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Le Mans Testsession
Zusammenfassung

7.6.2005
von Harald Gallinnis
  

Mulsanne

Es wird das spannendste LeMans-Rennen seit Jahren werden. Soviel steht nun nach dem Vortest fest. Seit der großen Schlacht der Werke 1999, als Mercedes, BMW, Audi , Toyota und Nissan gegeneinander antraten, gab es über alle Klassen kein ausgeglicheneres Feld an der Sarthe als wie in diesem Jahr. Das ist das Ergebnis der derzeitigen Übergangs-Reglementszwischen den alten LMP900/675 und den neuen LM1/2. Auch wenn laut den Zeitenlisten wieder einige Favotriten herausstechen wird man im Rennen einen Kampf der schnellen neuen Fahrzeuge gegenb die zuverlässigen Audis erwarten dürfen - kommen wir daher zu den Zeiten.


An der Spitze ergibt sich für das Jahr 1 vor dem Debüt des neuen Audi R10 ein ungewohntes und für das Rennen insgesamt erfrischendes Bild. 3 französische Boliden führen die Zeitenliste des frankophonen Klassikers an. Henri Pescarolos Boliden dominierten die beiden Sessions am Sonntag von Anfang an und auch die verwandten  Wagen von Ives Courage konnten  mit 3:37´er bzw. 3´39´er-Zeiten glänzen und somit die Plätze 3 bzw.10 belegen. Dabei vertraut Pescarolo ganz auf eine größtenteils erfahrene einheimische Crew wobei er sich aus Publicity-Gründen den Einsatz des Publikumsmagneten Sebatian Loeb in einem der Wagen gönnt. Der Elsässer ist der Star im Team und wird bei seinem LeMans Debüt von den beiden Pescarolo-Stamm-piloten Ayhari & Hélary unterstützt. Am Samstag sorgte ein Luftexpress-Transfer von seinem Rally-Sieg in der Turkei dafür, daß der LM-Novize sich für die 24h qualifizieren konnte. (Im vorfeld hatte es eine Neuansetzung des Zeitplans des ACO gegeben - Insider behaupteten daß diese extra für Loeb maßgeschneidert wurde) .

In seinen beiden Autos spielte dagegen Ives Courage in diesem Jahr nicht die französische Karte aus. Zwar zeigte sich der C60-H absolut mit bei der Musik was die Zeiten angeht. Ob man im Rennen mit den stark besetzten Pescarolos und deren Michelins mithalten kann wird dennoch das größte Fragezeichen im Team sein. Aus deutschprachiger Sicht werden dennoch die meisten fans eher für die Courage-Boliden halten, da mit Japan-Legionär Dominik Schwager und dem Schweizer LMES-LMP2-Champion Alexander Frei 2 deutschsprachige Fahrer im 2.Wagen des Teams zu finden sind. Platz 10 ist angesichts der in diesem Jahr sich abzeichnenden Leistungsdichte (Plätze 4-11 innerhalb von 3s!) als sehr relativ zu betrachten. Aus deutschsprachiger Sicht sicher genauso, wenn nicht noch interessanter: die beiden Champion-Audis. Im von Audi-Sport UK genannten Wagen konnte Marco Werner zusammen mit Partner Letho die 4.schnellste zeit einfahren. Hier stand im Gegensatz zur Pescarolo-Crew allerdings nicht die Zeitenjagd im Vordergrund, wie Dr. Wolfgang Ullrich erläuterte:

"Wir gehen nicht davon aus, dass einer der drei R8 beim Start des Rennens in den ersten Reihen stehen wird. Deshalb haben sich die Teams heute ganz auf die Abstimmung für das Rennen konzentriert. Über die Distanz haben sie aufgrund der bekannten Qualitäten des R8 eine gute Chance auf den Sieg – aber die Leistung der Teams und Fahrer wird eine noch größere Rolle spielen als in den Jahren zuvor." JJ.Letho ergänzte: "Heute ging es nicht um eine schnelle Runde, sondern darum, gut für das Rennen vorbereitet zu sein. Wir haben unser Programm sehr gut durchziehen können und dabei verschieden Reifen und Abstimmungen ausgetestet. Das Ergebnis ist wie erwartet. Wir wussten vorher, dass wir nicht schneller sein würden. Sechs Sekunden Rückstand wirken auf den ersten Blick viel. Aber das Rennen ist 24 Stunden lang – da zählt vor allem auch die Zuverlässigkeit des R8."

