Im Rahmen des 1000km-Rennen Anfang November in Le Mans gab
es ein willkommenes Wiedersehen mit Top-Pilot Wolfgang Kaufmann - dort
im Einsatz auf einem Saleen des Teams von Franz Konrad. Eigentlich war
nur ein Kurzinterview geplant - daraus wurde ein fast 2stündiger
Austausch der hier nur stark gerafft wiedergegeben kann. Trotz der
Distanz hat der persönliche Rückblick Wolfgangs auf sein
Rennjahr 2003 nichts an Aktualität verloren. GT-Eins: Erstmal Glückwunsch zum Drive hier bei den 1000km: wie fährt sich der Saleen? WK: Zunächst einmal haben wir einen gewissen Testrückstand zu den Prodrive Ferraris aufzuholen, welche hier schon seit Montag testen. Der Saleen ist ein richtig "scharfes" Rennfahrzeug mit allem was das Racerherz begehrt..., jede Menge Abtrieb, tolles Handling, Drehmoment und Leistung! Neben dem Mc Laren F1 GTR -welchen ich leider noch nie gefahren bin- war der Saleen S7R schon immer ein rattenscharfes Auto für mich... Erste Testeindrücke konnte ich schon Ende der Saison 2001 sammeln, wo ich zusammen mit meinem damaligen Partner Paco Orti (Wolfgang Kaufmann fuhr damals im Team von Paco Orti mit einem Porsche 993 GT2 in der spanischen GT) zum Testen im spanischen Albacete war. Dann ergab sich leider längere Zeit keine Möglichkeit mehr einen S7R zu testen, bis ich bei den Vortests zum 24h Rennen Spa den Saleen von Franz Konrad testen durfte. Franz ist ein klasse Kerl, ein Fighter genau wie ich... ! Wieth Racing -für die ich die FIA-GT Saison ´03 unterwegs war- konnten nicht zum Test nach Spa-Francorchamps anreisen, da die Jungs um Niko Wieth eifrig am F550 Maranello gearbeitet haben. Ich fuhr trotzdem nach Spa (meine Lieblingsstrecke neben der Nürburgring-Nordschleife) um Eindrücke von unseren Mitbewerbern zu bekommen. Im Laufe des Tages ergab sich die Gelegenheit das Franz Konrad mich fragte, ob ich mein Racingequipment dabei hätte. Da ich meine Fahrerausrüstung meistens immer im Kofferraum habe, kam ich so überraschend zu der Gelegenheit im Konrad Saleen S7R einige Sätze Bremsbeläge für das bevorstehende 24h Rennen anzubremsen. Anschließend konnte ich noch einige schnelle Runden in den Asphalt brennen. Franz Konrad und ich kennen uns schon viele Jahre, da ich früher hin und wieder auf seinen Porsche 993 GT2 gefahren bin (1000 km Suzuka, 24h Daytona). Und dann ergab sich die Chance für mich das ALMS Rennen in Elkhard Lake 2003 auf dem Konrad Saleen zu bestreiten. Die Freude bei mir war natürlich riesig groß! Road America ist auch ne "geile" Strecke - wie viele Strecken in USA. Leider hatten wir durch kleinere Zwischenfälle den wohlverdienten Podiumsplatz verfehlt, aber es war trotzdem eine superklasse Woche in Road America. Ein 2. in den USA geplanter Einsatz beim ALMS Lauf in Miami kam leider nicht zustande. Aber wir hatten darüber gesprochen, das es eine kleine Chance für mich gibt, beim 1000 km Rennen in Le Mans für Franz Konrad zu fahren. |
GT-Eins: Im letzten Jahr warst du ja vorrangig mit dem
Ferrari-Projekt der Wieths gefahren - wie würdest du den Stand des
Projekts beschreiben? WK: Das Projekt von Wieth Racing ist grundsätzlich sehr bewunderns- und lobenswert! Wir alle - allem voran Franz und Niko WIeth - hatten eine sehr schwierige Saison. Trotzdem bissen wir die Zähnen zusammen und kämpften darum, die Schnelligkeit und Standfestigkeit des selbst aufgebauten und entwickelten Ferrari 550 zu verbessern. Die Trauben hängen in der FIA GT mittlerweile durch die Ferrari 550 von Prodrive und den von Ferrari zusammen mit N-Technologie aufgebauten F575GTC mittlerweile verdammt hoch. Stark zurückgeworfen hat uns der heftigen Crash bei den offiziellen FIA GT Tests in Barcelona eines Piloten und der damit verbundenen Wiederaufbau. Diese Zeit fehlte uns dann durch die ganze Saison und wir mussten permanent diesem Rückstand nachlaufen. Nun sind weitere große Veränderungen notwendig und auch geplant um in der Saison 2004 mithalten zu können. Seit Monza 2003 haben wir Steve Ridgers als Fahrwerksingenieur mit viel Erfahrung dabei (Anm. Red: Steve Ridgers kann in seinem Lebenslauf unter anderem McLaren, das ALMS Programm von Cadillac und zuletzt TMC vorweisen) Die Truppe um Franz und Niko Wieth ist sehr motiviert und es wird für die Verhältnisse sehr viel geleistet. Man merkt dass sie mit viel Herzblut dabei sind. |
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GT-Eins: Sind weitere Einsätze von dir
