Die Würfel beginnen zu fallen. Nach unzähligen offiziellen und auch geheimen Test war es nun soweit. Der neue Peugeot 908 hat sein erstes Qualifikationstraining bestritten und dabei gleich einmal ordentlich das Revier markiert. Mit einer Zeit von 1:34.507 stellte Nicolas Minassian den Peugeot mit der Startnummer 7 auf die Pole für den ersten Lauf der Le Mans Series. Dabei unterbot der die Trainingsbestzeit des Zytek von vor zwei Jahren um sagenhafte 3, 4 Sekunden. Mit dieser Bombenzeit hat Peugeot auch gleichzeitig in Richtung Ingolstadt verlauten lassen, dass man mit ihnen im Qualifying zu den 24 Stunden von Le Mans rechnen muss.

Stephane Sarrazin stellte den zweiten Peugeot mit einer Zeit von 1:34.680 auf die zweite Position und komplettiert somit die erste Startreihe der Peugeot. Haben denn die beiden Franzosen schon alles gezeigt was in der 908 Flunder steckt? Diese Frage werden wir erst im Juni an der Sarthe beantwortet bekommen.

Dritter Platz im Qualifying, und somit erster Verfolger der beiden Peugeot war, wie zu erwarten, der tschechische Charouz Lola Judd mit einem glänzend aufgelegten Stefan Mücke am Steuer. Eine herausragende Leistung des Berliners der das Auto vor dem Wochenende nur 25 Runden in Paul Ricard getestet hatte. Nichts desto trotz war Mücke als „best of the rest“ schon über anderthalb Sekunden von der Pole entfernt.

Charouz technischer Leiter Sam Hignett hat aber mit dem 3. Rang gerechnet. "Die Peugeot werden den Ladedruck erhöht haben damit sie vor uns stehen. Das ganze Rennen werden die allerdings das nicht machen können. Wir dagegen werden den Speed, den wir gezeigt haben, die ganze Zeit mitgehen." Stefan Mücke sieht es genau so: "Nach 4 schnellen Runden haben die Reifen halt angefangen abzubauen.  Deswegen bin ich dann reingekomen. Die Peugeots wollten halt vorne stehen. Wir müssen uns nun darauf beschränken hinter den 908 mit zu schwimmen. Vor diesem Wochenende hätten wir diese Vorstellung von uns eh nicht erwartet da der Wagen und das ganze Team noch sehr neu sind. Daß der Wagen nun "out of the Box" dieses Potential zeigt ist eine gute Überraschung für uns. Vielleicht ist es eine gute Taktik sich im Rennen ziehen zu lassen und den besten Platz hinter den Peugeot anzustreben."

Verglichen mit der Startposition des letzten Jahres dürfte Henri Pescarolo mit dem vierten Startplatz seines schnellsten Autos nicht ganz zufrieden sein. Jean-Christophe Boullion kam nicht über eine Zeit 1:37.349 hinaus. Dass man fast drei Sekunden hinter den Peugeot stehen wird, damit damit haben die Jungs von der Sarthe nicht gerechnet. Ob hier vielleicht aber auch etwas an Politik mitgespielt hat, bleibt unbeantwortet. Pescarolo sagte nach der Quali jedenfalls, dass seine Wagen den Diesel vor Reglement her unterlegen sind, und sie somit die Pace nicht mitgehen könnten. "Die Peugeots sind das Qualifying mit 735 PS gefahren. Unser Wagen hat ja nur 640. Da ist doch klar das wir gegen die nicht ankommen können", so Pescarolo. Für das Rennen wird man im Team noch einen Motorwechsel vornehmen, da der Judd nach Prüfstandversuchen und dem HTTT Test an seinem Lebensende angekommen ist.

Noch vor dem zweiten Pescarolo konnten sich die beiden Werks-Courage und der Racing for Holland Dome platzieren.  Fast zwei Sekunden haben die beiden Wagen von Yves Courage im Gegensatz zu den freien Trainings zugelegt.  Wenn die Feinarbeiten der Anpassungsarbeiten des neuen AER Motors abgeschlossen sein werden, wird man von den Wagen aus der französischen Schmiede noch einiges mehr erwarten  können, zumal man vor Le Mans noch einmal in den Windkanal gehen wird.
Unglücklich lief das Qualifikation für den Lavaggi. Marcello Puglisi konnte zwar eine gezeitete Runde drehen,  hatte den Wagen jedoch dann in der ersten Schikane verloren und für dadurch einige Kratzer im Lack gesorgt. Letztendlich steht eine 1:47.160 und ein Startplatz vor allen GT2. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Martin Shorts Rollcentre Team wird mit den ersten Qualifying als Pescarolo Kundenteam alles andere als zufrieden sein. Der Wagen musste bereits in der Out-lap an Streckerand geparkt werden. Lediglich bis zur ersten Schikane hatte man es gepackt. Joao Barbosa sprach von Elektrikproblemen die den Wagen geplagt hätten.

