Im Jahr 1 nach Umbau der legendären Graden zwischen Dunlop-Bogen und Einfahrt zu den "Esses" steht die 70. Ausgabe des legendären Langstreckenklassikers an der Sarthé auf dem Programm. Die diesjährige Ausgabe verspricht wieder ein erstklassiges Rennen mit einem hochkarätigen Starterfeld.
Dank den Plänen von Star-Regisseur Luc Besson (u.a. "Das fünfte Element") aus den Vorlagen der Comics "Michel Vaillant" einen Kinofilm zu inszenieren gibt es in diesem Jahr fünfzig Startplätze, von denen zwei für die von DAMS betreuten Prototypen reserviert sind.
Als klarer Favorit gilt
sicherlich auch in diesem Jahr wieder die Mannschaft um Reinhold Joest,
Chef des wohl erfolgreichsten Langstrecken-Rennstalls der Welt. Wie schon
im Jahr 2000 werden in diesem Jahr wieder drei Werks AUDI R8 eingesetzt,
welche -ebenfalls wie in 2000- als Erkennungszeichen die Lufthutzen in
den deutschen Farben schwarz-rot-gelb lackiert haben.
Zwei der eingesetzten
Fahrzeuge (#1 und #3) werden unter der Bewerbung des AUDI SPORT TEAM JOEST
eingesetzt, der dritte (#2) R8 läuft unter der Bewerbung von AUDI
SPORT NORTH AMERICA (gesetzt als Sieger des Petit LeMans 2001). Einer Klärung
bedarf nun die Frage, ob AUDI den Pokal behalten darf, wenn nun in diesem
Jahr der Wagen von AUDI SPORT NORTH AMERICA gewinnen sollte.
Die Besatzung des #1
AUDI R8 besteht wie in den Vorjahren aus Pirro, Kristensen und Biela. Der
"zweite" Joest Wagen, welcher von Auto Motor und Sport unterstützt
wird, wird von einer rein deutschsprachigen Besatzung pilotiert: Philipp
Peter, Michael Krumm und Marco Werner.
Der AUDI SPORT NORTH
AMERICA #2 AUDI R8 wird von Herber, Capello und Pescatori pilotiert.
Dank der perfekten Technik,
der kaum wettzumachenden Erfahrung bei Langstreckenrennen und der wiederum
sehr starken Fahrer führt der Gesamtsieg in diesem Jahr wohl nur über
die drei AUDI R8 mit den Startnummern 1, 2 und 3.
Einen vierten AUDI R8 (#5) setzt in diesem Jahr das Team des japanischen Industriellen Goh ein, welcher im Vorjahr noch als Triebfeder hinter dem DOME S101-Projekt galt. Trotz der Verpflichtung des mehrfachen LeMans Siegers Yannik Dalmas kann diesem Team nur einen Aussenseiterrolle zugedacht werden, da die beiden Japaner Ara und Katoh nicht in Ansätzen an die LeMans Qualitäten von Dalmas heranreichen.
Mit der Startnummer 4 geht unter Nennung von Riley & Scott ein MkIII C mit 6 Liter V8 Motor an den Start. Ob dieses, selbst in der GrandAm nicht mehr aus eigener Kraft siegfähige Fahrzeug, in diesem hochkarätigen Feld eine Chance haben wird, sei an dieser Stelle zu bezweifeln.
Wesentlich größere Chancen als AUDI-Jäger sind den beiden Cadillac Northstar LMP02 mit den Startnummern 6 und 7 einzuräumen. Nach einem eher enttäuschenden Jahr 2001 scheint die Truppe um Team Direktor Jeff Hazell in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne getan zu haben. Immerhin hat das Team über den Winter 40 Tage im Windkanal verbracht um die Aerodynamik an den Hochgeschwindigkeitskurs in Frankreich anzupassen. Und dank des schon 2001 standfesten Motors (keinen einzigen technischen Defekt) konnte in diesem Bereich direkt an der Leistungsschraube gedreht werden. Da die Northstar LMP02 in Sebring -im Gegensatz zu den AUDI- mit LM-Aerodynamik fuhren, konnten sie ihr Potential nur andeuten, ohne das eine exakter Vergleich möglich war. An den Fahrern dürfte es wohl nicht liegen, zumal man sich im letzten Winter die Dienste des von BMW abgewanderten und mit LMP900 Erfahrung versehenen JJ Lehto sicherte.
