EURO-GT-Runde in Spa-Francorchamps
von Christian Freyer und
Markus Berns
Mit Sorgenfalten
begann für Anja und Hein Hartmann, den Organisatoren der Euro GT Serie,
das dritte Rennwochenende des Jahres in Spa –Francorchamps.
Sagenhafte 22 Teams hatten sich angemeldet, doch nur 16 Autos fanden sich
im Fahrerlager des belgischen Kurses ein.
1x Marcos LM 600 (Cor Euser), 2x Chrysler Viper GTS-R (Peter Cook sowie
Mike Martin / Klaus Abbelen), 3x Porsche 993 GT2 (Max Stanco, Paul Daniels,
Andre Wilke), 1x Porsche 996 GTR-2 (Remko Papenburg) und der atemberaubende
Stealth B6 GT (Peter van der Kolk / Rob Knook) bildeten eine bunte Mischung
bei den GT.
Nach dem Rennen auf dem Nürburgring schaute Haudegen Klaus Abbelen
noch mal bei der Euro GT vorbei. Er hatte zusammen mit Eigner Mike Martin
auf der #5 Viper „aus reiner Freundschaft“ gemeldet. Die Arbeitsteilung sah
vor, das Abbelen am Samstag, Martin am Sonntag das Rennen bestreitet. „Sonst
sind wir immer gegen ihn gefahren,“ war aus der Martin Racing System Mannschaft
zu vernehmen,“ jetzt fahren wir halt mal zusammen.“
Schwächer besetzt war dagegen die NGT. Die Tabellenführer Knook
/ van der Kolk wollten im gewohnten Marcos Mantis den Titel klar machen. Einfacher
wurde dieses Vorhaben dadurch, dass der ärgste Verfolger Charles Brugman
kurz vor der Veranstaltung einen Motorschaden an seinem Porsche 996 GT3-RS
zu beklagen hatte. Eine Reparatur war in der Kürze der Zeit nicht möglich.
Neben dem Mantis waren noch zwei Porsche 996 GT3-Cup (Jens Petersen, Giancarlo
Cesetti / Romelio Pettinelli) und ein BMW M3 e36 der niederländischen
Brüder van Os erschienen.
Zuwachs gabs bei der neuen Euro Promo Klasse. Zusätzlich zu den vom
A1 Ring bekannten beiden Clio RS Tretern Freek und Bert Meulenbeld standen
noch Henk Albronda und Patrick Snel in BMW e46 Compact Modellen am Start.
Zu den Nicht-Erschienen zählte leider auch das deutsche Wieth Racing
Team, das keinen zahlenden Fahrer für den F550 Maranello gefunden hatte.
Entschuldigt fehlte auch GT Tabellenführer Pertti Kuismanen, der mit
seiner Viper an den zeitgleich stattfindenden 24h von Zolder teilnahm.
Aufgrund technischer Probleme blieben Chaouki Chikhani (Probleme bei der
Fertigstellung des Porsche 993 GT2) und Peter Brecht (massive Elektronikprobleme
am Ferrari F360, das Auto steht derzeit in Italien) der Runde 3 fern.
Zusätzlich zog ein deutsches Porsche Team zwei Tage vor der Veranstaltung
den Stöpsel aus dem fest zugesagten Einsatz.
Zeittraining:
Dominator der Trainingssitzungen am Freitag und Samstag war Cor Euser. Der
Niederländer holte sich für beide Rennen die Pole mit seinem Marcos
LM 600. Seine beste Runde insgesamt fuhr er am Freitag mit 2.18,641 Minuten.
Für das Rennen am Samstag holte Mike Martin den Platz neben Euser vor
van der Kolk / Knook, Remko Papenburg (APP Porsche 996 GTR-2) und Andre Wilke.
Schnellste in der NGT war wieder das niederländische Duo van der Kolk
/ Knook im Marcos Mantis vor dem Deutschen Jens Petersen.
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Wenig Freude im Qualifying hatte Peter Cook. Am Freitag wurde die Mannschaft
von Cooks Team Point Preparation von Elektronikproblemen genarrt, es war nicht
eine einzige Runde drin. Samstags sah man anfangs alle düsteren Wolken
verschwinden, doch schon nach den ersten fliegenden Runden verabschiedete
sich der V10 Saugmotor der Viper in Blanchimont vom aktiven Dienst. Bis zur
Boxeneinfahrt rollte das Auto noch, dann war Schicht und ein sichtlich enttäuschter
Peter Cook durfte aussteigen: „Wahrscheinlich müssen wir einpacken und
nach Hause fahren, ich habe keine Teile mehr dabei.“
Da brachte auch der erfahrene zweite Startplatz für Sonntag erstmal
keine Aufheiterung.