In der kleinen LMP2 Klasse sah es zunächst nach einer Pole für den brandneuen Zytek 07S des Barazi Epsilon Teams aus. Michel Vergers hatte das Feld mit einer Zeit von 1:39.481 lange angeführt, bevor Miguel Angel Burgeno auf dem Portugiesen Lola ihm noch den Platz an der Sonne streitig machen konnte. Mit einer Rundenzeit von 1:39.271 wird  es zunächst sein Auto sein, dass es in der LMP2 Klasse zu jagen gilt. Ob man als Favorit auf den Klassensieg gelten darf, bleibt aufgrund der nicht ganz ausgeglichenen Fahrerpaarung abzuwarten. Die Team Ray Mallock mit ihrem Lola AER und das Werksradical Team folgen auf den Plätzen drei und vier.

Horag beendete die Quali auf dem sechsten Platz in der Klasse. Die überaus sympathische Truppe aus der Schweiz hatte mit Telemetrieproblemen zu kämpfen. Laut Judd lag dies wohl daran das der Motor kurz vor dem Ende stand. Zum Rennen wird man den Motor austauschen. Mit dem frischen Motor hofft man auf eine gute Platzierung im Rennen.
Die kölner Kruse Mannschaft belegt leider den letzten Klasserang. Der brandneue Pescarolo krankt noch etwas. Der Wagen lief das ganze Wochenende noch nie mehr als drei Runden am Stück. Außerdem stellte man im Quali fest, dass bei voll durchgetretenem Gaspedal die Bremse ebenfalls anfängt zu arbeiten und umgekehrt. Bleibt zu hoffen, dass man die Sache bis zum Rennen beseitigen kann. Eine Zielankunft wäre für den neuen Wagen sicher ein Erfolg.

Jerome Policand hat hinter dem Oreca-Saleen den 2.Platz in der GT1 eingefahren "In meiner besten Runde bin ich Ende der Parabolica noch auf 2 Porsche aufgelaufen von denen einer in die Boxengasse abgebogen ist". Hier blieben die entscheidenden Zehntel  auf dem Weg zur potentiellen Corvette-Pole liegen. Noch krasser traf es Christophe Bouchut im Labre Aston "erst hat mir ein langsamer GT2-Porsche in der parabolica meine schnellste Runde zerstört und dann ist mir in der Folgerunde die Traktionskontrolle ausgefallen.  In der Parabolica habe ich richtig quer gestanden. Auch die am Freitag noch spektakulär gegrillte C5-Corvette wird vom Team wieder auf die Strecke geschickt.

Richard Lietz holt die Pole für die IMSA Performance Truppe und bereitet dem reifenlieferanten Michelin so ein furioses Comeback in der GT2-Klasse. "Gestern hatten wir uns noch im freien Training mit der Abstimmung verrannt aber mit Norbert Singers unterstützung haben wir es geschafft dem Wagen das Untersteuern auszukurieren und ein gut über die Randsteine passendes Fahrwerkssetup auszuarbeiten." Bei Farnbacher ist man mit dem 2.Platz hinter dem Michelin bereiften Richard Lietz mehr als zufrieden. "In Monza die Ferrari zu schlagen ist allerdings noch besser" lautet der Tenor bei den Mechanikern, die froh wären wenn es im Rennen bei dem Stand bleiben würde. Der 5. Platz von Xavier Pompidou iim Proton Porsche wird von Christian Ried eher gelassen hin genommen.

 "Im Qualifying geht es eh um nichts, wir haben daher mit dem Setup was ausprobiert." Marc Lieb kann das Ergebnis auch nicht aus der Ruhe bringen, "Das nimmt eher etwas Druck von uns. Etwas enttäuscht bin ich aber schon da ich hier mit einer niedrigen 1:50´er Zeit gerechnet hätte."

Für die Spyker ist Monza ein unbekanntes Geläuf wie Teammanager Hans van Rennes  erläutert: "Wir sind hier noch nie gefahren ausserdem ist unser Wagen nicht für Hochgeschwindigkeitsstrecken wie diese hier ausgelegt, da fehlt uns der Top-Speed. Wir werden uns darauf beschränken zuverlässig durch zu fahren und hier nur auf Punkte zu gehen."

Am anderen Ende des Feldes findet sich die Markland Corvette wieder, wo man zwar das Überhitzungsproblem im Motor nach den Problemen mit dem serienmäßigen Kabelbaum gelöst hat, wo aber Kurt Thiim nun keinen ausreichenden Grip für die Strecke diagnostizieren musste.