12/13.7.02 ; von Christian Freyer und Markus Berns
6. FIA-GT-Runde in Oschersleben
Warmup
Schnellste im morgendlichen Warmup waren Andrea Piccini / Jean Denis Deletraz im BMS Ferrari F550 Maranello. Ihre Zeit von 1.27,661 Min. war charakteristisch für die Verhältnisse auf der Strecke. Weder richtig trocken, noch richtig feucht bei 100% Bewölkung hießen die Aussagen über das Wetter. Viel zu tun hatten dadurch die Streckenposten, die gelbe Flagge war während der viertelstündigen Sitzung das meistgebrauchte Equipment. fast jedes Fahrzeug machte Bekanntschaft mit den Auslaufzonen.
Hinter BMS fuhren Hezemanns
/ Kumpen die zweitbeste Zeit im wieder problemlos laufenden Carsport Reptil
vor dem gemischten belgisch / italienischen Doppel Duez / Babini in der
Nr.12 Belmondo Viper.
Bei den N/GT führten
lange Phillip Peter und Toto Wolff im Autorlando Porsche, bis Antonio Garcia
im RWS Porsche die Zeit um eine halbe Sekunde unterbot. Wieder den Anschluß
fanden Montermini / Pescatori mit Platz 3 im Warmup.
Stimmen nach dem Warmup:
"Der Regen in der Nacht
hat den ganzen Grip von der Strecke gewaschen. Wir sind quasi wieder auf
dem Stand vom Donnerstag, d.h. wir beginnen wieder ganz von vorne." (Toto
Wolff, Autorlando Porsche 996 GT3-RS)
"Das Qualifying haben wir aufgrund von Problemen mit dem Motor ein wenig verwachst. Aber wir waren in den anderen Trainingssitzungen immer konstant vorne mit dabei. Ich denke, daß wir durchaus in der Spitzengruppe der GT mitfahren können. Einzig das Überholen ist auf diesem engen Kurs recht schwierig." (/Marc Duez Belmondo Chrysler Viper GTS-R)
Rennen
Bei der Belehrung der beiden Trainingsschnellsten über das Speed-Limit in der Box, welche während der Startaufstellung stattfand, bestand JCW darauf, das er Brite sei und für ihn Meilen anstatt KM/H gelten. ;-)
Der Start zum sechsten Lauf der FIA-GT Meisterschaft begann Punkt 12 Uhr bei trockener Fahrbahn und bedecktem Himmel.
Einem Sprintrennen gleich stürmte Jamie Campbell-Walter auf und davon. Andrea Piccini im BMS Ferrari ließ sich nach Startfreigabe von den beiden Carsport Viper GTS-R überrumpeln und wurde zusätzlich von Labre Pilot Bouchut bis auf Rang 5 zurückgereicht. Nach der ersten Runde ergab sich die Reihenfolge JCW vor Hezemans, Gollin, Bouchut und Piccini.
In der N-GT konnte Stephane
Ortelli seine Pole vor den beiden unmittelbar folgenden JMB Ferrari Nr.
51 und 53 verteidigen, die ihrerseits von Phillip Peter verfolgt wurden.
Campbell-Walter legte
derweil den Schnellgang ein und fuhr eine Rekordrunde nach der anderen.
Andrea Piccini machte
sich nun auf, die beim Start erlittene Schmach wieder wettzumachen und
kassierte nach 3 Runden Christoph Bouchut.
In der Zwischenzeit suchten
die ersten Teams bereits die Box auf. Neben dem Nr. 66 MAC Porsche mußte
auch Paul Belmondo die Garage aufsuchen. Der Frontsplitter mußte
nach einem Dreher gereinigt werden. Beim Herausfahren aus der Box kam Belmondo
direkt vor der führenden Gruppe wieder auf die Strecke und blockierte
unnötigerweise die anrauschenden GTs beim Überrunden. Die N-GT
Tabellenführer Pescatori / Montermini wurden in diesem Zug gleich
mitkassiert, da sie, auf Platz 9 in der Klasse liegend, sich in den Shell
Esses in den Kies gedreht hatten und noch weiter zurückgefallen waren.
