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24 Stunden von LeMans 2004
 Der Schlußspurt (10.00 - 16.00)

Bei den meisten 24 Stunden Rennen ist das letzte Viertel die Phase des taktischen Fahrens. Bei der diesjährigen Auflage der 24 Stunden von LeMans war jedoch in allen Klassen bereits vor dem Start "volles Fahren" angesagt. Zu eng der Abstand zwischen den einzelnen Wettbewerbern. Am Morgen um 10.00 liegen in der Gesamtwertung (und der LMP1) der Führende #5 AUDI SPORT Japan Team Goh R8 mit nur 31 Sekunden Vorsprung vor dem #88 AUDI SPORT UK Team Veloqx R8 in Führung. Weder der Japaner Kazumichi Goh noch der aus Hong Kong stammende Brite Sam Li von Veloqx sind Männer die sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben.
Audi & Taurus
In der GTS Klasse kann um 10.00 der #66 Prodrive Ferrari F550 einen Vorsprung von drei Runden gegenüber der #64 Corvette Racing C5-R behaupten. Ein technischer Defekt könnte diesen Vorsprung jedoch schnell schmilzen lassen und das erwartete beinharte Duell um den GTS Sieg fortsetzten.

Die LMP2 Kategorie hingegen kommt den gesetzten Hoffnungen (noch) nicht nach. Die einzigen verbleibenden drei LMP2 Fahrzeuge fahren derzeit hart an der Grenze zur Nichtwertung aufgrund zu geringer Distanz gegenüber dem Sieger.
Gemäß dem sportlichen Reglement der 24 Stunden von LeMans muss bei Fallen der Zielflagge das Fahrzeug die Ziellinie auf der Strecke überqueren und min. 70% der Distanz des Siegers absolviert haben.

Zum Vergleich um 10:00:

Pos.
Nr.
Kl.
Team
Runden
Distanz
Prozent
1
5
LMP1
AUDI Sport Jaoan Team Goh
282
3.849,30
100%
28
32
LMP2
Intersport Lola B2K/40
208
2.839,20
74%
29
24
LMP2
WR
191
2.607,15
68%
30
80
GT
Morgan Aero 8
164
2.238,60
58%
31
36
LMP2
WR
137
1.870,05
49%

Nicht ganz überraschend ist der Kampf in der GT Klasse. Die Meute der privaten und werksunterstützen Porsche 996 GT3-RS/R sowie der auf der siebten Position in der Klasse liegende Cirtek F360 GTC  trennen zwölf Runden,  während der Führende Freisinger Motorsport Porsche nur drei Runden Vorsprung auf den Petersen/White Lightning Porsche hat.

Um 10:05 muss der auf der Gesamtfünften Position liegende #17 Pescarolo Sport C60 mit Nicolas Minassian am Steuer zu einem unplanmässigen Stopp an die Box um die Lichtmaschiene zu wechseln. Man verliert durch diesen Stopp fast drei Runden kann jedoch die Position gegen den #65 GTS Ferrari von prodrive behaupten.

Der Kampf um die Spitze führt zu einer Reihe von Rennrunden die mehr an eine Qualifikations-Sitzung glauben lassen. Seit der 238 Runde führt der japanische R8 und entriss dem AUDI SPORT UK Team Veloqx damit die 237 Runden gehaltene erste Position. Obwohl Jamie Davies es trotz steigender Temperaturen schafft die schnellsten Rennrunden zu drehen fehlt den Briten eine Runde zur Führung. Die fahrerisch brilliant agierende Truppe hat diese Zeit in der Boxengasse verloren. Insgesamt stand der Veloqx Audi bis zu den Mittagsstunden rund 33:23 Minuten an der Box während ihre Kollegen mit der #5 nur 29:52 an der Box standen. 3:31 Unterschied!

Mit der alten Tradition in der Nacht die schnellsten Runden zu fahren scheint man bei diesem 24h Sprint vollkommen gebrochen zu haben. Der Führende dreht kontinuierlich 16 Runden pro Rennstunde. Einzig während der Safty Car Phase nach dem Zytek Motorenplatzer schaffte man 14 Runden.

Ein weiteres Drama bricht für AUDI in der 325 Runde herein. Am AUDI R8 von Dindo Capello entzündet sich nach dem Routinestopp Flüssigkeit am Heck des R8. Beim Tankvorgang sind Restmengen auf die Verkleidung getropft. Mit einiger Verzögerung kann Dindo Cpallo seine Fahrt fortsetzten. Hat jedoch seinen Rundenvorsprung gegenüber dem #88 Velox AUDI eingebüsst. Allerdings müssen die Briten noch einen weiteren Stopp absolvieren so das der alte Vorsprung nahezu wieder hergestellt werden kann.

