Freitag: Traditionell der Tag in
Le Mans zum Luftholen vor dem grossen Event. Die Teams bauen
in ihre Wagen die Motoren für das Rennen ein, die Piloten
bereiten sich auf die Fahrerparade am Abend in Le Mans vor,
die Fans nutzen den Tag zum Ausschlafen und die Fahrerparade
zur Einstimmung auf die traditionelle Party am Abend und die
überarbeiteten Journalisten können endlich ihren Rückstand aus
den vergangenen 2 Tagen aufarbeiten - so auch wir...
Bei
Aston Martin hatte ein ausgerissener Haltebolzen für den
Unterbodendiffusor einen Angriff der dänischen
GTE-Am-Mannschaft auf die Klassenpole verhindert. Andeas
Simonsen ist enttäuscht. "Der lockere Unterboden hat uns dann
den Auspuff beschädigt den wir dann zu lange reparieren
mussten. Schade - Wir wären gerne hier auf der Klassenpole
gestanden. Es ist schon enttäuschend hier so einen Chance zu
vergeben."
Statt dessen liegen der Flying
Lizzard Porsche, auf dem statt Darran Law Patrick Pilet
unterwegs ist, und der Prospeed-Porsche nun auf der
Klassenpole. Die Tatsache, das ein 2011´er 997 und ein 2010´er
Porsche den mit Werkspiloten besetzten 2012´er GTE-Pro #77 der
Zuffenhausener einrahmen, bereitet nicht nur den
Porsche-Ingenieuren Kopfzerbrechen.
Bei Toyota freut sich Alexander
Wurz darauf die Audis - wenn auch vielleicht nur kurzfristig -
ärgern zu können. "Wir hatten gestern nur ein kleines Problem
mit einem Kabelbruch als wir zu stark über die Curbs gekommen
sind. Ein Punkt den du halt im Vorfeld nicht unbedingt beim
Testen erkennst. Aufgrund des Unfalls auf dem HTTT fehlt uns
halt jede Menge Testerfahrung und auch das Rennen in Spa, das
wir auslassen mussten, hätte uns gut getan. Danach ging
es aber und die schnellen Zeiten sind für den ersten Einsatz
des Wagens erstaunlich gut. Ich freue mich schon auf das
Rennen. Bei uns ist es so das wir die Zeit auf der Hunandiers
mit unserer Power gutmachen, während die Audi dann wieder in
den Porsche-Kurven aufholen können".
Wie Toyota auf der
Pressekonferenz bekannt gibt hat man den 2. Wagen erst
unmittelbar 2 Tage vor dem Rennen zum ersten Mal auf dem
Flugplatz von Le Mans einem Shakedown unterziehen können.
Startplatz 6 ist insofern eine bedeutsame Leistung. Wie Toyota
offen zugibt ist ihnen in der ersten freien Trainingssession
tatsächlich ein Motor hochgegangen. "Es war ein Montagefehler"
gibt Teammanager Pascal Vasselon auf Nachfrage unumwunden zu.
Die offene Informationspolitik der
japanisch/deutsch/französischen Crew ist im Gegensatz zu Audi
oder Peugeot erfrischend anders.
Bei JWA Avila - dem einzigen auf
Pirelli-Reifen antretendem Team (der letzte Startplatz ist
allerdings nicht unbedingt darauf zurückzuführen) hat man
Routinier Martin Stessel kurzfristig als Chef-Mechaniker
engagiert, nachdem Meinungsverschiedenheiten zwischen dem
Teamchef und der bisherigen Fachkraft die Suche nach neuem
Personal notwendig machte. Der Kontakt kam auf Betreiben von
Ietoshi Kaneko zustande, der hier für das japanische TV als
Berater arbeitet, nachdem seine eigenen Le Mans Pläne mit
einem österreichischen Partner heuer sich nicht konkretisieren
liessen. "Ich bin gestern nach einer Spätschicht bei Heico die
ganze Nacht durch gefahren um heute morgen hier um 6
anzukommen. Ich habe lediglich 3 Stunden Schlaf im Auto hinter
mir. Ist schon ein wenig krank was man hier macht um dabei zu
sein..."
Die Race Performance-Eidgenossen
sind trotz gefühlt zu langsamen Rundenzeiten (3:43 - 5s hinter
der Spitze) zuversichtlich. Auch wenn die Leistungsdichte an
der Spitze (7 Autos innerhalb von 2s) Pilot Ralph Meichtry
Respekt abzollt. "Das erinnert schon fast an eine Formelserie.
Bei uns läufts trotz des Rückstands gut. Jonathan (Hirschi)
und Michel (Frey) fühlen sich genau wie ich wohl im Auto und
wir werden versuchen so konstant wie möglich durchzurollen -
wie ein Schweizer Uhrwerk halt. Ich freu mich schon riesig auf
das Rennen. Immerhin haben wir mit unserer Mannschaft vor 2
Jahren schon einen Radical ins Ziel gebracht - wir sind
also abgehärtet..."