von Christian Freyer
Foto-Quelle: FIA-GT.com
Mit fast 20 Minuten Verspätung lässt Strecken-Chef Sheikh
Hamdam bin Mohamed bin Rashid al Makhoum die Startflagge fallen und 29
GT-Fahrzeuge machen sich auf die Jagd unter der mörderischen Hitze
von Dubais Sonne.
Pole-Mann Matteo Bobbi lässt sich von Fabrizio de Simone im
Maserati nicht die Butter vom Brot nehmen und nimmt die Führung
mit in die erste Runde. Dahinter reihen sich Mika Salo im zweiten
Maserati und Raketenstarter Paolo Ruberti im Graham Nash Saleen ein. Er
lässt damit Fabio Babini (#11 GPC Ferrari), Erdos (#7 RML Saleen)
und Lechner jr. (#4 Konrad Saleen) hinter sich.
Zweiter der Österreich-Fraktion ist Karl Wendlinger auf Rang 9.
Der von ganz hinten losgefahrene Michael Bartels pflügt dagegen
wie das sprichwörtliche heiße Messer durch die Butter und
ist nach drei Runden bereits auf Rang 16. Bis zur Spitze ist es jedoch
noch ein weiter Weg.
Dort beharken sich fleißig Bobbi und de Simone. Ihr Abstand
schwankt zwischen „nicht vorhanden“ und 1 Sekunde, ein schönes
Bild fürs Auge des Betrachters.
Drei Plätze weiter hinten duscht derweil Erdos den guten Fabio
Babini ab, womit nun ein Ferrari vor zwei Maserati und zwei Saleen
führt.
Noch weiter zurück prüft der ein oder andere dann den
mangelnden Grip außerhalb der Ideallinie. Erst dreht sich Sheikh
al Maktoum in der italienischen Scuderia Veregra Viper weg, dann
produziert Wendlinger im JMB Ferrari 575 einen halben Dreher. Das wirft
den Österreicher auf Platz 15 hinter die Zwaan´s Viper
zurück.
Derweil verliert auch Lechner jr. einen Platz an Fontes im zweiten RML
Saleen. Er bleibt aber am Heck des Markenkollegen dran. Lange kann er
sich das aber nicht ansehen, denn Biagi klemmt sich zwischen die
Saleens und ist nun auf 8.
Weiter geht’s an der Spitze zwischen Bobbi und de Simone. Inzwischen
hat sich der Abstand bei ca. 0,6 Sekunden eingependelt, während
der Rest des Feldes mindestens drei Sekunden Rückstand hat. Mit
1.57,017 Minuten hat Matteo Bobbi bis dahin die schnellste Runde
gefahren. Ob das Tempo unter diesen harten Bedingungen gehalten werden
kann????
Bartels jedenfalls lässt nicht nach und wird nach 10 Runden auf
Platz 13 notiert. Wendlinger hat die rote Viper hinter sich gelassen
und ist 14. Den ersten Stop zum Fahrerwechsel gibt es bereits in Runde
12, Anthony Beltoise entert die #35 Viper.
Babini legt mit 2.05 Minuten in Runde 14 eine langsame Zeit ein, was
Biagi ausnutzt und auf Platz 6 vorrückt.
Dann bildet sich auf den Rängen 10 – 13 eine herrliche Gruppe. Zu
Beginn des Kampfes liegt Naspetti im #13 GPC F575 vorne, gefolgt von
Piccini im Lambo, Bartels und Wendlinger. Dabei rumpelt der #17 JMB
Ferrari kurz dem Saleen ins Heck, Schäden trägt aber keiner
davon.
Piccini lässt den Murcielago ebenfalls mächtig fliegen, nutzt
eine Lücke von Naspetti aus und saugt auch noch Bartels und
Wendlinger mit vorbei. Pech für Naspetti, er findet sich nach dem
Durchzug nur noch auf Platz 13 wieder.
Jose Pedro Fontes, der ungefähr zur gleichen Zeit Platz 8 wieder
an Lechner jr. verliert, bekommt den Tatendrang von Piccini als
Nächster zu spüren. In Runde 16 ist der RML Saleen
fällig und der DAMS Lambo liegt auf 9.
Fontes ist die Fahrerrei scheinbar dann leid und lässt Chris
Goodwin an der Box in den S7R steigen.
Zwischen den Führenden Bobbi und de Simone liegen inzwischen doch
3,6 Sekunden, trotz für den Innenraum hitzeträchtigem
Frontmittelmotor lässt es Bobbi mächtig fliegen.
Im 20. Umlauf des Rennens steht jedoch auch hier der Wechsel auf
Gabriele Gardel an und de Simone geht im #34 MC12 in Führung.
