Ein Porsche in Monaco ist sicherlich nichts besonderes. Aber gleich 18 Porsche 997 GT3 Cup hintereinander sieht auch der gemeine Monegasse selten. Einer der schnellsten der ohnehin seltenen Art der Monegassen ist Stèphane Ortelli. Dieser Ortelli ist eine ganz große Nummer im Sportwagensport. Er gewann in seiner langen Karriere bereits die 24h von Le Mans und Spa, wurde FIA-GT-Champion und konnte auch schon den Supercup für sich entscheiden. Vor vier Wochen bewies er mit einem fehlerfreien und schnellen Stint über annähernd vier Stunden beim 1000km-Rennen in Spa in einem Audi R8, welche Klasse der heute 35-jährige noch hat.
Beim Start setzte sich Huismann gleich vor seinen Teamkollegen
aus dem
Lechner-Team Alessandro Zampedri, der sich innen neben den schlecht
gestarteten Ortelli setzte. Dieser gab allerdings nicht nach und
erkämpfte sich außen in St. Devote seinen Platz zurück.
Es folgten
David Saelens (B), Richard Westbrook (GB) und Richard Lietz (A). |
Fabrice Walfisch(F) hatte einen guten Start und setzte sich auf Rang sieben zwischen die beiden tolimit-Autos. Christian Menzel (Kelberg) als auch Teamkollege Richard Lietz tun sich insgesamt noch schwer, den 997 in der kürze eines Trainings im Supercup perfekt abzustimmen.
Es folgte eine Prozession, wie sie auf dem engen Stadtkurs von Monte
Carlo üblich ist. Ortelli war zu Beginn zwar schneller als
Huismann, fand aber keinen Weg vorbei. In der dritten Runde probierte
er es vor der Hafenschikane, aber war zu schnell und zwang sich als
auch den führenden Huismann in den Notausgang. Beide blieben vorn,
allerdings verlor Ortelli deutlich Zeit durch seine etwas optimistische
Aktion.
Der Gastfahrer versuchte nun, die Lücke wieder zu schließen,
tat sich aber damit schwerer als in den ersten Runden, als er deutlich
schneller als Huismann war. Im Gegenteil, zur Rennhalbzeit konnte
Huismann, seine Reifen wohl am besten eingeteilt hatte, den Vorsprung
kontinuierlich ausbauen. Ortelli seinerseits bekam nun Druck von
hinten, Alessandro Zampedri kam immer näher, Ortelli jedoch
verteidigte seine Position. Dadurch gelang es auch David Saelens vom
Team Kadach, aufzuschließen. Und dieser probierte dann auch einen
kleinen Gewaltakt und wählte einen Formel1-ähnlichen
Bremspunkt nach dem Tunnel. Auf Zampedri zuschliddernd wich Saelens
erst in die linke Leitplanke aus, bei zurückprallen nutzte er den
Porsche des Barcelona-Siegers als Prellbock. Dabei stieg der
Kadach-Porsche in 45°-Winkel seitlich auf und riss dem Lechner-Auto
den Türgriff ab. Zampedris Tür schloß in den letzten
Runden nicht mehr, ansonsten ging der Vorfall für beide glimpflich
aus. Richard Westbrook witterte nun seine Chance und griff
Saelens in der Loews-Haarnadel an, der Angriff endete aber in
einem Umdrehen, bei dem auch Richard Lietz noch vorbeischlüpfen
konnte.
Vorn ließ sich Patrick Huismann seinen ersten Supercup-Sieg seit
fünf Jahren nicht mehr nehmen und gewann vor Stèphane
Ortelli und Alessandro Zampedri. Dahinter Westbrook, Lietz, Saelens,
Walfisch, Menzel und Tim Bergmeister (Langenfeld), der damit bei allen
Rennen der Saison in den Top-10 blieb. Da Ortelli keine Punkte bekommt,
erreichte das Lechner-Team diesmal sogar einen Dreifach-Sieg bei den
Punkten. Huismann reist nun mit 56 Punkten weiter als
Tabellenführer zum Nürburgring vor Westbrook, der 48
Zähler hat. In der Teamwertung liegen beide Lechner-Teams deutlich
vor tolimit.
