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Mil Milhas de Interlagos 25.1.2004
von J.Gauglica & H.Gallinnis
Fotos:
Rodrigo Vieira ( autodynamics.com)

R&S

Reden wir vom Wetter: ähnlich wie im Vorjahr sorgten die äußeren Verhältnisse dafür, dass den Teams das ganze Wochenende über nicht langweilig wurde. Im Training wechselten die Bedingungen des Öfteren, und der Audi und der R&S etablierten sich bereits als Hauptakteure, mit gelegentlichen Glanzlichtern von Franz Konrads Saleen S7-R. „Medley na frente“ jubelten die Schlagzeilen voreilig, bis der großvolumige Prototyp mit Felipe Giaffone einmal tief Luft holte und sich die Pole sicherte. Uwe Alzen war immer wieder für schnelle Rundenzeiten gut, und der Saleen machte sich für lange Zeit am zweiten Platz breit. Sein Bruder Jürgen Alzen war übrigens für ein lokales Porsche-Team als Abstimmungsexperte tätig, verkniff sich aber leider einen Renneinsatz. Letztendlich schaffte der verbissen kämpfende Xandynho Negrao dann doch den Sprung in die erste Startreihe.

Wieder ist ein Langstreckenrennen vorbei, wieder hat ein Audi gewonnen – auf den ersten Blick nichts besonderes. Daß allerdings ein DTM-Auto einen leibhaftigen (wenngleich angegrauten) LMP schlagen kann, gebietet schon Hochachtung. In keiner Phase der Veranstaltung war der türkise TT-R des Team Medley Sports so deutlich langsamer als der unter dem brasilianischem Ettikett "ZF1" laufende Riley & Scott Mk.II, wie man es von der Papierform her eigentlich hätte erwarten dürfen. Das mag auch mit den Fahrern zu tun haben.


Interlagos

Audi TT So eng wie im Training ging es im Rennen an der Spitze nicht zu: in Führung war, wiederum bei wechselnden Bedingungen, die meiste Zeit der Audi. Gestartet wurde um Mitternacht; die Rutschigkeit der zunehmend ölverdreckten Strecke und der beinahe unablässige Regen sorgte für schwierige Bedingungen. In IRL-Meister Tony Kanaan hatte Giaffone einen ähnlich fähigen Mitstreiter im Fahrerteam der Scuderia 111, der mit einer Kraftanstrengung im Regen zur Halbzeit die Führung übernahm; die beiden anderen Herren (Paulo „Boni“ Bonifacio, Luiz Paternostro) machten die ganze Arbeit aber zunichte, sie wurden von der gleichmäßig schnellen Audi-Besatzung deklassiert. Außerdem spielte die Technik des Prototypen nicht mit. Der Prototyp faßte auf diese Weise einen Rückstand von acht Runden aus. Auch eine Monsunregenphase in der letzten Dreiviertelstunde des Rennens brachte die Audi-Mannschaft nicht aus dem Konzept; der Sieg des TT-R war ein Sieg der Zuverlässigkeit von Auto und Fahrern.

Die Familie Negrao ist international nicht so sehr bekannt, aber die Brüder Xandy und Guto sind routinierte Akteure in der nationalen brasilianischen Szene, und der junge Xandynho ist als südamerikanischer Formel-3-Meister am Sprung in die internationale Karriere. Anders als im Vorjahr leistete sich vor allem der junge Mann heuer keine Fehler. Der vierte im Bunde, Giuliano Losacco, darf sich überhaupt „Kaiser von Brasilien“ nennen: regierender Stockcar-Champion und jetzt Gewinner des Langstrecken-Kronjuwels.
Um den dritten Platz hätte es eine Auseinandersetzung zwischen dem Konrad-Saleen, der Viper GTS-R des italienischen Teams Racing Box und dem Lister Storm von Capuava Racing geben können. Sie fand nie statt. Als erster entfernte sich der Lister aus dem Geschehen. Ein vorsorglicher Motorwechsel im Training war leider völlig sinnlos: 26 Runden nach dem Start drehte sich Stockcar-Profi Beto Giorgi in die Leitplanke. Damit war der Weg frei für den Saleen, die Routiniers Franz Konrad und Antonio Herrmann (übrigens auch der Promoter des Rennens) leisteten dem wie immer aggressiven Uwe Alzen Schützenhilfe.