Fast zeitgleich scheint die Fahrt des #4 Taurus Sports Racing LOLA B2K/10 beendet zu sein. Nach einem Routinestopp streikt der Lola am Ende der Boxengasse. Ben Leuenberger dazu: "Wir hatten schon seit einiger Zeit ein Problem mit der  Kupplung. 2 Mal konnten wir den Wagen ohne Kupplung starten. Beim 3.Mal hat es dann den Anlasser zerrissen. Wir bauen gerade einen neuen Anlasser und eine neue Kupplung ein und dann werde ich versuchen das Rennen noch zuende zu fahren. Schließlich sind wir bis 12 Uhr fast problemlos auf Platz 6-8 durchgerollt." Es wäre immerhin das erste erfolgreiche Finish eines Lola B2K/10 in Le Mans.

Nach dem Ausfall der #86 Freisinger Porsche in den Abendstunden bekommt man nun Probleme an der #85. Man verliert die Klassenführung an den Petersen/White Lightning Porsche als Ralf Kelleners Probleme mit der Zündung bekommt. Der Rundenvorsprung verwandelt sich in einen Rückstand von mehreren Runden.  Der Cheroq Porsche ist auf dem besten Weg auch die zweite Positon vom Freisinger Porsche zu übernehmen.

WR
Zur Mittagszeit holt den #65 Prodrive Ferrari dann das Unheil ein. Ein Platfuss vorne links zwingt die Prodrive Crew dazu von der ersten Schikane bis zu Start/Ziel den Wagen auf dem Frontsplitter zu schleppen. Die anschließende Reperatur zehrt den Vorsprung vollkommen auf. Zeitgleich mit der zu einem Routinestopp anwesenden Corvette verlässt der Ferrari die Box. Nach 20 Stunden trennen 17 Sekunden die Führenden in der GTS Klasse.

 Der NASAMAX DM139 Judd muss sich gegen 13.00 mit der Gesamt-13.Position begnügen nachdem man insgesamt bereits mehr als drei Stunden Boxenzeit beisammen hat.  Allerdings hat man die führenden AUDI R8 in einer Disziplinen schlagen können. NASAMAX erzielt mit 318km/h vor dem Dunlop-Bogen den höchsten Top-Speed des gesamten Feldes. "Wir haben die ganze Zeit ein Fehlzündungsproblem gehabt", erklärt die Teamsprecherin. "Wir haben insgesamt 5 mal neue Mappings während des Rennens programmiert. Lösen konnten wir es nicht aber wir können nun damit zurechtkommen. Es wäre immerhin das erste Le Mans-Finish eines alkohol-betriebenen Wagens oder gar eines Wagens mit erneuerbaren Treibstoffen".

Um 13.00 befindet sich von den verbliebenen beiden LMP2, dem in der Klasse führenden Intersport Lola und dem #24 WR nur noch der Intersport Wagen oberhalb der magischen 70% Marke. Der #24 WR und der #80 Morgan Aero würde nach jetzigem Stand nicht gewertet. Sollten die ersten 15 jedoch ausfallen hätte der Morgan seine 70% erreicht ;-)

Dieses Problem haben die TVR nicht. Auf die Frage ob er mit der Performance der wagen zufrieden sei antwortet Teamchef Hugh Chamberlain auf seine ihm eigene lockere Art: "Zufrieden? Nö! Natürlich nicht: sind alles unzuverlässige Mistkisten und dann noch die blöde Farbe... Aber im Ernst: unser Plan war am Ende des Rennens mit einem Wagen durchzukommen und den ins Ziel zu bringen. Daß jetzt 2 laufen ist schon traumhaft, aber frag mich bitte um 10 nach 4 diese Frage. Wir haben schließlich noch eine ganze GP-Distanz vor uns. Aber es sieht schon gut aus."

Währenddessen liefern sich Seiji Ara und Jamie Davies ein Rennen um Bruchteile von Sekunden. Der Goh Audi liegt 2:20 vor Rennende mit rund 58 Sekunden in Führung. Der britische R8 müsste pro Runde gut 1,5 Sekunden gutmachen um ein Fotofinish zu erreichen. Der 30 jährige Japaner Ara kann bei seinem vierten Einsatz in LeMans die Zeiten von Jamie Davies kontern. Ara hätte die Chance nach Masanori Sekiya (1995 - McLaren F1 GTR) der erst zweite Japaner mit einem LeMans Gesamtsieg zu werden.

