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Saisonauftakt SCC 2005 Brünn (30.4-1.5)

von Johannes Gauglica
Fotos Roman Krejci (www.vrchy.com)
  

Tampolli

Das Wetter war wie bestellt für den Auftakt der Sports Car Challenge am letzten Aprilwochenende. 23 Autos gingen ins Samstags-Qualifying; die zwei mit Spannung erwarteten „großen" LMP-Prototypen waren leider nicht dabei. Noch nicht fertig ist der Lola B2K/40 des Jade-Teams; der 2l- Turbomotor von AER wird derzeit eingepasst, der „Jungfernflug" ist aufs nächste Meeting verschoben. Nach dem Training bereits wieder „fertig" war leider der Tampolli von Burkhart Stricker: ein Aufhängungsdefekt mit anschließendem Leitplankenkontakt richtete vor Ort irreparablen Schaden an.

21 Autos standen somit am Start des ersten Rennens, und um den Gesamtsieg war es ein klares Match zwischen den beiden Trainingsschnellsten, Arnold Wagner und Peter Milavec in ihren Formel-3000-Fahrzeugen. Die ganze Renndistanz von 10 Runden hindurch stets nur durch einige Zehntel getrennt, machten sie gleichzeitig auch die Division 3 der großen Formelautos unter sich aus. Milavec hatte vom Start weg die Nase vorn, aber Wagner arbeitete sich kontinuierlich Hundertstel um Hundertstel heran. Im letzten Renndrittel hatten die beiden es mit Überrundungen zu tun, Wagner schloß bis auf 5 Hundertstel (in anderen Worten: nichts) auf. Eine Überrundungssituation brachte schließlich auch die Entscheidung: während Milavec mit etwas Risiko zügig seinen Weg an einem Pulk von langsameren Fahrzeugen vorbeifand, war Wagner dieser Weg verschlossen; die „Umfahrung" kostete die entscheidenden Zehntel. Im Ziel waren der Lola und der Reynard immer noch nur durch eine halbe Sekunde getrennt, aber es genügte Milavec für einen sauberen Start-Ziel-Sieg.
Milavec
Beisel
Dahinter spielte sich, bereits mit Respektabstand von einer halben Minute, der Kampf um den Sieg in der Division 1 ab. Unter den großen Prototypen im Feld war der PRC-Cosworth von CarDo Racing mit Fahrer Michal Dolak beinahe naturgemäß der stärkste Herausforderer der Formelautos, um den Gesamtsieg hatte er aber das ganze Rennen hindurch nichts mitzureden. Im Gegenzug kontrollierte er recht deutlich die Sportwagenkonkurrenz, allen voran Gerd Beisel und Wolfgang Payr in ihren PRC, die jedoch nach und nach in die Fänge von Emanuel Pedrazza gerieten. Letzterer hatte schwer zu arbeiten, bevor er nach 7 Runden endlich Gerd Beisel passieren und sich auf die Jagd nach Payr machen konnte. In Runde 9 rutschte Beisels PRC-Mugen nach einem Bremsdefekt in den Kies; zum Verdruß des Nullresultates kam der Ärger über die etwas brachiale Bergungstechnik der Streckenposten. Letzten Endes wurde doch ein Kran beigezogen, der empfindliche Prototyp blieb ganz. In der Zwischenzeit war eine Sekunde Vorsprung genug für Payr, seinen zweiten Rang gegen Pedrazza abzusichern.