In den nächsten sieben Runden rollen so ziemlich alle Verfolger
zum Routinestop in die Boxenstraße, nur de Simone, Biagi und
Babini ziehen einsam ihre Bahnen. Erst nach über 50 Rennminuten
erscheint auch der dunkelblaue Maserati bei den AF Corse Mechanikern.
Biagi übernimmt die Führung für zwei Runden und
übergibt dann an Lilian Bryner. Babini schließt sich dann
doch an, es beginnt die Schicht von Morbidelli.
Die würde gerne auch Phillip Peter übernehmen, leider steht
sein Arbeitsgerät, der #13 GPC Ferrari, mit
Aufhängungsproblemen in der Boxengarage.....
Als sich das Feld wieder sortiert hat, findet sich Gabriele Gardel in
der #1 auch standesgemäß auf Platz 1. Johnny Herbert belegt
Rang 2 im #34 Maserati, dann:
Andrea Bertolini (#33 Maserati), 4 Sekunden zurück
Lancieri (#28 Saleen), bereits 26 Sekunden Abstand
Bryner (#3 Ferrari),
Alzen im Vitaphone Saleen,
Goodwin (#8 Saleen)
und der bislang im Hintergrund agierende Fabrizio Gollin im #2 Ferrari.
Toni Seiler im Konrad Saleen liegt auf Platz 9.
So langsam beginnt sich dann auch das Feld auszudünnen. Die
Zwaan´s Viper verschwindet in der Box und Ortiz im zweiten DAMS
Lamborghini bleibt am Streckenrand vortriebslos stehen.
Nach einigen Runden zum „warmwerden“ legt Uwe Alzen wieder seine
Bleifußplatte auf und füllt den Rückspiegel der
Schweizerin Bryner aus. Die bleibt aber doch einige Umläufe
hartnäckig und hält die Türe keusch zu. Alzen lässt
sich davon aber nicht irritieren und drückt sich in Runde 36
vorbei. Dabei hat der Vitaphone Pilot aber nicht mit der Ehrgeiz der
schnellen Dame gerechnet. Die lässt sich nämlich nicht so
leicht abhängen und so wechselt der fünfte Rang innerhalb
EINER Runde MEHRFACH den Besitzer. Wen hält es da noch auf den
Sitzen?
Es geht schon fast ein enttäuschtes Aufraunen durch die
Zuschauermenge, als Alzen nach 6 Kampfrunden in die Boxengasse abbiegt
und Michael Bartels wieder in den Saleen steigt.
Ganz aus dem Rennen scheidet dagegen der drittplatzierte Maserati mit
Betolini am Steuer. Das Triebwerk haucht effektvoll sein Leben aus und
stellt die Arbeit im Heck des MC12 ein. Wirklich enttäuscht ist
darüber aber niemand, schließlich hat der Motor schon seit
Imola ohne großen Serivce im Auto gehangen. Nun ist der Dauertest
aber endgültig vorbei....
Als dann der führende Gardel dann zum Stop abbiegt, liegt zum
einen Herbert in Führung und auf 2 schon Lancierei im Graham Nash
Saleen! Mit den entsprechenden Fahrern ist der GNM S7R inzwischen ein
schneller Teilnehmer im FIA-GT Feld geworden. Da aber auch Rocky Agusta
mal fahren will, darf Lancieri nicht lange dem zweiten Rang
frönen.
Neben Phillip Peter findet sich mit Karl Wendlinger der nächste
Österreicher tatenlos in der Box wieder, sein Ferrari wird arg
qualmend in die Garage geschoben.
Herbert führt also nun mit etwas über einer Minute Vorsprung,
während Lilian Bryner kurz auf 2 vorkommt. Matteo Bobbi, der die
schnellste Rennrunde inzwischen auf 1.56,936 runtergeschraubt hat, fegt
wie ein Sandsturm vorbei und lässt Bryner auf 3 zurückfallen.
Zwar schiebt sich kurzfristig noch Gollin vorbei, der setzt aber auch
sofort wieder den Blinker zum Routinestop.
Etwas Hektik bricht bei Graham Nash Motorsport aus, als Agusta nach nur
10 Runden wieder in der Boxengasse erscheint. Die Hitze fordert seinen
Tribut vom Rückkehrer. Startfahrer Paolo Ruberti hockt sich wieder
hinters Steuer.
Aufregung auch bei RML, das #8 Auto von Goodwin / Fontes entzündet
sich kurz selbst, kann aber schnell abgelöscht werden und
verschwindet in der Garage.