Die Startnummer 8 ist
der einsame, weil alleinige Vertreter der LM-GTP Kategorie, der Werks
Bentley EXP Speed 8. Waren im Vorjahr noch zwei Fahrzeuge am Start, so
wird man in diesem Jahr nur einen Wagen einsetzen. Im Dezember 2001 verkündete
Bentley-CEO Franz-Josef Paefgen den Großangriff für das
Jahr 2003 und erklärte das Jahr 2002 zum Entwicklungsjahr, in welchem
mit Hilfe von RTN (Racing Technology Norfolk) um die Mannen von Richard
Lloyd der Wagen überarbeitet und näher an die Grenzen des Reglements
gebracht werden soll. Diese Äußerung führte zu den bis
heute nicht verstummenden Gerüchten, AUDI werde sich werksseitig Ende
2002 zurückziehen und Bentley die Nachfolge überlassen.
Mit zwei neu aufgebauten
Chassis testet Bentley derzeit intensiv um für die Vortests am 05.
Mai 2002 gerüstet zu sein. Mangels Vergleichsmöglichkeiten ist
es schwer den EXP Speed 8 einzuordnen. Fahrerisch dürften Wallache/Leitzinger/van
de Poele ein hervorragendes Langstrecken- und Entwicklungsteam darstellen.
Mit der Startnummer 9 geht der DOME S101-Judd des japanischen KONDO RACING Team an den Start. Inwieweit diese Mannschaft den -durchaus vorhandenen- Speed des DOME S101 umsetzten kann werden wir wohl erst in den Abendstunden des 05. Mai wissen.
Die Startnummern 11 und 12 sind wie in den Vorjahren an die beiden Werks-Panoz vergeben worden. Jedoch nicht mit den in 2001 erfolglosen LMP07, sondern mit einer Weiterentwicklung des bereits Ende 2000 zum härtesten AUDI-Gegner avancierten LMP1-Roadster S. Beim Saisonstart in Sebring fuhren die Panoz jedoch eher gegen die Caddys denn gegen die anvisierten Gegner, die AUDI R8. Weiterhin wird der Erfolg des Teams durch zwei ungleiche Fahrerbesatzungen eingebremst. Einzig das Top-Auto Brabham/Magnussen war bisher in der Lage gelegentlich den erklärten Gegner unter Druck zu setzen. Was aber eher der gnadenlosen Gangart der Fahrer zu verdanken war.
Mit der im Motorsport
äußerst selten verwendeten #13 geht nach zweijähriger Pause
wieder ein Werks-Courage C60 an den Start. Das Team von Yves Courage vertraut
auf den bewährten Judd-Motor. Die Fahrer Diedier Cottaz und Boris
Derichebourg sind sicherlich eine gute Wahl für ein Langstreckenrennen,
ob der Courage allerdings Chancen auf eine vordere Plazierung aus eigener
Kraft hat, sei zu bezweifeln.
Die beiden neulackierten
ORECA-Dallara Judd (Foto: Oreca-Website)
gehen mit den Nummern #14 und #15 an den Start. Das Team von Hugh de Chaunerac,
früheres Chrsyler Werksteam, tritt nach dem Ausstieg der Amerikaner
unter eigenem Namen mit dem für den Chrysler-Einsatz entwickelten
Chassis an. Allerdings hat man den MOPAR Motor entsorgt und durch ein 4l
V10 Triebwerk von John Judd ersetzt. Bei den bisherigen Einsätzen
in der FIA-SCC und der GrandAm hat der Wagen bereits seine Schnelligkeit
bewiesen. Mit der Erfahrung von ORECA und der finanziellen Rückendeckung
von PLAYSTATION (der Sponsorvertrag wurde mit ORECA und nicht mit Chrysler
abgeschlossen) und den zu erwartenden guten Fahrern dürfte ORECA sicherlich
zu den Geheimfavoriten gehören.
