Unter einem bewölkten, aber zumindest für den Moment
regenfreien Himmel begibt sich das 29 Fahrzeuge umfassende
WEC-Feld auf die Aufwärmrunde. Auch die Strecke ist nach einem
ergiebigen Schauer am frühen Vormittag wieder abgetrocknet, so
dass zumindest von Seiten des Wetters zunächst keine bösen
Ãœberraschungen zu erwarten sein sollten.
Dennoch kommt es noch vor Rennstart zu einem ersten Drama:
Der #8-Toyota von Sebastian Buemi krankt an Problemen mit der
Kraftstoffpumpe und kommt in der Einführungsrunde nicht auf
Geschwindigkeit. Da sich Buemi mit seinem waidwunden
Auto nur langsam zur Box zurückschleppt, entscheidet
Rennleiter Eduardo Freitas sich dazu, das Feld auf eine zweite
Einführungsrunde zu schicken. Eine Runde später kann das
Rennen dann aber aufgenommen werden. Während Kobayashi im
#7-Toyota die Pole Position ohne größere Schwierigkeiten gegen
die beiden Porsche verteidigen kann, kommt es in der
LMP2-Klasse zu einem ersten Zwischenfall als der #35-Alpine
von Nelson Pantiatici von einem der Manor-Autos in einen
Dreher geschickt wird und hinter die GTs zurückfällt.
Das verbliebene LMP1-H-Trio
kämpft sich währenddessen durch das GTE und LMP2-Feld und
Kobayashi kann sich nun erstmals einen kleinen Vorsprung vor
den Porsches erarbeiten. Bei den LMP2 liegen nach einer halben
Stunde die beiden Rebellion-Autos von Senna und Beche in
Führung, dahinter folgt Oliver Jarvis im Jacky Chan-DC-Oreca,
bevor nach 42 Minuten Rennzeit dann auch bereits die erste
Boxenstopp-Runde in der LMP2 beginnt.
An der Spitze schlägt das Pendel nun zu Gunsten der Porsche
aus, die beim nächsten Durchqueren des GT-Feldes wieder zum
führenden Toyota aufschließen können -- Gut für die
zahlreich angereisten Fans, die nun wieder einen engen Kampf
um die Spitze sehen können. Gleichzeitig zeigt sich aber auch,
dass nun schon ein Zwischenfall genügen kann, um das Rennen
des dezimierten LMP1-Feld effektiv zu beenden oder zumindest
schwer durcheinanderzuwirbeln. Zu einem ebensolchen kommt es
beinahe beim Anbremsen auf die Spitzkehre am Ende von
Start/Ziel als der #36 Signatech-Alpine bei der Ausfahrt vom
Boxenstopp auf Grund der niedrigeren Geschwindigkeit seinen
Bremspunkt sehr viel später als gewöhnlich setzen kann - und
dabei im rechten Winkel zur Fahrtrichtung der LMP1 durch die
nur wenige Meter breite Lücke zwischen den bereits
einlenkenden Porsche-Prototypen hindurchschießt!
In der LMP1 geht Brendon
Hartleys Vormarsch weiter: Der Neuseeländer fährt innerhalb
weniger Runden die Lücke zu Lopez wieder zu und übernimmt mit
einem Angriff am Ende von Start/Ziel die Gesamtführung des
Rennens. Wenig später muss Lopez dann auch noch Neel Jani
passieren lassen, so dass Porsche nun beim Heimspiel mit
beiden Autos in Führung liegt. In der Folge kann Lopez die
Pace der beiden Porsches nicht ganz mitgehen und verliert
langsam an Boden. Nach der hektischen Anfangsphase sieht es
nun nach eineinhalt Stunden so aus, als hätten die Porsches
hier einen kleinen, aber potentiell entscheidenden
Performance-Vorteil.
Auch bei den LMP2 ist der Kampf um die Spitze momentan recht
weit auseinandergezogen: Ho Pin Tung hat das Jacky-Chan-Auto
übernommen und liegt 5 Sekunden vor Julian Canal im #31
Rebellion und fast 20 Sekunden vor dessen Teamkollegen David
Heinemeyer Hansen, der sich seinerseits aber der Angriffe von
Gustavo Menezes und Tristan Gommendy im #36-Alpine bzw. dem
zweiten Jacky Chan Auto erwehren muss.
Solch aufdringliche Verfolger
sind ein Problem, das man bei Tockwith Motorsport momentan
sicher gerne hätte: Aktuell steht der Ligier aber zu
Reparaturen im Motorraum an der Box und fällt nun ganz ans
Ende des Feldes zurück. Dass aber auch die Orecas nicht
unkaputtbar sind, erfährt Alexandro Negrao im #35
Signatech-Alpine, der mit Getriebe-Problemen die Box ansteuern
muss und für mehrere Runden in der Garage verschwindet.