Der schnellste Mann der Division 2 lieferte sich bereits spannende klassenübergreifende Duelle mit den größeren Autos: „Tessitore" ging mit einem Raketenstart an Klassenrivalen Bernd Rübig und den Division-1-Starter Anton Schell vorbei, die beiden stritten in der Folge rundenlang um den 7. Platz. Auch Rübig vermochte zeitweise in dieses Duell einzugreifen, aber am Schluß setzte sich trotzdem der einzige „kleine" Zweiliter-BMW gegen die Opel-Meute durch. Der Klassensieg ging an „Tessitore", heuer wieder mit österreichischer Lizenz unterwegs, vor Rübig und Pius Truffer. Beinahe nicht zu glauben: für den Mann aus der Schweiz war es der erste Podiumsplatz seiner SCC-Karriere. In der Division 4 geht der größte Pokal nach Österreich, Ernst Kirchmayer hatte mit seinem Formel VW seine zwei Konkurrenten Bernd Tanzmann (Dallara) und Roman Klemm (Vector) recht klar im Griff.

Ergebnis 1. Rennen:

1.      Peter Milavec/A, Lola F3000, 10 Runden in 19:46,093 (1. Div.3)
2.      Arnold Wagner/D, Reynard F3000, -0,569 Sekunden (2. Div.3)
3.      Michal Dolak/CZ, PRC-Ford Cosworth, -32,752 (1. Div.1)
4.      Wolfgang Payr/F, PRC-BMW, -33,829 (2. Div.1)
5.      Emanuel Pedrazza/A, PRC-BMW, -34,201 (3. Div.1)
6.      Tony Sinclair/GB, Jade-Nissan, -47,757
7.      "Tessitore"/A, PRC-BMW, -1:32,068 (1. Div.2)
8.      Anton Schell/A, PRC-BMW, -1:32,474
9.      Bernd Rübig/A, PRC-Opel, -1:40,284 (2. Div.2)
10.  Ernst Kirchmayer/A, Formel VW, -1 Runde (1. Div.4)
11.  Pius Truffer/CH, PRC-Opel (3. Div.2)
12.  Mike Roberts/GB, Jade-Opel.
13.  Klaus Tanzmann/D, Dallara-Opel (2. Div.4)
14.  Gerhard Münch/D, PRC-Opel
15.  Peter Kormann/D, PRC-Opel
16.  Stefan Silberberger/A, PRC-Opel
17.  Klaus Essig/D, PRC-Opel
18.  Gerd Beisel/D, PRC-Mugen, -2 Rd.
19.  Roman Klemm/D, Vector MG93 (3. Div.4)
20.  Thomas Wolfert/D, Sharon GT-Alfa, -8 Runden

Rennen 2

Dolak
Im Sonntags-Zeittraining sorgte Jade Motorsport für die größte Überraschung: hinter den zwei F3000-Autos, die in der selben Reihenfolge wie am Vortag (Milavec vor Wagner) die Geschehnisse dominierten, deutete Tony Sinclair im Jade II mit der schnellsten Prototypenzeit und dem dritten Startplatz seine Absichten fürs Rennen an. „Wir wollen uns deutlich verbessern", war am Samstagabend die Botschaft der Briten, die mit ihrem zweiten Auto etwas zu kämpfen hatten: Mike Roberts steuerte als Ersatzwagen für den Lola einen älteren Jade I mit Zweiliter-Opelmotor, und an diesem Auto gab es beständige Öldruckprobleme. Roberts ging es auch am Sonntag langsam an und reihte sich als Vorletzter der Qualifizierten ein.

Für Dolak, den Prototypen-Sieger des Vortages, gab es nach einem Motorschaden gar eine Nichtqualifikation, er stellte sich mit Erlaubnis der Offiziellen ganz hinten an. Hinter Sinclair platzierten sich innerhalb von 4 Zehnteln die ewigen Rivalen Payr, Pedrazza und Beisel. Diese vier blieben auch im Rennen auf Tuchfühlung.
Am Start ging Beisel mit Lichtgeschwindigkeit an den drei anderen vorbei, ab da entspann sich ein zäher Vierkampf. Beziehungsweise Fünfkampf: in der ersten Runde überholte Dolak neun andere Teilnehmer und tauchte auf Platz 7 hinter Pedrazza auf; nach drei Runden war er auf dem dritten Platz, der Cosworth DFV wieder erstarkt. Von da an drehte der CarDo-PRC im luftleeren Raum seine Runden, mit Vorsprung auf die kämpfende Vierergruppe und mit stetig wachsendem Rückstand auf die Herren an der Spitze.