Ein weiterer Leidtragender war der Pole Max Stanco. Er standete schon am
Freitag mit Motorschaden. „Der Kopf ist absolut hin, nichts mehr zu machen“,
erklärte Stanco im Fahrerlager. „Jetzt müssen meine Jungs am Montag
nach Hamburg zu Thielert fahren und das irgendwie hinbiegen. Am nächsten
Wochenende ist ein Lauf zur polnischen GT Meisterschaft und ich will schließlich
meinen Titel verteidigen.“
Stancos arbeitslos gewordenen Mechaniker halfen dafür Andre Wilke beim
Wechseln des Getriebes, welches im Training seinen Geist aufgegeben hatte.
Dies sollte nicht die einzige Getriebegeschichte bleiben...
In der Startaufstellung für Sonntag fanden sich hinter Euser und Cook
die Martin Viper vor dem Stealth und den Porsche von Papenburg, Daniels und
Wilke ein.
Ein unverändertes Bild in der NGT: van der Kolk/Knook vor Petersen
und van Os.
Rennen 1:
15 Autos zählte die Rennleitung am Start zum ersten Lauf am Samstag
Nachmittag.
Peter Cook hatte die Viper doch noch einmal zum Laufen gebracht und hoffte
nur auf Ankommen. Er mußte jedoch mangels Freitagszeit von ganz hinten
starten.
Bei angenehmen Temperaturen und kompletter Wolkendecke brannten Euser, Abbelen,
Knook und Papenburg an der Spitze des Feldes ein wahres Feuerwerk ab. Knook
überrumpelte Euser kurz nach dem Start und übernahm im nun blauen
Stealth die Führung. Hinter der raufenden Bande reihten sich Wilke, van
der Kook, Cook und Daniels ein.
In Runde 2 konnte Cook bis auf Rang 5 nach vorne fahren, die Spitzengruppe
in Reichweite. Aus dieser musste sich Henrik Papenburg in Runde 3 verabschieden,
die Elektrik seines APP Porsche 996 Turbo spielte verrückt und der Niederländer
rollte in der Box aus. Zwar schickte ihn seine Crew noch mal auf die Strecke,
doch es war vergebens. Nach einem Umlauf musste Papenburg den gelben Biturbo
endgültig abstellen.
Andre Wilke wurde gleich zu Beginn des Rennens bis auf Platz 8 zurückgereicht,
die Ursache sollte jedoch erst später eine tragende Rolle spielen.
In der NGT führte nach dem Start Peter van der Kolk vor Jens Petersen
und dem italienischen Cup Porsche. Die konnten sich aber nur kurzzeitig über
den NGT Podestplatz freuen, denn der van Os BMW M3 kam in Fahrt und setzte
sich vor Cesetti / Petenelli. Bei den Tourenwagen führte Albronda vor
Snel und den Meulenbelds.
Ganz vorne setzten sich Euser, Knook und Abbelen immer weiter ab. Trotz
intensiver Kämpfe der Drei untereinander konnte Peter Cook als
Viertplatzierter keinen wahren Anschluss finden und fuhr fortan sein eigenes
Rennen.
Gefahr von Hinten drohte ihm nicht, denn die direkten Verfolger van der
Kolk und Daniels waren selbst in einen Kampf um Gesamtrang 5 beschäftigt.
Dieser endete in Runde 8 damit, dass Daniels an van der Kolk vorbeiziehen
konnte.
In der gleichen Runde gingen Euser und Abbelen an die Box. Knook übernahm
so vorerst kampflos die Führung, wenn auch nur für eine Runde. Denn
schließlich musste auch das Stealth Team seinen Pflichtstop absolvieren.
Der viertplatzierte Cook folgte diesem Beispiel und stoppte ebenfalls. Leider
war für den Briten damit Feierabend, denn die Elektrik hatte sich entschlossen,
dass sie genug gearbeitet hätte.
Wenig Grund zur Freude auch bei der Stealth Mannschaft. Leider hatte
man die Regularien für den Aufenthalt in der Box wohl nicht ausgiebig
studiert und fabrizierte somit einen folgenschweren Fehler. Als der B6 aufgebockt
war, hantierten einige Mechaniker an der Heckabdeckung herum, was aber leider
verboten war. Denn die Regeln sagen eindeutig: Auto rein, fertig. Maximal
Fahrer wechseln oder Scheibe putzen, das wars.
Als Folge der „Tat“ sollten Knook / van der Kolk um drei Plätze nach
hinten strafversetzt werden.