Nach dem Stop von Herbert führt nun Matteo Bobbi 39 Sekunden vor
de Simone, Calderari liegt weitere 1.54 Minuten zurück. Dabei
verliert sein CARE Ferrari etwas Flüssigkeit am Heck. Der #5
Saleen, inzwischen wieder mit Alzen besetzt, liegt bereits eine Runde
zurück auf Rang 4. Ihm folgen Cappellari und Erdos.
Ruberti fängt sich leider einen Reifenschaden ein und fällt
weit zurück. Wieder mal ohne Belohnung für die gute Leistung.
35 Minuten vor Schluss beginnt die Sonne unterzugehen. Fahrer und Teams
beginnen etwas aufzuatmen.
Der Führende Cappellari muss in Runde 72 noch mal an die Box,
Gardel steigt ein. Mit 32 Sekunden Abstand auf de Simoen geht er wieder
ins Rennen, seine Rundenzeiten sind zwei Sekunden schneller als die des
Maserati. Innerhalb von 5 Umläufen halbiert Gardel den Abstand und
es steht noch weit über eine Viertelstunde Fahrtzeit auf der Uhr.
Als diese Marke erreicht ist, sind es noch 10 Sekunden. Gardel treibt
den Ferrari erhgeizig über die Wüstenbahn.
Als die Dunkelheit mit Beginn der 83. Runde richtig einsetzt
hängen Maserati und Ferrari direkt hintereinander. Zwei Runden
lang versucht Gardel an allen möglichen und unmöglichen
Stellen vorbeizukommen, jedesmal macht de Simone die Tür wieder
zu.
Nebenbei mischt sich auch noch Uwe Alzen ein, der sich gerne
zurückrunden würde und direkt hinter dem Duo liegt.
Der Spaß hat erst ein Ende, als der Tank im Maserati nur noch mit
Benzindämpfen gefüllt ist und ein Splash ´n dash
angesagt ist. Damit liegt Gardel nun in sicherer Führung, die er
dann auch locker ins Ziel fährt. Vorher schlüpft Alzen doch
noch vorbei und liegt damit in der gleichen Runde wie die Sieger Bobbi
/ Gardel.
Herbert / de Simone werden Zweite vor Bryner / Calderari / Biagi und
Alzen / Bartels.
Gabriele Gardel: „Das erste Rennen überhaupt hier in Dubai zu
gewinnen ist fantastisch. Dazu noch der Kampf mit dem Maserati zum
Schluss, super! Ich habe alles versucht, um vorbei zu kommen, aber er
hat seine Position sehr fair und sauber verteidigt. Am Ende ist es dann
aber doch gut für uns ausgegangen.“ Matteo Bobbi ergänzt: „Es
war einfach ein perfektes Wochenende für uns. Wir waren Schnellste
im freien Training, im Qualifying und auch jetzt im Rennen. Bis jetzt
war unsere Saison nicht so gut, aber wir konnten beweisen, dass wir an
einem problemfreien Wochenende fähig sind, zu gewinnen.“
Johnny Herbert: „Das Rennen war ganz ok. Einzig unsere Strategie ist
nicht aufgegangen. Zudem hat uns überrascht, wie schnell die
Dunkelheit hier einbricht.“
Enzo Calderari: „Wir haben nur zwei Stops gemacht. Das war ganz
schön hart, jeweils eine Stunde zu fahren. Am Ende hat sich das
für uns aber ausgezahlt.“
Michael Bartels / Uwe Alzen kommen also auf Rang 4, bzw. 3 nach Abzug
des Maserati, ins Ziel. Bartels: „Glückwunsch an Matteo Bobbi und
Gabriele Gardel, sie haben den Sieg diesmal wirklich verdient. Für
uns war das Wochenende nicht wirklich fantastisch. Es gab zwei Feuer im
Auto und dadurch eine Menge Arbeit. Dennoch sind wir auf dem FIA Podium
gelandet.“
Kein Glück für die Lamborghini, die nach 28 bzw. 47 Runden
die Segel streichen müssen. Beide Autos litten an Problemen mit
der Kraftübertragung. Andrea Piccini: „Das Auto war heute schnell
und konstant. Ich konnte die Zeiten der 575er und einiger Saleen
mitgehen. Nun müssen wir nur noch zuverlässiger werden.“
Noch gewertet werden Seiler / Lechner jr. / Margaritis. Obwohl sie nur
67 Runden absolviert haben, spuckt sie die Zeitenliste auf dem 23.
Gesamtrang aus. Phillip Peter kommt noch auf Platz 16 ins Ziel.
Wie hart die Rennbedingungen waren, zeigte sich am Beispiel Stephane
Daoudi. Der JMB Pilot musste nach seinem Stint wegen akuter
Austrocknung ins Krankenhaus verbracht werden. Nach kurzer Behandlung
durfte er das Hospital aber wieder verlassen.