Es waren auf den ersten Blick spektakuläre Zeiten die in
diesem Jahr am Ende des Tages zu Buche standen und das Potential
ist da, dass am Renntag diese Rundenrekorde noch gebrochen werden
können. Mit einer 3:26.707 erzielte Sebastian Bourdais im Peugeot
908 die Bestzeit am Sonntag gegen 17.Uhr, eine Stunde vor Ablauf der
Session und wer weiss auf welche Zeit die Dieselboliden diese Marke
noch herunter geschraubt hätten wenn nicht in der letzten
Viertelstunde der Bruneau-Pilbeam an der Strecke gestrandet wäre
und damit für einen Abbruch durch eine rote Flagge gesorgt
hätte. Allerdings hatten die Rekordzeiten - in allen Klassen
wurden die Pole-Zeiten aus dem letzten Jahr bei besten
äusserlichen Bedingungen um 3-6s unterboten - eine simple
Erklärung: die veränderte Streckenführung im Bereich
Tertre Rouge sowie an einigen Teilen der Strecke neu aufgebrachter
Asphalt hatten den Circuit La Sarthe im Vergleich zu den Vorjahren
deutlich schneller gemacht.
Das lässt jetzt den ACO in der kniffligen Lage zurück die
Leistung der verschiedenen Wagen abschätzen zu müssen um zu
entscheiden ob neue Eingriffe in die Rennperformance zur Begrenzung der
Rundenzeiten erforderlich sind. Denn die alten Limits (LMP1: 3:30,
LMP2: 3:40, GT1: 3:55, GT2: 4:05) dürften nun obsolet sein.
|
Was die Entscheidung nicht erleichtern dürfte: Die beiden
Top-Teams von Peugeot und Audi gaben zu, die Zeiten im Bereich der 3:28
unter Verwendung der normalen Rennreifen und ohne Qualifiers erzielt zu
haben. Als einziges Team das mit einem Benzinmotor in diesen Bereich
vorstossen konnte musste die Mannschaft von Henri Pescarolo schon die
weichen Gummis aufschnallen. Ein solches Prestigeduell mit den
Werksboliden sparten sich dagegen die meisten Teams - Vorbereitung
für das Rennen in 2 Wochen war angesagt.
Am Ende hatte wie gesagt ein Peugeot, der von Sarrazin, Gene, Lamy, die
Nase mit einem Vorsprung von knapp 1,5s auf die beiden
Nordamerikanischen Audis vorne. Kein Grund zur Besorgnis für Dr.
Wolfgang Ullrich ("Es ist schön endlich mal einen
wettbewerbsfähigen Gegner mit dabei zu haben"), denn der 2. 908
und der "DTM-R10" mit Luhr, Ekstroem, Premat matchten sich im
3:30er Bereich dahinter, was die Rennpace der Wagen eher wiederspiegeln
dürfte. Die 5 Werksdiesel und der schnellste Pescarolo (wie gesagt
auf Qualifiers) leissen dahinter einen deutlichen Abriss zu den
sonstigen Teams erkennen die im LMP1-Bereich recht dicht bei den Zeiten
im 3:35-36´er Bereich zusammen lagen.
|
Viel Arbeit kommt in den kommenden 2 Wochen auf die Teams von
Courage und Arena-Zytek zu: die #13 und der Zytek von Hayanari Shimoda
wurden in der 2. Session durch ihre Piloten nachhaltig zerstört.
Courage Pilot Gilliaume Moureau wurde zur Beobachtung in ein
Krankenhaus eingeliefert nachdem sein LC70 zwischen den Betonmauern der
Porsche-Kurven an beiden Streckenseiten angeschlagen war. Der Circuit
La Sarthe hatte dabei wieder seine Zähne gezeigt. Kurz vor Ende
der Session zerstörte auch Shimoda seinen S07 nachdem man von den
Zeiten her auf P8 vorgestosssen war. Langsamste LMP1, abgesehen vom
ausgeknockten LC70, waren die Wagen von Chamberlain Synnergy, der 2.
