Die 16. Rennstunde beginnt unter Gelb: der Robinson-Riley Nr. 84 steht in der Schikane, dem Vernehmen nach in Folge eines Zwischenfalles mit der Nr. 23 von Alex Job Racing; diese erscheint an der Box zum Service. Die Bergung des Riley dauert lang genug, um allen Leadern gemächliche Vorsorge-Stops zu erlauben. Vier Lexus-V8 in den Top 6, angeführt von den beiden Autos von Chip Ganassi; dazu zwei Porsche, von den in vergangenen Jahren so starken Pontiac ist an der Spitze nichts zu sehen. Der bestplatzierte Prototyp mit Pontiac-Motor, die Nr. 7 von Krohn Racing, hat auf die Führenden 11 Runden Rückstand. Die Rusty & Danica-Show ist zu diesem Zeitpunkt bereits länger vorbei: ein Motoschaden beendete die vielbeachtete Ausfahrt. Auch die Nr. 4 mit Wallace/Stewart/Leitzinger tut sich schwer, am 37. Rang und viel zu oft in der Boxengasse; um 4:20 rollt das Auto hinter die Boxenmauer. Tony Stewart wird auch heuer nicht gewinnen. Das Auto der Familie Dyson am 21. Platz ist der bestplatzierte Exponent von Howard-Boss Motorsports. Beim Restart in Runde 484 setzt sich der Crawford Nr. 23 mit Mike Rockenfeller am Steuer wieder in Führung, die Werkscrew hat noch nicht aufgegeben. Auch nach 16 Stunden wird in diesem Rennen noch um Zehntelsekunden gekämpft, Ganassis 01 und 02 treiben auf dem Banking ihre Windschattenspiele. |
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Bei
den GT ist der Porsche 997 von TPC beinahe eine volle Runde vor dem
zweitplatzierten Pontiac Nr. 65 – „beinahe“ bedeutet in diesem Fall
wirklich nur eine Wagenlänge. Ein beruhigendes Gefühl
für TPC-Fahrer Spencer Pumpelly, seinen ärgsten Konkurrenten
beim Restart direkt vor sich zu haben. Der drittplatzierte
Farnbacher-Porsche Nr. 82 hat auf den Pontiac bereits 3 Runden
Rückstand. 5:03, Runde 510: Scott Pruett bringt die Nummer 01 an die Box und biegt sofort in die Garage ab, damit sind nur noch zwei Autos in der Führungsrunde. Rockenfeller führt mit 19,5 Sekunden vor Dixon. Neun Runden später, genau sieben Stunden vor Schluß geht das Auto Nr. 01 wieder auf die Strecke, nur mehr auf dem sechsten Platz – und der Abstieg geht weiter. Nach einer vorsichtigen Erkundungsrunde bringt Pruett den Wagen wieder an die Box, die Ölpumpe ist defekt. In Runde 523 bekommt er dort Gesellschaft: auch Scott Dixon bringt sein Auto in die Garage zu einem größeren Service. Während Dixon zumindest den dritten Platz halten kann, ist für das Team Pruett/Diaz/Papis das Rolex 24 vorbei. Der bislang so spannende Dreikampf um die Führung ist damit beendet, der AJR-Porsche Nr. 23 führt mit 3 Runden Vorsprung vor der Nr. 60 von Michael Shank Racing mit ChampCar-Fahrer A.J. Allmendinger am Steuer. Rockenfeller passt seine Rundenzeiten sofort an den komfortablen Vorsprung an. Allmendinger kann sich dies nicht erlauben, er hat Dixon und den Cheever-Crawford nur wenige Sekunden hinter sich. |
Michael Shank Racing
bekommt auch etwas vom Fluch ab, der an diesem
Wochenende offenbar alle Fahrzeuge befällt, die in die Nähe
der Top 3 kommen: die Nr. 60 steuert für einen Check der Lenkung
die Box an; Oswaldo Negri reiht sich nach kurzer Reparatur an 5. Stelle
wieder ein. Nach 580 Runden hat das Ganassi-Auto Nr. 02 eine Runde Vorsprung auf den Brumos-Fabcar Nr. 58. Nachgereicht wird der Grund für den Boxenstop der Nr. 02: ein Zahnriemenwechsel an der Lichtmaschine. Der TPC-Porsche, Leader in der GT-Klasse, ist auf Gesamtrang 9. Die Plätze 2 bis 4 liegen innerhalb 30 Sekunden, jeder Boxenstop bringt hier einen Positionswechsel. In Runde 590 sind Fittipaldi und Sascha Maassen im Brumos-Fabcar nur eine knappe Sekunde auseinander, und ihr Kampf um Platz 3 wird zum Kampf um Platz 2: Oswaldo Negri bringt den MSR-Negri für einen superkurzen Stop an die Box, offenbar ein Splash & Go. Lucas Luhr im Crawford-Porsche