In der kleinen
Klasse bildeten die Wagen von Lucchini, Palmyr, Bruneau und der Rapier
LM3000 das letzte Aufgebot der Aufrechten dieser Rennserie, die zu
Glanzzeiten bis zu 30 Wagen starke Felder gesehen hatte, bevor diverse
Änderungen am Meisterschaftsformat und organisatorische
Fehlentscheidungen die Felder schrumpfen ließen. Beim letzten
Rennen, daß die schon als Meister feststehende Paarung Jan
Lammers/John Bosch ausließen, standen die Teams auf dem
süd-französischen Kurs von Nogaro vor einer Hitzeschlacht,
die Mensch und Material noch einmal alles abverlangen sollte.
Temperaturen von über 30° ließen Mensch und Material an
ihre Grenzen gehen. Die
Pole-Position sicherte sich der Dome von Beppe Gabbiani, vor dem
Hauptkonkurrenten, dem Pescarolo-C60 von Frank Lagorce, der an diesem
Wochenende von Soheil Ayari unterstützt wurde. Michele Rugolos GMS
folgte mit Respektabstand. |
Rennen
Dank einer leichteren Spritladung setzte sich Gabbiani im
Dome zu Beginn des Rennens ab und konnte nach 5 Runden schon eine
Lücke von 5 s auffahren. Man erhoffte sich einen taktischen
Vorteil, da der C60 des Pescarolo-Teams in fast allen Sessions als
schnellstes Gefährt an diesem Wochenende erwiesen hatte. Dagegen
musste die Durango-Mannschaft die Hoffnungen auf eine Verbesserung in
der Abschlußtabelle schon nach 9 Runden mit einer gebrochenen
Antriebswelle begraben.
|
Derweil
unterhielten Marc Rostan im roten Bruneau-Pilbeam und Phillipe
Favre im bunten Palmyr -Lucchini die spärlichen Zuschauer
rundenlang mit einem engen Kampf um Rang 2 in der kleinen Klasse, der
in der 18.Runde erst zugunsten des Lucchini-Piloten ausging. Kurz
danach zwang ein nachlassendes Getriebe mit zeitweise fehlenden
Gängen den roten Pilbeam für einen längeren Halt an die
Box.
Das Duell um die
Führung entschied sich beim ersten Boxenstop. Kurz vor Beppe
Gabbianis Stop hatte Frank Lagorce im C60 die Lücke auf den Dome
wieder auf 2s zugefahren. Nach seinem Halt führte der
grün-blaue Bolide auf der kurvigen französischen Bahn mit
gerade einmal 3s. Manchmal reicht für ein spannendes Rennen halt
wenn man nur 2 schnelle Autos auf der Strecke hat.
In Runde 40 ging der
IES-Nissan-Treibsatz des führenden Werks-Lucchini von Mirko
Savoldi mit einem lauten Knall auf der Gegengerade ein. Kurz danach
verendete auch der 2. Lucchini des Palmyr-Teams aus ähnlichen
Gründen. Damit kam der betagte und eigentlich hoffnungslos
übergewichtige Rapier LM3000 von Mike Millard in den Genuß
seiner ersten Führungskilometer bei einem FIA-Lauf, da der
Bruneau-Pilbem einen umfangreichen Service in der Box abrufen musste.
Somit waren streckenweise nur noch 3 Wagen auf dem knapp 3,6km langen
Kurs unterwegs.
Nach den 2. Stops
bei dem die Fahrer der beiden führenden Boliden ausgetauscht
wurden, führte nun Soheil Ayari mit etwa 8s vor Felippe Ortiz. Der
Franzose legte binnem kurzen noch eine Schippe nach und konnte sich
nach 2h Renndistanz schon fast eine Minute Vorsprung gut schreiben
lassen. Zur Erleichterung der Zuschauer belebte auch der
Bruneau-Pilbeam zwischenzeitlich wieder die Strecke.
