IPC - Die Gründe des Scheiterns
Der International Prototype Cup ist tot. Noch vor Beginn der ersten Saison teilte die FIA am 17,2 "bedauernd mit, daß nach Ablauf der Nennfrist nicht genügend Nennungen eingegangen sind. Daher wird der IPC 1999 nicht ausgerichtet." Vorauszusehen war diese Entwicklung eingentlich schon seit Beginn der Saison 98. Trauriger Höhepunkt war das Ende der Saison 98 als bei den beiden Rennen in den USA nur noch 8 bzw. 7 GT1-Fahrzeuge antraten. Seit der Umwandlung der BPR-Meisterschaft in die FIA-GT-Meisterschaft war die Zahl der GT1-Wagen kontinuierlich zurückgegangen.
Das gesamte 98er FIA-GT1-Feld
auf einen Blick (Hockenheim 98)
Ein Hauptgrund für die
schrumpfenden Teilnehmerfelder waren sicherlich die Kosten. 1997 betrug
der Wagenpreis für einen Porsche 911 GT1 1,2 Millionen Mark. Sah es
gegen Ende der BPR-Saison 1996 noch so aus, als wenn der Porsche
das Siegerauto für die kommende Sportwagenweltmeisterschaft wäre,
so fuhren die Kundenteams nach dem Einstieg von AMG-Mercedes und Schnitzer
BMW den Werksteams für das mühsam zusammengekratzte Geld nur
noch hinterher. Eine unglückliche Hand hatte die FIA um Stefan Ratel
und Jürgen Barth dabei bei der Zulassung der Mercedes CLK. Um Mercedes
zum Mitmachen zu bewegen und damit die GT1-Meisterschaft für andere
potentielle Hersteller interessant zu machen, bekam AMG eine Reihe von
Zugeständnissen, die sich im Endeffekt wettbewerbsverzerrend auswirkten.
Durch den hinausgeschobenen Homologationstermin war AMG de facto das einzige
Team, das seinen Wagen während der Saison weiterentwickeln dürfte,
was nicht nur den Privatteams, sondern auch den Porsche- und BMW-(McLaren-)Werksteams
gewaltig aufstieß. Die Maßnahme, die GT-Meisterschaft für
andere Werke attraktiv zu machen, verfehlte so durch ungeschickte Ausführung
ihre Wirkung.
Die Kosteneskalation bekamen
jedoch nicht nur die Teilnehmer zu spüren. Kostete das BPR-Rennen
in Spa-Francorchamps 1996 noch umgerechnet 15 DM Eintritt (& 5 DM für
die Fahrerlagerkarte), so erhöhte die FIA die Preise 97 auf 120 DM
für die Wochenendkarte & 160 (!!!) DM fürs Fahrerlager. Nicht
nur, daß damit selbst die engagiertesten Sportwagenfans vergrault
wurden. War das BPR-Rennen mit 40000 Zuschauern 1996 noch eine der Topveranstaltungen,
so kamen 97 gerade mal 6000 Zuschauer, die bereit waren die horrenden Preise
zu zahlen. Der Veranstalter machte so einen hohen Verlust, daß FIA-Sportwagenrennen
sich seitdem in Spa erledigt haben. (Ich habe noch den Kommentar eines
britischen Fans, mit dem ich mich über die Preise unterhielt, im Ohr:
"If Bernie should show his face here, I´ll kick his ass..! So dachten
so ziemlich alle Zuschauer, Händler und zum Teil auch die Teammitglieder
mit denen ich mich dort unterhielt).
Das der Formel 1 entnommene
Punktesystem (1.:10 Punkte, 2.:6, ..., 6.:1 Punkt, 7.: feuchter Händedruck
..) war auch nicht gerade geeignet die Privatteams zum hinterherfahren
zu motivieren. Angesichts der ausbleibenden Werksunterstützung hätte
dies aber dringend notgetan, um die großen Starterfelder mit attraktiven
Autos zu beleben. Wehmütig muß ich mich an die Felder mit bis
zu 25 GT1 erinnern. Die eleganten Porsche 911 GT1, die infernalischen Panoz
des DPR-Teams mit der bildhübschen Werkslackierung, die zahlreichen
Lotus Elise, die so schön abfackeln konnten...
