Die
Porsche-Eintracht in Brünn wurde allerdings vom Audi A4 Turbo des
Bohemia Racing Teams empfindlich gestört. Entsprechend der
Wettervorhersage "herbstlich mild" war beinahe der gesamte Freitag
verregnet; der schon im Trockenen sehr schnelle A4 mit den Fahrern
Maderic/Majer rückte in den unmittelbaren Favoritenkreis. Die
schnellste Zeit in zwei Zeittrainings reichte für die erste
Startreihe.
Im Vergleichskampf "GT gegen Tourenwagen" waren die Tourer auch durch eine ganze Flotte BMW M3 der Modellreihe E36 vertreten, darunter das aus Großbritannien angereiste Team GTS Motorsport, das auch unter dem Namen Exsel Racing noch bekannt ist. Mit Fahrern wie Calum Lockie, John Cowgill und bisweilen auch Cor Euser war man heuer schon einige Male auf der Nordschleife zu Gast; nach drei Jahren hat man wieder den Weg nach Brünn gefunden. Auf die Frage, ob man hier nicht fern der Heimat sei, war die geduldige Erwiderung: "we do Europe". Das eingesetzte Auto war ein im vergleichsweise dezenter Gruppe-A-Schmalbau, das Drumherum vom Werkzeugkasten bis zum Laptop sprach allerdings Bände über die Professionalität des Teams. Die Herren David Gooding, John Mayston-Taylor und Rory Passey nahmen das Rennen vom sechsten Startplatz auf, wurden jedoch anfangs ans untere Ende der Top 10 durchgereicht; das Tempo an der Spitze war in der ersten Stunde recht hoch. Schon im Training die große Überraschung war der Skoda Fabia von Michl Motorsport, der als schnellster Zweiliter die größere Konkurrenz hart bedrängte. Nach einer Stunde am zweiten Platz, sollte das Auto das hohe Tempo allerdings nicht durchhalten. Auch vorne dabei war das schönste Zeugnis tschechischer Maschinenbaukunst: der Tatra Ecorra mit seinem luftgekühlten V8-Motor, nunmehr in grimmigem Schwarz und breiter denn je zuvor. Nach einigen tiefgreifenden Veränderungen sieht das Auto jetzt aus, als wäre es von den Borg assimiliert worden. Wie mit diesem Team ging es auch mit anderen nach dem Anfangsfeuerwerk erst einmal bergab; damit war es aber für manche noch nicht gelaufen. |
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Die
versprochene Le Mans-Atmosphäre stellte sich bereits in der ersten
Rennstunde ein: pünktlich zum Start zog der Himmel zu, und an
einigen
Autos gingen die Lichter an. Der angedrohte Regen blieb jedoch aus, und
in Stunde 2 war das Wetter wieder "blendend" - jetzt machte die
tiefstehende Herbstsonne den Fahrern Schwierigkeiten. Die beiden
Porsche etablierten sich an der Spitze, der Audi gesellte sich alsbald
dazu. Durch die verschiedenen Boxenstopintervalle wechselte die
Führung, Rundenrückstände wurden kassiert und wieder
aufgeholt. Alles
in allem wurden die Abstände eher geringer, niemand konnte sich
den
entscheidenden Vorteil erarbeiten. Hinter den ersten Drei gab es einen Abriß zur BMW-Armada mit den Autos von Matador Hectorra, Vonka, Matrix und GTS. Innerhalb dieser Gruppe taten sich bald die Matador-Mannschaft und die Briten als beständigste und schnellste hervor. Halbzeitführung also für die GT, mit dem Audi als Störenfried. In der vierten Stunde sollte sich das Gesicht des Rennens allerdings drastisch verändern. Der Kogelbauer-Porsche verwies den BRT-Audi auf den dritten Platz, und der Routinier Manfred Jurasz übernahm das Steuer und kämpfte sich in die Führungsrunde zurück. Für die Ereignisse am Ende seines Turns gibt es in der Fachwelt seit heuer die Umschreibung "Biela": durch Mißverständnisse in der Verständigung zwischen Fahrer und Box ging der 996er in die eine Runde, die zuviel war. Auf halber Strecke ging dem Sechszylinder der Treibstoff aus, eine Rückkehr zu den Boxen war unmöglich. Manfred Jurasz ist für Bathurst mehr Glück zu wünschen. |
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Umso
tragischer wurde der Ausfall durch das Ableben des Machanek-Porsche nur
Minuten später - das Auto verschwand aus unbekannten Gründen
in seiner
Box und wurde nicht mehr gesehen. Nachdem auch der dritte Porsche im
Feld, ein "historischer" 911RS (tatsächlich ein historisches
Rallyeauto
des Barbach-Teams, der rosarote Vorauswagen aus der
österreichischen
Meisterschaft) mit einem Benzinpumpendefekt geparkt werden mußte,
waren
die Tourenwagen unter sich.
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Neben dem BRT-Audi taten sich jetzt die Matador- und GTS-BMW hervor. Auch der Audi hielt nicht durch und legte eine lange Reparaturpause an der Box ein; noch hinter dem Machanek-996er wurden Maderic und Majer schließlich als Letzte klassiert. Das Matador-Auto mit Senkyr/Rosina/Kopecky hatte als konstant schnellster BMW des Rennens einen soliden Vorsprung auf Gooding/Mayston Taylor/Passey, die allerdings mit Uhrwerkspräzision flotte Runden abspulten. Als dann in der letzten Rennstunde am Matador-BMW die Motorhaube aufging, ließen sich die routinierten Briten die Chance nicht entgehen. 15 Minuten vor Schluß wollte in der GTS-Box niemand vom Sieg reden, aber weitere Dramen blieben aus - die Pokale des "Epilog 2003" gehen nach Großbritannien. Die restlichen "Stockerlplätze" gingen ebenfalls an BMW-Mannschaften: Kacirek/Kusin vom Team K+K Racing mit ihrem Breitbau-GTR (sie waren nach einem frühen Defekt "nirgendwo" gewesen und hatten dann Tempo gemacht) und Vonka/Vencalek für Vonka Racing, diesmal leider ohne 996er. Bemerkenswert: in den Top 6 finden sich gleich zwei 1600er, am 4. Platz ein Skoda Fabia Kitcar und als 6. der Citroen Saxo VTS von Beck Motorsport aus Österreich mit Michael Zottl und Hans Endl. Ein versöhnliches Ende gab es auch für den Tatra-"Prototypen" mit dem 10. Platz und dem inoffiziellen Sieg in der Wertung „schönste Auspuffflammen“. Der "Epilog" war wieder, wie eigentlich jedes Jahr, eine gelungene Veranstaltung. Wenn es nach den Plänen der Veranstalter geht, soll es zum Saisonabschluß 2004 allerdings kein 6-Stunden-Rennen mehr geben - sondern gleich ein 12-Stunden-Rennen. Glückliches Tschechien. |