Werkscourage und der Charouz-Lola, wo man sich auf die Qualifikation
der LM-unerfahrenen Piloten Jan Charouz und Stefan Mücke
beschränkte.
Bei den LMP2 schafften die beiden Barazi-Zyteks das Kunststück die
Top-Zeiten auf die Tausendstel-Sekunde hin identisch herauszufahren.
Mit einer 3.39.016 war man auch hier 2 s schneller als die Polezeit aus
dem vergangenen Jahr die mit einer 3:41,555 der RML-Lola erzielt hatte.
Dessen 3:41,025 dürften anzeigen daß nun mit Rennreifen die
Zeiten drin
sind für die man vorher Qualifiers benötigt hätte. Wobei
bis dato noch
keine detailierten Informationen vorliegen wer in der kleinen Klasse
solche Gummis in Benutzung hatte.
|
Hinter den werksunterstützten Zyteks belegten der portugiesische
ASM-Lola, der RML-Lola, der Binnie-Zytek , der Werks-Radical und der
Kruse-Pescarolo die Bestzeiten in der kleinen Prototypen-Klasse, die in
diesem Jahr wieder dem gehören dürfte, der die wenigsten
technischen Defekte verzeichnen wird. Letzter in der Klasse und auch in
der Zeitenliste war der gelbe T2M-Dome, der mit der Installation der
Wippenschaltung doch mehr zu kämpfen hatte als erwartet. Der Noel
del Bello-LC75 sogte am Testtag für den 3. schweren Crash eines
LMP - auch hier wird das Team bis in 3 Wochen einiges zu stemmen haben
um das Auto wieder fürs Rennen fit zu bekommen.
|
In der GT1-Klasse steht uns vielleicht das spannendste Rennen
seit Jahren ins Haus. Der Testtag offenbarte, daß ein Dutzend
Teams im Endeffekt auf einem technischen Level liegt und somit die
Zuverlässigkeit und eine homogen-gute Fahrercrew den Ausschlag
geben müssen. Die Fabelzeit von 3:49207 von Jan Magnussen in der
Werks-Corvette roch am Ende doch stark nach einem Qualifier-Einsatz,
aber bis dahin hatten sich sämtliche Saleen, Corvettes (mit
Ausnahme der Alphand-C5) und Astons als auf einem Level fahrend
präsentiert. Die Zeitenliste beschlossen der JLOC-Lambo und der
Menx-Prodrive F550, der in diesem Jahr die endgültige
Abschiedsvorstellung der Ferrari-Boliden in der großen GT-Klasse
an der Sarthe geben wird.
In der GT2-Klasse schlugen am Ende die Porsche zurück, nachdem man
in
den großen Langstreckenserien rund um den Globus bislang von den
F430
gebügelt worden war.
|
Patrick Long erzeite auf dem IMSA-Porsche als
Partner von Richard Lietz und Raymond Narac mit einer 4:01.598 die
Bestzeit, gefolgt vom Autoorlando-Porsche von Simonsen/Ehret/Nielsen
und dem Flying Lizzard-997 von van Overbeek/Neiman und Long. Die
Ferrari hatten im entscheidenden teil des Testtages durch die Bank mit
diversen kleineren Problemen zu kämpfen was den Speed der Wagen
offensichtlich effektiv begrenzte. So konnten die Wagen von Risi,
Scuderia Ecosse, AF Corse und GPC nicht in den Kampf um die Bestzeiten
mit einsteigen. Eher unauffällig präsentierten sich die
Klassensieger aus dem vergangenen Jahr - die LNT-Panoz. Auch die Spyker
setzten mehr auf Ausdauer statt auf Bestzeiten.
In jeder Klasse zeigte sich daß die Ingredienzien für ein
interessantes Jubiläumsrennen an der sarthe angerichtet sind - nun
kommt es darauf an was die Teams daraus in den kommenden 2 Wochen noch
machen - und wie der ACO auf die neue Bestzeitenwelle auf seiner
Strecke reagieren wird.
|