Der #65 Ferrari kann um 13:50 das Rennen nach einer längeren Reperatur im Frontbereich wieder aufnehmen. Die Fahrt mit stehendem Vorderreifen hatte mehr als befürchtet beschädigt. Der Boxenaufenthalt hat dazu geführt das die beiden Corvette die Spitze der GTS Klasse erobern konnten. Bereits in der Outlap landet Tomas Enge mit dem Ferrari in Arnage wieder in der Leitplanke und muss das Fahrzeug erneut mit beschädigter linker Front an die Boxen schleppen. Nach 22 Stunden scheint der Kampf um die GTS Klasse entschieden zu sein.
TVR


Derweil hat sich der Choroq Porsche RSR die zweite Klassenposition von Freisinger erobert nachdem Stepahen Ortelli nach wenig ermutigenden Runden die Box aufsucht und den Porsche an Dumas übergibt. Nach einem dreizehn Minuten dauernden Boxenstopp ist das Problem anscheinend behoben und Dumas kann wieder die Zeiten der anderen Porsche mitgehen, liegt nun jedoch zwischen dem Cheroq Porsche und dem Seikel Porsche - jeweils getrennt durch zwei Runden.
Morgan
Zwei Stunden vor Ende des Rennens scheint nur der Morgan ausserhalb der Wertung zu sein, der WR liegt wieder im Rahmen der 70% Distanz.

Ralph Firman im #6 RfH-Dome gefällt die Fronthaube seines Fahrzeugs wohl nicht - er streift sie sich an den Reifenstapeln in Indianapolis nach einem gekonnten Ausrutscher elegant ab. Das dermaßen gescholtene Gefährt reagiert beleidigt mit Verstellung der Achsgeometrie so daß die Zwangsehe Dome-Firman sich zur Schlichtung in die 10 km entfernte heimische Werkstatt begeben muß. Der Plazierung  im Mittelfeld leidet dabei weniger als das Ego des RfH-Designers.

John Nielsen muß derweil den Lister mal wieder in die Box schieben lassen. Dennoch sollte nun das erklärte Klassenziel der Zielankunft in greifbarer Nähe sein. Nur 50 Minuten muß der Hobel noch halten!

Noch 30 Minuten :

In der LMP1-Klasse tobt immer noch der Kampf zwischen Seiji Ara im Goh-Audi und Johnny Herbert im Veloqx-Audi. 35s zwischen Platz 1 und 2 hatten wir schon lange nicht mehr.

GTS ist entschieden: die Corvettes sind durch. Im Prodrive-Ferrari #65 ist Sportwagen-Novize Collin McRae gleich in Richtung seines ersten Le Mans-Podiums unterwegs. Auf Nachfragen bestätigt er daß dies das härteste Rennen sei das er je gefahren wäre.

Wenn in der GT-Klasse nichts schiefläuft dann dürfen sich die Petersen-Piloten (Bild des Wagens rechts) und Porsche-Werksfahrer Maassen, Long und Bergmeister mit dem Le Mans-Sieg schmücken. Scheinbar kann der Choroq-Porsche sich aber nun doch gegen den Freisinger-Porsche um Platz 2 durchsetzen

In der LM2 sind 10 Runden Vorsprung des Intersport-Lolas vom WR in 30 min. nicht mehr aufzuholen. Es sei denn der Lola fällt aus oder man erwischt eine Tankkanne mit Nitro....
Petersen Porsche


Herbert und Ara tanken noch ein letztes Mal. Etwa 2km liegen zwischen den beiden Audis. Und beide sind dazu verdammt das Rennen auf der letzten Rille fahrend zu beenden. Eine Fotoformation wird es huer sicher nicht geben. Beide fahren am Limit, halten aber den Abstand konstant. Als dann 10 Minuten vor dem Ende Johnny Herbert in der Michelin-Schikane kurz durch den Kies muß ist die Entscheidung gefallen. Ara formiert sich mit J.J.Letho und die beiden Veloqx-Audis zuasammen zu den Fotoformationen.
Sieger

Mit dem 6.Sieg in Le Mans zieht Tom Kristensen nicht nur mit Jackie Icks gleich - er schafft auch noch im Gegensatz zum Belgier den 5.Sieg hintereinander und darf sich somit als neuer amtierender König von Le Mans fühlen.

Podium

Aus deutschsprachiger Sicht erfreulich: Sascha Maassen und Jörg Bergmeister zusammen mit Patrick Long als Sieger der GT-Wertung im White Lightning/Petersen-Porsche.

GT-Podium

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