im Renauer Tampolli zu erwarten? WK: Gute Frage! So wie es aussieht hat der Wagen als SR 2 wenig Zukunft. Aus der tschechischen Langstreckenserie sind die Prototypen mittlerweile auch verbannt worden. Einsätze in der SCC wären nicht so mein Fall, weil das technische Reglement dieser Serie sehr undurchsichtig ist - wir hätten als SR2 da wenig Chancen gegen die aufgebohrten BMW-Maschinen. Daher sehen Sepp (Renauer) und ich das nicht als unser Betätigungsfeld an. Ich würde schon sehr gerne wieder für Renauer Motorsport einige Rennen auf dem Tampolli erfolgreich bestreiten, aber das hängt auch von den Planungen seitens Sepp für die Saison 2004 ab. Eine der Optionen wäre den Wagen von SR2 Stand auf ACO LMP2 Reglement umzubauen um damit die vier 1000 km -LMES- Rennen zu bestreiten. Das wäre sicherlich eine ganz tolle Sache! GT-Eins: wie steht es eigentlich mit deinen Connections zu Porsche? WK: Die sind nach wie vor sehr gut. Ich halte ja nach wie vor den Rundenrekord auf der Nürburgring Nordschleife (7.32.52 min.) für Fahrzeuge mit Straßenzulassung welchen ich 2001 mit dem Gemballa Porsche GTR 600 in den Asphalt "gezimmert" habe... und auch noch mit ganz normaler Straßenbereifung (Yokohama AVS Sport). Schon "cool" das diese Zeit noch immer Bestand hat (grinst), obwohl der Streckenbelag an sehr vielen Streckenabschnitten erneuert wurde. |
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GT-Eins: Wo wir schon bei den 24h am Ring sind. Es gibt
Fans
(darunter auch drei der GT-Eins Redakteure) die Dich am liebsten
gemeinsam mit Ralf Kelleners und Uwe Alzen in dessen Porsche am Start
sähen. Was hälst Du von der Idee? WK: Der Alzen-Porsche wäre schon eine feine Sache! Das ist wirklich ein "megatolles Gerät" und einmal damit auf der Nordschleife zu fahren wäre schon "obergeil". Ralf wäre schon ein idealer, schneller Partner, leider bin ich noch nie mit ihm zusammen gefahren - immer nur gegen ihn. Irgendwie hat es sich in all den Jahren nie anders ergeben. 2003 war ich auf dem Porsche 996 GT 3 RS von Raffay aus Hamburg beim 24h Rennen unterwegs. Meine Partner haben einen tollen Job gemacht, auch das Team von Raffay hat sich extrem bemüht um ein schnelles und zuverlässiges Auto vorzubereiten. Leider hat es an unserem Porsche schon relativ früh ein Problem mit der Servolenkung gegeben - just in dem Moment als ich am Steuer saß. Ich dachte echt "Oh Mann, lass das nicht wahr sein" da ich dieses Gefühl der zusammensinkenden Servolenkung schon im 550 Maranello kennen gelernt hatte. Auf der Nordschleife hat man ohne Servounterstützung keine Chance mehr, vor allem, wenn so etwas schon nach wenigen Stunden passiert. Kurz vor Rennende kannst du noch die Zähne zusammenbeissen und durchfahren. Also außerplanmäßigen Boxenstopp und Reparatur der Servolenkung. Durch ein Leck in der Leitung mussten wir die komplette Lenkhydraulik ausbauen. Danach waren wir JWD (=janz weit draussen). Wir haben zwar eine Aufholjagd gestartet um unser gestecktes Ziel uns in den Top Five zu platzieren zu erreichen, aber mit dem eingehandelten Rückstand war da leider nicht mehr dran zu denken. |
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GT-Eins:
Was ist denn damals der Grund gewesen daß das Team um Lehmann
nicht zustande gekommen ist? Es gab viele Fans welche sich bereits
über eine Rückkehr von Wolfgang Kaufmann in die FIA-GT
gefreut hatten. WK:Ich habe wirklich keine Ahnung! Aus irgendwelchen Gründen ist das Projekt leider nicht zustande gekommen. Lehmann hatte ein überzeugendes Konzept für ein Team zusammengestellt und am Teamsitz schon die gesamte Peripherie für den Einsatz zusammengekauft. Ich war einige Mal vor Ort und habe mir das Equipment angesehen. Tankanlage, Teamoveralls, Felgen, Getriebe..., alles stand bereit. Eigentlich kauft man sich ja die Ausstattung nicht, wenn man kein Auto bekommt... Was das anbelangt habe ich bis heute nicht verstanden was da passiert ist. Für mich persönlich war es besonders bitter, da ich mich frühzeitig für das Viper-Projekt entschieden hatte und einige interessante Angebote ablehnte, weil ich meine Partner nicht hinhalten wollte, sondern sie frühzeitig und verlässlich informieren wollte wie meine Saisonplanung aussieht. Vielleicht war das aus heutiger Sicht ein Fehler. Wie auch immer: Fairplay -finde ich- ist schon wichtig! GT-Eins: Ein anderes Thema: du bist zu Anfang deiner Karriere im Formelsport gestartet? WK: Ja, ich bin von 1990 bis 1992 im Team von Horst Schübel um die Deutsche Formel 3 Meisterschaft gefahren. Zu ihm hab ich bis heute noch Kontakt, auch wenn er leider zur Zeit nicht in der Sportwagenszene präsent ist. Ich würde total gerne mal wieder mit ihm zusammenarbeiten. Schübel ist ein offener und direkter Typ. Ich mag seine Art, seine Einstellung und vor allem seine professionelle Arbeitsweise. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken... Vielleicht plant er ja mal irgendwann wieder ein Sportwagenprojekt, dann würde ich mich echt freuen, wenn sich eine Zusammenarbeit ergeben würde. |