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Interview mit Cyril Damnon
von Thomas Gollert
Fotos:
Damnon

Die französische Bergmeisterschaft zählt zu den stärksten nationalen Championaten Europas. Viele Fans pilgern zu den engen Sträßchen, um die zahlreichen Schlachten der Formel 3000- Helden Regal, Chamberod und Co. zu verfolgen. Die Prototypen- Fraktion ist zwar zahlreich vertreten, dennoch nicht so bekannt wie die deutschen Sportwagenfahrer. Grund genug, sich der Sache einmal anzunehmen und den einen oder anderer Fahrer vorzustellen. Wir beginnen mit dem Osella- Piloten Cyril Damnon.

Er komme aus einer rennsportverrückten Familie, so der Franzose. „Meine Onkel und mein Vater sind in den Siebzigern und den frühen Achtzigern Bergrennen gefahren. Vom Simca Ralley2, de, Chrysler S- Group bis zu Prototypen aus dem Hause Lola  war alles dabei". Einer der besagten Onkel werkelte dann als Schrauber weiter und betreute an den Rennwagen von Bruno Bazaud (unter anderem bekannt für den Formel 2- Martini MK 81) die Abstimmungsarbeit. Erwähnen sollten wir, dass Bazaud  der Cousin von Damnon ist. „Lange Zeit war ich Brunos Mechaniker bei den regionalen Bergrennen. Zum Fahrer wurde 1993,  als mein Vater und ich den Simca Ralley 2 abwechselnd bewegten. Mein Vater kaufte nämlich sein altes Rennauto aus den Siebzigern  zurück, und ich kümmerte mich um die Vorbereitung und um die Pflege des Wagens. So fing alles an. Das erste Rennen fuhr ich im Sommer 1993!  Ich bewegte den Ralley 2 bei einem regionalen Bergrennen. 4 Veranstaltungen sollte ich in jenem Jahr bestreiten. Beim dritten Event  gab es gleich den ersten Pokal."

F3
Cyril Damnon

Und wie ging die Karriere weiter? „1994 baute ich einen 1600er Mazda- Motor in der Ralley 2 ein und verbrachte sehr viel Zeit damit, den Wagen richtig ans Laufen zu bekommen. Ich fuhr in diesem Jahr nur zwei Rennen. Den Ralley 2 bewegte ich noch bis 1997. Dann entschied ich mich, in die Formel 3- Szene zu wechseln und kaufte mir einen Reynard 903. Diesen fuhr ich ein paar Jahre. Zuerst äußerst erfolgreich in den Regionalmeisterschaften, bevor der Umstieg in das  französische Championat anstand. Dem 903 blieb ich treu, um  auf einem vertrautem Untersatz die Strecken erlernen zu können. Mit der Zeit hatte ich Erfolg. 2001 entschied ich mich, auf ein neues Rennauto zu sparen. Ich ging wieder zu Bruno, um an dessen Formel 2- Martini zu schrauben- und nebenbei gleichzeitig die noch unbekannten Strecken kennen zu lernen. 2002 kaufte ich mir einen neuen Formel 3- Renner mit 26 mm- Restriktor, einen Martini MK 79 (jenes Auto, mit dem Sebastien Bourdais mehrere Rennen in der franz. F3- Meisterschaft gewann- deutsche Top- Fahrer wie Thomas Mutsch hingegen verzweifelten an der französischen Technik). Wieder konnte ich Erfolge in der F3- Kategorie feiern."

Und wieso dann der Umstieg in eine andere Fahrzeugkategorie? Totgesiegt? „Als ob das Siegen je langweilig wird", lacht Cyril Damnon. Anders gefragt: Warum wechselt ein F3 Front- Runner nicht in einen Formel 3000? In Frankreich doch eher der logischere Schritt, oder etwa nicht? „Nunja, 2003 bekam ich Kontakt zu einem Sponsor, der mir eine komplette Saison finanzieren wollte. Dieser Entschied, sich selbst einen CN zu kaufen (weil er eben die Autos mag), und er fragte mich ob ich den Wagen denn nicht für ihn fahren wolle! Ich musste nicht lange überlegen, auch wenn es mir schwer fällt in einem fremden Wagen schnell zu fahren. Außerdem, wir haben ja schon einen Formel3000- Fahrer im Team. Selber könnte ich mir keinen Formel 3000 leisten, diese Art von Rennautos sind finanziell eine Nummer zu hoch für mich."

