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  1000km von Suzuka
von Johannes Gauglica

Nur zwei Wochen nach den 24 Stunden Tokachi fand auf dem Suzuka International Racing Course das zweite Highlight der japanischen Langstreckensaison statt: die 33. Auflage des 1000-Kilometer-Rennens. Die Glanzzeit dieser Veranstaltung ist zwar vorbei, aber trotzdem stellten sich 30 Teams der Herausforderung.

Das Dilemma dieses Rennens ist, daß einerseits die Autos der JGTC für längere Distanzen nicht konzipiert sind, und auf der anderen Seite die Langstrecken-erprobten Teilnehmer der Super Taikyu League gerade einen 24-Stunden-Marathon hinter sich haben, von dessen technischen und finanziellen Nachwirkungen sich einige starke Teams erst erholen müssen. Nachdem die diversen amerikanischen und europäischen Meisterschaften jetzt auch voll im Gang sind, waren internationale Gäste heuer nicht dabei. Immerhin sollte eine Handvoll europäischer Gastarbeiter aus der JGTC im Rennen eine Rolle spielen.
Honda
Von Schwierigkeiten mit dem neuen V6-Turbomotor arg gebeutelt, hat Hausherr Honda in der JGTC derzeit nichts zu lachen. Die 1000 Kilometer wurde daher als Belastungstest für eine verbesserte Version des Aggregates gesehen. Zwei NSX gingen an den Start, die Nr. 18 vom Chassiserzeuger Dome für Ryo Michgami, Daisuke Ito und Sebastien Philippe, und Nr. 100 für Raybrig, gefahren von Shinji Nakano und Hiroki Katoh. In dieser Reihenfolge qualifizierten sich die Hondas auf dem ersten und dritten Startplatz.

Der Honda-Paarlauf wurde vom dritten genannten GT500-Auto gestört, dem Toyota Supra des Teams SARD mit der Besatzung Andre Couto/Jeremie Dufour/Akira Iida. Dufour baute im freien Training einen Unfall, die Mechaniker arbeiteten non-stop die Nacht durch; gegen Ende des Qualifyings brach an diesem Auto eine Antriebswelle - schlechte Vorzeichen? Dahinter qualifizierte sich, mit einem Respektabstand von 9 Sekunden auf die Pole-Zeit, der erste der kleinen “Racing Sports”-Prototypen, die in Japan ihre eigene Meisterschaft austragen und vom Konzept her den Autos der Formel X nicht unähnlich sind. Diese Klasse ist in Japan nicht mehr allzu populär; die Rennen finden meistens in Suzuka statt, und somit genossen die Fahrer der vier angetretenen RS-Teams Heimvorteil. Kein Genuß war die Abwesenheit jeglicher Scheinwerfer an ihren Autos. Bei den GT300-Autos machte ein Mosler die Pace, Nr. 9 präsentierte sich in den legendären Gulf-Farben und mit dem Fahrertrio Tanigawa/Yamashita/Suho.
Hinter den acht GT300ern stellten sich die Super Taikyu- und Open-Autos an, allen voran der Porsche 996 des Porsche Club Japan für Fujita/Hara/Matsuda. Das bekannte türkis-blaue Falken-Outfit täuscht: die Nr. 32 ist nicht der Sieger der 24 Stunden von Tokachi. In der Open-Klasse stand ein Porsche 993 ganz vorne, 17 Sekunden Rückstand auf den Polesitter brachten auch den 17. Startplatz. Teamchef und schmeichelweicher Schlagerstar Masahiko Kondo war in dieser Klasse wieder einmal als Fahrer dabei, er steuerte einen Cup-996er des eigenen Teams.