Am Ende fuhr der C60 trotz eines 5min vor Ende noch zu
absolvierenden Splash&Dash den 2. Sieg des Jahres heraus - man
hatte zu Beginn des Jahres schon die Auftaktrunde in Estoril gewinnen
können. "Erleichternd daß wir wieder einmal gewinnen
konnten, noch dazu bei unserem Heimrennen - das war uns wichtig!"
stellte ein zufriedener Henri Pescarolo fest. Durch den Sieg konnte
sich die französische Mannschaft als offizieller Vizemeister der
Teamwertung der FIA-SWM-Saison 2003 festschreiben lassen. Den selben Erfolg errang das Bruneau-Team in der SR2-Klasse. Dank des beherzten Eingrifens ihrer Mechaniker, die dem störrischen Getriebe wieder Manieren beibrachten konnten auch Pierre Bruneau und Marc Rostan den prestigeträchtigen FIA-Vizemeistertitel beim Heimrennen sichern. Ein Erfolg für eines der treuesten Teams der Meisterschaft. Die Helden des Tages waren jedoch Ian Flux und Mike Millard. Seit Jahren engagieren sich beide bei dem mehr von Enthusiasmus als von Geld beflügelten Rapier-projekt (Bild links: Dijon 2002) - nun darf der Wagen sich mit dem Titel eines FIA-Laufsiegers schmücken. Zudem dies möglicherweise ein historischer Laufsieg werden könnte, wenn die Meisterschaft im nächsten Jahr nicht mehr ausgetragen werden sollte |
Wie geht
es weiter?
Selten zuvor hat es
für die an einer FIA-Meisterschaft beteiligten Teams mehr
Ungewissheiten gegeben als in diesem Jahr. Diese demotivierende
Situation führte auch zu den bemerkenswert geringen Starterfeldern
der letzten Saison. Es ist schwierig & müssig zu
wiederholtesten Male im Einzelnen aufzuführen was zu der Situation
geführt hat. Fest steht nur daß bei den veranstaltenden
Organisationen (FIA/SRO) hinter den Kulissen schon ein
Kräftegerangel eingesetzt hat, dessen Leidtragende wieder einmal
die sein werden für die die Meisterschaft eigentlich gemacht ist -
die Teams und die Fans.
Einziger Fixpunkt des kommenden
Jahres ist die gemeinsam von ACO und SRO organisierte LMES die 4 1000km
Rennen umfassen soll. Diese wird von Stefan Ratels SRO als
Haupteinsatzgebiet für die Prototypen favorisiert, die dort
gemeinsam mit den GT rennen werden. Allerdings steht bislang die
Verkündigung einer Übergangsregelung aus wie die
SR2-Prototypen dort in Zukunft eingebunden werden. Die Teams haben noch
keine offizielle Verlautbarung vom ACO bekommen wie die eigentlich
überlegenen SR2 gegenüber den LM2 eingebremst werden oder ob
man ihnen überhaupt eine Teilnahme gestattet. Gerade Teams die bis
zuletzt die Meisterschaft unterstützt haben, wie Brunau, JOTA oder
Rapier stehen somit auch für nächstes Jahr wieder einmal ohne
Planungsgrundlage dar. Die Veranstalter hoffen auf eine ab
nächstes Jahr wachsende Anzahl an LM2-Wagen und daß sich das
Problem daher von selbst erledigen wird. Allerdings wird sich kein
vorausdenkender Teamchef nur aufgrund einer Reglementänderung einen
Wagen zulegen, der dann in 2 Jahren möglicherweise auch obsolet
wird. Vor 4 Jahren waren die SR2 mit änlichen Argumenten
eingeführt und die die CN-Klasse aus der FIA-meisterschaft
