Logo
LeMans 2003 - Prototypenvorschau (LMP900 & LMGTP)
Bericht  von Harald Gallinnis
10.6.2003

Bentley
Das Rennen 2003 wird wahrscheinlich unter dem Titel Bentley gegen Audi in die Annalen der Sportwagengeschichte eingehen. Nicht Audi gegen Bentley - wie in den vergangenen Jahren. Daß die VW-Konzerntochter Bentley nach 2 Anlaufjahren nun zum Sieg gehievt werden soll und damit als glasklarer Favorit dasteht, demonstrieren 2 Tatsachen. Zum einen hat man die beiden Wagen mit hochkarätigen Fahrern aus dem Audi-Werksfahrerpool der vergangenen Jahre verstärkt. Die beiden Wagen teilen sich Tom Kristensen, Rinaldo Capello und  Guy Smith sowie die Ex-F1-Asse Johnny Herbert, Mark Blundell und  David Brabham. Zum anderen wird sich um den Kristensen-Bentley eine Mannschaft kümmern bei der bei genauem Hinhören ein auffälliger deutscher Akzent wahrzunehmen sein wird. Es sind Mechaniker des Joest-Teams die der britischen Truppe auf Anweisung von ganz oben unter die Arme greifen werden.

Demgegenüber finden sich die verbliebenen Audi-Asse in den 3 als Gegner bereitstehenden R8 in einer ungewohnten Rolle wieder. Nicht werksunterstützt haben sie auf einmal den Underdog-Status gepachtet und können befreit auf Gas steigen, da keiner mehr einen überlegenen Sieg erwartet. Was die Fabelzeit von Tom Kristensen wert sein wird, der im EXP Speed 8 den Gegnern in der letzten Session bei den Vortests 4s aufdrückte, bevor die Strecke hoffnungslos verölt wurde, wird man wohl erst in den ersten Rennstunden sehen, wenn sich die Audi Asse Biela, Pirro, Werner oder Johansson in den Ring werfen.

Audi-Crews

3 der 3-fachen Le Mans Gewinner-Wagen werden an der Spitze mit den Bentley mitzuhalten versuchen. Der Goh-Audi ist mit 12h von Sebring-Sieger Marko Werner, Ex-Panoz-Pilot Jan Magnussen und Seiji Ara besetzt. Champion (Mitte) vertraut auf J.J.Letho, Emanuele Pirro und Stefan Johansson. Und Frank Biela hat im Audi UK-R8 Perry McCarthy und Mika Salo als Partner. Es wird von den unerfahreneren Piloten dieser Crews (Ara, McCarthey und Salo) abhängen inwieweit man den Bentley wird Paroli bieten können. Champion bringt sicher mit Letho, Pirro und Johansson das heisseste Eisen an den Start. Aber ob dies einem "Joest"-Bentley mit Tom Kristensen ebenbürtig ist?

RfH-Dome
Pescarolo-Courage

Hinter den Titanen sind mindestens 2 Teams zu nennen die zumindest in den Kampf um die Top-3 mit auf der Rechnung stehen werden. Jan Lammers racing for Holland-Crew hat dank cleverer Marketingstrategie und der Werksunterstützung von Dome Ressourcen zur Verfügung von denen manches Privatier-Team ewig träumen wird. 2 verschieden konfigurierte Dome S101 werden mit Details aus dem japanischen Windkanal gespickt nicht nur die Audis mächtig ärgern können. Jan kommen dabei die Rennerfahrungen zugute die er letztes Jahr beim Gewinn des FIA-SWM-Titels sammeln konnte. Und gleich 3 Courage C60 werden versuchen die französischen Fans von Anfang an zu begeistern. Henri Pescarolos Team kann dabei deutlich höher gehandelt werden als die Werksmannschaft des in Le Mans beheimateten Rennwagenherstellers.
Riley & Scott Lister

Was wäre das Rennen in Le mans ohne die "Dark Horses", die unberechenbaren Teams, die immer für eine Überraschung gut sind? Der Werks-Riley & Scott ist solch ein Auto in des Wortes wahrsten Sinne: schwarz, laut und schnell brannte man bei den Vortests die 7.schnellste Zeit in den frisch gelegten Asphalt an der Sarthe, gleich hinter dem schnellsten Dome. Weiter zurück blieb hingegen der nagelneue Lister-Prototyp, der sich noch hinter dem all-japanisch besetzten Kondo-Dome (
Ukyo Katayama, Masahiko Kondo und Ryo Fukuda), sowie hinter dem schnellsten Panoz anstellen musste. In ihrem entgültig letzten Jahr auf dem französischen Kult-Kurs sind die Panoz nur noch ein Schatten ihrer selbst, auch wenn die 11.-beste Zeit von Ollivier Beretta hier das Ergebnis schönt. Der 2. Wagen mit dem jungen Schweizer Benjamin Leuenberger und seinen Partnern Scott Maxwell und David Salens wird es ebenfalls nicht einfach haben. Dennoch werden die Fans den lägendären Geschossen des diesjährigen Ehrenstarters sicherlich einige symbolische Tränen nachweinen.

Auch in dieser Klasse werden wieder einige Olympioniken unterwegs sein, für die die Zielankunft in Wertung der größte Erfolg ihres Bestehens darstellen dürfte. Zu diesen Teams gehören neben dem Durango-GMS (angeblich schon mit neuem Chassis, welches dann gänzlich ohne Rennerfahrung auskommen müsste) auch der schon 2 jahre alte französische Norma-Ford und der Bio-Ethanol getriebene Nasamax-Reynard-Cosworth. Alles andere als ein Ausfall nach schon 6 Stunden dürfte für diese Teams als moralischer Erfolg gelten. Die Zielflagge und eine Ankunft in Wertung wären hier ein Triumph ohnegleichen. Gönnen wir es ihnen!
 

Zurück zum LeMans 2003-Index

Zurück zur Berichtseite

Zurück zur Leitseite