Die Temperaturen waren japanisch heiß, die Luftfeuchtigkeit hoch, und die Fans mit der Stärke des aufgebotenen Feldes nur teilweise zufrieden. Vom Start um 13 Uhr weg machten NSX Nr. 18 und Supra Nr. 39 die Pace; NSX Nr. 100 verlor bereits nach einigen Runden den Anschluß. Von da an reduzierte sich das Rennen an der Spitze auf einen Shootout dieser beiden Teams. In Runde 25 luchste Iida mit einem Überraschungsmanöver Michigami im Spoon Corner die Führung ab; am Ende der Runde legte der NSX den ersten Stop ein, Daisuke Ito übernahm das Steuer. Der führende Supra tat es ihm drei Runden später gleich, aber die SARD-Mannschaft ließ sich einige wertvolle Sekunden länger Zeit, und Ito im NSX war wieder an der Spitze. Andre Couto startete im Toyota eine Aufholjagd, und auf den Tribünen kam Stimmung auf. Es braucht letztlich nur zwei Autos für ein spannendes Rennen. Leider verabschiedete sich eines davon bald vom weiteren Geschehen: am Supra brach die Elektrik zusammen. Damit war die sportliche Seite der Veranstaltung mehr oder weniger erledigt; mit einem Vorsprung von eineinhalb Minuten auf den Rest des Feldes wechselte der Dome-NSX in den Cruise-Modus. Die Mannschaft fuhr die 173 Runden routiniert zu Ende, technische Probleme gab es keine – das Publikum sprach heftig den koffeinhaltigen Getränken des Hauptsponsors Pokka zu, um sich wachzuhalten.
Toyota
Suzuka
Die beiden GT500-NSX fuhren beim Heimspiel also den erwünschten Doppelsieg ein; aber für das Haus Honda war noch mehr möglich. Um den letzten Platz am Podium rauften sich die GT300-Autos, und auch hier war ein NSX dabei. Die GT300-Stammfahrer Kazuho Takahashi and Akira Watanabe wurden von Xavier Pompidou unterstützt, als langsamste Qualifikanten ihrer Klasse mußten sie sich allerdings zuerst mit den schnellsten Super Taikyu-Teams herumstreiten. An der Spitze des GT300-Feldes überzeugte bis zu einem frühen Reifendefekt der Gulf-Mosler, dann diktierte der FK/Massimo-Porsche das Tempo – Wada/Kageyama/Mitsusada hielten die Verfolgergruppe, die sich im letzten Renndrittel zusammenrottete, zuverlässig auf Distanz. Auch am zweiten Platz war mit der Nr. 72 ein Porsche, das Interclue-BORO-Auto hatte es allerdings nicht so leicht. Der Gulf-Mosler kämpfte sich mit Zähnen und Klauen wieder auf den dritten Klassenrang zurück, in seinem Schlepptau stets der kleine NSX. Eine gelungene Attacke in der Schlußphase brachte den blauen Mosler kurzfristig auf Platz 2, aber das Auto baute daraufhin deutlich ab. 20 Runden vor Schluß zwängte sich der Porsche in der Haarnadelkurve vorbei, kurz darauf war auch der NSX nicht mehr zu halten, dem Mosler-Team blieb der undankbare vierte Platz. Der Doppelsieg und die Gesamtränge 3 und 4 gingen nach Stuttgart, der kleine NSX kam immerhin aufs Klassenpodest. Die Ränge 3 bis 8 des Gesamtklassements wurden von der GT300-Klasse eingenommen.

Dahinter ereignete sich bei den “Racing Sports”-Rennwagen ein Trauerspiel nach dem anderen: der schnellste der kleinen Prototypen mußte aus der Box starten und geriet hoffnungslos ins Hintertreffen; an sämtlichen Autos machten sich die provisorisch aufgeschraubten Scheinwerfer selbständig, und die Elektrik zeigte sich vom zusätzlichen Stromabnehmer überfordert. Dazu kamen Unfallschäden an den zerbrechlichen Einsitzern. So überstanden die Herren Shimazawa, Ohta und Itakura die Tortur am besten und retteten sich und ihr Auto bei verglimmendem Scheinwerferlicht immerhin am 14. Platz ins Ziel, hinter den schnellsten Super Taikyu- und Open-Autos.