Spannend wurde es in der Spitzengruppe erst ab Platz 2 aufwärts. Vor allem hinter dem zweitplatzierten Mike Hezemans balgten sich Fabrizio Gollin und Andrea Piccini um Platz 3. Dieser Kampf endete aber abrupt, als sich die beiden Kontrahenten in der Eingangskurve zur Start-/Zielgeraden berührten und Gollin von Piccini umgedreht wurde. Dieses Mißgeschick ließ die beiden Larbre Viper wieder aufrücken und die nächste enge Gruppe hatte sich gebildet.
Unter Druck geriet auch
Stephane Ortelli im Freisinger Porsche. Andrea Bertolini im JMB Ferrari
kassierte erst seinen Teamkollegen Iradj Alexander und dann in Runde 18
auch die Porsche Konkurrenz. Nach dem erfolgten Manöver konnte Bertolini
sich absetzen und eine relativ sichere Führungsposition einnehmen.
Andrea Piccini forcierte
das Tempo, um zu Mike Hezemans aufzuschließen. Doch bereits in Runde
23 erledigte sich dieses Problem durch einen Reifenschaden hinten links
beim Niederländer. Bis zum Boxenstop eine Runde später fiel er
auf den 8. Rang zurück. Der nötige Boxenstop inklusive Fahrerwechsel
auf Anthony Kumpen kostete das Carsport Team eine glatte Runde.
Vorne weg zog weiter
JCW seine Runde mit zwischenzeitlich fast 22 Sekunden Vorsprung auf den
zweitplatzierten. Doch allzu sicher konnte sich die Lister Mannschaft nicht
sein. Von hinten näherte sich der inzwischen zweitplatzierte Piccini
mit Siebenmeilenstiefeln. Er fuhr fast jede Runde 1 Sekunde schneller als
der Lister Pilot an der Spitze.
Hinter Piccini hatte
sich nun der Vorjahresmeister Christoph Bouchut eingenistet.
Schock nach knapp 40 gefahrenen Minuten für das Freisinger Team. Stephane Ortelli strandete im Bereich der Hasseröder Kurve. Aus für den N-GT Sieger der letzten drei Rennen. An der Spitze schob sich Piccini immer weiter an JCW ran.
Nach einer Stunde und 39 gefahrenen Runden eröffnete Vincent Vosse die Runde der Routinestops. Ihm folgten der zweite Lister, das Belmondo Team und der zweitplatzierte Ferrari des BMS Teams. Auch der drittplatzierte Bouchut kam rein, doch es ergab sich ein Problem im Bereich des Motors. Die Haube mußte abgenommen werden und man verlor wertvolle Zeit. Gänzlich unbeeindruckt davon zog JCW seine Runden, um erst in der 47. Runde in die Boxengasse einzubiegen. Zu diesem Zeitpunkt hatte man fast eine Runde Vorsprung auf den weiter zweitplatzierten BMS Ferrari. Den mittleren Turn übernahm nun Nicolaus Springer.
Diese Führung behielt Springer auch erst einmal bei. eine Kurze Schrecksekunde gab es für den Deutschen am Eingang vom Start und Ziel, als der Nr.77 RWS Porsche etwas zu früh reinzog und den Lister kurz touchierte.
In der N-GT führte nach 1 Rennstunde weiter Andrea Bertolini vor Antonio Garcia im RWS Porsche und Thomas Pichler im Cirtek Porsche. Dahinter drehte Toto Wolff seine Runden. Das RWS Team dezimierte sich derweil, Belloc im Nr. 52 Ferrari rollte Ausgangs der Shell Esses aus. Als Ausfallursache gab man an, es sei ein Folgeschaden einer Kollision mit einer Belmondo Viper.
Einen erneuten Stop legte David Terrien nach 1h 20 Minuten ein. Scheinbar hinderten Probleme an der Hinterachse ein zügiges Fortkommen, die Viper blieb vorläufig in der Box. Ganz vorne machte sich Piccini daran, den Rückstand auf Springer radikal zu verringern. Kurz vor Halbzeit des 3h Rennens hatte er sich an das Heck des Lister geklemmt, um in der 58. Runde schließlich vorbei in Führung zu gehen.
