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19.5.02 ; von Harald Gallinnis
3. Lauf zur FIA-SWM in Brünn

Bestes Sommerwetter begrüßt die Teams in Brünn. 13 Wagen sind von den angekündigten 17 erschienen - es fehlen der Simpson R&S, der Rapier sowie je ein Tampolli und ein Lucchini. Positiv: Ralph Moogs Lola ist das einzige “neue” Auto in der Meisterschaft.

Eventus-Lola
Moog hat den Ex-Konrad-Wagen, der 2000 in Monza schon einmal auf der Pole stand, im Rennen ausfiel und danach nie wieder ein Rennen bestritt, an diesem Wochenende das erste Mal im Renneinsatz.  “Allerdings sind wir für meinen Geschmack noch zu langsam damit”.  Moog weiss daß er an Anfang einer steilen Lernkurve mit dem Chassis steht. 

Als Verstärkung hat er den Ex-Kremer-Lola-Piloten Christian Vann im Chassis. Vann freut sich auch schon auf den Einsatz. “Der Wagen liegt deutlich besser als der Kremer-Lola. Allerdings haben wir mit dem Motor gegen die Judd-Fahrzeuge noch einige Nachteile. Da steckt noch Potential im Fahrzeug.”

Luca Riccitelli
Luca Riccitelli
In der SR-Lights Klasse macht Luca Riccitelli von sich reden. Der RWS-Porsche-Pilot  hilft bei der Werks-Lucchini-Mannschaft mit aus. Scheinbar betreibt er damit Frustbewältigung, denn in der GT-Klasse der FIA-GT ist sein Fahrzeug ziemlich abgeschlagen. “Ich bin ja schon 1998 hier in der Meisterschaft mitgefahren und habe damals die CN-Klasse gewonnen. Nun, da beide Serien mal wieder zusammen fahren, dachte ich mir  ich gönne mir mal ein weniger heisses Cockpit."

Auch Sepp Renauer hat Verstärkung im Wagen: aus dem Tampolli-Dunstkreis ist Angelo Lancelotti zum Team hinzugestoßen. Der routinierte Italiener bedankt sich fürs Cockpit mit einer respektablen 4. Startzeit. 

Angelo Lancelotti
Angelo Lancelotti im Tampolli
Gottfried Cepin und Petr Valek erkennen fürs Rennen dagegen noch Potential in ihren Rundenzeiten. Übrigens will Sepp in der laufenden Saison evtl. schon einen 2. Tampolli für 2 internationale Junioren einsetzen. Ein größerer Teambus mit entsprechend Platz ist jedenfalls schon besorgt.

Qualifying


 
RfH-Dome
Pole für Val Hillebrand
Wie erwartet läuft es in der SR1-Klasse auf das Duell zwischen dem RfH-Dome und dem Werks-Courage raus. Am Ende der Zeitenjagd kann Jan Lammers die Bestzeit mit einer 1:51.005 setzen. Didier de Cottaz Latein endet 0.5s dahinter. Dann folgen jeweils im 2s Abstand der Durango GMS-Judd, der R&M und der Lola des Eventus Teams.
In der SR2-Klasse wirkt sich die Unterstützung durch Luca Riccitelli an diesem Wochenende positiv für die Lucchini-Mannschaft aus.: Pole mit einer 1:56.645. Das Schwesterauto folgt unmittelbar dahinter. Der orange-silberne Pilbeam des  britischen Team Jota (Neueinsteiger in dieser Saison) wird auf 3. geführt vor dem Renauer-Tampolli.

Rennen

Ein übersichtliches Feld macht sich am Samstag-Mittag auf den Weg. 12 Prototypen (dem Debora ist im Warm-up der Nissan-Motor eingegangen) werden sich in Brünn um die Punkte schlagen. Damit ist das seit Jahren kleinste Feld der Sportprototypen am Start. Sonniges Wetter und etwa 5-10.000 Zuschauer  entschädigen für das Mini-grid.
Das Feld in Brünn
Trotzdem ist Serienbetreiber John Mangoletsi guter Dinge. Das kleine Feld resultiert seiner Meinung nach aus der Terminüberschneidung mit  LM bzw. den Vortests, wo Oreca und Pescarolo einige Motoren hochgegangen sind und der kurzfristigen Verlegung von Imola nach Brünn, wobei einige Teams sich wohl mit der Zeltstatt (die Boxen waren von den GT- und Tourenwagenteams belegt.) nicht anfreunden konnten. Dennoch hat John einige Aktionen in die Wege geleitet die die Meisterschaft auf einen optimalen Weg bringen sollen. Mehr dazu an anderer Stelle.