Bei den Super Taikyu-Startern gab ein Mitsubishi den Ton an. Wirtschaftlich gebeutelt und in der Rallye-WM erfolglos, zeigten die Drei Diamanten zumindest hier, was sie können. Mit uhrwerkhafter Gleichmäßigkeit auf der Strecke und in den Boxen setzte sich der Falken-gesponsorte Lancer Evo VIII von Tomiyasu/Seki an die Klassenspitze. In der zweiten Rennhälfte kam der BP/Advan-Nissan Skyline als größter Herausforderer stark auf. Der Skyline ist in der Super Taikyu League eigentlich schon in Pension, aber hier zeigte der alte Wolf noch einmal die Zähne: in Runde 116 setzte sich die Nr. 1 in einem Allrad-Duell standesgemäß auf Position 1. Langsame Boxenarbeit kostete diesem Team (Kasuya/Misaki/”OSAMU”) aber letztlich den Sieg.
Spannend wurde es am Schluß auch in er Open-Klasse, allerdings nur um den zweiten Platz. Hier zeichnete sich ein Dreifachsieg für Porsche ab; der Cup-996er mit der Nummer 112 hatte alles unter Kontrolle. Dahinter holte der Kondo-Porsche kräftig auf. Auch dieses Auto hatte einige Reparaturpausen einzulegen, weil sich zweimal die Motorhaube selbständig gemacht hatte. Außerdem gestattete sich der Eigentümer, Hr. Ichiraku, einige Dreher; als zahlendem Kunden sei ihm dies zugestanden. Masahiko Kondo und vor allem der ehemalige französische Formel-3-Meister Ryo Fukuda leisteten verbissene Aufholarbeit und kamen in der regnerischen Schlußphase bis auf 13 Sekunden an das zweitplatzierte Auto, den GT3R des Tomei Sport Teams (Koyama/Watanabe/Sodeyama) heran. Fahrerisch hatte dieses Team dem Ansturm von Fukuda nichts entgegenzusetzen. Aber ein Ansturm kostet Sprit, und ein später “Splash & Dash” machte die Anstrengungen der Kondo-Mannschaft zunichte; als Trostpflaster blieb der 3. Platz in der Klasse.

Für viele Zuschauer war das große Feuerwerk nach dem Rennen die eigentliche Attraktion des “Pokka 1000”-Wochenendes; in den nächsten Jahren wird sich das mit Hilfe starker internationaler Teams hoffentlich ändern.



Ergebnis

1 Nr. 18 NSX GT500 - 1st
2 Nr. 100 NSX GT500 - 2nd
3 Nr. 20 Porsche GT300 - 1st
4 Nr. 72 Porsche GT300 - 2nd
5 Nr. 2 NSX GT300 - 3rd
6 Nr. 9 Mosler GT300 - 4th
7 Nr. 69 Porsche GT300 - 5th
8 Nr. 5 Vemac GT300 - 6th
9 Nr. 112 Porsche Open - 1st
10 Nr. 14 Porsche Open - 2nd
11 Nr. 25 Porsche Open - 3rd
12 Nr. 6 Lancer Super Taikyu - 1st
13 Nr. 1 Nissan GT-R Super Taikyu - 2nd
14 Nr. 8 RS - 1st
15 Nr. 10 Hond Integra Super Taikyu - 3rd
16 Nr. 15 RS - 2nd
17 Nr. 45 Honda Integra Super Taikyu - 4th
18 Nr. 12 Lancer Super Taikyu - 5th
19 Nr. 111 Porsche GT300 - 7th
20 Nr. 87 Integra Super Takyu - 6th
21 Nr. 70 Porsche GT300 - 8th
22 Nr. 602 Lancer Super Taikyu - 7th
23 Nr. 280 NSX Super Taikyu - 8th
24 Nr. 47 Porsche Open - 4th
25 Nr. 80 Supra Open  5th

DNFs:
Nr. 230 Nissan Z Super Taikyu
Nr. 22 RS
Nr. 00 RS
Nr. 39 Supra GT500
Nr. 32 Porsche Super Taikyu




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