Dort kontrollierte Wagner das Rennen und hielt Milavec sicher auf Distanz. Die ersten drei Plätze im Gesamtklassement waren also bezogen, und somit auch die Sieger der Divisionen 1 und 3 bekannt. Der Kampf um die Plätze 4 bis 7 wurde in der Zwischenzeit immer zäher. Beisel und Sinclair gerieten in Runde 4 erstmals aneinander; Beisel verteidigte seine Position und Sinclair musste in der Folge Payr und Pedrazza vorbeilassen, passierte letzteren jedoch eine Runde darauf wieder. Pedrazza hatte mit abbauenden Reifen zu kämpfen und war einigermaßen wehrlos.

Runde 5 sah die entscheidende Szene in der Division 2, als „Tessitore" sich gegen Bernd Rübig durchsetzte; und in Runde 7 passierte Mike Roberts im Zweiliter-Jade den von Zündaussetzern geplagten Pius Truffer und stellte die Rangordnung der Division 2 fest.
Tessitore

 
Payr

Die zehnte und letzte Runde sah schließlich die große Veränderung im Bild der Division 1: Payr war unter strenger Beobachtung von Sinclair, der schließlich in der ersten Bergabkurve zu einem Ausbremsversuch ansetzte. Payr blieb auf seiner Linie, Sinclair geriet aufs Gras und rutschte nicht nur an Payr vorbei, sondern praktisch ungebremst in den davor fahrenden PRC von Beisel. Alle drei Autos drehten sich von der Strecke; Payr konnte das Rennen sofort wieder aufnehmen, musste allerdings Pedrazza passieren lassen. Für Gerd Beisel und Tony Sinclair war das Rennen an Ort und Stelle vorbei, beide Autos schwer beschädigt, die Fahrer glücklicherweise unverletzt. Somit nimmt Emanuel Pedrazza nicht nur spektakuläre Bilder aus der On-Board-Kamera, sondern auch den vierten Gesamtrang und Punkte für den Klassenzweiten mit nach Hause.

 Beisel & Sinclair

Ergebnis 2. Rennen:

1.      Arnold Wagner/D, Reynard F3000, 10 Runden in 19:20,602 (1. Div.3)
2.      Peter Milavec/A, Lola F3000, -2,702 Sekunden (2. Div.3)
3.      Michal Dolak/CZ, PRC-Cosworth, -51,581 (1. Div.1)
4.      Emanuel Pedrazza/A, PRC-BMW (2. Div.1)
5.      Wolfgang Payr/F, PRC-BMW, -1:08,625 (3. Div.1)
6.      „Tessitore"/A, PRC-BMW, -1:53,608 (1. Div.2)
7.      Bernd Rübig/A, PRC-Opel, -1:59,701 (2. Div.2)
8.      Gerd Beisel/D, PRC-Mugen, -1 Runde
9.      Tony Sinclair/GB, Jade-Nissan
10.  Mike Roberts/GB, Jade-Opel (3. Div.2)
11.  Pius Truffer/CH, PRC-Opel
12.  Ernst Kirchmayer/A, Formel VW (1. Div.4)
13.  Klaus Tanzmann/D, Dallara Opel (2. Div.4)
14.  Gerhard Münch/D, PRC-Opel
15.  Peter Kormann/D, PRC-Opel
16.  Georg Hallau/D, PRC-Opel
17.  Stefan Silberberger/A, PRC-Opel
18.  Roman Klemm/D, Vector MG93, -2 Rd. (3. Div.4)


Mit einem bunten Teilnehmerfeld und spannender Rennaktion war die Sports Car Challenge einer der Höhepunkte des Wochenendes in Brünn; die zehnte Meisterschaftssaison geht am 14. und 15. Mai auf dem Autodrom Most weiter.


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