Nach den Boxenstops reihte sich das Feld wie folgt auf: Euser, Abbelen,
van der Kolk, Daniels, Knook (1. NGT), Petersen, van Os, Cesetti.
Und die Ausfallorgie ging weiter. In Runde 10 verabschiedete sich der Ventiltrieb
des V8 Chevy Triebwerks in Cor Eusers Marcos, damit Führung für
Abbelen in der Martin Viper.
Probleme auch bei Andre Wilke, dessen Getriebe sich langsam verabschiedet.
„1., 2. und 5. Gang gingen ja noch, aber der Rest war tot“, so Wilke, „und
das reicht auf einer Strecke wie Spa leider nicht.“ Nach insgesamt 14 Runden
war leider Schluss für das Urgestein der Euro GT.
Erneuter Führungswechsel dann in Runde 11, als Abbelen mit defektem
rechten Vorderreifen an die Box muss. „Kurz nach Eau Rouge hatte sich der
Platten schon angekündigt,“ so der Mann vom Niederhein.
Trotz Sicherheitsreifenwechsel konnte er wieder auf Platz 2 rausfahren.
Paul Daniels hatte als Drittplatzierter schon zu viel Rückstand.
Doch nur zwei Runden später ein erneuter Boxenhalt, der brandneue rechte
Vorderreifen löste sich wieder auf. „Bei 280 Sachen ist mir das Ding
kaputt gegangen und dann musste ich noch fast um die ganze Strecke eiern.“
Ratlose Gesichter waren das Resultat im Team Mike Martin Racing System. Da
„hinter mir ja nicht so viel los war“ (Zitat Abbelen) wechselte man auch diesen
Pneu aus und schickte den Fleischfabrikanten wieder als vermeintlichen Zweiten
auf die Strecke.
Bis zur Zielflagge gab´s dann auch keine Änderung mehr, bis die
Rücksetzung von Knook und van der Kolk im Stealth offiziell bestätigt
wurde.
Somit ging der Gesamtsieg an Klaus Abbelen vor Paul Daniels und van der
Kolk / Knook, wenn auch letztere mit dem Mantis gemeint waren....und zumindest
die NGT gewannen.
Auf die Frage, wie so etwas beim Stop passieren könne, antwortete Peter
van der Kolk nur mit Achselzucken und einem müden enttäuschten Gesicht.....
Verständlicherweise, denn schließlich wäre es weltweit der
erste Sieg eines Stealth überhaupt geworden!!!
Die Euro Promo Klasse ging an Henk Albronda im BMW Compact 3,0 e46 vor Freek
Meulenbeld im Renault Clio und Patrick Snel im BMW 325i Compact e46.
Ergebnisse GT
Fahrer Fahrzeug Distanz/Abstand
1 Klaus Abbelen Chrysler Viper GTS-R
16 Runde
2 Paul Daniels Porsche 993 GT2
- 22,446 Sekunden
3 Rob Knook / Peter van der Kolk Stealth
B6 GT Zurückgesetzt
- Cor Euser Marcos LM 600
Motorschaden
- Peter Cook Chrysler Viper GTS-R
Elektrik
- Remko Papenburg Porsche 996 GTR-2
Elektrik
- Andre Wilke Porsche 993 GT2
Getriebeschaden
Rennen 2:
Da Euser und Cook nicht mehr fuhren, fanden sich noch ganze 13 Fahrzeuge
auf dem knapp 7 Kilometer langen Ardennenkurs wieder. Wieder dabei auch
Andre Wilke, dessen Getriebe am Samstag kollabiert hatte. In einer wahren
„Nacht und Nebel“ Aktion hatte eine Fraktion sehr sympathischer Verrückter
den Porsche GT2 in die Heimat von Wilke geschleppt, dort das Getriebe gewechselt
und das genesene Auto pünktlich zum Rennstart wieder in Spa abgeliefert.
Eine nähere Beleuchtung dieser Aktion bringen wir später auf dieser
Seite........
Der Himmel machte gute Miene und verscheute alle Woken, so dass die Sonne
einen warmen Blick auf die Strecke werfen konnte.
Ähnlich wie am Vortag gewann der Stealth das Startduell. Beim Anbremsen
zu Le Combe schob sich Peter van der Kolk an die Spitze. Ihm folgten Mike
Martin, Rob Knook (als Führender der NGT im Mantis), Daniels, Cook, Wilke,
Petersen und van Os. Geschlossen wurde das Sportwagen-Feld von Papenburg auf
Gesamtrang 9. Van der Kolk und Martin setzten sich erstmal ab und beschäftigten
sich lieber untereinander.
