Auf dem international weniger bekannten Tokachi International Speedway (Streckengrafik von E-tracks) in der Provinz Hokkaido findet seit 11 Jahren das einzige 24-Stunden-Rennen der mächtigen Autonation Japan statt. Am 7. August 2004 um drei Uhr nachmittag war es wieder so weit, 37 Teams gingen auf die Reise zweimal rund um die Uhr, unter ihnen vier ausländische Autos und ein einziger ausländischer Fahrer. Wann immer auf auf dieser Welt ein Langstreckenrennen gefahren wird, taucht mit Sicherheit mindestens ein Porsche in der Starterliste auf. Diesmal waren es gleich vier Stück, die die Klasse 1 des Feldes, und damit wohl auch den Kampf um den Gesamtsieg, zur exklusiven Stuttgarter Firmenangelegenheit machten. Den 996 des Advan-Kondo-Teams pilotierte unter anderem der deutsche Japan-Exilant Dominik Schwager. Kondo ist seine ehemalige Truppe aus der Formel Nippon; seine Teamkollegen in Tokachi waren Takayuki Aoki and Mitsuhiro Kinoshita. | |
Ein
weiterer 996 in hierzulande nicht unbekannten Farben stand auf der Pole
Position: Falken Motor Sports bot nicht, wie vielleicht zu erwarten
gewesen wäre, den Nissan Skyline auf, sondern einen Porsche
für
Ring-Kämfer Tetsuya Tanaka, den ehemaligen JGTC-Champion Hironori
Takeuchi und den Le Mans-bewährten Seiji Ara. Bereits an diesen
zwei
Teams merkt man, wie ernst dieses Rennen genommen wird. Zwar waren
keine werksunterstützten JGTC-Fahrzeuge dabei – eine eigene Klasse
ist
ausgeschrieben, aber schon die 24 Stunden am Nürburgring haben
gezeigt,
daß diese Autos für solche Distanzen nicht gebaut sind –
aber einige
JGTC-Fahrer mit Werksgehalt nahmen hinter den Lenkrädern Platz. So
zum
Beispiel auch im Mobilecast Advan Nissan Z: Kazuki Hoshino, Jungstar
und Sohn des Nissan-Hausgottes Kazuyoshi Hoshino, wechselte sich mit
dem regierenden JGTC-Champion Satoshi Motoyama ab, unterstützt von
Masataka Yanagida und Yuji Ide. Der Verdacht drängt sich auf,
daß es
sich hierbei möglicherweise ein Werksauto gehandelt haben
könnte; ein
nicht unbegründeter Verdacht, wie sich im Rennverlauf erweisen
sollte.
Dieses Auto rollte in der Klasse 3, aber dem Nissan Z wurde die
Mitsprache um den Gesamtsieg zugetraut. |
Das Rennen zählt zur japanischen Super Taikyu League, doppelte Punkte für die Meisterschaft standen auf dem Spiel. Und die Startaufstellung wurde nicht in einem Qualifikationstraining ermittelt, sondern durch einen Blick in den bisherigen Tabellenstand. Vier Teams waren ex aequo an der Spitze, also mußte die Anzahl der errungenen Siege entscheiden. Auch hier waren diese Teams jedoch gleichauf, also wurde der Zeitpunkt der Siege herangezogen. Die Sieger des ersten Meisterschaftsrennens, das Falken-Team, fanden sich somit auf Pole. Ein gewöhnungsbedürftiger Modus, aber die Startaufstellung ist bei einem 24-Stunden-Marathon ohnehin von geringerer Bedeutung. Der Falken-Porsche bekam Schonung verschrieben und wartete gleich das gesamte Samstagmorgentraining in den Boxen ab. Die Strecke von Tokachi ist in etwa so charismatisch wie Britney Spears. Für die 24 Stunden wird interessanterweise eine auf 3,4km verkürzte Variante verwendet; es gibt nur eine längere Gerade, für die Fahrern bietet sich also kaum eine Gelegenheit zum Verschnaufen. Die erste Phase des Rennens auf diesem völlig flachen Kurvengeschlängel machten die vier Porsche unter sich aus, der „Falke“ und das Auto des Porsche Club Japan fochten die Führung aus. |