Bei Halbzeit begannen
auch in der N-GT Kategorie die Routinestops. Erster aus der Führungsgruppe
war Andrea Bertolini im JMB Ferrari. Antonio Garcia übernahm vorläufig
die Spitze der N-GT. Wieder in die Punkteränge hatten sich Pescatori
/ Terrien geschoben. Bei ihrem Boxenstop lagen sie wieder auf dem dritten
Rang der Klasse.
Nachdem der Großteil
der Teams gestoppt hatte, blieb die RWS Mannschaft, nun mit Horst Felbermayr
Jr. am Steuer, in Führung der NGT.
Nicolaus Springer verlor derweil Platz um Platz. Erst wird er von Marc Duze in der Belmondo Viper kassiert, einige Runden später rückt Anthony Kumpen dem Deutschen auf den Pelz. Kumpen kam jedoch nicht vorbei und kam schließlich zum Routinestop in die Box. Dort mußte viel Dreck aus dem Kühler entfernt werden, dann sprang zu allem Überfluß der mächtige V10 Saugmotor nicht an.
Die Rolle des Lister-Jägers
übernimmt nun die Larbre-Viper von Carl Rosenblad. Kurz vor Ende der
zweiten Rennstunde wird Nicolaus Springer erlöst und kann den Lister
wieder an JCW abgeben. Durch den Stop fällt der Lister auf Platz vier
zurück, erledigt aber nach der Ausfahrt seinen Job wie erwartet: Er
fährt die schnellsten Runden der GT-Klasse.
In der N-GT kommt es zu einer überraschenden Porsche-Doppelführung nachdem Philipp Peter den zweitplatzierten Ferrari von Bertolini/Garbagnati problemlos überholen konnte und nun Jagd auf den RWS Porsche macht. Der Rückstand beträgt rund 25 Sekunden.
Durch den Boxenstopp des BMS Ferrari rückt die Belmondo-Viper von Duez/Babini auf die führende Position vor. Nachdem alle Fahrzeuge Ihre zweiten Boxenstopps durchgeführt haben, liegen auf den ersten drei Plätze drei verschiedene Fahrzeuge innerhalb von rd. 8 Sekunden. In der N-GT fährt der Autorlando Porsche rund eine Sekunde pro Runde schneller als der N-GT Führende. Der GT-EINS.DE Aufkleber scheint eine positive Ausstrahlung zu haben.
Bei der Jagd auf die führende Belmondo-Viper laufen der Ferrari und der Lister auf den Chef des Führungsfahrzeuges, Paul Belmondo, auf. Dieser verhält sich diesmal jedoch äußerst fair und greift nicht blockierend in den Kampf ein.
In der 89. Runde enden
die Hoffnungen des JMB Teams auf einen Ausbau der N-GT Tabellenführung
im "Triple"-Kiesbett des Motopark Oschersleben. Jedoch ergibt sich für
den GT-Ferrari in derselben Runde die Chance die Führung im Rennen
zu übernehmen. Die drei Führenden liegen nun innerhalb von 6,5
Sekunden. In der 91. Runde dann der Versuch vor den Shell-Esses die Führung
zu übernehmen, der jedoch durch einen hart aber fair fahrenden Fabio
Babini verhindert wird und den Ferrari weit auf die Curbs drängt.
Diese Aktion bringt JCW auf 4,7 Sekunden an die beiden Streithähne
heran. Derweil ist der Autorlando-Porsche bis auf 10 Sekunden an den noch
führenden Porsche von RWS Motorsport herangekommen.
