Vom
30. Juli bis 01. August gastiert die Nordic Supercar Challenge
erstmalig am Arctic Circle Raceway. Die 3,753 km lange Piste liegt 23
km nördlich von Mo i Rana in Norwegen auf einem ca. 3500 m hohen
Bergplateu und zählt zu den schönsten Rennstrecken der Welt;
insbesondere um diese Jahreszeit, wo sich die Nächte nur in sofern
von
den Tagen unterscheiden, als dass die Sonne nachts wenige Stunden nicht
brennt und das Thermometer während dieser Zeit unter +40 Grad
Celsius
anzeigt. Am Polarkreis hat ein Sommertag wirklich 24 Stunden – wer die
Dunkelheit liebt, sollte im Winter herkommen. Zum Saisonhöhepunkt der Nordic Supercar Challenge haben sich nicht weniger als zwanzig Teams mit den spektakulärsten Fahrzeugen aus Schweden und Norwegen am Polarkreis eingefunden, u.a. Bohlin Racing. Nach Motortausch und einigen Testrunden auf der Heimstrecke im schwedischen Karlskoga Motorstadion befand das Team die Corvette C5 für renntauglich und machte sich ebenso motiviert wie optimistisch auf den langen Weg in den hohen Norden. „Ich werde am ACR siegen,“ gibt Lennart Bohlin selbstbewußt zu Protokoll. Das dies keine leeren Worte sind, ist spätestens am Freitag abend, nach Abschluss der freien Trainingssitzungen jedem klar. Der 61-jährige Ex-SuperCart Weltmeister kann noch immer problemlos den Speed der jungen Wilden mitgehen. Einer der härtesten Konkurrenten ist sein Landsmann und Nordic Supercar Debütant Anders Levin. Dessen 700+ PS starker Porsche 993 GT2 Bi-Turbo schient zudem wie für den ACR gebaut. Mikael Mohlin mit seinem Wankelmotor betriebenen Mazda RX-7 Leichtgewicht (850 kg) komplettiert die Top Drei aus Schweden. Simply the Best aus dem norwegischen Nachbarland ist Haavard Lien, der mit seinem Chevrolet Corvette C4-R Batmobil bereits bei Saisonhalbzeit einen nahezu uneinholbaren Punktevorsprung in der Fahrerwertung für sich verbucht. Dagfinn Larsen mit dem Lotus Esperit und Jack Sverre Eidsvold auf seinem Porsche 993 GT2 Bi-Turbo zählen ebenfalls zu den drei Besten aus Norwegen. |
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Qualifying Am Samstag, dem 31. Juli 2004 um 13:15 Uhr beginnt der Ernst dieses Rennwochenendes. Dagfinn Larsen/NOR setzt mit 01:28.202 die Polezeit; gefolgt von Anders Levin/SWE (01:28.594). Lennart Bohlin/SWE (01:28.749) und Haavard Lien/NOR (01:29.080) sorgen für eine reine Corvette-Startreihe zwei. Die Startaufstellung in Reihe drei ist mit Mikael Mohlin/SWE (01:30.835) vor Jack Eidsvold/NOR (01:31.206) ebenfalls bi-national. Auf Startplatz sieben bis dreizehn indess spricht man Schwedisch: Jarl Wermelin/SWE (01:31.554) Chevrolet Camaro Z28, Stefan Pettersson/SWE (01:32.226) BMW M1, Erik Behrens/SWE (01:32.867) Porsche 996 GT2 Bi-Turbo, Benny Larsson/SWE (01:32.999) Porsche 996 Cup, Jan Tolli/SWE (01:34.038) Porsche Boxster, Bernard Löhr/SWE (01:34.927) Porsche 996 GT3 RS, Kenneth Olsson/SWE (01:36.352) TVR Tuscan. Startposition vierzehn erreicht Kjell Alf Myrvold/NOR (01:36.439) im Studebaker Champion. Dahinter stehen David Forsberg/SWE (01:37.531) Opel Manta 400, Christian Nilsen/NOR (01:37.907) Volvo 850, Stefan Pfister/SWE (01:37.920) Lotus Europa Turbo, Björn Fuglstad/NOR (01:40.531) Ultima Sport und Per O. Karlsen/NOR (01:52.278) Chevrolet Camaro. Der rote Lotus Esperit quittiert bereits in der ersten Qualifikationsrunde den Dienst; Torbjörn Hovland/NOR muss daher das Rennen vom letzten Startplatz aufnehmen. Samstag, 31. Juli 2004 – NSC Race 1 Um Punkt 16:15 Uhr springt die Startampel zum ersten Heat, ausgetragen über eine Renndistanz von 10 Runden, auf Grün. Anders Levin macht seinem Ruf als Blitzstarter alle Ehre. Der Schwede gewinnt klar das Startduell gegen Dagfinn Larsen, während der Norweger alles Pech der Welt gepachtet zu haben scheint. Bereits in Runde eins bricht die Antriebswelle des Lotus Esperit und sein Rennen ist beendet. Haavard Lien entscheidet das Startduell der Vetten zu seinen Gunsten und macht sich, mit Lennart Bohlin im Windschatten direkt auf die Verfolgung des führenden Bi-Turbo Porsche. |
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Jarl Wermelin auf dem Camaro Z28
kann gleich am Start drei Plätze gut
machen. Sein Fanclub – die treuen Anhänger des, im ca. 500 km
entfernten Sorsele/Lappland ansässigen Schweden sind auch in
diesem
Jahr wieder zu Polarkreis gereist um ihren Favoriten anzufeuern –