verbannt worden. Parallel versuchte sich der ACO an der Einführung
der LMP675-Klasse - beides Wagenklassen die nun dezent herausgeekelt
werden - während es die gleich schnellen CN immer noch gibt. Hinter den Kulissen hat zudem ein Tauziehen zwischen Max Mosley und Stafan Ratel eingesetzt. Mosley pocht auf den noch mit John Mangoletsi geschlossenen Vertrag über die Ausrichtung einer FIA-Meisterschaft. Ein von Mangoletsi-Nachfolger Steve Lydon angedachter Kompromiß sah zunächst die Ausrichtung einer 4&4-Serie (4 ACO-Events und 4 FIA-Events ausschließlich für Prototypen - ACO-rennen zählen in der Punktewerteung zur FIA-Serie) vor. |
Dies wurde jedoch
von Ratel, der in diesem Jahr sicher eine Menge Geld in der FIA-SWM
verloren hat, nicht unterstützt. Es kam daher in der Folge zu
angeheizten Diskussionen und schließlich zum Bruch zwischen Lydon
und Ratel, der den Engländer demissionierte und den Belgier
Jean-Pierre Deletre (Rennleiter der 1000km von Spa) zwischenzeitlich
kommissarisch einsetzte. Lydon hatte sich eine Revitalisierung der
Sportprototypenszene vorgestellt - eine Idee die nicht in die Planung
von Ratel passte. Zwar versucht der Engländer nun auf eigene Faust
eine Langstreckenserie für ältere SR1, SR2 und CN/C3 auf die
Beine zu stellen. Ohne einen Motorsportverband oder Sponsor im
Rücken dürfte dies jedoch ein aussichtsloses Unterfangen
sein. Zudem kann Mosley nicht alle möglichen Geschütze in der
Diskussion gegen Ratel auffahren. Der clevere Franzose hat mit der von
ihm aufgebauten FIA-GT-Meisterschaft ein dickes Faustpfand und eine
Vorzeigeserie des Motorsportverbandes in der Hand die er in jahrelanger
Arbeit kompetent aufgebaut hat. Ein Akt dem ihm erstmal jemand
nachmachen muss.
So wird
wahrscheinlich die professionellere Sportprototypenszene in Europa im
kommenden Jahr von den lediglich 4 Rennen zur LMES dominiert werden.
Möglicherweise könnten die nationalen Serien (CIP, SCC, NSS)
gestärkt aus dem Bruch hervor gehen den die Desorganisation und
die damit verbundene Kosteneskalation im Sport hervorbrachten (zum
Schluß waren Fahrerplätze angeblich so teuer daß nicht
einmal ein für Spa bereitstehender SR2 von einheimischen Piloten
besetzt werden konnte). Möglicherweise wird die LMES aber auch auf
mehr Rennen aufgestockt was mehr Einsätze ermöglichen
könnte. Bis dahin werden die Fans sich aber an nationalen
Meisterschaften wie der italienischen, englischen oder
österreichischen Serie halten müssen wenn sie reine
Prototypenfelder mit spektakulären 2-sitzigen Rennfahrzeugen sehen
wollen.
Ergebnis
Pos. | Nr. | Kl | TEAM | Fahrer | Wagen |
1 | 16 | SR1 | Pescarolo Sport | Lagorce / Ayhari | Courage Peugeot |
2 | 2 |
SR1 | Racing for Holland | Ortiz / Gabbiani | Dome S101 Judd |
3 | 60 |
SR2 | Souvereign Engin. |
Millard/ Flux | Rapier LM3000 |
4 | 99 |
SR1 | PiR Engineering | Bruneau / Rostan |
Pilbeam-Nissan |
Nicht gewertet | |||||
5 |
61 | SR2 | Palmyr | Ricard / Favre |
Lucchini-Alfa |
6 |
52 | SR2 | Luchinni Engineering | Peroni / Silvodi | Lucchini SR2002-Nissan |
7 |
16 |
SR1 | Durango | Rugolo / Maddalena |
GMS-Judd |