In Runde 93 war der nächste
Wechsel an der Spitze fällig, Andrea Piccini übernimmt am Ende
von Start/Ziel die Führung. Sein härtester Verfolger wird JCW,
der auf der letzten Rille Runde um Runde absolviert. Hart an der Grenze
zum Abflug kann JCW das letzte Hindernis auf dem Weg zu Piccini in Form
von Fabio Babini überholen. Babini macht die Tür zu, als JCW
bereits fast ganz vorbei ist und büßt dafür vorne links
seinen Splitter ein. 25 Minuten vor Schluss hat Piccini nur noch 4,1 Sekunden
Vorsprung.
Ähnlich spannend geht es in der NGT zu. Phillip Peter hat sich unmittelbar an die Stoßstange von Horst FelbermayrJr. vorgekämpft. In der Hotelkurve kann er die schließlich die Führung übernehmen. Kurz darauf kommt es gar zur Porsche Dreifachführung, als sich Andrea Garbagnati im Ferrari dreht und der Nr. 55 Freisinger Porsche auf Rang 3 vorrückt.
Kein guter Tag für die französische JMB Truppe. Der Tabellenführer bar jeder Chance und der nun viertplazierte Garbagnati wird von Ian Khan im JVG Porsche bedrängt. Doch Khan nimmt zwanzig Minuten vor Schluß den Druck von Garbagnati, als er sich im Bereich der Dreifachkurve spektakulär ins Kiesbett verabschiedet. Zwar kann er das Rennen wieder aufnehmen, doch eine Positionsverbesserung ist nun vorerst außer Reichweite. Phillip Peter kann sich ein wenig von Felbermayr absetzen und seine Führung auf knapp 4 Sekunden ausbauen.
Unterdessen kann JCW nicht
die Pace von Piccini mitgehen. Die Positionen scheinen bezogen zu sein.
Doch JCW gibt nicht auf und legt noch einmal eine Schippe nach. 5,4 Sekunden
Rückstand und noch 13 Minuten zu fahren.
11 Minuten vor Schluss
kommt Mike Hezemans noch einmal an die Carsport Box, der Hektik der Mechaniker
nach zu deuten kein Routinestop. Doch er kann schnell wieder auf die Strecke
gehen, nachdem nur der linke Hinterreifen gewechselt wurde. An der Spitze
liegt der Abstand bei 4,8 Sekunden und 10 Minuten Renndauer.
Piccini wird von einem
Porsche Dreierpack beim Überrunden ordentlich aufgehalten, JCW kann
den Vorsprung auf 2,5 Sekunden einschmelzen.
Nun wird es nochmal richtig
spannend. Piccini läuft langsam aber sicher auf den zu überrundenden
Lister von Bobby Verdon Roe auf. In der letzten Runde des Rennens ist es
soweit, er hängt hinter dem zweiten Lister. Doch Piccini riskiert
nichts mehr und fährt den dritten Sieg in Folge für das BMS Scuderia
Italia Team heraus mit extrem knappen 1,012 Sekunden Vorsprung auf JCW
im Lister. Dritter werden Babini / Duez in der Belmondo Viper. Nicht mehr
ins Ziel kam die #3 Carsport Holland Chrysler Viper GTS-R. Eine Runde nach
dem Reifenwechsel fuhr Mike Hezemans direkt in die Box. Entgegen den ursprünglichen
Vermutungen handelte es sich nicht um einen Reifenschaden, sondern um Probleme
im Bereich der Lenkung.
Das Podium der GT-Klasse
Die N-GT gewinnen Peter / Wolff im Autorlando Porsche 996 GT3-RS vor Felbermayer / Garcia im RWS Porsche 996 GT3-RS und Garbagnati / Bertolini im JMB Ferrari 360 Modena auf dem versöhnlichen dritten Platz.
22.000 Zuschauer sahen in beiden Klassen ein extrem spannendes Rennen mit einem Hattrick bei den GT und dem ersten Sieg der Paarung Peter / Wolff bei den N-GT. Nach diesem Rennen liegt zum ersten Mal seit langer Zeit ein Ferrari in Führung einer FIA-GT Meisterschaft.
Überschäumende
Freude bei Philipp Peter und Toto Wolff in der N-GT
Ergebnis
Not Classified
Fastest Lap
|
Ergebnisse von der Website des Superracing-Weekends