hat zwischenzeitlich seine Rundenzeiten wieder in die 1:46-Region gesenkt und zieht an der Maassen-Fittipaldi-Kampfgruppe vorbei. Maassen nützt den Windschatten des Porsche-Kollegen aus und schwindelt sich seinerseits an Fittipaldi vorbei, die beiden rangeln aber weiter um die Position, als wäre es ein Sprintrennen. Die Führenden haben in Sprintrennen genug Erfahrung, aber bei einem 24-Stunden-Rennen wäre es der erste Erfolg für IRL-Champ Wheldon, seinen Formelkollegen Scott Dixon und den NASCAR-Fahrer Mears; außerdem der erste Erfolg für die Toyota-Schwestermarke Lexus. Dan Wheldon macht sich bereits, das Auto von Mears zu übernehmen. Nach 19 Stunden und 40 Minuten, in Runde 600, bei 17 Grad Außentemperatur und wolkenverhangenem Himmel, führt Mears 2 Runden vor Maassen, nur eineinhalb Sekunden dahinter Fittipaldi, 43 Sekunden dahinter Negri. Luhr im AJR-Crawford hat immer noch 5 Runden Rückstand. |
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Der GT-Führende
Randy Pobst im TPC-Porsche ist weiterhin Zehnter,
mit einer Runde Vorsprung auf den Pontiac Nr. 65 mit Andy Lally am
Steuer. Luca Riccitelli ist weiterhin im Farnbacher-Porsche Nr. 82,
unverändert auf dem dritten Platz, aber bereits mit 6 Runden
Rückstand. Insgesamt sind 36 Autos noch offiziell im Rennen. Nächster
Ausfall? - Um 8:05 gibt der Southard-Riley Nr. 37 endgültig den
Geist auf. Ein defekter Sensor an der Kurbelwelle bedeutet das Ende
einer alles in allem sehr mühsamen Dienstfahrt, nachdem Kris
Szekeres noch einige Runden mit dem angeschlagenen Riley-BMW versucht
hat. Mit 146 Runden Rückstand (Tendenz: steigend) auf den
Führenden ist der Anreiz zum Weiterfahren wohl nicht mehr sehr
groß; vorderhand gibt man aber den Transponder noch nicht ab. |
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Um 8:40 eines der in diesem Rennen bislang seltenen Full Course
Yellows: der Crawford von Essex Racing verunfallt im Turn 1. Rick
Knoop, noch aus den 80er-Jahren bekannter IMSA-Veteran in seinem
ersten Rolex 24 seit langer Zeit, wird zur Beobachtung ins Krankenhaus
gebracht. Dieser Ausritt kommt kurz nach einer Reparatur an der
Aufhängung, also möglicherweise ein Folgeschaden? - Mit auf
diesem Auto dabei waren auch Teamchef Duncan Dayton und der
frühere Riley-ALMS-Kunde Jim Matthews; das heurige Rennen ist
für sie jedenfalls vorbei. Joao Barbosa übernimmt dan angeschlagenen Brumos-Fabcar
Nr. 59 von
Hurley Haywood; nach einem schwierigen Samstag und einiger Zeit in der
Garage – eine etwas missglückte Bergungsaktion verursachte einigen
Schaden am Unterboden – hat man zwar wieder ein fahrbares Auto, aber
auch 116 Runden Rückstand. Ziel von Barbosa & Co.: ankommen.
Gut unterwegs bei seinem Langstreckendebüt ist Ted Christopher,
der Dreifachstints eingelegt und entsprechend seinem Spitznamen „Mr.
Saturday Night“ auch Samstag Nacht im Auto Platz genommen hat. Er
fährt im Jahr bis zu 80 Sprintrennen auf kleineren Ovalen, viele
eben auch am Samstag Abend unter Flutlicht – fast genau wie hier. |
Stand um 10:00:
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„Wir haben noch zwei Indy 500 zu fahren“ sagte Eddie Cheever jr. – eines hat sein Crawford-Lexus geschafft, um 10:15 war für das bislang problemfreie Team Nr. 39 Schluß: in einer Dampfwolke kam das Auto im Turn 5 zum Stehen, Fittipaldi stieg aus. Die Motortemperaturen waren schon während der Nachtstunden kontinuierlich gestiegen. Damit rückt das immer noch schnellste Auto auf der Strecke, der AJR-Crawford mit Luhr/Long/Rockenfeller, an die 4. Stelle. |
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Ebenfalls im Qualifying-Modus unterwegs ist laut Johnny
O’Connell die
Mannschaft des Pontiac Nr. 65, es gelingt der GM-Werkscrew aber nicht,
den Rückstand von fast einer Runde auf den TPC-Porsche aufzuholen.
