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11. Lauf in Hockenheim am 13.10.2001
ITA
von Harald Gallinnis

Eine Meisterschaftsvorentscheidung fällt noch vor dem 2. SCC-Lauf im Interserierennen. In der ersten Runde fällt Marcel Steiner mit zusammenbrechendem Benzindruck am Martini aus. Das routinierte Team des Schweizers kann den Defekt bis zum Start des 2.Laufs nicht mehr beheben und muß zusammenpacken.
Marcel Steiners Martini-BMW
Man muß sich dies einmal vorstellen: Das Chassis mit dem Marcel und die Jahre zuvor sein Vater Heinz unterwegs waren hat insgesamt 21 Siege in der Serie eingefahren. Marcel selbst ist mit 15 Siegen der erfolgreichste SCC-Pilot aller Zeiten. Von den 45 BMW-Motor-Siegen (in 53 Läufen!) mal ganz zu schweigen. Und nun versagt die erfolgreichste Kombination der SCC am Ende dieser Saison ihren Dienst - das hat niemand voraussehen können. Dem jungen Schweizer entgleitet so der 3.Titel in Folge, der seinem Talent mittlerweile absolut angemessen wäre. Jedoch ist der Martini nun offensichtlich in die Jahre gekommen und müsste grundlegend überholt und neu aufgebaut werden, wofür dem Team aber, wie offenmütig zugegeben wird, die Mittel fehlen. Vor der Saison hat sich jeder gefragt wer diesen Steiner noch schlagen soll und nun stehen sogar 2 Piloten vor ihm in der Tabelle und Krisam Sr. kommt mit seinem URD-BMW immer näher...


Einer muß vor Lauf 2 noch einmal ordentlich anpacken. Josef Pfyl hat mal wieder eine rutschende Kupplung gegen Ende des Laufs bemerkt und reißt in gewohnter Manier seinem Wagen das Hinterteil auf um neue Beläge einzusetzen. Da die Kupplung sich in dieser Saison als Schwachstelle der motorenmäßig aufgerüsteten italienischen  Konstruktion erwiesen hat, hat Pfyl, der diesmal von einem Mechaniker und wie immer von seiner Ehefrau unterstützt wird schon einige Routine bei dieser Übung erlangt. Nach gerade Mal einer Stunde ist die Reparatur vollzogen, was zwar noch nicht ganz an die Zeiten der Joest-Audi-Mechaniker in Le Mans herankommt, aber einen mindestens genauso großen Respekt verdient.

Was der Meisterschaftsaspirant seinen Gegnern verschweigt: Gegen Ende des Rennens hat er auch noch seinen 2.Gang verloren. Aber für eine Getriebereperatur bleibt nicht genügend Zeit, so richtet er sich darauf ein die Schikanen

Centenari-Innereien
 im 3.Gang zu durchpflügen. Ob das Unterfangen gelingen wird?

Zur Abwechslung lässt der FRC auch vor diesem Lauf wieder bei einigen Wagen kurz vor dem Start von Lauf 11 Lärmmessungen durchführen. Die betroffenen Piloten, von denen einige schon zum 3.Mal an der technischen Abnahme antanzen dürfen, müssen sich schon arg zusammennehmen, damit ihnen nicht der Kragen platzt. Wenn es noch Argumente bedürft hätte sich im nächsten Jahr nicht mehr mit den Schweizer Veranstaltern einzulassen: einige der Offiziellen liefern sie zuhauf. Walter Pedrazza jedenfalls reagiert und leitet umgehend Gespräche über die Veranstaltungen 2002 ein. Mehr dazu aber erst wenn alles unter Dach und Fach ist.

Wegen des knappen Zeitrahmens entfällt ein Training zum 2.Lauf, weswegen der Zieleinlauf des ersten für die Startaufstellung herhalten muß.

Das Rennen

Waldgerade
Durch den Rennverzicht Marcel Steiners rücken alle anderen Piloten um je einen Platz auf. Beste Voraussetzungen für Josef Robl in seinem hellblauen Osella seine Meisterschaftsführung weiter auszubauen. Zudem Teamkollege Krisam Sr. nun auch noch in der vordersten Reihe steht und Schützenhilfe leisten könnte.


Doch daraus wird nichts. Die Raketenstarter heißen diesmal Krisam Jr. und Alexander Seibold. Insbesondere der Stuttgarter kann schon in der Jim-Clark Schikane die Führung übernehmen und bis zur Ostkurvenschikane, die er mit blockierenden Reifen anbremst, fast 100m Vorsprung herausfahren. "Du kannst ruhig schreiben, das wir das dem Motorenmann vom Pedrazza, dem Martin zu verdanken haben" erklärt Bruder Lothar Seibold später die ungewöhnlich gute Form des mittlerweile 6 Jahre alten Wagens, "der hat noch mal unseren Motor durchgemessen und dabei ungefähr 15PS zusätzlich gefunden. Deswegen konnten wir da vorne mitmischen". 