Die speziellen Werks-Regenreifen, die beide Mannschaften sicherlich gerne dem Publikum präsentiert hätten, blieben unbenutzt im LKW, das Wetter spielte bis Sonnenuntergang mit. Dann breitete sich Nebel über die Strecke, der im Lauf der Nacht recht dicht wurde. Über das Rennen des Schlankheits-Porsche breitete sich in der Zwischenheit der Schleier des Vergessens; das Auto kehrte nach einem Getriebedefekt (vielleicht war es Unterernährung?) per Abschleppdienst zu den Boxen zurück. So pirschte sich das Kondo-Team durch den Nebel wieder auf den zweiten Platz vor und hielt sich dann mit Rundendistanz auf Lauerstellung zum Führenden. |
Die
vier waren auch nach den ersten Boxenstops eng beieinander, dann
„warens nur noch drei“, als der Kondo-996 sich aus der Spitzengruppe
verabschiedete: ein Reifendefekt mit anschließender Reparatur
kostete
drei Runden. Als Spitzenreiter kristallisierten sich somit die
Falknerei und der bislang noch nicht erwähnte Vierte des
Porsche-Quartettes, der Advan-Xenadrine-996er heraus. Advan hatte also
zwei Eisen im Feuer. Falken gegen Advan: zwei Reifenmarken, die ihre
Rennsporteinsätze sehr ernst nehmen. Die von einem Schlankheits-Wundermittel gesponserte Xenadrine-Mannschaft hatte bereits im Training ihre Schwierigkeiten, vor dem Rennen mußten eine Antriebswelle und das Getriebe gewechselt werden. Im Rennen erwiesen sich Auto und Fahrer (Shinichi Yamaji, Nobuteru Taniguchi und Manabu Orido) auf der Strecke als schneller als die Falken-Konkurrenz, diese wiederum machte den Nachteil durch flinkere Boxenarbeit wett. |
Hinter den Porsche etablierte sich der Werks-Nissan auf dem dritten Platz und gewann damit nicht nur die Klasse 3, sondern ließ auch die gesamte Klasse 2 hinter sich. Deren Sieger, der sonnig-bunte Subaru Impreza des Prova-Teams, lief auf dem vierten Platz ein (die „Blechmedaille“ ist grade bei einem 24-Stunden-Rennen immer die undankbarste Platzierung), und dahinter kam eine weitere interessante Mannschaft ins Ziel. Die Toyota-Nachwuchsakademie „Formula Toyota Racing School“ brachte in der Klasse N+ zwei von Spirit/TOM’s eingesetzte Toyota Altezza mit jungen Formel-3-Fahrern an den Start, die noch nie zuvor ein Rennen in geschlossenen Autos gefahren waren, geschweige denn über 24 Stunden: eine Feuertaufe, die zumindest eine Mannschaft hervorragend überstand und sich als Gesamtfünfte den Klassensieg sicherte. Zwei Plätze dahinter die Sieger der Klasse 4, das Forward Spoon-Team, alte Bekannte von den 24 Stunden am Ring. Das Training in Europa zahlt sich also aus. Als zweites großes Langstreckenrennen des Jahres in Japan steht am 21. August das „Pokka 1000“ auf dem Programm. |
Während
die verbliebene Porsche-Armada an der Spitze ihre Runden zog, hatte der
Nissan mit der Technik zu kämpfen, ein Antriebswellenwechsel war
fällig. Zu dieser Zeit war man mit dem F.Sports-Honda NSX in einen
Kampf um die Führung in der Klasse 3 verstrickt; auch der Honda
büßte
dann Zeit ein, als er (kommt uns das bekannt vor?) ein Rad verlor. Gegen Ende des Rennens wurde es dann wieder lebhaft: in der 20. Stunde verschwand der Kondo-Porsche mit einem Antriebsproblem in der Box, die Techniker entschieden sich gegen ein Va-Banque-Spiel und für das große Service. Es dauerte fast eine halbe Stunde. Jetzt war für Falken Motor Sports vermeintlich alles klar, aber 90 Minuten vor Schluß brach an diesem Auto ein Stoßdämpfer. Die Kondo-Crew verfolgte mit gespannter Aufmerksamkeit die Anstrengungen der Falken-Mechaniker. Als der blaue 996 wieder mit allen Rädern auf dem Asphalt stand und die Fahrt in Richtung Boxenausgang aufnahm, waren 15 Minuten vergangen - zuwenig für einen Führungswechsel. Das Rennen war entschieden. |