Cesetti / Petinelli im Cup Porsche starteten aus der Boxengasse nach und
hetzten mit einer Runde Verspätung dem Feld hinterher.
In Runde zwei zog Paul Daniels mit seinem GT2 in La Source auf der letzten
Rille und mit rauchenden Reifen an Knook vorbei und lag damit auf Rang 3.
Jens Petersen hatte sich unterdessen Andre Wilke geschnappt und sich auf Platz
6 verbessert.
Eine Runde später eröffnete Freek Meulenbeld im Clio eine neue
Linie in Eau Rouge, die ihn direkt in die Reifenstapel führte, also Feierabend.
Remko Papenburg hatte sich derweil am Euro Promo Leader Albronda vorbeigeschoben.
Nach guter Fahrt musste Paul Daniels den Porsche in Runde 4 in der Box abstellen,
die Technik wollte einfach keine weitere Runde halten. Somit rutschte der
NGT Marcos Mantis von Rob Knook wieder auf den dritten Rang nach vorne. Zunehmend
bekam der Niederländer aber Druck von Porsche Cup Pilot Jens Petersen.
Über 2 Runden lieferten sie sich einen kleinen Kampf um die Plätze
drei und vier, bis Petersen die Pflichtstops eröffnete.
An der Spitze änderte sich bis zu diesem Zeitpunkt wenig. Mike Martin
kam in Runde 7 an die Box, Peter van der Kolk in Runde 9. Rob Knook übernahm
das Steuer des Stealth und konnte kurzfristig die Führung behalten. Runde
11 sah aber dann doch den Wechsel, als Knook Tempo rausnehmen musste, um
das Auto über die Distanz bringen zu können. Martin übernahm
also die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Souverän
holte er den zweiten Gesamtsieg des Wochenendes mit satten 36 Sekunden Vorsprung
auf Knook / van der Kolk, die mit dem NGT Mantis zusätzlich noch Gesamtdritte
und NGT Sieger wurden. Hier hatte Peter van der Kolk das Zepter übernommen
und in seinem Turn zwei Plätze im Gesamt gut gemacht, als er erst Wilke
in Runde 12 und Petersen in Runde 14 überholte. Petersen kämpfe
mit sinkendem Luftdruck im Pneu hintern rechts und konnte dem Mantis nichts
entgegensetzen.
Den dritten Podestplatz in der GT holte sich dagegen ein erleichteter Andre
Wilke im Porsche 993 GT2: „Es war ein schönes Rennen. Das Ersatzgetriebe
war zwar viel zu kurz übersetzt, mir fehlten auf der langen Geraden vor
Le Combe bestimmt nochmal 20 KM/H, aber alles hat gehalten und ich bin angekommen.“
Die Euro Promo Klasse gewann Henk Albronda völlig ungefährdet
mit seinem schwarzen BMW 330i Compact. Bert Meulenbeld konnte sich mit seinem
Clio noch knapp an Patrick Snel im zweiten Compact ranarbeiten, eine wirkliche
Chance für Rang Zwei gabs aber nicht.
Ergebnisse GT
Fahrer Fahzeug Distanz/Abstand
1 Mike Martin Chrysler Viper GTS-R
15 Runden
2 Rob Knook / Peter van der Kolk Stealth
B6 GT - 36,386 Sekunden
3 Andre Wilke Porsche 993 GT2
- 1.58,561 Minuten
4 Remko Papenburg Porsche 996 GTR-2
- 1 Runde
- Paul Daniels Porsche 993 GT2
Ausfall
Ergebnisse NGT
Fahrer Fahzeug Distanz/Abstand
1 Rob Knook / Peter van der Kolk Marcos
Mantis 15 Runden
2 Jens Petersen Porsche 996 GT3 Cup
- 15,408 Sekunden
3 Franz van Os / Denny van Os BMW M3
e36 GTR - 1 Runde
4 Giancarlo Cesetti / Romelio Petenelli
Porsche 996 GT3-Cup - 3 Runden
Ergebnisse Euro Promo
Fahrer Fahrzeug Distanz/Abstand
1 Henk Albronda BMW e46 Compact 3,0
13 Runden
2 Patrick Snel BMW e46 325i Compact
- 26,540 Sekunden
3 Bert Meulenbeld Renault Clio RS
- 1 Runde
Die schnellsten Runden des Tages gingen in beiden GT Klassen an Peter van
der Kolk mit 2.27,742 Minuten bzw. 2.32,031 Minuten. Er fuhr sowohl mit dem
Stealth als auch mit dem Marcos schneller als Teamkollege Rob Knook.
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