In der Ostkurve kann Krisam Jr. an Gerd Beisel vorbeiziehen und Josef Robl setzt sich gegen den angreifenden Robert Treichler durch. Ohne Probleme sortiert sich das Feld durch die ersten Kurven.

Runde 1 Platz 2-7
In der kleinen Division kann sich Ralf Baumann überraschenderweise bis zur Ostkurve an der Spitze halten. Danach jedoch fallen Pfyl und Payr über ihn her und tragen danach wieder ihren gewohnten Kampf an der Spitze der kleinen Division aus.

Beim Einbiegen ins Motodrom hat Adi Gärtner in seinem Argo einen "Big Moment". Irgendwie verliert er den Alfa-befeuerten Boliden aus der Kontrolle und kommt total quer auf der Fahrbahn stehend zum Stillstand. Der Schweizer macht sich ganz klein in seinem Wagen als die dahinter folgenden Lights-Piloten in der Kurve ankommen und links und rechts an ihm vorbeipfeilen. Irgendwie geht alles gut, aber der Argo-Pilot ist an diesem Tage bedient und beendet das Rennen augenblicklich an der Box.
 
In Runde 2 zeigt sich daß das Rennen wohl in dieser Phase auf ein Duell von Seibold gegen Krisam Jr. herausläuft. Seibold kann zwar weiterhin die Führung behaupten, aber Martin kommt mit seinem Geschoß immer besser zurecht und beginnt schnellere Rundenzeiten als der PRC an der Spitze hinzulegen. Dahinter fängt Josef Robl an sich langsam Gerd Beisel zurechtzulegen. Pfyl liegt in der kleinen Division dagegen wieder an der Spitze, der fehlende 2. Gang scheint noch kein Hindernis zu sein, wenngleich der Schweizer auch um sein Getriebe bangt.

Spitze in Runde 3

In Runde 3 hat der URD-Pilot den Anschluß zum Meisterschafts-2. hergestellt und legt ihn sich zum Überholen zurecht. Wie in alten Zeiten kann Martin sich schließlich in den Windschatten des Führenden hängen und in Führung stechen. Die erste Führung seit langem für ein deutsches Fabrikat in der SCC ist realisiert. Dahinter bleibt die Reihung Krisam Sr. vor Beisel und Robl bestehen. In der kleinen Division kann Josef Pfyl als Führender sogar am PRC von Frank Schneider vorbeiziehen, aber nur deswegen, weil an dessem Boliden die Aufhängung schlappmacht. Aufgrund des seltsamen Handlings stellt der Wiedereinsteiger in den Rennsport den BMW-befeuerten weiß-blauen Wagen sicherheitshalber ab. In der kleinen Division liegen Payr und Baumann auf den folgenden Plätzen, während der aus letzter Position gestartete Patrik Zajelsnik durch das Feld der kleinen Division tobt.

In Runde 4 darf Krisam Jr. sich erstmals als Führender auf der Start-und Ziellinie registrieren lassen. Dahinter knackt Robl endlich den PRC von Gerd Beisel und liegt nun auf Platz 4, einen Platz hinter seinem Meisterschaftskonkurrenten. In der kleinen Division liegt Zajelsnik schon auf Platz 3 und greift vor der Ostkurvenschikane erstmals Payr an. Dort kann Wolfgang sich noch behaupten auf der folgenden gerade kann Patrik jedoch den Windschatten nutzen und den Alfa am Opel vorbei in Führung schieben.

Martin Krisam Jr. im URD391-BMW
Payr gegen Zajelsnik

In Runde 5 bleibt die Reihung bestehen und es passiert nicht viel auf der Strecke.

In Runde 6 führt Krisam Jr. im blauen URD ca. 5s vor Alexander Seibold. Dritter ist Martins Vater in der stärkeren URD-Konstruktion, gefolgt vom immer schnelleren Robl und Gerd Beisel im RWT-PRC Manni Ehrat und Robert Treichler belegen die Ränge 6 und 7.

Gesamt-8. und Führender in der kleinen Division ist Josef Pfyl der vom aufschließenden Zajelsnik im Osella des JAZ-Teams verfolgt wird. Dahinter lautet die Reihung Payr, Baumann, Stricker, Friman, Novotny, Budzynski und Jauslin. Nicht mehr dabei ist auch Peter Hartmann, der den Tropheo-Fabio-Danti-Osella mittlerweile aus Motorgründen abgestellt hat. Auch Osella-Italia hat mittlerweile Pläne den schwachbrüstigen Alfa nächstes Jahr gegen einen Nissan-Treibsatz mit mehr Leistung auszuwechseln. 

In Runde 7 fehlt Manni Ehrat aufgrund eines Getriebedefekts. Josef Robl greift Martin Krisam Sr an und signalisiert hiermit daß er noch Punkte fürs Finale braucht. Im Laufe der Runde, in der er mit 2:14.119 die schnellste Rennrunde des Rennens hinlegt, kann er schließlich Platz 3 übernehmen. 