honoriert seine Leistung mit tosendem Beifall, Hupkonzert und
geschwenkten Flaggen. Wermelin bedankt sich mit einem ausgezeichneten
Rennen, welches er schließlich auf Rang sieben ins Ziel bringt. Nach Ablauf der ersten Runde lautet die Reihenfolge auf der Piste: Levin, Lien, Bohlin, Wermelin, Erik Behrens und Jack Eidsvold auf den Bi-Turbo Porsche, gefolgt von Mikael Mohlin mit seinem Mazda RX-7 an Position sieben. Christian Nilsen parkt derweil den Volvo 850 V8 in der Boxengasse und in der nächsten Runde ereilt David Forsberg mit seinem Opel Manta 400 V8 das selbe Schicksal. Lennart Bohlin befindet sich nach geglücktem Ausbremsmanöver in Runde zwei auf P2, aber das Batmobil klebt an der C5 und der Abstand beider Vetten auf den führenden Levin im Porsche ist marginal; die Lücke zum Rest des Feldes um so deutlicher. In der Verfolgergruppe verringert Erik Behrens kontinuierlich die Distanz zu seinem Landsmann Wermelin, während Mikael Mohlin Attacken auf Jack Eidsvold reitet, die aber zunächst erfolglos bleiben. In der Mitte des Feldes bieten Kenneth Olsson mit seinem TVR Tuscan und Norwegens Driftkönig Kjell Alf Myrvold im Studebaker Champion dem Publikum einen spannenden Fight, aus dem der Schwede im Enderfolg als Sieger hervorgeht. Was wäre racing action ohne special effects? Für die Rolle des Helden, der im heutigen Rennkrimi für die obligatorische Schrecksekunde sorgt, gibt es nur eine Besetzung: Batman Haavard Lien. Bei einem spektakulären Versuch, P2 zurück zu erobern gerät das Batmobil aufs Gras und zwingt den norwegischen Champion in einen Dreher. |
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Lien behält die Kontrolle
über sein Einsatzfahrzeug, fällt aber aufgrund der
Offroad-Einlage
hinter das Verfolgerfeld auf Rang sieben zurück und startet
umgehend
eine atemberaubende Aufholjagd. Jack Eidsvold im Bi-Turbo Porsche
bereitet der Corvette C4-R keine grossen Schwierigkeiten, aber der
Chevy Camaro Z28, pilotiert von Jarl Wermelin ist bekannt dafür,
dass
er die komplette Breite einer jeden Rennstrecke annehmen kann. So auch
am ACR – eine Runde lang gelingt es Wermelin, alle Attacken des
Batmobil zu vereiteln, dann setzt sich Lien auf der Start-Ziel Geraden
neben den Camaro, gibt Vollgas und bremst in der darauffolgenden Kurve
aus. Prezis das gleiche Manöver reitet Lennart Bohlin gegen Anders
Levin, und auch dieses Duell gewinnt der Corvette Pilot. Bohlin
übernimmt die Führung, während Levin mit Bremsproblemen
in seinem
Bi-Turbo Porsche zu kämpfen hat, welche ihn schließlich
sogar um einen
verdienten Podiumsplatz bringen. Batman Haavard Lien bezwingt in den
letzten zwei Rennrunden Erik Behrens und Anders Levin auf ihren
Bi-Turbo Porsche sowie Mikael Mohlin. Der Mazda Pilot ergattert den
letzten Podestplatz, Lien beendet sein Rennen auf Rang zwei. Lennart
Bohlin indess ließ seiner Ankündigung die Tat folgen: Er
kam, sah und
siegte! Shoot-Out Gemäß dem Nordic Supercar Reglement 2004-2006 ergibt sich die Startaufstellung für das Hauptrennen aus der jeweiligen Platzierung im Sprintrennen – mit Ausnahme der Piloten, welche im Heat am Samstag die ersten sechs Ränge erreichen. Diese Fahrer treten am Vormittag des Rennsonntag zum sogenannten Shoot-Out an. Es wird dabei je eine einzige Aufwärmrunde, Qualifikationsrunde und Auslaufrunde gefahren. Der sechstplatzierte des Sprintrennens beginnt: am Sonntag, 01.08.2004 um 11:30 Uhr definiert Jack Eidsvold mit einer Rundenzeit von 01:30.142 am ACR die Messlatte. Erik Behrens bleibt mit 01:30.739 knapp darunter. Anders Levin im stärksten Bi-Turbo Porsche setzt mit 01:28.199 Bestzeit. Mikale Mohlin gelingt auf dem Mazda eine 01:28.951 Runde. Mit einer Rundenzeit von 01:30.462 landet Haavard Lien auf Startplatz fünf und kann somit dies Shoot-Out unter der Rubrik ‚nachher ist man immer klüger’ abhaken. Im ersten Heat hatten sich gebrauchte Reifen als Nachteil erwiesen, daher zog das Stockpoint Racing Team für die Super Pole neue Gummis auf; ein gründlicher Fehlgriff. |
Wie
am Vortag gewinnt der Porsche Pilot und Polesitter das Startduell,
Mikael Mohlin verliert gleich zwei Plätze. Die Top Six gehen wie
folgt
in die erste Kurve: Levin, Bohlin, Eidsvold und Lien, gefolgt von
Mohlin auf dem Mazda und Erik Behrens im Bi-Turbo Porsche. In Kurve
zwei passiert Bohlin seinen Landsmann Levin und übernimmt die
Führung.