 
In der SR1-Klasse findet zu Rennbeginn kein wirklicher Kampf statt. Die Wagen verbleiben in der Reihenfolge in der sie gestartet sind. Am Anfang versucht Didier de Cottaz im Courage noch dem Dome von Val Hillebrand zu folgen, der stanzt jedoch eine Reihe von 1:52´er Runden in den 47° warmen Asphalt von Brünn, dem Cottaz nur 1:53´er Runden entgegen setzen kann. Vincenzo Sospiri im R&M kann Stephane Belloc im GMS-Judd nicht folgen Christian Vann im Lola des Teams von Ralph Moog quält sich mit einer nicht passenden Getriebeabstimmung um den Kurs.
Dome vor Courage
 “Wir haben im Training wegen eines Öldruckproblems kaum testen können", bestätigt Moog später. “Daher haben wir erst im Zeittraining erkannt daß das Getriebe immer noch nicht passt. Im Warm-up haben wir eine neue Abstimmung probiert, die war aber immer noch nicht auf dem für diese Strecke optimalen Stand” Der Teamchef und Fahrer in Personalunion ortet noch Verbesserungsbedarf für sein Auto im Bereich der Aerodynamik und des mechanischen Grips.

 
SR2-Kämpfe
Interessanter ist da schon die Action im Bereich der SR-Lights. Tampolli-Werkspilot Lancelotti versucht am Beginn des Rennens Druck auf die beiden vorne  liegenden Lucchinis Nr. 50 und 72 (SCI) auszuüben. In Runde 3 überspannt er den Bogen allerdings etwas, was zu einem kurzen Besuch des Kiesbettes und anschließend der Box führt. Sepp Renauers Kommentar bezüglich dieses Vorfalls wird an dieser Stelle aus Jugendschutzgründen unterschlagen.  Niklas Loven im schwedischen Lola eliminiert das verkorkste Qualifying (7.Startplatz) und brennt sich mit einer Reihe schneller Runden an die 3. Stelle.
 Allerdings überhitzen die Reifen des Lolas in der Folge weshalb dieser die Spitze nicht mehr unter Druck setzen kann und schließlich wieder  zurückgereicht wird.

 
Gerade hat sich der Nr.51 Lucchini an die 2. Position geschoben (der Nr.72 Lucchini ist wieder zurückgefallen) da fällt das blaue Auto aufgrund eines Motorproblems am tiefsten Punkt der Strecke aus. Da das Auto an einer exponierten Stelle zum Halt kommt will die Rennleitung dem Rennen was Gutes tun und schickt das Pace-car auf die Strecke. Dies geht allerdings gründlich daneben. Val Hillebrand dazu: "Wir hatten Glück, da unmittelbar hinter mir das Pace-car herauskam  und wir deshalb fast eine ganze Runde gewinnen konnten. Zudem haben wir unseren ersten Stop bei dieser Gelegenheit absolviert , wobei ich ebenfalls  wieder vor dem Pace-Car herauskommen konnte". Dagegen hadert die Courage-Crew  später mit dieser Safetycar-Phase.
Pace-Car
 “Das hat uns mindestens eine halbe Minute gekostet. Wir hatten nach dem Ende dieser Phase einen noch größeren Rückstand wie davor.” Ebenfalls nicht zufrieden ist Sepp Renauer: “Wir haben gleich den Lancelotti hereingeholt und den Gottfried Cepin ins Auto gesetzt, aber statt sofort loszurennen und den Rückstand zum Pacecar aufzuholen ist der bis zum Ende der Phase nur auf der Strecke rumgetrödelt”. So kann Cepin die SC-Phase nicht optimal nutzen. Allerdings liegt der Tampolli dennoch schon auf Rang 6: der Sodemo-Peugeot-Pilbeam des Bruneau-Teams steht an der Box da der Anlasser seine Funktion missversteht und das Team zu Sorgen veranlasst...

Zu Rennhälfte lautet die Reihung: RfH-Dome ca 45s vor C60 vor dem GMS-Judd vor dem R&M, dann kommt der erstaunliche SCI-Lucchini, der noch vor dem Moog-Lola liegt, der verbliebene Werks-Lucchini, sowie der Schweden-Lola (alle ab dem R&M haben schon 2 Runden Rückstand auf die Führenden). Das Feld beschließen der Jota-Pilbeam und der Renauer-Tampolli mit 4 Runden Rückstand.


 
Tampolli
Allerdings täuscht diese Reihenfolge ein wenig da einige Teams schon ihren 2. Stop absolviert haben, andere noch nicht. Zu ungewöhnlichen Maßnahmen greift z.B. das Schwedische Team. “Wir wussten daß unsere AVON-Reifen sich hier auf dem Kurs bei diesen Bedingungen schwertun, daher haben wir uns einen Satz Goodyear-Reifen  besorgt" (was Mit-Sponsor AVON dazu sagte ist nicht überliefert). 

