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12.6.02 ; Harald Gallinnis
24 Stunden von Le Mans 2002 -
Die LMP900-Prototypen

22 Wagen in der Top-Klasse. Fast die Hälfte des Feldes wird aus den offenen Sportprototypen der LMP900 bestehen. 12 Fabrikate mit 8 verschiedenen Triebwerken werden sich hier bekriebgen. Dabei ist es anscheinend müssig die Favoriten herauszustreichen. Nicht nur daß Reinhold Joest mit seiner fast 100 Köpfe starken Crew wieder alle Ressourcen von Audi erhalten hat um mit dem 3. Gesamtsieg hintereinander den Siegerpokal entgültig nach Ingolstadt in die Firmenzentrale zu holen. Mit Frank Biela, Emanuele Pirro und Tom Kristensen könnte dies auch zum 3.Mal mit der identischen Fahrerbesatzung gelingen, was nun wirklich ein Unikum darstellen würde.

Aber nicht nur dieser Audi ist ein heisser Siegesfavorit. Rinaldo Capello, Johnny Herbert und Christian Pescatori gelten ob ihrer gelegentlichen Le Mans-Siege als mindestens genauso stark. Und um den Triumph im Falle des unwahrscheinlichen versagens beider Werkswagen dennoch sicherzustellen hat man dieses Jahr wieder einen 3. Wagen im Namen von Audi Sport North America genannt. Dieser wird von der rein deutschsprachigen Besatzung Marco Werner, Michael krumm und Phillip Peter bewegt. Zwar gilt dieser Wagen als fahrerisch nicht so stark besetzt wie die beiden Werkswagen (was angesichts der 3 genannten Piloten schon eine mächtige Untertreibung darstellt) aber als Backup für den Worst-Case dürften dieses bei den Vortests noch nicht vollständig an den R8 gewöhnte Trio einen ebenso guten Job machen wie die Werkspiloten. Zwar befindet sich noch ein 4 R8 im Feld, dieser fährt jedoch mit einer Vorjahresspezifikation und wird vom japanischen Team um den solventen japanischen Teameigner Goh bewegt. 2 Japaner (Ara, Katoh) sowie Yannik Dalmas (4-facher LM-Sieger) sind auf dieem Wagen genannt dessen Primärziel ein Platz in den Top-6 sein dürfte.


 
Die in französischen Nationalfarben lackierten Oreca-Dallara konnten sich bei den Vortests mit dem Judd-Motor unerwartet zwischen den Audis bis auf Rang 2 vorschieben. Insider sehen die Angelegenheit eher umgekehrt: 4 Dallara auf den vorderen 4 Plätzen - denn auch die erste Version des Audi stammte ursprünglich aus der italienischen Schmiede. Allerdings hat es gerade beim schnellsten Wagen nun eine Umbesetzung gegeben. Sarrazin, Montagny und Stefan Johansson sind nun auf 2 Autos verteilt worden. Sarrazin ist durch Oliver Berettta ersetzt worden. Oreca will auf Sieg fahren! Dazu ist aber Voraussetzung daß der Judd-Motor das erste Mal an der Sarthe halten müsste.  

Der spektakuläre Bentley Exp Speed 8 gilt als Hauptgegner der Audi. Nicht nur wegen des fast identischen Motors, der nun auch auf die Benzindirekteinspritzung des Original-Audis (FSI) zurückgrifen darf. Allerdings wird nur ein Wagen ins Rennen geschickt und außerdem fehlt den Briten die Rennerfahrung der ALMS-Läufe.Ein Manko das kaum durch noch so viel Tests wettzumachen ist. Andy Wallace, Butch Leitzinger und Eric van der Poele werden sich auch nicht auf ein eingespieltes Team verlassen können das einen Getriebewechsel zur Not in unter 5 min hinbekommt (laut Aussage eines Joest-Mechanikers hat man diese Übung sogar schon in unter 3 min absolviert).
Bentley Exp Speed 8


 
 
Die Dome werden auch dieses Jahr wieder zu den stärksten Vertretern der Audi-Gegner gehören. Der Racing for Holland Dome von Lammers/Hillebrand/Coronell ist ein nagelneues Chassis, welches schon im letzten Jahr bis an die Spitze vorstoßen konnte. Der Ex-Nielsen-Dome des japanischen Kondo-Teams gilt dagegen als fahrerisch zu schwach besetzt, als daß man mit purem Speed überzeugen könnte. 