„Kurz vor dem Start hatte es zu regnen begonnen. Wir waren auf Intermediates unterwegs und in der ersten halben Stunde fuhr mir die Spitze davon – es war unheimlich viel Wasser auf der Strecke. Als es abtrocknete sind Reifen dann warm geworden und ich konnte an die Spitze fahren“, beschrieb Alzen.
Alzen nahm zumindest die schnellste Rennrunde mit nach Hause, aber sonst leider nichts: beim Angriff auf den zweiten Platz ließ die Technik das deutsche Team wieder einmal im Stich. „In der Nacht konnten wir nicht mehr in den sechsten Gang schalten. Auf den Vollgas-Passagen mussten wir den fünften Gang ausreizen, um mithalten zu können. Der extremen Belastung hat der Motor auf Dauer nicht standgehalten und als Folge ist ein Kipphebel gebrochen den wir nicht mehr reparieren konnten“, erläuterte Alzen. Der 22. Platz ist ein schwacher Trost.
Konrad Saleen
Viper

Vorjahres-Gesamtsieger Stefano Zonca entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für die „unabhängigen“ Langstreckenrennen (auch in Vallelunga war er mit Duller siegreich), und Toto Wolff nimmt überdies die schnellste Rennrunde der Klasse mit in seine neue Karriere als Rallyefahrer. Für Dieter Quester und Karl Wendlinger geht die Saison, hoffentlich in derselben Manier, in Daytona weiter „Ich bin zufrieden“, stellte Karl Wendlinger im Ziel fest, „mit dem Klassensieg haben wir unsere Vorgabe erreicht, zumal wir auch im Gesamtklassement viele PS-stärkere Autos hinter uns lassen konnten. Das Auto lief sehr gut, wir hatten nicht ein einziges Problem. Gratulation an Duller-Motorsport – die Truppe hat einen sehr guten Job abgeliefert.“

Das Rennen fand unter sehr schwierigen Bedingungen statt: „Es hat des öfteren leicht geregnet, dann war wieder viel Öl auf der Strecke. Und den Schlussturn musste Dieter dann noch bei strömenden Regen absolvieren. Aber wir waren sehr konzentriert, haben alles gut überstanden“, so Toto Wolff, der sich natürlich auch noch über seine schnellste Rennrunde besonders freute: „Ganz klar, das passiert dir ja nicht so oft.“
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Somit gelangte die Viper aufs Podium, und der leidgeprüfte Tom Weickardt darf sich wieder einmal über einen Rennerfolg freuen. Die Leute von Racing Box hatte kein leichtes Rennen, die Attacken des Yokohama-Porsche GT3 brachten ihre strategie des gleichmäßigen „Durchrollens“ immer wieder ins Wanken. Vor allem Ricardo Mauricio glänzte im Porsche mit schnellen Runden, aber das Fahrtalent war auch in diesem Team zu ungleichmäßig verteilt. Letztlich setzten sich Weickardt und seine „Transalpinos“ Marco Cioci, Gabriele Matteuzzi und Piergiuseppe Perazzini gegen den GT3 durch.

Auf dem sechsten Platz traf der „Superturismo“-Klassensieger ein: Duller Motorsport bringt einen weiteren Pokal nach Kärnten. Bereits nach der Qualifikation als Klassenschnellste und Gesamt-Dreizehnte vermeldeten die Fahrer „keine besonderen Vorkommnisse“, und dabei blieb es auch im Rennen. Durch Regen (meistens) und Sonnenschein (selten) zog der M3 gleichmäßig schnelle Runden und zog an den ausgefallenen Konkurrenten vorbei.