Im Kampf um Platz 3 bei den LMP2s musste sich Heinemeyer-Hanson mittlerweile Tristan Gommendy geschlagen geben. Die Reihenfolge bei den Prototypen lautet damit wie folgt:
Am #8-Toyota laufen unterdessen in der Box die
Reparaturarbeiten an. Mit insgesamt fünf Runden Rückstand kann
Sebastian Buemi schließlich nach einer Viertelstunde Rennzeit
das Rennen wieder aufnehmen. Sein Team-Kollege Kobayashi kann
sich währenddessen in der ersten Viertelstunde vor den beiden
Porsches behaupten, sich aber nicht entscheidend absetzen.
Eine ganze Reihe von
ungewöhnlich frühen - allerdings nicht ungeplanten -
Boxenhalts gibt es in der LMP2, wo drei Autos
Stop-and-Go-Strafen absolvieren müssen. Das G-Drive-Auto mit
der #26 muss für Vergehen bei der vorherigen Runde in Le Mans
für drei Minuten die Strafzone ansteuern. Noch härter trifft
es das Manor-Auto mit der #24, welches nach einem Zusammenstoß
unter roter Flagge(!) während einer der freien
Trainingssitzungen hier am Nürburgring gleich eine
siebenminütige Standzeit aufgebrummt bekam und damit mehr als
vier Runden auf die Konkurrenten verlieren wird.
Vergleichsweise glimpflich kommt die Alpine Mannschaft mit der
#35 davon, die für einen Flaggenverstoß im Training für 30
Sekunden an die Penalty Box gebeten wird, aber durch den
Startunfall zusätzlich an Zeit verloren hat. Alle drei
genannten Autos dürften damit aus dem Kampf um die
Podestplätze in der kleinen Prototypen-Klasse herausfallen.
Kurz vor Ende der ersten Rennstunde kommen dann auch die LMP1-Werksautos an die Box. In Runde 31 übergibt Andre Lotterer den #1-Porsche an Neel Jani, eine Runde später kommen auch das Schwesterauto und der nach wie vor in Führung liegende Toyota zum Nachtanken und Fahrerwechsel. Die beiden Porsche tauschen dabei die Plätze, so dass die Reihenfolge an der Spitze nach einer Stunde wie folgt lautet:
Fünf Minuten später kann Brendon
Hartley, der die #2 von Timo Bernhard übernommen hat, die alte
Reihenfolge wieder herstellen, als er auf der
Start/Ziel-Geraden an Neel Jani vorbeigeht. Durch das
Porsche-interne Duell kann sich Jose-Maria Lopez, der nun am
Steuer des #7-Toyota sitzt, wieder etwas von den
Verfolgern absetzen. Zu Positionsveränderungen ist es seit dem
Start und durch die Boxenstopps auch in der kleinen
Prototypen-Klasse gekommen: Jacky Chan-Fahrer Oliver Jarvis
liegt nach 70 Rennminuten nun vor den beiden Rebellion.
Weniger gut läuft es für den Tockwith Motorsports Ligier, der
hier am Nürburgring einen weiteren Gaststart absolviert - der
einzige Nicht-Oreca im LMP2-Feld liegt auf Klassenplatz 8 -
dahinter folgen nur noch die drei Autos, die in der
Anfangsphase eine Stop-and-Go-Strafe absolvieren mussten.
Wie schon vor einer Stunde kommt es bei den LMP1-Porsches
kurz nach unserem Zwischenstand zu einem Positionstausch:
Neel Jani kann wieder an Brendon Hartley vorbeigehen,
welcher sich dann wenig später auch wieder mit dem
"Problem" Jose-Maria Lopez befassen muss. Der Argentinier
scheint nun besser zurecht zu kommen und kann in
Schlagdistanz zu den Porsches bleiben - zumindest so lange
kein allzu dichter Verkehr auftritt. Immer dann kommt der
dreifache Tourenwagen-Weltmeister dann nämlich doch etwas in
Schwierigkeiten, so dass der Abstand zu den Porsches dann
doch wieder auf mehr als fünf Sekunden anwächst.
Ebenfalls nicht den "Stint seines Lebens" absolviert
unterdessen David Heinemeyer-Hanson: Der Däne ist in der
LMP2-Klasse mittlerweile bis auf Platz 7 zurückgefallen.
An der Spitze der Klasse zieht Ho Pin Tung nun relativ einsam
seine Kreise. Sein Vorsprung auf die Verfolger ist in der
letzten Stunde von fünf auf gut vierzig(!) Sekunden
angewachsen. Spannender sieht es im Kampf um Platz zwei aus,
wo Julian Canal mehr und mehr durch Gommendy und Menezes unter
Druck gesetzt wird. Eine Viertelstunde vor Rennhalbzeit kann
Gommendy dann schließlich die zweite Position übernehmen.
Wenig später kann dann auch Menezes auf den letzten
Podiumsplatz vorstoßen. Gegen Ende des dritten Stints der LMP1
endet dann auch die zwischenzeitliche Aufholjagd von
Jose-Maria Lopez. "Pechito" vermeldet über Funk größeres
Untersteuern und verliert beinahe 20 Sekunden auf die
Porsche. Nach einer weiteren Runde Boxenstopps kurz vor Ende
der dritten Rennstunde wächst der Rückstand sogar auf beinahe
35 Sekunden an. Der Stand zur Rennhälfte lautet damit wie
folgt: