Im
Lauf ihrer Geschichte hat die vom Sports Car Club of America (SCCA) ins
Leben gerufene Meisterschaft einige Wandlungen und Krisen erlebt;
momentan präsentiert sie sich in der schwächsten Verfassung
seit ihrer
Gründung im Jahr 1966, in der goldenen Ära der Muscle Cars.
Der
Gewinner des allerersten Trans-Am-Rennens am 25. März 1966 in
Sebring
war niemand geringerer als Jochen Rindt, mit einem vergleichsweise
bescheidenen Alfa Romeo GTV. Bald war hier jedoch das Schlachtfeld, auf
dem die Großen Drei (bzw. Vier) aus Detroit sich mit kaum
verhohlenen
Werkseinsätzen um prestigeträchtige Siege mit zumindest
theoretisch
auch für Normalsterbliche erhältlichen PS-Riesen rauften.
Chevrolet
übersetzte damals den Namen seines neues Sportcoupés –
Camaro – mit „a
friendly animal that eats Mustangs“. Der Austragungsort dieser und
anderer freundschaftlicher Begegnungen war die Trans-American Sedan
Championship - später sollte sich der Name in Trans-American Road
Racing Series ändern, das Kürzel „Trans-Am“ blieb erhalten
und wurde
unter Rennsportfreunden zum Begriff. Sämtliche Größen im amerikanischen Motorsport der damaligen Zeit nahmen zumindest sporadisch an Trans-Am-Rennen teil, allen voran die Renngötter „King“ Richard Petty und A.J. Foyt. Trans-Am war bald eine Schnittstelle zwischen der Stock Car-, IndyCar- und Sportwagenszene, der Gewinn der Meisterschaft quasi die Krönung zum inoffiziellen King of the Road. Daneben wurde die Serie bald zur Talentschmiede für einige der bekanntesten amerikanischen Road Racer, angefangen mit „Captain Nice“ Mark Donohue, der zuerst für Chevrolet und dann für die heute längst verschwundene American Motors Corporation mehrere Gesamttitel einfuhr. Die Sturm- und Drang-Zeit währte bis zum Anfang des nächsten Jahrzehntes, als Ölschock und neue Emissionsgesetze dem süßen Wahnsinn der Muscle Cars ein Ende machten. |
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Die
Folge waren Krisenjahre mit schwachen Teilnehmerfeldern. 1974 wurde die
Hinwendung zu den FIA-Gruppen 1 bis 4 vollzogen, Porsche dominierte.
Neue Sieger hießen Peter Gregg und Al Holbert. Mittlerweile hatte
das
Flaggschiff der SCCA-Meisterschaften mit der aufstrebenden
International Motor Sports Association (IMSA) einen bald
übermächtigen
Gegner bekommen und mußte sich in der Bedeutung langsam, aber
sicher
hinter den IMSA-Serien einreihen. Die Achtzigerjahre brachten eine
abermalige Neuorientierung weg vom seriennahen Motorsport, zu den
heutigen Silhouettenautos mit Rohrrahmenchassis. Obwohl die Serie ihre
Autos heute noch immer als „production based“ bezeichnet, gibt es nur
mehr wenige Verbindungen vom Rennwagen zu dem Straßenmodell, das
er
annäherungsweise darstellen soll. Bei allen diesen Freiheiten sind
die
technischen Möglichkeiten recht begrenzt; Innovation findet
spätestens
seit dem Verbot des Allradantriebes um 1990 nicht mehr statt. Damals
erregten die Audi 200 der Group 44 (Stuck, Röhrl, Haywood) den
Unwillen
der V8-Freunde. Mittlerweile werden die Fahrzeuge nach einer recht
starren technischen Formel gebaut, in der V8-Motoren (vorne) und
Hecktrieb festzementiert sind. Sportwagen- und IndyCar-Stars wie Scott Pruett, Tommy Kendall, Scott Sharp oder Wally Dallenbach jr. sind durch die Schule der heutigen Trans-Am gegangen; Namen wie Boris Said, Butch Leitzinger und Justin Bell finden sich in den Starterlisten der jüngeren Vergangenheit. Daneben etablierte sich Paul Gentilozzi als erfolgeicher Fahrer, wichtiger Teamchef und mächtiger Politiker innerhalb der Serie. Im Jahr 2000 erfolgte eine tiefgreifende organisatorische Änderung: der SCCA trat die Serie, nicht aber die Namensrechte, an die Panoz/Sanches Group ab. Ralph Sanchez, der langjährige Promotor des Miami Grand Prix und Erbauer des Homestead-Ovales, und der hinlänglich bekannte Dr. Don Panoz proklamierten für die Meisterschaft in ein neues Zeitalter des Professionalismus - anfangs mit der Unterstützung der Aktiven, später gegen deren Widerstand. Seit Ende 2002 sitzt Paul Gentilozzi in der Trans-Am Road Racing Series am Steuer. Mit einer eigenen Firma Trans Am Racing, LLC hat er heuer die organisatorische Seite der Trans-Am-Rennen durchgeführt; in einem großen Aufwaschen hat nach dem CART-Bankrott die Firma „Open Wheel Racing Series“ der Investorengruppe Forsythe/Kalkhoven/Gentilozzi jetzt über das gesamte Paket CART/Trans-Am die wirtschaftliche Kontrolle übernommen. Damit ist Trans-Am bis auf Weiteres noch enger als schon bisher bisher an CART geschmiedet und folgt den Formelrennern in eine unsichere Zukunft. Die neuen Bosse haben es doppelt schwer, weil sie auf zwei bekannte „Trademarks“ verzichten müssen. Die für 2004 angekündigte, bis dato namenlose CART-Nachfolgeserie und die ebenso namenlose Trans-Am-Nachfolgerin müssen sich wieder mühsam einen Platz in der amerikanischen Rennsportszene und Bekanntheit bei den Fans erarbeiten. |
Für
die „Trans-Am Neu“ setzt Gentilozzi offenbar auf konsequente
Weiterentwicklung hin zu einer technisch anspruchsvollen
Silhouettenserie á la DTM. Ob er tatsächlich Aktive findet,
die bereit
sind, diesen kostenaufwändigen Weg mitzugehen, bleibt abzuwarten.