Duller-BMW


Ergebnis
 Pl.  Nr  Fahrer   Wagen   Klasse   Runden   Abst. 
 1   9  Xandy Negrão (SP), Xandynho Negrão (SP), Guto Negrão (SP), Giuliano Losacco (SP)
 Audi TT DTM   MM P1   374   0 
 2   21  Paulo Bonifácio (SP), Felipe Giaffone (SP), Tony Kanaan (BA), Luiz Otávio Paternostro (SP)
 ZF 01/Chevrolet   MM P1   366   8 
 3   1  Tom Weickardt (EUA), Marco Cioci (ITA), Gabriele Matteuzzi (ITA), P. Perazzini (ITA)
 Viper GTS-R   MM P1   349   25 
 4   2  Aroldo Bauermann (RS), Ricardo Mauricio (SP), Ricardo Etchenique (SP), Sérgio Magalhães (SP)
 Porsche GT3   GT   348   26 
 5   31  Otávio Mesquita (SP), Luiz Zattar (SP), Marcos Moraes (SP), Flávio "Nonô" Figueiredo (SP)
 Porsche GT3   GT   345   29 
 6   11  Dieter Quester (AUT), Toto Wolff (AUT), Karl Wendlinger (AUT), Stefano Zonca (ITA)
 BMW M3 E46   ST   340   34 
 7   47  Max Wilson (SP), Marcel Visconde (SP), Raul Boesel (PR), André Lara Resende (SP)
 Porsche GT3   GT   332   42 
 8   17  Marcios Sciola (SP), Amaury Pires (SP), Ricardo Rodrigues (SP), Ricardo Rodrigues (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   322   52 
 9   51   Alberto Cerrai (ITA), Diego Alessi (ITA), Francesco Ravasio (ITA), Alessandro Canali (ITA)
 BMW M3 GTR   ST   312   62 
 10   27  Roberto Martinez (SP), Almir Donato (SP), Ricardo Rodrigues (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   312   62 
 11   29  Matheus Varga (SP), Fabio de Carvalho (SP), Angelo Y. M. Correa Jr. (SP), Heleno de Paula (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   306   68 
 12   33  Lucas Molo (RJ), Nelson Silva Jr. (RJ), Paulo Gomes (SP)
 Ferrari 360   GT   301   73 
 13   76  Sergio Nachreiner (SP), Francisco Malta (SP), Sandro Sanches (SP)
 Chevrolet Omega   ST   301   73 
 14   61  Antonio Otero (SP), Ernesto Otero (SP), Leonardo Otero (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   301   73 
 15   10  Alfred Lengyel (SP), Ricardo Arantes (SP), Roberto Samed (SP), Aldo Piedade Jr (SP)
 Scorpius/Chevrolet   MM P2   301   73 
 16   26  Luiz Roberto C Nogueira (SP), Roberto C. Nogueira (SP), Norberto Gresse (SP)
 Chevrolet Omega   ST   301   73 
 17   18  Mario Bonilha (PR), Valdemir Oliveira (PR), Marcio Lima (PR)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   300   74 
 18   44  Roberto "Coruja" Amaral (SP), Maurício Olio (SP)
 Chevrolet Omega   ST   299   75 
 19   36  Sérgio Ribas (PR), Guilherme Ribas (PR)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   294   80 
 20   40  Jose "Coelho" Romano (SP), Jorge Schubach (RJ), Nelson Silva (RJ)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   277   97 
 21   34  Mario Bove (SP), Carlos Cantarelli (SP), Eduardo Bernasconi (SP), Ricardo Dilser (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   272   102 
 22   75  Franz Konrad (AUT), Antonio Hermann (SP), Uwe Alzen (ALE)
 Saleen SR7   MM P1   270   104 
 23   77  Carlos Dantas (SP), Amadeu Rodrigues (SP)
 VW Gol   TC   269   105 
 24   41  Carlos Castrale (SP), Edson Serrano (SP)
Aldee Spyder/VW Tb  MM P1   258   116 
 25   35  Peter William Januario (SP), Frederico Canepa (URU), Alvaro Aguiar (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   256   118 
 26   74  Marcelo Giovanetti (SP), João Marcelo Dantas (SP), Ricardo Alvarez (SP)
 Chevrolet Omega   ST   255   119 
 27   55  Ney Galvão (SP), Giocondo Rossi (), Ney David (SP)
 VW Gol III   TC   249   125 
 28   80  Artur Bragantini (SP), Belmiro Ferreira Jr (SP), Nélio Weiss (SP), Alexandre Roschel (SP)
 Chevrolet Omega   ST   243   131 
 29   30  Marcelo Fernandes (RS), Lisandro Webber (RS), Claudio Ricci (RS)
 Scorpius/Chevrolet   MM P2   239   135 
