8. Lauf -
Silverstone - 11.07.2004
von Guido Quirmbach
Edgar Wallace oder Agatha Christie? Keine Ahnung wer das Drehbuch zum
achten Lauf des Porsche Michelin Supercups geschrieben hat, ein
spannender Krimi war es in jedem Fall: Aber der Reihe nach:
Zunächst einmal sorgte Christian Menzel für einen
Startabbruch und beraubte sich damit aller Chancen um den Sieg. Mit
Rang acht und zehn hat das tolimit-Team im Training sowieso schon
verwachst, nun musste der in der Meisterschaft zweitplatzierte von ganz
hinten starten, das Rennen wurde von zwölf auf elf Runden
verkürzt.
Der zweite Startversuch klappte bedingt, Mike Rockenfeller zuckte
verdächtig früh und bremste wieder ab, löste aber
scheinbar die Frühstartsensoren nicht aus. Wolf Henzler hingegen
schaute sich wohl im Spiegel noch stolz sein neues Helmdesign an
anstelle auf die Ampel zu achten und fand sich in der ersten Kurve nur
noch auf Rang vier. Rockenfeller, Dirk Werner, Walter Lechner jr. und
Wolf Henzler, in dieser Reihenfolge ging es erstmals die
Hangar-Straight hinunter. Im Getümmel der ersten Runde dreht sich
nach einer Kollision mit einem der DeWalt –Autos noch Andrea Montermini
und auch Dominik Farnbacher ist nur noch in langsamer Fahrt unterwegs.
Vor der Abby-Schikane setzt sich Wolf Henzler bereits vor Walter
Lechner jr. und ist damit auf Rang drei. Einer der Gewinner des
Startgetümmels ist der VIP-Fahrer Barry Horne, der von Rang 16 auf
neun nach vorne stürmt, während Kollege Nelson Piquet jr. am
Start einige Plätze verliert. Infineon – Pilot Dirk Werner wehrt
sich nicht gerade auf der letzten Rille gegen Teamleader Henzler, der
sich nun nach der zweiten Runde auf den führenden Mike
Rockenfeller wirft.
Das Rennen ist geprägt von vielen kämpfenden Gruppen, in
einer dieser geraten Piquet und der englische Carrera Cup-Gaststarter
Jason Templeman aneinander, beim Briten verzeiht dies die hintere,
rechte Radaufhängung nicht, auch der berühmte Sohn, normal in
der englischen Formel3 unterwegs, muss mit Folgeschaden aufgeben.
Unterdessen ist Christian Menzel bereits wieder auf Rang 13
vorgefahren. Dessen Teamkollege Klaus Graf kämpft derweil gegen
ein holländisches Bollwerk namens Patrick Huismann. Dessen GT3-Cup
von Jürgen Alzen kann den Speed nach vorn nicht mitgehen und
hält Graf deutlich auf, was allerdings kein Grund zum Platz machen
ist. Runde um Runde versucht sich der Schwarzwälder gegen den
Rekord-Champion, der am Rande der Fairness seine Position verteidigt.
Auch David Saelens kann mittlerweile zu dem Duo aufschließen,
ebenso der zweite Alzen-Pilot Alessandro Zampedri.
Wer vorne glaubte, dass sich Henzler im Hinblick auf die Meisterschaft
mit Rang zwei zufrieden gibt (schließlich bekommt Rockenfeller
als Gaststarter ja keine Punkte), sah sich getäuscht. Mit sehr
viel Risiko versuchte es der Nürtinger immer wieder, den
Werks-Wagen seines Widersachers zu überholen. Was die beiden
aufführten, war Motorsport vom allerfeinsten! Ohne irgendwelche
miesen Tricks wurde gefightet was das Zeug hält, mehrfach sprang
das britische Publikum aus den Sitzen und spendete spontan
Szenenapplaus.