Bei der obligatorischen Frage nach der Zukunft kommt der Osella- Pilot ins Schlingern. Damnon seufzt.  „Anfang September muß ich berufsbedingt nach Paris umziehen. Ich wechsele Firmenintern,  ich verlasse die französische Abteilung und verstärke in Zukunft den deutschen Zuständigkeitsbereich. Du siehst, ich bin kein professioneller Rennfahren. Dies bedeutet gleichzeitig, dass ein Verbleib im derzeitigen Team in den Sternen steht. Im neuen Job werde ich viel auf Dienstreisen sein, mein Teamchef und auch Sponsor möchte aber, dass ich mit der Rennerei mein Geld verdiene. Also schaue ich, dass ich den Formel 3 verkaufe und mir selbst einen CN bis 3L Hubraum zulegen werde. Das größte Problem dabei: Wo bereite ich den Wagen dann in Paris vor? Das könnte problematisch werden, gute Locations dürften dort Mangelware sein", so Damnon.

Damnon
Osella

Aber da hörten wir doch ein bestimmtes Wort in der letzten Antwort. Deutschland? Da gibt es doch den Sportwagenbergcup? Wäre das denn nichts? Noch ein Tipp, man fährt heuer auch in Turckheim. „Ehrlich, so eine Meisterschaft gibt's? Wahnsinn! Das werde ich mir in Turckheim mal genauer ansehen! Das halt ich mir mal im Gedächtnis. Da ich ja jetzt in der Deutschen Abteilung meines Arbeitgebers tätig bin, könnte ich mir schon vorstellen bei der einen oder anderen Veranstaltung mal aufzutauchen. Das wäre wahrlich keine schlechte Idee."

Eine interessante Frage wäre auch, ob der Umstieg vom Formel 3- Fahrzeug in den CN schwer sei. Gemäß Damnon sei der Umstieg ziemlich heftig, da der Formel 3 480 kg wiege und 200 PS leiste, während der CN hingegen mit 600 kg und knapp 400 PS zu Buche schlage. „Der Osella hat mehr Kraft und eine schnellere Beschleunigung", so der französische Bergrennfahrer. „Wegen der Größe und den unterschiedlichen Reifen (der Sportprototyp ist mit Diagonalreifen besohlt, während der Einsitzer auf Radial- Schlappen rollt, Anm. d. Red.) ist der Gruppe C- Rennwagen träger als der Formel- Bolide. Der Zweisitzer „rollt" auch mehr und verlangt nach einer aggressiveren Fahrweise. Der  Monoposto hingegen lässt sich sehr sanft und weich fahren, allerdings reagiert das Fahrzeug auch schneller und härter! Der CN ist meines Erachtens die bessere Alternative für den Bergrennsport. Der Motor ist richtig gut zu handeln, wenn man sich erst mal an die Leistung gewöhnt hat. Aber das geht sehr schnell"..

Noch ein paar Worte zur französischen Bergmeisterschaft. Sie habe ein sehr hohes Level, so Damnon. Und es wären auch ein paar verdammt schnelle Jungs dabei. Aber es gebe auch Schattenseiten. „Wir haben nicht die beste Medienarbeit, wir haben nicht die optimale Unterstützung der Landesregierungen." Neutraler sehe er die Zuschaueraufkommen. Zwischen 5000 und 15000 Fans kämen, um die 130- 200 Starter sehen. Man sehe zwar jedes Jahr mehr oder weniger die selben Gesichter. „Aber die Qualität, die ist gestiegen."

Cyril sagt, er sei mit seinem ersten CN- Jahr zufrieden. „Die Resultate sind okay im Vergleich zu den Mitbewerben. Und auch im Vergleich zu deren ersten Gruppe C- Jahr. Das Schwierigste ist für mich, ein Auto, das nicht mir gehört, richtig schnell zu bewegen. Da ist der innere Schweinehund zu  überwinden. Man muss sehr eng am Limit fahren, darf aber auch nicht allzu viel riskieren, um das Auto nicht abzulegen. Und genau dieses kostet die wertvollen Sekunden zur Podiumsplatzierung. Vielleicht wird's mit dem eigenen Auto besser."

Dem sympathischen Franzosen wäre das sehr zu gönnen. Es wäre sehr schön, wenn Cyril Damnon für das eine oder andere Rennen auch den Sportwagenbergcup bereichern könnte. Und vielleicht titelt GT-EINS dann „Ganz Germanien fürchtet sich vor einem Gallier." Alles Gute, Cyril Damnon.

Osella

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