Da die Wagen vor heftigen Abflügen weitgehend verschont blieben,
werden die meisten Transporter den Weg zum Nürburgring ohne Umweg
über die heimische Werkstatt antreten, denn dort steht bereits am
kommenden Freitag das erste Training zum nächsten Rennen an.
Patrick Huisman (Sieger): "Das war kein einfacher Sieg. Mein Auto
hatten wir konservativ abgestimmt, so dass es in der Anfangsphase
mühsam war, Ortelli hinter mir zu halten. Aber etwa ab Halbdistanz
schien Stéphane sein Pulver verschossen zu haben, ich konnte
mich absetzen. Ich bin sehr, sehr froh. Denn als ich 2004 gar nichts
gewann gab es nicht wenige, die schon an mir zweifelten. Ich denke, ich
melde mich 2005 zurück."
Stéphane Ortelli (Platz zwei): "In Runde vier setzte ich mich in
der Schikane neben Patrick. Er musste abkürzen, um mir nicht in
das Auto zu fahren, ich verlor den Anschluss an ihn. Dann habe ich sehr
hart fahren müssen, um wieder an Patrick heranzukommen. Das haben
meine Reifen übelgenommen."
Alessandro Zampedri (Platz drei): "Ich weiß nicht, was Saelens da
im Kopf hatte. Plötzlich fuhr er über mein Auto weg! Das
ganze Wochenende war für mich sehr hart; vom freien Training bis
zur karierten Flagge heute. Ich bin froh, die Punkte für Platz
zwei mitzunehmen, denn Stéphane kann als Gastfahrer nicht
punkten. Nächste Woche sind wir am Nürburgring. Die Strecke
liegt mir nicht, aber ich werde alles tun, um Richard Westbrook von
Platz zwei der Fahrer-Wertung zu verdrängen."
1. Patrick Huisman (NL), Lechner Racing School Team 1, 16 Runden in
26.29.214 Minuten (= 121.056 km/h);
2. Stéphane Ortelli (MC), Porsche AG, 4.360 Sekunden
zurück;
3. Alessandro Zampedri (I), Lechner Racing School Team 1, 6.142;
4. Richard Westbrook (GB), Lechner Racing School Team 2, 6.994;
5. Richard Lietz (A), Tolimit Motorsport, 18.435;
6. David Saelens (B), Pro Futura Racing Team Kadach, 22.594;
7. Fabrice Walfisch (F), Pro Futura Racing Team Kadach, 22.895;
8. Christian Menzel (Kelberg), Tolimit Motorsport, 23.405;
9. Tim Bergmeister (Langenfeld), Pro Futura Racing Team Kadach, 24.084;
10. Geoffrey Horion (MC), Lechner Racing School Team 2, 26.279;
11. Simon Frederiks (NL), Jetstream Motorsport PZ Essen, 54.844;
12. Thomas Messer (Schmitten), Vertu Racing PZ Hofheim, 55.741;
13. Tomy Drissi (USA), Tolimit Motorsport, 62.593;
14. Matthew Marsh (HKG), Porsche AG, 66.147;
15. David Dermont (MC), Lechner Racing School Team 2, 68.172;
16. Philip Beyrer (CH), Jetstream Motorsport PZ Essen, DNF;
17. Matthias Weiland (Neu-Isenburg), Vertu Racing PZ Hofheim, 1 Runde
zurück;
18. Oliver Mayer (Ingolstadt), Vertu Racing PZ Hofheim, 1 Runde
zurück
Schnellste Runde: David Saelens, Runde 7, 1:38.034 Minuten (=122.651
km/h)