Start des FIA-GT1-Feldes
am A1-Ring 1997: Bernd Schneider und A.Nannini sind schon dem Bild links
enteilt & die GT2 kommen noch
Insider, die glaubten, daß dieser Entwicklung 1998 Einhalt geboten würde, sahen sich gleich beim 1.Rennen in Oschersleben getäuscht. Nur 12 GT1 waren gemeldet. Die FIA vertrat die Ansicht, daß die GT1-Meisterschaft sich zu einer reinen Werksmeisterschaft mit einigen professionellen Privatteams entwickeln sollte, während die GT2-Meisterschaft den Privatiers vorbehalten sein sollte. Nur wurden den professionellen Privatiers nicht genügend Gründe geboten, an der Meisterschaft teilzunehmen. Die Erhöhung des Preisgeldes alleine reichte nicht aus. Die ominöse Holzplanke, die die Werksteams einbremsen sollte, wurde von den professionell arbeitenden Konstrukteuren sofort wieder wettgemacht. Plazierungsgewichte, wie sie dieses Jahr für die FIA-GT vorgesehen sind und den IPC vorgesehen waren, hätten den Hinterbänklerteams sicherlich geholfen und die Meisterschaft bestimmt spannender gemacht. Das renovierungsbedürftige Punktesystem (das schlechteste, welches ich im Motorsport kenne) wurde beibehalten. Eine ungeschickte Politik beim Bewerbunghandling anderer Teilnehmer erweckte zudem den Eindruck, daß Mercedes seinen Einfluß auf die FIA zum eigenen Vorteil ungeschickt ausnutzte. Die Nissan R390, die Toyota GT-One und der Hybrid-Panoz Q9 wurden vorschnell für illegal erklärt, obwohl die Meisterschaft jeden Hersteller und jedes Auto dringend gebraucht hätte. Insbesonders die düpierten Japaner zeigten der FIA daraufhin konsequent die kalte Schulter, als diese dann Ende 1998 für einen Einstieg in den IPC warb. Das Gezerre um die Restriktorposition bei den Porsche GT1 brachte das Faß für diesen vorletzten verbliebenen Hersteller endgültig zum Überlaufen.
Für 1999 wurde mit dem IPC zwar die umstrittene Homologationsregel außer Kraft gesetzt, durch den Ausstieg von Porsche kamen jedoch sämtliche Änderungen zu spät. Die Entscheidung angesichts ausbleibender Hersteller von GT1-Prototypen das Feld mit offenen Sportwagen aus der ISRS aufzufüllen muß wohl als Notlösung betrachtet werden. Zudem hatte es sich die FIA mit sämtlichen potentiellen Teilnehmern durch die Entscheidungen der letzten 2 Jahre verdorben. BMW hatte noch die Nase voll von den Ausnahmereglungen der 97´er Saison, die J.J.Letho den Titel kosteten. Die Japaner, wenn sie es überhaupt in Erwägung gezogen hatten, waren wegen der vorab erfolgten Ablehnung ihrer Wagen verärgert. Don Panoz hatte seine Werks- oder Semi-werks-einsätze schon 98 wegen mangelnder Konkurrenzfähigkeit auf die PSR-Serie beschränkt und war warscheinlich auch wegen der Q9-Ablehnung verstimmt. Porsche hatte die Nase gestrichen voll und Audi wartete ab, ob noch andere Hersteller einsteigen würden.Jean-Pierre Jabouille, sportlicher Leiter des in die ISRS abgewanderten JB-Teams (97 mit einem 911 GT1 in der FIA-GT zum Hinterherfahren verdammt) formulierte es in in einem MSA-Interview in ungewohntem Klartext: "Im Moment sind die FIA-Regeln vornehmlich Mercedes Regeln...".
Obwohl die Prototypen in Le Mans auf einer der größten Bühnen des internationalen Motorsports auftreten, war unter dem Dach der FIA keine Serie mit ihnen auszurichten. Die Frage bleibt, ob die Entwicklung der BPR-GT1-Sportwagen zu kostenaufwendigen Prototypen hätte verhindert werden müssen. Was wollen die Fans sehen: eine Art Ersatz-Formel 1 mit Dach, in der technisch hochgerüstete Autos souverän allen anderen davon fahren, oder echte Straßensportwagen, die richtige Rennen gegeneinander ausfahren, mit Führungswechsel & Überholmanöver? Eine derartige Serie ist zum Beispiel die britische GT-Meisterschaft die sich wachsender Popularität erfreut und die im Grunde genommen alle Fehler der FIA vermieden hat. Viele Autos die 97 noch in der FIA-GT, oder davor in der BPR, gefahren sind, haben hier eine neue Heimat gefunden, so die McLaren, die Porsche 911 GT1 oder die Lister Storm, und bieten hier spektakulären Motorsport vom Feinsten.
GT1 - Newcastle United
Lister Storm GTL 1998 in Spa
Vielleicht liegt die Zukunft der GTs doch bei den Straßensportwagen. Das Jahr 1999 mit der im BPR-Format ausgerichteten FIA-GT-Meisterschaft wird diesen Trend wahrscheinlich bestätigen. Die FIA muß sich aber den Vorwurf gefallen lassen, nach der Gruppe C, der Formel 2 und der DTM/ITC eine weitere Sportwagenrennserie heruntergewirtschaftet zu haben. Hoffentlich beweist sie mit der FIA-GT-Meisterschaft endlich ihre Lernfähigkeit und hat hier ein glücklicheres Händchen.
Harald Gallinnis 11,3,99
Was haltet ihr von den oben angesprochenen Meinungen? Sind die hochgezüchteten GT1-Fahrzeuge aufgrund ihrer Kosten für eine sportliche Meisterschaft ungeeignet? Hätte die FIA die Entwicklung irgendwie umgehen können? Gibt es weitere Gründe für den Niedergang der GT1-Sportwagen ? Schickt eure Meinung per E-Mail an gt-one@wtal.de (subject: IPC) !!