Courage geht mit der Speerspitze Pescarolo als eines der spektakulärsten Fabrikate an den Start. Der grün-silberne Wagen ist von Ex-Toyota-Chef Andre de Cortanze aerodynamisch ähnlich den Toyota GT-One umgestaltet worden und hat mit dem letzten Jahr gebrauchten Wagen kaum noch was gemein. Allerdings war man bei den Vortests deutlich langsamer als der konventioneller gestaltete, in blau gehaltene Werkswagen der mit einem Judd-Motor ausgestattet ist. Die Peugeot-Turbos von Pescarolo könnten hier wenigstens ein Finish wahrscheinlicher machen.  

Panoz präsentierte sich bei den Vortests zwar nicht mehr so katasdrophal gebeutelt wie im letzten Jahr - eine Offenbarung waren die Startplätze 12 und 21 nun aber auch nicht. Die Umstrukturierungen des Teams und die deutlich schwächere Bestazung des B-Wagens zusammen mit einer Modifikation des betagten Roadster S die mehr auf die ALMS-Rennen abzielte haben hier ihre Spuren hinterlassen. Als ebenbürtige Gegner sind Don Panoz nun das Werksteam von Riley&Scott und der britische Ascari erwachsen. Dabei wollte man sich heuer eher auf dem Niveau von Audi und Bentley einsortieren.

Cadillac galt in Sebring noch als der härteste Gegner der Audis. Allerdings wurde der Topspeed durch allerlei Detailprobleme wieder wettgemacht. Besonders Probleme mit den Aufhängungen verhinderten daß man beim Topspeed auch nur annähernd an die Toptems herankam. Rang 16 und 17 bei den Vortests waren so ernüchternd daß man prompt auf einigen Flugplätzen Hochgeschwindigkeitstests ansetzte. Allerdings darf bezweifelt werden ob man auf den topfebenen Strecken alle Ursachen für die in Le Mans noch so unruhige Vorderachse finden konnte. Dem selben Trugschluß sind ja schon vor wenigen Jahren mit Sternen im Markenzeichen ausgestattete Werksteams erlegen.
 
Voll bei der Musik waren die beiden "Filmautos" des DAMS-Teams. Sowohl der 4 Jahre alte Ex-Nielsen-Panoz als auch der gleichalte Lola konnten sogar noch den 2. Werkspanoz, den Kondo-Dome und Panoz LMP07 des MDB-Teams schlagen (wer hat da "kein Kunststück" gesagt ?!?!).

MDB-Panoz
Könnte sein, daß das "Alteisen" sogar noch manchen Werkswagen hinter sich lässt. Im Gegensatz zu den meisten neueren Wagen sind diese Autos nämlich schon seit Jahren ordentlich aussortiert. 

Ein Farbtupfer im MDB-Panoz ist Ex-Miss Venezuela Milka Duno, die mit dem ALMS-LMP675-Vizetitel im vergangenen Jahr gezeigt hat daß sie nicht auf der Strecke herumtrödelt und nun auf dem vom Ex-Dick Barbour-Team vorbereiteten Panoz LMP07-Mugen antritt. Mehr als angebrannte Gasfüße waren hier für die Piloten (Milka & John Graham & Didier de Radigues) bei den bisherigen Läufen nicht zu holen. Alledings hat man dem Wagen nun schon deutlichere Manieren als im letzten Jahr beibringen können - ob es diesmal für ein Finish reicht?  

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