Champion-Audi

Ebenso fiel die Bilanz von Marco Werner aus: "Einige kleinere Dinge haben heute etwas Testzeit gekostet. Anfangs hatte beispielsweise das Bremspedal zu viel Spiel. JJ Lehto und ich waren beide einmal kurz im Kiesbett. Bis zum Start des Rennens können wir sicher noch einen Schritt nach vorn machen, wir haben ja nächste Woche noch einige Trainingssitzungen. Mit der heutigen Platzierung sind wir zufrieden, es ist das, was wir uns ausgerechnet hatten."

Mit dem Jim Gainer-Dome zeigte sich auch das 3. Fabrikat der LMP1-Hybrid-Phalanx mit bei der Musik. Es wird sich allerdings erst im Rennen zeigen wie aussortiert man den langsameren aber kugelsicheren Audis entgegentreten kann. Diese fanden in Martin Shorts Dallara einen unerwartet starken Gegner. Short, der wiederum auf die Dienste der Tochter des 6-maligen Siegers Jackie Icks vertraut, stellte seinen Dallara-Boliden wiederum  auf Platz 6 noch vor die beiden Audi von Oreca und Audi Sport USA/Champion in den Zeitenlisten ab. Das Leistungslevel der Fahrertrios dürfte dennoch im Rennen eher für die 3 Audis sprechen.
 

Kommen wir zu den LMP2. Hier werden wir im Rennen einen spannenden Kampf zwischen den Lola und den Top-Courages erwarten dürfen. Die Haltbarkeit im Rennen wird auch hier traditionsgemäß in dieser Klasse eine große Rolle spielen. Allerdings zeigten sich von allen Neuentwicklungen die Lola am Besten mit bei der Musik. Nicht wenige Fachleute trauen ihnen sogar aufgrund ihres Konzeptes ein Finish  in den mittleren bis höheren Top-10-regionen zu - wenn sie denn halten. Die B05/40 sind neben den noch nicht aussortierten Lucchini und Pilbeam derzeit die einzigen echten LMP im Feld die komplett nach dem neuen Reglement gestrickt sind. Lola sammelt damit frühzeitig Know How um es im nächsten Jahr in der LMP1-Klasse mit den R10 aufnehmen zu können.

Intersport-Lola

Nur 2 Zehntel dahinter notierte der RML-Lola der amsonsten einen problemlosen Testtag hinlegte. Erfreulich aus deutscher Sicht: die Top-Plazierung des Kruse-Motorsport-Courage in dem ein im Vorfeld überarbeitetes Fahrwerk sich mit Klassenrang 3 positiv für die Mannschaft auszahlte. Damit hatte man weniger Probleme als zum Beispiel die G-Force-Mannschaft die zuerst von Anlasserproblemen behindert wurde und bei der eine explodierende Kupplung am Nachmittag die Qualifikation von Kundenpilot Jeam-Francois Laroche behinderte. Hinter dem schnellsten der Belmondo-Courages wurde der Berridge Lola nur kurz von einem Problem mit einem Luftmengensensor und einigen Problemen in der Motorelektronik behindert. Platz 5 ließ man sich am Ende dennoch gutschreiben. Noch nicht ganz aussortiert zeigten sich die Konkurrenzfabrikate von Lucchini, WR und vor allem Pilbeam, die den Tag als Roll-out und Funktionstest verbuchten. Im Rennen darf man von Pierre Bruneaus Crew nicht mehr als ein Finish - voraussichtlich sogar ausserhalb der gewerteten Distanz - erwarten.