Dann die drittletzte Runde: Erst versucht sich Klaus Graf erneut an
Patrick Huismann, der hält zwar beim Anbremsen von Copse gegen,
aber muss sich geschlagen geben. Doch durch die leichte Kollision wird
Grafs Autos leicht beschädigt, der unvermeidbare Dreher und die
Aufgabe ist die Folge. Graf war anschließend stocksauer! „Was
Huismann aufführte, hat mit Rennfahren nichts zu tun“. Der
lachende Dritte war David Saelens, der beide passieren konnte.
Dann ist es auch um die Führung von Mike Rockenfeller geschehen:
Nebeneinander fuhren die beiden derzeit besten GT-3-Cup – Fahrer durch
Stowe, Henzler außen, der damit in der Schikane vor Club-Corner
die bessere Linie hatte und vorbeizog. Eine wunderbare Aktion von
beiden!
In der letzten Runde dann noch das traurige Ende des Rennens von Chris
Mamerow, der sichtlich bemüht war, seine bislang nicht
glückliche Bilanz im UPS-Junior-Team aufzubessern und sich aus
allen Scharmützeln heraus hielt. Auf Rang acht liegend drehte er
sich mit nachlassenden Reifen in Chapel, während Christian Menzel
vorbeiziehen konnte, nahm Gastfahrer Barry Horne den Werkskollegen
volley, was dessen Ausfall bedeutete.
Es ist sicher kein Größenwahn, wenn sich Wolf Henzler schon
einmal eine Flasche Sekt zur Siegerfeier des Supercups kalt stellt. Zum
achten mal volle Punktzahl, sieben Siege in acht Rennen sind eine
beeindruckende Bilanz. Am nächsten Wochenende hat er dienstfrei,
bevor er dann zum Heimrennen im badischen Motodrom von Hockenheim
antreten muss. Wenn dieses Rennen nur halb so gut wie das von
Silverstone sein wird, dann werden auch dort die Zuschauer begeistert
sein.
Rennergebnis:
1. Wolf Henzler (Nürtingen), Infineon-Team Farnbacher PZM, 11
Runden in 21:33.203 Minuten (= 157.133 km/h)
2. Mike Rockenfeller (Neuwied), UPS Porsche-Junior Team, 0.795 Sekunden
zur.
3. Dirk Werner (Kissenbrück), Infineon-Team Farnbacher PZM, 5.953
4. Walter Lechner jr. (A), Walter Lechner Racing School Team, 6.256
5. David Saelens (B), Kadach Racing Team, 15.854
6. Alessandro Zampedri (I), DeWalt Racing-PZRO-J. Alzen Motorsport,
16.561
7. Patrick Huisman (NL), DeWalt Racing-PZRO-J. Alzen Motorsport, 17.620
8. Christian Menzel (Kelberg), Tolimit Motorsport, 21.070
9. Tim Bergmeister (Langenfeld), Kadach Racing Team, 23.431
10. Andrea Montermini (I), Walter Lechner Racing School Team, 32.262
11. Philip Beyrer (CH), Kadach Racing Team, 34.972
12. Oliver Freymuth (D), AKF-Motorsport, 49.412
13. Martin Rich (GB), Porsche Cars Great Britain, 50.780
14. Marcel Kesseler (NL), Jetstream Motorsport, 57.635
15. Simon Frederiks (NL), Jetstream Motorsport, 62.765
16. Chris Mamerow (Waltrop), UPS Porsche-Junior Team, DNF
17. Barry Horne (GB), Porsche AG, DNF
18. Klaus Graf (Dornhan), Tolimit Motorsport, DNF
Nicht gewertet:
Nelson Piquet (BRA), Porsche AG, 4 Runden
Dominik Farnbacher (Lichtenau), Infineon-Team Farnbacher PZM, 0 Runden
Jason Templeman (GB), Porsche Cars Great Britain, 3 Runden
Chris Cooper (GB), Porsche Cars Great Britain, 8 Runden
Marcus Thomas (GB), Porsche Cars Great Britain, 2 Runden
Schnellste Runde:
Wolf Henzler, 1:56.234 Minuten (=159.227 km/h), Runde 2
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