06.05.02 ; von Markus Berns
Fotos
von Markus Berns
24 Stunden von LeMans
2002
Vortest
Mit Spannung wurde das
Vortraining zur 70. Auflage der 24 Stunden von LeMans erwartet. Einerseits
um die neue Schikane in Augenschein zu nehmen, andererseits um den ersten
Auftritt der neuen Fahrzeuge zu erleben und auch um zu sehen wie weit die
AUDI R8 in diesem Jahr vor der Konkurrenz stehen.
Die neue Schikane zwischen
dem Dunlop-Bogen und den "Esses" ist dem ACO gut gelungen. Von der Innenseite
betrachtet, erinnert der Streckenabschnitt ein wenig an die Craner Curves
in Donington. Obwohl diese neue Streckenführung die Strecke um 275
Meter verlängert, lag die schnellste Zeit des Vortest mit 3:30,296
deutlich unter der 2001er Pole Position von 3:32,429.
Die Sprecher sämtlicher
Teams und Reifenhersteller betonten wie selbstverständlich, dass die
gefahrenen Zeiten während des Vortraining lediglich eine untergeordnete
Rolle spielen. Durch die Tatsache, das ein grosses Stück des Circuit
de Sarthe über öffentliche Strassen führt und der Vortest
die einzige, wirkliche Testmöglichkeit darstellt dürften die
Zeiten zumindest bei den Technikern auf gewisses Interesse stossen.
Allein Goodyear stellt
für seine Teams um die Speerspitze Chevrolet Corvette C5-R insgesamt
sechs verschiedene Mischungen bereit. Neben einem Qualifier und drei Trockenmischungen
bietet Goodyear einen reinen Regenreifen sowie einen Indermediate an, um
seinen Teams bei allen in LeMans möglichen Wetterbedingungen optimalen
Grip zu bieten.
Die Zeitmessung begann,
wie die 2001er Auflage des Langstreckenklassikers endete: Um 9:07 wurde
Frank Biela mit seinem AUDI R8 #1 an der Spitze der Zeitentabelle mit einer
3:34,787 geführt. Erwartungsgemäß wechselten die Zeiten
an der Spitze zu Beginn der Session in kurzen Abständen. Um 9:28 fuhr
Olivier Beretta seinen ORECA Dallara LMP #15 mit einer 3:43,197 zeitgleich(!)
mit Yannick Dalmas im #5 AUDI R8 des AUDI SPORT JAPAN TEAM GOH an die Spitze
des Feldes.
Um 9:30 durfte Andy Wallace
mit dem einzigen LM-GTP, dem Bentley EXP Speed 8 sich vur kurze Zeit, dank
einer 3:41,111 an der Spitze der Zeitentabelle aufhalten. Bereits kurze
Zeit später schlug das Imperium zurück.
Um 9:32 brannte Frank
Biela eine deutliche Verbesserung auf 3:38,419 in den Asphalt. Von diesem
Zeitpunkt an wechselten sich die AUDI R8 #1 und #2 an der Spitze der Zeitentabelle
ab in der Vormittags-Session ab. Härtester Verfolger der AUDI R8 waren
die ORECA-Dallara LMP, welche als einzige in Schlagdistanz zu den AUDI
R8 bleiben konnten, was Platz 2 und 9 am Ende des Testtages eindrucksvoll
bewiesen. Während des Nachmittagstrainings durfte der ORECA-Dallara
von Sarrazin und Montagny sich eine ganze Weile auf Position 1 halten.
Mit Quali-Reifen (wir
erinnern uns: Zeiten spielen keine Rolle) fuhr Rinaldo Capello seinen AUDI
R8 noch auf die Position die jeder von AUDI erwartete: Platz 1 am Ende
des Tages.
(Foto von GM)
Die mit grossen Erwartungen
und ehrgezigen Zielen zum 100 jährigen Firmenjubiläum angetretenen
Truppe der amerikanischen Edelmarke Cadillac, musste nach den Plätzen
16 und 17 für die neuen Northstar LMP02 einen grossen Hausaufgabenkatalog
mitnehmen. Ein ausgedehntes Testprogramm auf Rennstrecken in Nordamerika
mit dem Ziel insgesamt 19.000km zu absolvieren, soll dem Team um GM Racing
und Konstrukteur Nigel Stroud auf dem Weg an die Spitze helfen.
