Ein riesen Knall in Corpse Corner weckt die Zuschauer zur 2.
Rennhälfte. Benoit Treluyer ist mit dem verbliebenen R18 #2 beim Anbremsen
der alten Start-Zielgerade ausgebrochen. Der Wagen schlägt zuerst heftig
innen und dann aussen an den Streckenbegrenzungen an. Beide Vorderräder
sind abgeknickt. Treluyer will zunächst nicht wahrhaben das seine Fahrt
zuende ist und versucht dern R18 mit roher Gewalt wieder von den
herabhängenden Trümmerteilen zu befreien. Doch als er sich beim
Losfahren mit dem unlenkbaren Wagen im Kies eingräbt sieht er auch ein
das für Audi an diesem Tag Schluss ist.
Beide Audi-Werkswagen mit Totalausfall - wann hat es das zuletzt
gegeben? Beim Petit Le Mans 2011 wird Audi später enthüllen. Anscheinend war die Bremsbalance am Audi falsch eingestellt -
aber das ist zu diesem Zeitpunkt nur eine Vermutung. Auch das zweite
Chassis muss mit Risssen im Monocoque eingepackt werden. Für Spa wird
Audi 2 neue Wagen aufbauen müssen. Einer ist anscheinend ein
Totalschaden am Monocoque, das andere kann geflickt werden. Bei nur 5
vorhandenen Monocoques des neuen R18 darf nun in Spa nicht mehr viel
passieren.
Die LMP2-Schlacht mag sich auf 2 Wagen reduziert haben, aber die
beiden bieten zur Zeit die beste Show auf der Strecke. Der KCMG-Oreca
von Pilot Matthew Howson und Julian Canal im G-Drive-Morgan umrunden im
Sekundenabstand die Strecke.
Der Regen setzt 70 Minuten vor dem Rennende mit voller Kraft wieder auf der Strecke ein. Toyota Pilot Nakajima holt sich profilierte Regenreifen ab. Im G-Drive Morgan hat Oliver Pla noch einmal für den letzten Stint das Steuer übernommen. Der Franzose schafft es mit gewohnt forschem Tempo den Morgan gegenüber dem zeitweilig führenden KCMG-Oreca in Führung zu bugsieren.
Konsequente Entscheidung: Das Rennen
wird 25 Minuten vor dem offiziellen Ende wegen irregulärer
Streckenbedingungen abgebrochen: Toyota fährt einen Doppelsieg ein mit
Buemi/Davidson und Lapierre als Siegern. Die unterschiedliche
Reifenstrategie nach den ersten Regenschauern lässt den #7 Toyota mit
Abstand auf dem 2. Platz einlaufen. Porsche ist glücklich mit der #20
mit Bernhard/Webber/Hartley ein nicht gerade erwartetes aber gut medial
verwertbares Podium im ersten Lauf erzielt zu haben. Rebellion feiert
den erfolgreichen Schwanengesang des Lola mit einem 4. Gesamtrang in
Silverstone.
Das Safety-Car kommt auf die Strecke. Das Prototypenfeld lichtet
sich zusehens. Nur noch die beiden Toyota, der Porsche #20 das
verbleibene Rebellion-Auto und die beiden Dunlop-bereiften LMP2 sind
noch regulär im Rennen. Hier führt mittlerweile das KCMG-Team mit Pilot
Howsen knapp vor G-Force Pilot Julian Canal. Nicolas Minassian hat am
#27 SMP-Oreca einen Reifenschaden hinnehmen müssen der den Wagen noch
weiter im Klassement versenkt hat.
Restart in Runde 109 - wir verzeichnen folgende Reihung:
Platz | Nr | Auto | Klasse | Marke | Team | Land | Abstand | Stops |
1 | 8 | LMP1 | Toyota Racing | 110 Rd. | 4 | |||
2 | 7 | LMP1 | Toyota Racing | 109 Rd. | 4 | |||
3 | 20 | LMP1 | Porsche Team | 27s | 4 | |||
4 | 12 | LMP1 | Rebellion Racing | 104 Rd. | 4 | |||
5 | 47 | LMP2 | KCMG | 102 Rd. | 4 | |||
6 | 26 | LMP2 | G-Drive Racing | 1s | 4 | |||
7 | 91 | GTE-Pro | Porsche AG Manthey | 97 Rd. | 5 | |||
8 | 92 | GTE-Pro | Porsche AG Manthey | 2s | 4 | |||
9 | 51 | GTE-Pro | AF Corse | 7s | 5 | |||
10 | 52 | GTE-Pro | RAM Racing | 10s | 4 | |||
11 | 97 | GTE-Pro | Aston Martin Racing | 22s | 5 | |||
12 | 71 | GTE-Pro | AF Corse | 96 Rd. | 3 |
Noch 40 Minuten zu fahren: heftiger Regen wird angekündigt. Die
Rennleitung lässt sogar das Safetycar auf der Strecke aufmaschieren. Die
Entscheidung findet den Beifall der Fahrer. Das Regenradar lässt auch
bis zum Rennende keine Besserung erwarten.
Buemi gibt den Offiziellen am Ende
recht: "Der Abbruch war genau die richtige Entscheidung". Davidson, der
als bestplazierter britischer Fahrer auch die erstmal vergebene Richard
Lloyd-Trophy vom BRDC erhält, ergänzt: wir wussten das der Regen kommen
würde, also haben wir bei den sich bietenden Gelegenheiten gepusht und
sind bei jeden Bedingungen am Limit gefahren. Bei Porsche zeigt sich
Timo Bernhard zufrieden: "Der dritte Platz ist mehr als wir bei unserem
Tempo erwartet hatten. Nach der langen Entwicklungsarbeit im letzten
Jahr ist das eine schöne Belohnung hier auf dem Podium stehen zu
dürfen. Der Start war schon sehr aufregend und ich habe mich
entschlossen erst mal abzuwarten was da vorne passiert." Bendon Hartley
stimmt ihm zu: "Das Podium hatten wir nicht erwartet. Aber nach all der
Testarbeit sind nun Rennen wie dieses hier die beste Gelegenheit etwas
über ein neues Auto zu lernen."
Einsamer LMP-L (= "Lightweight") -
Sieger ist das Rebellion-Team in dem Nicolas Prost den Schwanengesang
auf den alten Lola noch nicht gelten lassen will. "Das alte Auto werden
wir erst loben wenn wir in Spa tatsächlich auf den neuen R-One zugreifen
können. Aber Nick hat heute wieder einen fantastischen Job gemacht. Er
hat über die Hälfte der Fahrarbeit wieder selber übernommen." Zwischen
den Zeilen ist da zu hören das Rebellion tatsächlich in Spa noch
einmal den Lola einsetzen könnte.
In der LMP2 fährt G-Drive am Ende den
nach den überzeugenden Vorstellungen der Vortage erwarteten Sieg
ein. Oliver Pla, Roman Rusinov und Julian Canal gewinnen vor dem
KCMG-Trio und dem verbliebenen SMP-Wagen #27 den die
Benzinpumpenprobleme und ein Reifenschaden insgesamt 9 Runden
gekostet haben. Diese Klasse braucht dringend einen Boost für die
kommenden Läufe.