Eines der Teams die auch noch stoppen müssen ist der Renauer-Tampolli. Man wechselt bei dieser Gelegenheit auf Pilot Petr Valek - der allerdings postwendend nach einer Runde zurückkommt. Die Motorhaube wird abgenommen  und sämtliche Versuche anschließend einen Gang rein zu bekommen enden anschießend in mehr oder weniger unsäglichen Kratz und Scharrgeräuschen aus dem Getriebe. So muß der einzige tschechische Pilot an diesem Wochenende in der FIA-SCC nach nur einer Runde die Segel streichen. Ebenfalls Schluß ist anschließend mit dem Bruneau-Pilbeam, der nach einem längeren Stopp noch mal auf die Strecke gegangen ist, da beim 2.Stop der Anlasser nun endgültig den Geist aufgibt.

Besser laufen die Stopps für die beiden Spitzenteams, wobei Derichebourg seinen C60 zwar kurz abwürgt, danach aber mit einer Reihe schnellster Runden andeutet wohin die Reise läuft. Jan Lammers kommt auch rein und als er

wieder auf die Strecke geht (wir haben etwa 20min vor Rennende) beträgt der Abstand nur noch 11s. 

In der kleinen Klasse deutet sich auch ein Führungswechsel an: Luca Riccitelli brennt um bis zu 7s schnellere Runden als der führende SCI-Lucchini in die Bahn und dampft den Abstand kontinuierlich ein.  Schließlich überholt er im Werks-Lucchini die Kunden-Mannschaft, die allerdings zu diesem Zeitpunkt mit einem gravierenden Aufhängungsproblem kämpft und den 2. Platz eher als einen Sieg für sich verbucht. Dahinter kommt der Schweden-Lola als 3. ins Ziel.

SR2-Podium
Podium SR1
An der Spitze allerdings tut sich nicht mehr viel. Als Lammers mitbekommt, daß Derichebourg den Abstand auf nur noch 8s eingedampft hat, zeigt er noch mal kurz, daß er nur den Materialschongang eingelegt hatte. Die Courage-crew gibt die Jagd auf und begnügt sich mit Platz 2. Dahinter kann Mauro Baldi den GMS überholen, was den R&M erstmals aufs Podium hievt. Allerdings spart Baldi zwischen den Zeilen nicht mit Kritik am Wagen “Für uns sind die Rennen im Augenblick reine Testeinsätze, die Mechaniker arbeiten wirklich sehr hart das ganze Wochenende. Alles  am Wagen funktioniert auch mit Ausnahme der Aerodynamik. Wir werden in Zukunft noch Arbeit am Setup und der Fahrwerkseinstellung leisten müssen.”

 Will heissen: die Chassisumgestaltung des R&M ist kein großer Wurf gewesen. Eindrucksvoll sieht der Wagen trotzdem aus.
R&M
Wegen eines Öldruckproblems muß der Lola von Ralph Moog die letzten Rennminuten noch einmal in der Boxengasse verbringen. Trotzdem wirft die Crew kurz vor Ende den Wagen noch einmal an und lässt sich abwinken. 6 Punkte beim ersten Rennen stehen somit zu Buche.

In Magny-Cours soll wieder ein Feld von 21 Wagen antreten.  Hoffentlich präsentiert sich das Feld nach Le Mans wirklich gesünder.
 

Ergebnis


 
Platz Nr. Klasse Fahrer Team Runden
1 8 SR1 Lammers/Hillebrand Racing for Holland-Dome-Judd 77
2 13 SR1 Cottaz /Derichebourg Courage C60-Judd 77
3 6 SR1 Baldi/Sospiri R&M SR01-Judd 75
4 21 SR1 Belloc/Battaglia/Cauicchi GMS Duango Judd 74
5 50 SR2 Manchini/Collini/Riccitelli Lucchini2001 Alfa 72
6 72 SR2 Randacchio/Madellana SCI Lucchini Alfa 72
7 74 SR2 Loven/Andersson SportRacing Sweden Lola-Nissan 72
8 61 SR2 Hignett/Stack Team Jota Pilbeam-Nissan 72
9 33 SR1 Vann/Moog Eventus Lola-Ford 68
10 55 SR2 Lancelotti/Cepin/Valek Renauer Tampolli-Alfa 44
11 98 SR2 Rostan/Merzario/Daniels Bruneau Pilbeam-Peugeot 26
12 52 SR2 Peroni/Salvodi Lucchini 2001 Alfa 16
13 99 SR2 Bruneau/Daniels Bruneau Debora Nissan -

Bilder und Ergebnis von Harald Gallinnis

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