Haavard Lien bezwingt Jack Eidsvold und bringt das Batmobil in
Schlagdistanz zum Führungsduo. Christian Nilsen verzeichnet den
wiederholten Ausfall seinen V8-befeuerten Volvo 850. Stefan Pettersson
auf dem BMW M1 ringt um Rang sieben mit Jan Tolli; dieser wiederum mit
den Getriebeproblemen seines Porsche Boxster, bei dem sich ein Gang
nach dem anderen verabschiedet. Der BMW Pilot kann am Ende der
Start-Ziel Geraden vorbeiziehen und Tolli’s Durchhaltevermögen
bleibt
unbelohnt. Zwei Runden vor Rennende sind alle Gänge weg und der
Boxter
Pilot zum Aufgeben gezwungen. In Runde zwei beendet das Schicksal in Form eines Kieselsteinchens den Dreikampf um die Spitze und nimmt Batman Haavard Lien die Chance auf den Sieg. Besagtes Delikt aus dem Kiesbett hatte nicht nur den Weg auf die Piste gefunden, sondern wird durch einen Lufteinlass in der Kühlerhaube ins Innere der Corvette C4-R geschleudert, wo sich der Kiesel festklemmt und jegliches Gasgeben unmöglich macht. Lien bleibt nichts anders übrig, als das Batmobil ins Gras zu lenken, dort zu parken und das Rennen als Zuschauer aus der ersten Reihe zu genießen. Der einzige Trost ist, dass es sich am ACR nicht um einen Wertungslauf für die Meisterschaft handelt. |
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Mikael
Mohlin wittert nach dem Ausfall des norwegischen Publikumsliebling
Podiumsluft, der Mazda Pilot attackiert Jack Eidsvold mit Erfolg und
übernimmt P3. Erik Behrens versucht im Schlepp des Mazda das
gleiche
Kunststück, Eidsvold kann den Versuch jedoch vereiteln. Dies NOR
vs SWE
Match ist im Grunde genommen, die Fahrzeuge betreffend, eine Art
Bruderduell. Beide Bi-Turbo Renner stammen aus dem Hause JPS und wurden
früher von Bosse Jonasson u.a. in der Schwedischen GT
Meisterschaft
pilotiert. Behrens’ Porsche 996 GT2 ist das jüngere Modell und
Jonasson’s Meisterstück – die meisten Rennerfolge erzielte der
Schwede
jedoch mit dem Porsche 993 GT2 auf dem Eidsvold nun die Fahne des
Nachbarlandes hoch hält. Das Hauptrennen ist geprägt von zahlreichen Zweikämpfen, wie dem von Eidsvold gegen Behrens, und Stefan Pettersson, der im BMW M1 Rang sieben gegen Jarl Wermelin auf dem Chevrolet Camaro Z28 verteidigt – sowie Fights in kleinen Gruppen, wo jeder Pilot seinen Platz zu verbessern respektive zu halten trachtet, z.B. Stefan Pfister im Lotus Europa Turbo, verfolgt von Kenneth Olsson im TVR Tuscan und Bernard Löhr, der im Porsche 996 GT3 RS zuerst aufschließen und dann beide bezwingen kann. Ein relativ einsames, doch fehlerfreies Rennen fährt Benny Larsson im Porsche 996 Cup – vor zwei Wochen noch Siegfahrzeug im Porsche Carrera Cup Scandinavia – auf Rang neun nach Hause. Torbjörn Hovland komplettiert auf dem Lotus Esprit die Top Ten. P1 und P2 sind nach dem Ausfall des amtierenden Norwegischen Special Saloon Meisters Lien komplett in schwedischer Hand, aber die Landsleute schenken sich rein gar nichts und kämpfen ebenso hart wie fair. Anders Levin, dessen Bi-Turbo Porsche etwas besser beschleunigt als die Corcette C5, holt sich die Führung zurück und knallt Lennart Bohlin die Tür zu um den Gegenangriff im Keim zu ersticken. Dies gelingt eine Runde lang, dann ist die Vette wieder vorn. |