Krisam Sr. vor Robl
Friman gegen Novotny
In der letzten Runde wird es noch einmal in der kleinen Division knapp zwischen Ralf Baumann und dem aufschließenden Burli Stricker. Auch Walter Novotny greift im Erhard-Argo noch einmal den Schweden Friman vor ihm an. Doch im Gegensatz zu Lauf 10 hält dieser diesmal seine Position und kommt auf Klassenrang 5 ins Ziel.

In der Reihung Krisam Jr., Seibold und Robl kommt die Spitze über die Ziellinie. Allerdings ändert sich diese Reihenfolge noch am grünen Tisch. In der Senna-Schikane haben Streckenposten in einer der ersten Runden mitbekommen, daß Robl dort nach einem mißglückten Überholmanöver die Schikane abgekürzt hat. 

Die Rennkomissare brummen dem Meisterschaftsführenden 30s im Endergebnis auf, so daß er im Gesamtklassement noch hinter Krisam Sr und Beisel zurückfällt.

Nach kurzem Überschlag der Ergebnisse steht fest, daß Robl und Seibold wieder mit Punktegleichstand an der Tabellenspitze stehen. Allerdings muß Alexander Seibold noch 3 Punkte als Streichresultat verbuchen und liegt somit effektiv auf dem 2.Platz Robl verzichtet daher auf eine Anfechtung der Entscheidung. Die Titelentscheidung wird also wieder beim Saisonabschluß auf dem kleinen Kurs in Hockenheim fallen.

SCC-Lights Gesamtführender Josef Pfyl im Centenari-Alfa

In der kleinen Division gewinnt Josef Pfyl im blau-gelben Centenari seinen 9. Saisonlauf und bringt damit vor einem glänzend aufgelegten Patrik Zajelsnik und Meisterschaftskonkurrent Wolfgang Payr seinen ersten SCC-Lights-Titel so gut wie unter Dach und Fach. Es sei denn Wolfgang Payr schafft es noch für das Finale 20 Lights-Konkurrenten zu mobilisieren. Aber selbst der Österreicher ist voller Hochachtung für seinen Gegner: "Ein absolut würdiger Meister. So wie er dieses Jahr gefahren ist hat er den Titel auf jeden Fall verdient. Naja, wenn man schon mit Nachnamen Pfeil heisst, dann ist man auch halt so schnell." Walter Novotny kann in der letzten Runde seinen Rang noch knapp vor Tiga-Pilot Heiko Budzynski verteidigen.
Argo gegen Tiga
Zum Abschluss das Bild der beiden führenden Fahrer dieses Laufs: links Alexander Seibold, dem wohl vor Saisonbeginn niemand zugetraut hätte, daß er vor dem letzten Lauf ein Titelkandidat werden könnte, rechts Martin Krisam junior, der bei seinem Comeback mit dem wieder neuem Leben erweckten URD391 gleich den ersten Sieg erringen konnte. Hat die deutsche Konstruktion für nächstes Jahr ihre 2.Rennkarriere vor sich?

Seibold und Krisam Jr.

Ergebnis

Platz Nr. Kl. Fahrer Land Team Wagen Runden Zeit
1 14 1 Martin Krisam Jr. Krisam Rennsport URD-BMW 8 18:22.217
2 5 1 Alexander Seibold Seibold Autosport PRC-BMW 8 18:25.795
3 6 1 Martin Krisam Sr. Krisam Rennsport URD-BMW 8 18:29.094
4 4 1 Gerd Beisel RWT-Racing PRC-BMW 8 18:30.880
5 7 1 Josef Robl Krisam Rennsport Osella-BMW 8 18:58.346
6 13 1 Robert Treichler Sacher Racing PRC-BMW 8 19:02.976
7 37 L Josef Pfyl Jo Zeller Racing Centenari-Alfa 8 19:16.765
8 38 L Patrik Zajelsnik JAZ Racing Cars Osella-Alfa 8 19:19.328
9 35 L Wolfgang Payr PRC Sport Car Racing PRC-Opel 8 19:52.715
10 30 L Ralf Baumann 4MBO-PST Racing PRC-Alfa 8 19:53.426
11 36 L Burli Stricker PRC Sport Car Racing PRC-Opel 8 19:53.960
12 42 L Conny Friman S Ingre Racing Radical-Suzuki 8 20:07.606
13 31 L Walter Novotny Erhard Motorsport Argo-Alfa 8 20:08.284
14 40 L Heiko Budzynski Osella Germany Tiga-Alfa 8 20:30.956
15 12 1 Rudi Jauslin Jauslin Racing Breda-Alfa 7 18:35.258
Nicht gewertet          
16 3 1 Manni Ehrat PRC Sport Car Racing PRC-BMW 5 Getriebe
17 39 L Peter Hartmann Krisam Rennsport Osella-Alfa 4 Motor
18 10 1 Frank Schneider Bross-Racing PRC-BMW 2 Aufhängung
19 11 1 Adi Gärtner FRC Schweiz Argo-Alfa 1 Dreher

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