Der
„Epilog 2006" des Automotodrom Brno war heuer gar kein echter Epilog,
am 14. und 15. Oktober gibt sich der Porsche-Alpenpokal auf der 5,4km
langen Berg-und-Tal-Bahn nahe der mährischen Metropole die Ehre.
Somit
also nicht Ende des Rennbetriebes, aber zumindest Ausklang
der tschechischen Saison, war das 6-Stunden-Rennen heuer eine gelungene
Veranstaltung.
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Um
es vorwegzunehmen, sportliche Überraschung gab es auch dieses Mal
keine. Dank überlegener Technik, soliden fahrerischen Leistungen
und
offenbar reichlich vorhandenem Budget schlugen die Seriensieger der
letzten Jahre wieder zu. Das Charouz Racing System hatte zwei Mercedes
CLK-DTM vor Ort, und die einzige offene Frage war, wie viele Runden
Vorsprung die Silberpfeile im Ziel haben würden. Aber: Doppelsieg
gab
es keinen.
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Nach einer kurzen Safety-Car-Phase, der einzigen in diesem Rennen, war der Silberpfeil geborgen. Das Technik-Pech beschränkte sich glücklicherweise (?) auf das Kundenauto, die Nr. 1 machte unbeirrt das Tempo, und die restlichen Teilnehmer hatten ein religiöses Erlebnis: sie „folgten dem Stern". Die Eiligsten Drei Könige waren mit dem Porsche 996 GT3-RSR von Sepp Renauer unterwegs. Claus Schunk, Stammfahrer des Teams in der tschechischen Serie, und Weltenbummler Manfred Jurasz wurden vom Österreicher ehrenhalber (laut Nennliste!) Wolfgang Kaufmann trefflich ergänzt. Der gelbe 996er führte die aussichtslose Hetzjagd an, bis der Technikteufel zuschlug. Der Boxenstop in Runde 18 war eindeutig ungeplant, fast dreißig Runden dauerte dann die Reparatur: ein nicht serienmäßiger (offenbar vom Vorbesitzer Freisinger stammender) Verstärkungsteil in der Airbox hatte sich gelöst und blockierte die Drosselklappe. Die Hoffnung auf einen Podiumsplatz war damit abgehakt. |
Die
Herren fanden sich mit dem DTM-Auto sofort zurecht und sahen das ganze
Training hindurch aus wie die „sicheren Zweiten". Die Rolle der
„sicheren Ersten" war der Mannschaft des Mercedes Nr. 1 zugedacht, den
Prinzipal Antonín Charouz sich mit drei Vollprofis teilte. Jarek
Janis
(Formel 3000, Formel Nippon, LMES, etc.) ist gemeinsam mit Jan Charouz
auch für das tschechische A1GP-Team (Leitung: Antonín
Charouz)
nominiert. Der junge Adam Lacko ist hauptsächlich vom Truck Racing
bekannt und etabliert
sich langsam, aber sicher im GT- und Tourenwagensport. „Heute können wir bestenfalls Dritte werden", war der Kommentar eines ungenannt bleiben wollenden Teilnehmers angesichts der silbernen Übermacht. Das Charouz-Team ist der nationalen Konkurrenz bereits entwachsen. Eine Meute von Porsche 996 raufte deshalb um die Plätze. Platz 2 wurde bereits nach zwei Runden verfügbar: der Mercedes CLK-DTM Nr. 11 mit Sedivy am Steuer drehte sich von der Strecke, wie sich herausstellte, auf seinem eigenen Motoröl. Lange Gesichter in der Charouz-Box: die US-Challenge war zu Ende. |
Nach
33 Runden hatte der CLK dem restlichen Feld die erste Runde
Rückstand
aufgebrummt, Rudolf Macháneks Porsche in den Farben eines
koffeinhaltigen Erfrischungsgetränkes waren dahinter „Best of
Stuttgart". Die Nr. 71 steuerte der Chef persönlich gemeinsam mit
Josef
Venc, Miro Horňak und dem Ungarn Attila Barta, die etwas langsamere Nr.
72 wurde von Istvan Rácz/Josef Studenič/Miro Konopka bewegt,
auch dies
eine Truppe mit internationaler Erfahrung. |
Starke
Cup-996er kamen aus
der Slowakei (die Nr. 2 für Andrej Studenič/Milan Bezak) und
Österreich: Koglbauer Motorsport betreute die Autos von Jörg
Peham/Matthias Schmitner/Philipp Zumstein (Nr. 31) und Kurt
Menhofer/Michael Bubla (Nr. 32), vor allem erstere hielten mit der
Spitzengruppe fleißig mit. Ein etwas rätselhafter Stop auf
offener
Strecke machte diese starke Leistung zunichte.
Michael Barbach im selbst präparierten 996 GT3-R hielt nicht nur den Berichterstatter mit Energy Drinks wach, sondern fuhr auch gemeinsam mit Vitus Eckert ein solides Rennen. Der unstatthafte Benzinverbrauch des Autos kostete Zeit, dann brach das Getriebe. Insgesamt verkaufte sich die Alpenpokal-Fraktion sehr achtbar und tritt in Zukunft hoffentlich öfter an. |
Es
geht aber auch ohne Porsche: Robert Šenkyr und Sportwagenfahrer Michal
Dolák mit ihrem BMW M3-„Special" waren bis in die letzte Stunde
hinein
in die Auseinandersetzung um den dritten Platz involviert und fielen
dann nach einem Dreher und offensichtlicher technischer Ermüdung
etwas
zurück. Als bester nicht-Porsche (und nicht-Mercedes) platzierte
sich
somit der Sieger der 2000ccm-Klasse. Auch hier gab es keine
Überraschung, der Audi A4 Super Tourer des Bohemia Racing Team war
stets der schnellste „Zweiliter" und machte noch in der letzten Stunde
zwei Plätze gut, der sechste Gesamtrang war ein beachtliches
Resultat
für Milan Maderyc/Štefan Rosina/Tomás Kostka/Jaroslav
Páral. Ein
bekannter Rallye-Name fuhr den anderen BRT-Wagen: Janni Paasonen,
WRC-Werksfahrer bei Škoda, legte im aufwändig präparierten
Octavia
allerdings einmal zu oft eine Schotterprüfung ein. Neun Runden brummte das unantastbare DTM-Coupe den anderen Teilnehmern bis 21 Uhr 30 insgesamt auf, weder auf der Strecke noch an den Boxen gab es je den Hauch einer Unsicherheit. Bezak/Studenič mit dem flinken Cup-Porsche behielten nach zähem Ringen die gesamte zweite Rennhälfte hindurch letztlich gegen die Machanek-Truppe die Oberhand; dahinter fuhren Menhofer/Bubla mit dem Koglbauer-Auto mit dem fünften Rang ein sehr respektables Ergebnis ein. Die glücklose Renauer-Mannschaft, vom Speed her allen anderen Porsche überlegen, erreichte noch den 16. Platz. Noch in der letzten Runde „schnupfte" der RSR den Siegerwagen der 1600er-Klasse. 24 Teams kamen insgesamt in die Wertung. |