 30   79  Leandro Mussio (SP), Giovanni Galluzzi Jr (SP), Sergio Nestal (SP), Rogério Wagner (SP)
 Chevrolet Omega   ST   235   139 
 31   96  Roberto Salles Dal Pont (SP), Rodnei Mazieri (SP)
 VW Gol III   TC   233   141 
 32   14  Franco Stedile (RS), Carlos Crestani (RS), Alexandre Gramacho (DF)
 AS Vectra   MM P2   225   149 
 33   70  Robson Duarte (ES), Cláudio Sarmento (ES), Hedylane Ferreira (ES)
 Chevrolet Omega   ST   222   152 
 34   25  Robson Duarte (SP), Claudio Sarmento (SP), Carlos "Tigueis" Batista (SP), Paulo Rovella (SP)
 Chevrolet Omega   ST   217   157 
 35   46  Moises Severo (SP), Mauro Gaibar (SP), Marcelo Camacho (SP), Renato Marlia (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   211   163 
 36   4  Ingo Hoffmann (SP), Totó Porto (SP), Eduardo Souza Ramos (SP), Duda Pamplona (RJ)
 Porsche GT3   GT   201   173 
 37   89  Daywis Teixeira (SP), Francisco Moreira (SP)
 Ford Courrier   TC   184   190 
 38   73  André Carreira (SP), Fernanda Parra (SP), Fábio Carreira (SP), Fernando Parra (SP)
 Chevrolet Omega   ST   182   192 
 39   43  Thiago Beilstrein (SP), Fred Fungaro (SP), Carlos Gomes (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   169   205 
 40   69  Renato Russo (SP), Cristiano Frederico (SP), Artur Herchcovitch (SP), Marcelo Argenton (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   161   213 
 41   6  Fabio Machado (PR), Paulo Varassin (PR), Lorenzo Varassin (PR)
 OCR Spyder/VW   MM P2   161   213 
 42   15  Rogerio Castro (SP),Walter Neto (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   152   222 
 43   38  Marcos Paioli (SP), Renato Pereira Jr. (SP), Ewaldo Telles (DF)
 Chevrolet Corsa   TC   138   236 
 44   71  Antonio E. de Moraes Fo. (SP), Maurizio Sandro Sala (SP), Flávio Trindade (PR)
Porsche 911 Carrera   GT   117   257 
 45   28  Sandro Ferraris Filho (DF), Cassio Paolleti (SP), Herbert Gauss (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   100   274 
 46   32  Edson Machado (SC), Paulo Machado (SC)
 FT 32 VW   MM P2   96   278 
 47   54  Rodrigo Barbosa (SP), Thiago Beilstrein (SP), Murilo Macedo Fo (SP), Carlos Brandão (PA)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   91   283 
 48   83  Enzo Morrone (SP), Osman Galid Didi Jr (SP), Eduardo Placucci (SP)
 Tango/Chevrolet   MM P2   88   286 
 49   7  Joacir Stédile (RS), Edemar Stédile (RS), Fernando Stédile (RS)
Aldee Spyder/Chevy   MM P2   82   292 
 50   22  Uberto Molo (RJ), Claudio Capparelli (RJ), Istvan Minach (RJ)
 Ferrari 355   GT   79   295 
 51   64  Carlos Kray (RS), João Sant´Anna (RS), Alexandre Conill (DF), Adriano Baldo (RS)
 MCR/VW Turbo   MM P1   70   304 
 52   88  Heinz Jürgen Halle (SP), Fabio Steinbruch (SP), Arioldo Castilho Fo. (SP)
 Aldee Spyder/VW   MM P2   63   311 
 53   16  Marcelo Casagrande (SP), Ruben Carrapatoso (SP), Paulo Meyer (SP)
 DC01 Chevrolet   MM P2   59   315 
 54   45  Eduardo H. Mello (SP), Leonardo Burti (SP), Cássio Homem de Mello (SP)
 BMW M3   ST   48   326 
 55   23  Alcides Diniz (SP), Beto Giorgi (SP), Jamie Campbell-Walter (ESC), Pedro Gomes (SP)
 Lister Storm   MM P1   24   350 
 56   37  Jair Bana (PR), Marcos Silva (PR), Carlos Eduardo Bana (PR)
Aldee Spyder/Chevy   MM P2   21   353 
 57   98  Arquimedes Delgado (SP), Guido Borlenghi (SP), Jonatas Borlenghi (SP)
Chevrolet Opala V8   ST   5   369 
58 19 Gilberto Podboi (SP),Mário Moreira Neto (SP),Emerson Pinheiro (SP), Rodrigo Bianchini (SP) Audi S3 Turbo ST 3 371

Renndauer: 11h14min49s929, schnellste Runde Saleen SR7 - Antonio Hermann/Franz Konrad/Uwe Alzen : 1min34s592 (163,993 km/h),  256. Runde

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