Bei TPC weigert man sich, vor dem Fallen der Zielflagge mit dem Feiern
zu beginnen, gibt sich aber trotzdem zuversichtlich: bis jetzt geht die
Strategie jedenfalls auf. Die ersten drei der GT-Klasse liegen
geschlossen auf den Plätzen 10, 11 und 12; letztere die Nr. 82 von
Farnbacher mit 7 Runden Rückstand auf den Klassenleader. Die im
Training so starken Porsche von Tafel Racing finden sich nur auf den
Plätzen 6 (Nr. 72) bzw. 12 (Nr. 74). |
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In Runde 701 kommt die führende Nr. 02 in die Ganassi-Box für einen Routinestop, Scott Dixon bleibt für den letzten Turn am Steuer. Es sieht danach aus, dass nach einigen teilweise tragisch knappen Niederlagen heuer das Wochenende des Chip Ganassi sein könnte... – aber in diesem Rennen haben sich das schon andere Teams gedacht. Beispielsweise das SunTrust-Team, das zur selben Zeit im Fahrerlager den gestern verunfallten Riley Nr. 10 auf den Truck lädt und den Daytona International Speedway verlässt. – Für den Ganassi-Riley steht ein Splash & Go jedenfalls noch auf dem Plan. Der Crawford-Porsche ist unbeirrt drei Sekunden schneller als die Autos vor ihm, mit kontinuierlichen 1:45er-Zeiten. |
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In früheren Jahren haben einige abenteuerliche
Auto-Zombies sich
in der Schlussphase in Richtung Ziel geschleppt, heuer gibt es wenige
solche Stories, am ehesten qualifiziert sich nach dem endgültigen
Rückzug des Crawford Nr. 09 der Southard-Riley Nr. 3 für die
Rolle der lebenden Leiche. Seit Stunden wird das Auto mit Blut,
Schweiß und Motoröl am Leben erhalten. Bemühter
Optimismus mittlerweile bei Brumos: dreißig Minuten vor
Schluß der letzte Boxenstop, und das Auto blutet
Kühlflüssigkeit. bei Brumos. „Porsche-Motoren überhitzen
nicht!“, meint Brumos-Teamchef Bob Snodgrass, „wir quetschen das Ding
aus bis zum Ende.“ |
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Chip Ganassis erfahrene Endurance-Profis Scott Pruett, Luis
Diaz und
Max Papis waren ausgesandt, endlich die so oft verfehlten Rolex-Uhren
abzuholen, 734 Runden später ist es die „Jugendmannschaft“ Dan
Wheldon,
Scott Dixon und Casey Mears, die Ganassi und seinem Partner Felix
Sabates den lang ersehnten Sieg in Daytona bringt. |
Stimmen aus der Victory Lane:
Casey Mears: „ich wollte mir schon länger eine Rolex zulegen, aber
ich habe es immer aufgeschoben – jetzt bekomme ich eine umsonst! Ich
bin nur ein NASCAR-Typ, und jetzt mit all den Champions gemeinsam in
der Victory Lane - ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Scott Dixon: „Dank an unsere Boys, die so hart gearbeitet haben, damit
wir nicht zu viele Runden verlieren, das war der Schlüssel zum
Erfolg! Das Getriebe hat uns ein bisschen Ärger gemacht, aber das
Auto war ansonsten ideal, wir mussten es nicht misshandeln.“
Dan Wheldon: „bei diesem Rennen muß man immer Druck machen, aber
gleichzeitig darf man nichts kaputtmachen! Während der Nacht hat
unsere Mannschaft ein paar Dinge am Auto gewechselt, ich glaube nicht,
dass ein anderes Team das geschafft hätte.“
66 Starter, ein neuer Distanzrekord, offiziell 50.000 Zuschauer und
dazu noch prächtiges Wetter: das Rolex 24 steht so gut da wie
schon lange nicht. Die GrandAm-Saison 2006 geht „South of the border“
weiter, beim 250-Meilen-Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez in
Mexico City am 4. März.