Die schnellste Zeit markierte LMES-LMP2-Champion Sam Hancock im Intersport-Lola B05/40, der andeutete, daß im Qualifying noch Steigerungen möglich wären. "Wir hatten nur harte Goodyear-reifen zur verfügung und die schnellste zeit habe ich auf einem Satz gefahren der schon ein-einhalb Stints auf dem Gummi hinter sich hatte. Leider wurde ich bei den Runden bei denen wir ein Low-downforce-package ausprobierten vom Verkehr aufgehalten. Auch das Setup haben wir noch nicht final aussortieren können".

G-Force-Courage


Bei den GT1 zeigten sich die Prodrive-Fabrikate als Maß der Dinge. Die beiden Aston Martin konnten sich mit fast identischen Zeiten an die Spitze des Tableaus setzen. Ein Le-Mans-erfahrener Christophe Bochut schaffte es immerhin aus einem F550 eine Zeit herauszuquetschen die 3s an die der neuen Boliden aus England herankam - im Rennen werden seine Co-piloten ihm helfen diese Leistung auf das Klassenmittel zu nivellieren. Dabei spielt vermutlich der Fakt eine Rolle daß auch die siegesgewohnten Corvetten dieses Jahr mit neuen Autos antreten. Hier setzten Magnussen/Beretta&Gavin in ihrem Fahrzeug eine erste Duftmarke, die dennoch in der schnellsten Runde 4s von den Top-Zeiten der Aston entfernt waren. Das war aber Absicht wie Olivier Beretta bestätigte: "Nicht Performance sondern das möglichst umfangreiche Kennenlernen des neuen Autos war das Ziel heute, um sich maximal auf die Qualifikationswoche vorbereiten zu können. " Max Papis bestätigte: "Wir sind noch in einer Lernphase was den Wagen anbelangt. Schnelle Runden sind die eine Sache, das Rennen nächste Woche zu gewinnen die andere". Mit 89 bzw. 91 Runden pro Auto spulte man das umfangreichste Programm aller Teams in der Klasse an diesem Tage ab und widmete sich dabei hauptsächlich dem Aussortieren der Bremsen und Reifen . Dagegen beschränkten sich die Ferrari-Crews von BMS und JMB darauf ihre Fahrer an den Kurs  und ihre diesjährigen Fahrzeuge zu gewöhnen, wobei einmal mehr der F575 zeitenmäßig enttäuschte.


Ein offenes Rennen werden wir auch in der GT2-Klasse erwarten dürfen. Hier stach  der fahrerisch Top besetzte White Lightning-Porsche hevor, auf dem Timo Bernhard die Bestzeit der Klasse markierte. Mit einer 4:04.915 war er eine Sekunde schneller als Jörg Bergmeister der im selben Fahrzeug im Vorjahr die Klassenpole markiert hatte. Bergmeister wird zudem im Rennen die crew komplettieren, die dann als fahrerisch stärkste GT2-Mannschaft den 3-LeMans-Klassensieg in Folge anpeilt. Erfreulich gut bei der Musik zeigte sich der Top-Panoz der sich nur 1 1/2 Zehntel-Sekunden dahinter notieren ließ. Romain Dumas dürfte für die schnellste Runde auf dem Raymond Narac-Porsche verantwortlich zu machen sein, der damit plakativ seine Nachnominierung für den Klassiker rechtfertigte. Im Rennen wird für die Crew eher ein Platz im Mittelfeld der Klasse zu prognostizieren sein. Der ebenfalls fahrerisch top besetzte Alex-Job-Porsche fand sich gerade mal 2s hinter den Klassenschnellsten wieder. Da dürfte in der Qualifikation noch etwas gehen. Der Scuderia Ecosse gebührt die Auszeichnung des besten Ferraris im GT2-Feld was mit 3 professionellen Piloten gegen die Kundenpiloten im Cirtek-Ferrari nicht schwer gefallen sein dürfte. Im Mittelfeld fand sich bei seinem Debüt der Spyker wieder während der TVR des Race Sports Peninsula-Teams (die Spa-Sieger LNT haben keine Nennung zugestanden bekommen) das Feld beschloß.

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