Neue
Vorgaben in puncto Technik und auch Teampräsentation haben die
Kosten
rapid ansteigen lassen und somit viele Privatiers zum Abwandern
gezwungen. Alternativen für die „Klein- und Mittelbetriebe“ unter
den
SCCA-Teams gab und gibt es mittlerweile zur Genüge: zwar haben die
Autos in der IMSA keinen Platz mehr, aber der SCCA selbst bietet
für
Silhouettenautos einige regionale Meisterschaften nach seinem eigenen
GT1-Reglement (das mit der GT1 der FIA nichts zu tun hat); die sehr
erfolgreiche Speed World Challenge und der nicht minder attraktive
Grand Am Cup werben um Umsteiger auf anderes Gerät. Daneben hat
Grand
American Road Racing einige Zeit lang mit der AGT-Klasse innerhalb der
Rolex Series direkt um Trans-Am-Teams gebuhlt.
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Während
also der Privatiers-Unterbau der Trans-Am unterspült worden ist,
sind
die erwarteten neuen Profiteams bislang ausgeblieben; es gibt für
sie
nichts zu verkaufen und nichts zu gewinnen. Die Bedeutung der
Meisterschaft in den Augen der Öffentlichkeit – und somit bei den
Sponsoren – ist in den letzten Jahren stetig gesunken; der Erfolg des
MotoRock-Konzeptes, einer Verbindung von Motorsportereignissen und
Großkonzerten, ist bislang ausgeblieben. Auch an der Spitze des
Feldes
gab es somit Abwanderungen in Richtung SWC, GrandAm und ALMS. Innerhalb
weniger Jahre sind die Starterzahlen von ca. 40 pro Rennen auf
ungefähr
die Hälfte in der heurigen Saison zurückgegangen. Der
halbherzige
Versuch, einige der SCCA-Amateure mit einer eigenen Wertung für
GT1-Autos zum Aufsteigen zu bewegen, muß für heuer als
fehlgeschlagen
betrachtet werden. Mittlerweile sieht sich der einstige Regimekritiker Gentilozzi selbst organisiertem Widerstand gegenüber. Einige einflußreiche Abtrünnige haben begonnen, die Lage für eine Piratenserie zu sondieren, die bereits 2004 stattfinden könnte. An der Spitze der Bewegung finden sich die Herren Bob Sharp, Irv Hoerr und Woodson Duncan. Bob Sharp (Vater von Scott) ist eine lebende Trans-Am-Legende, am bekanntesten für seine Erfolge mit Nissan: unter seiner Ägide haben die Datsun Roadster und später die „Z-Cars“ der Fairlady- und Skyline-Typen in der Trans-Am Series große Erfolge gefeiert. Irv Hoerr ist nicht nur langjähriger Fahrer, sondern auch einer der bekanntesten Chassisbauer der Szene; und Woodson Duncan ist Inhaber von Sky Blue Racing, einem GrandAm-Team. Auch dort regt sich der Unwillen der Rohrrahmenfraktion gegen Änderungen im Regelwerk. |
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Vom ursprünglichen Konzept der
völligen
Chancengleichheit aller Kategorien ist die GrandAm-Leitung mittlerweile
wieder abgekommen; die AGT-Kategorie wurde aufgelöst und mit der
GTS-Klasse fusioniert. Auch diese soll es nun nicht mehr geben;
sämtliche GT-Autos sollen ungefähr auf dem Leistungsniveau
der
GT3-Klasse eingependelt werden, um den Erfolg der Daytona Prototypen
sicherzustellen. Dies würde zum wiederholten Mal innerhalb weniger
Saisonen teure Umbauten an den Autos bedeuten; das GrandAm-Regelwerk
beinhaltet etliche genormte Teile von autorisierten Herstellern, die
die Teilnehmer kaufen (und teuer bezahlen) müssen, sofern sie
teilnehmen wollen. Einige
wollen dies nun nicht mehr. Aus dem Reservoir der Unzufriedenen in
Trans-Am, GrandAm und SCCA-GT1 rekrutiert sich die potentielle
Teilnehmerschaft der neuen Serie, die sich den provisorischen Namen
„American Muscle Car Challenge“ gegeben hat (was aber dem Vernehmen
nach Autos ausländischer Provinienz nicht ausschließen soll)
und
Ambitionen hegt, die über reine Club-Rennerei hinausgehen. Eine
teilnehmerfreundliche nationale Serie für die existierenden
Silhouettenautos soll aus dem Boden gestampft werden, die – sofern sie
wirklich Erfolg hat – die jetzige Trans-Am de facto
überflüssig machen
würde. Die Rechte auf die Marken „Trans-American Road Racing Series“ und „Trans-Am“ liegen weiterhin beim Sports Car Club of America, der über die weitere Verwendung noch nicht entschieden hat. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht nicht es danach aus, als ob die Gentilozzi-Gruppe nächstes Jahr darüber verfügen können wird. Nicht zuletzt durch das gleichnamige Sportcoupé (und das künstlerisch hochstehende Wirken der Herren Burt Reynolds und David Hasselhoff) ist der Name „Trans-Am“ über die Grenzen Nordamerikas hinaus wohl eine der bekanntesten „Marken“ im internationalen Automobilwesen. |