Die Erwartungen des Vorjahres
erfüllte die Mannschaft von Jan Lammers. Der Racing for Holland DOME
S101-JUDD hielt sich während des gesamten Testtages in den TOP10 des
sehr starken Feldes auf.
Ein voller Erfolg war
der Vortest auch für die Truppe von MG Sport & Racing Ltd. und
den beiden MG EX257. Ohne ernsthaften Druck der LMP675 Konkurennten fuhr
das Team auf die Plätze 5 und 8 im Gesamtergebnis. Der dritte LMP675
wurde der private EX257 von KnightHawk Racing auf Platz 23 im Gesamtergebnis
mit rd. 15 Sekunden (!!!) Rückstand.
Zusammen mit den ORECA-Dallara
stellen der RfH-DOME S101 und die beiden Werks-MG wohl die Spitze des "Rest
of the Best" dar. Die Teams von Ascari, Cadillac, Courage, MBD, Panoz,
und R&S werden in den nächsten WOchen noch die ein oder andere
Nachtschicht einlegen müssen.
In der GTS-Klasse legte
der Prodrive F550 Maranello mit Thomas Enge als einsamen Streiter die Messlatte
auf 3:52,070. Wie die Truppe um Reinhold Joest lies auch die PRODRIVE-Mannschaft
nichts abrennen und dominierte von der ersten Stunde an die GTS-Klasse.
Die Truppe von David Richards erweckte in ihrer Box schon vormittags den
Eindruck, das man sich auf die äußerliche Pflege des Wagens
konzentrierte.
.
Interessanterweise konnte
sich die #50 Larbre Viper GTS-R den zweiten Platz vor den Favoriten, den
beiden Corvette C5-R. Jedoch tratt das Team von Gary Pratt mit zwei Oldtimern
an. DIe beiden während des Vortraining eingesetzten C5-R haben bereits
die Siehe in LeMans, Sebring, Daytona, etc. auf dem Buckel. Bereits für
das ALMS Rennen in Sears Point werden zwei komplett neu eufegebaute Fahrzeuge
eingesetzt. Von daher erklärte Corvette Programm-Manager Doug Fehan:
"Unser Ziel ist es nicht, Rekordzeiten zu fahren - andererseits werden
wir uns auch nicht abhängen lassen."
Die weiteren Plätze
belegten die beiden Viper GTS-R von FFSA und Carsport vor den drei Saleen
S7-R, welche mit den bisher vom Reglement verordneten Änderungen das
absolute Ende der GTS darstellten und bereits mit den besten GT um die
Plätze streiten mussten.
In der GHT Klasse wurde
das Debüt des Morgan Aero 8 und des Spyker C8 Double 12R erwartet.
Von der Optik sind beide Fahrzeuge sicherlich eine absolute Bereicherung
der GT Klasse.
Leider blieb der skurille
Morgan Aero 8 weit hinter den Erwartungen zurück und bildete mit Abstand
das Schlußlicht des Starterfeldes. Besser lief es für den Spyker
C8 Double 12R, welcher im Fahrerlager auch in der Strassenversion zu bewundern
war:
Am Ende sprang mit gefahrenen
48 Runden der gute 6. Platz in der GT-Klasse heraus. Für den ersten
Einsatz unter "echten" Bedingungen ein gelungener Auftritt. Bleibt nun
abzuwarten wie die Manschaft von Spyker und Reiter Engineering die Wochen
bis zum Start des Zeitrainings nutzen kann um den Wagen weiter vorzubereiten.
Entgegen den Erwartungen,
welche die F360 in der FIA-GT weckten, war die GT Klasse eine deutlische
Porsche 996GT3-RS Angelegenheit. Platz 1,2,4,5,7,8 und 10 waren das Ergebnis.
Auch wenn der Vortest nicht der Zeitenjagd diente wissen nun nicht nur die Teams und Zulieferer, sondern auch die Fans ein kein wenig mehr über das zu erwartende Kräfteverhlltnis an der Sarthe. Sofern kein Team in zu starkem Maße geblufft hat, beinhaltet die Zeitentabelle keine großen Überaschungen. AUDI bleibt der hroße Favorit, Wetterkapriolen wie im Vorjahr könnten nun mehr Teams als bisher die Möglichkeit zu einem Spitzenplatz geben.