Das Team RACING FOR HOLLAND #16 geht in diesem Jahr wieder mit einem "Schachbrett"-Dome S101 mit Judd-Motor an den Start. Zur Stammbesetzung Lammers/Hillebrandt gesellt sich in LeMans Tom Coronel. Sicherlich eines der besten Teams, welches man unter dem Motto "Racing for Holland" an den Start bringen kann. Das der Speed vorhanden ist, bewies das Team im Vorjahr als es in der Anfangsphase den favorisierten AUDI richtig Druck gegeben hat. Betuchte Fans können auch in diesem Jahr wieder eines (oder mehrere) der "Schach-Karos" kaufen.
Mit den Startnummern #17 und #18 geht das quasi LeMans-Werksteam an den Start. Zwei, von der Region Sarthé unterstütze und von Henri Pescarolo (selbst vierfacher Sieger) eingesetzte, in LeMans gebaute Courage C60 mit Peugeot V6 Motor. Für den Fall das die "Großen" ins straucheln geraten, sicherlich der Geheimtip. Zu der standfesten Technik, der erfahrenen Teamleitung gesellen sich mit Vorliebe junge, schnelle Franzosen.
Das folgende Team mit der #19 ist sicherlich einer der interessantesten Bewerber. Das Team, ein Zusammenschluß aus Multimatic und Dick Barbour Racing, setzt einen Panoz LMP07 ein, der vom brandneuen 4l MUGEN V8 befeuert wird. Dieser Wagen wird von De Radigues/Duno/Graham pilotiert. Ob dem Wagen seine Vorjahres-Macken ausgetrieben wurden, wird sich sicherlich beim kommenden Testtag zeigen.
Der einzige ASCARI, der aus dem A410 weiter entwickelte ASCARI KZR1, angetrieben vom bewährten 4l Judd V10 geht mit der #20 an den Start. Das vom Niederländer Klaus Zwaart unterstütze Team hatte sich wohl auch eine Einladung für sein zweites Fahrzeug erhofft. Mittlerweile ist der Wagen, dessen Wurzeln bis zum ehemaligen Lola Gruppe C zurückreichen, immer häufiger im vorderen Bereich der Ergebnislisten zu finden..
Mit der #24 startet der Autoexe-Mazda in der Klasse LMP675. Angetrieben von einem 2,6l Wankelmotor. Sofern der Wagen ebenso ausdauernd ist, wie die Kudzu-Mazda dürfte der Wagen zumindest Sonntags das Ziel sehen. Ob allerdings auf einem vorderen Platz sei fraglich.
Die #25 ist eine der typischen französischen Einträge auf der Startliste des ACO. Der von einem 2l Peugeot Turbo befeuerte WR-Peugeot LMP des Teams, das den Namen des Peugeot-Mitarbeiters Gerard Welter trägt. Gefahren wird der Wagen von den drei Franzosen Daoudi/Bouvet/De Fournoux pilotiert. In der Vergangenheit oft schnell, aber nicht lange unterwegs.
Die #26 und #27 sind sicherlich die absoluten Favoriten der LMP675, die beiden Werks MG EX257. Wobei der Einsatz des zweiten Fahrzeuges auf der Messers Schneide stand und erst durch den Verzicht des Olive Garden Ferrari F550 Maranello möglich wurde. Die sicherlich stark einzuschätzenden Paarungen Bailey/ Blundell/ McGarrity und Reid/ Hughes/ Kane runden die wohl kompromisslosesten LMP675 Konstruktionen zu einem perfekten Paket ab.
Mit der #28 startet das ROC Team mit einem Reynard 2KQ-LM, welcher von einem beim französischen Tuner Lehmann in Lichtenstein vorbereiteten 2l Turbo von VW angetrieben wird. Im Jahre 2000 noch von einem großen VW Auftritt im Fahrerlager begleitet ist es etwas ruhiger um die französische Truppe geworden. Sollten die MG Probleme bekommen, handelt es sich sicherlich um die ersten Anwärter aus der LMP675 die freien Positionen zu übernehmen.
Die #29 ist ein weiterer Reynard 2KQ-LM VW , eingesetzt allerdings vom Team Noel Del Bello Racing.
Die #30 schließlich
ist der letzte Vertreter im Reigen der Prototypen. Der dritte MG EX257,
eingesetzt vom privaten KnightHawk Team und pilotiert von den Teambesitzern
Knight und Hawking.