langsam sind!".
Der neue Porsche ist für Ried vor 2018 kein offizielles Thema.
Den wiederum darf Richard Lietz als
Entwicklungspilot bewegen. "Wir hatten schon 15 Testtage mit dem neuen,
nächstjährigen Auto, wobei man sich solch einen Testtag nicht immer so
umfangreich vorstellen muss. Aber wir arbeiten unser Programm schon
konsequent ab. Getestet haben wir dabei nicht nur in Weissach sondern
auch am Lausitzring den ich persönlich als eine meiner Lieblingsstrecken
ansehe. Hat vielleicht damit zu tun das ich damals bei der Eröffnung
dort ein Formel-Rennen gewinnen und dabei einen Timo Glock schlagen
konnte." Richard Lietz will sich zum Thema BoP lieber nicht öffentlich
äussern. "Wenn ich das sagen würde was ich denke wär ich meinen Job hier
los. Unser Auto liegt wirklich perfekt und wir geben alles - und
trotzdem fehlen uns 4s."
Bessere Laune herrscht bei LMP-Kollege
Marc Lieb,
auch wenn eine erneute Bestzeitenjagd noch in der Schwebe hängt. "Es
hängt vom Wetter ab. Wir erwarten ein nassens erstes Training und dann
sind wir natürlich auf die Rennabstimmung und die zahlreichen
Testtprogramme unserer Ingenieure konzentriert. Aber wenn sich die
Bedingungen gegen Ende der letzten Session in der Nacht noch mal bessern
sollten dann werden wir noch einmal einen Schuss versuchen. Die Prio
ist jetzt gut ins Rennen zu kommen." Lieb sieht die Probleme vom Start
der Saison behoben. "Das Batteriepack hat ja die selbe Grösse gehabt und
wir sind jetzt zum Alten aus Zuverlässigkeitsgründen zurück gegangen.
Die
Probleme in Silverstone lagen bei der Aerodynamik. das haben wir auch
aussortiert. Für das Rennen werden beide Wagen voll auf Angriff gehen."
Bei Toyota enthüllt man das der dieses
Jahr als Grand Marshall agierende Alexander Wurz im Fall der Fälle als
Reservepilot ins Rennen eingreifen würde. "Offiziell dürfen wir keinen
Reservefahrer angeben, da der ACO dies nicht wünscht, aber Alex hat beim
Testtag bereits als Aushilfspilot im Wagen gesessen und wäre bestimmt
nicht die schlechteste Option wenn ein Pilot ausfallen sollte" erklärt
uns Pressesprecher Alastair Moffit. Bei Toyota rechnet man zwar
nicht mit Bestzeiten, aber damit, im Rennen mit bei der Musik zu sein.
Spekulationen der RLM-Kollegen das man eine Runde mehr als die deutschen
Hybriden pro Tankfüllung absolvieren könnte werden erst mal verneint.
Als
es nach einer Stunde Pause weitergeht kündigt sich schon die nächste
und letzte Regenfront des Abends mit spektakulären Farben an. Es fängt
kaum 10 Minuten nach dem Start der Session an zu regnen. Damit sind
maximal zum Ende der Session noch Zeitenverbesserungen möglich.
Doch der Regen wird in der Folge so heftig das aufgrund von Aquaplaning auf der Mulsanne schliesslich die rote Flagge herausgehangen wird. Die Unterbrechung hält 40 Minuten lang an ehe der Rennbetrieb wieder aufgenommen wird - eine Chance für uns ein paar O-Töne im Fahrerlager einzuholen:
Bei Murphy Prototypes erfahren wir das
der zur Präsentation vorgesehene Riley Ave-LMP3 erst nach dem Rennen zur
Homologation in Le Mans ankommen wird. Offensichtlich müssen am
mittlerweile in England angekommenen Wagen noch letzte Details fixiert
werden.
Während G-Drive und Rebellion die Pause für Fahrerwechsel nutzen, wird bei Race Performance noch am Oreca gearbeitet. Teamchef Michel Frey : Wir haben keine Beschädigungen zu verzeichnen. Alles läuft trotz des grossen Feldes sehr diszipliniert ab. Für nächstes Jahr werden wir wohl um ein neues Auto nicht herum kommen. Die alten werden zu langsam sein und damit wirst du keine Kunden mehr gewinnen können. Was mir nur Sorgen macht ist das der Sport mit diesen Autos immer teurer und komplexer wird"
Mittlerweile startet die Session nach
einer Stunde wieder, aber angesichts der Tatsache das die verbleibende
Zeit kaum ausreicht das alle Piloten ihre Pflicht-Nachtrunden
absolvieren, stellen einzelne Teams schon den Rennbetrieb ein und fangen
an ihre Wagen auseinander zu bauen um die Rennmotoren und -Getriebe für
den Einbau vorzusehen, so Extreme Speed Motorsport und RGR by Morand
und einige weitere Mannschaften.
Gulf Porsche Pilot Adam Carrol absolviert sein erstes Le Mans. Die BoP ist daher für ihn noch kein vorrangiges Thema. "Ich weiss das Porsche hier eine spezielle LM-Aero fährt und das unsere Konkurrenten schon in den Rennen zuvor stark waren. Aber angesichts des Debüts ist das erst mal zweitrangig. Wir versuchen uns hier gut aufzustellen und dank der erfahrenen Mannschaft sollte das kein Thema sein. Letzte Nacht war schon ein gewaltiges Pensum für mich zu lernen." Sein Chef, Wagenbesitzer Mike Wainwright, absolviert hingegen schon sein zweites Le Mans. "Das erste habe ich 2011 mit Aston absolviert. Leider ohne Finish - ich habe den Wagen damals in die Wand gesetzt".
Toyota erzielt zwar gegen Ende noch die Bestzeit in der Session
jedoch kommt man an die Bestzeiten des Vortags nicht mehr heran. Bei
Porsche feiert man die Pole mit der 3:19,733 von Neel Jani vom Vortag.
Jani erzielt damit zum 2.mal in Folge die Pole an der Sarthe. Die
Bestzeit in der LMP2 bleibt bei Rene Rast und dem G-Drive Oreca. Dirk
Müller wird für Ford als Polesetter gefeiert und der Clearwater Ferrari
mit Rob Bell bleibt Polesetter in der GTE-Am.