38 Kontrahenten stellten sich zum finalen Rennwochenende
der Kumho Euro GT Serie 2002 im niederländischen Zandvoort dem zahlreich
erschienenen Publikum vor.
15 Starter gingen in der Klasse A, 14 in der Klasse B und 9 in der Klasse
C an den Start. Darunter Marken wie Chrysler, Porsche, Marcos, Ferrari, Lotus
und BMW. Leider nicht dabei war Duncan Huisman im 97er Lotus Elise GT1.
Da das Mindestgewicht der Klasse A bei 1150 KG liegt, hätte dem Elise
ein Drittel seines Eigengewichtes (900 KG) zugepackt werden müssen. Ein
nicht vertretbares Risiko.
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#21 Lotus Esprit V8 Turbo
- Dik van Elk
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#11 Chrysler Viper GTS-R
- Henrik Roos / Magnus Wallinder
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Qualifying 1 & 2
Die erste Sitzung am Freitag dominierte Arjan van der Zwaan in seiner
feuerroten Viper. Mit einer Zeit von 1.40,921 Minuten distanzierte er sich
vom zweitplatzierten Rob Knook im Marcos LM 600 evo um satte 0,975 Sekunden.
Beide Titelaspiranten in Lauf 1 in der ersten Startreihe, ob das gut gehen
könnte?
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#5 Chrysler Viper GTS-R -
Arjan und Rob van der Zwaan
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Lokalmatador David Hart (2000 mit Mike Hezemans in der FIA GT unterwegs
und jetzt Belcar Pilot) folgte in seiner Viper mit 1,263 Sekunden Rückstand
auf van der Zwaan.
Bester Vertreter der Klasse B war Thomas Probst mit seinem Porsche 993
GT2 auf Gesamtrang 6 und einer Zeit von 1.44,455 Minuten. Gut eine Sekunde
dahinter folgte Toon van der Haterd im gelb-schwarzen Marcos Mantis. Drittschnellster
war Peter van van der Kolk, ebenfalls Marcos Mantis. Sein direkter Gegner
um den Vizetitel der Klasse, Jan de Witt, fuhr glatt 7 Sekunden pro Runde
langsamer und musste sich daher 14 Plätze weiter hinten aufstellen.
Die Klasse C war fest in der Hand von Peter Brecht. Mit seinem neu erworbenen
Ferrari F360 Modena konnte er gar den 23. Gesamtstartplatz erreichen. Mit
drei Zehnteln Abstand folgte im Gaststarter Hans Ambaum im BMW M3 e46 GTR
(mit einer PTG ähnelnden Lackierung) und dessen Teamkollege Ron
Braspenning im BMW Z3 M Coupe und einer halben Sekunde Rückstand.
Am Samstag begann begann das Qualifying für die meisten Piloten schon
Stunden vorher mit einem bangen Blick zum Himmel. Der Vormittag gestaltete
sich zugezogen und nass. Und das lag nicht an der nahe liegenden Nordsee,
sondern an den Wassermassen aus den Himmelstoren, was insbesondere die Fotografen
nicht wirklich zu Jubelstürmen veranlasste.
Der zweiten gezeiteten Sitzung ging eine Ansage Cor Eusers voraus: “Rob
ist gestern eine fantastische Zeit gefahren, aber ich denke, dass ich heute
noch eins drauflegen kann“.
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#15 Marcos LM600
- Cor Euser
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Cor Euser machte seine Drohung war und steigerte sich kontinuierlich von
Runde zu Runde und unterbot mit 1.40,538 Minuten noch die Pole Zeit des Vortages.
Wie gut diese Zeit einzuschätzen ist, zeigte der Rückstand des
zweitplatzierten David Hart, der (Achtung!!!) 2,992 Sekunden langsamer war
als der Marcos Treter!. Mit 0,9 Sekunden langsameren Runden kam Herman Buurman
(ebenfalls Marcos) auf den dritten Startrang.
Wo waren die van der Zwaan´s abgeblieben? Ihre Taktik, im letzen
Moment rauszufahren und eine absolute Hammerrunde hinzulegen, ging diesmal
nicht auf.
Als Folge einer gebrochenen Felge wurde Chaouki Chikhani hilfloser Passagier
seines Porsche 993 GT2, der vehement mit dem Heck voraus in die Planken einschlug,
hochgeworfen wurde und mit der Front noch mal Bekanntschaft mit den Leitschienen
machte.
Arg zerfleddert blieb der silberne Porsche mitten auf der Strecke liegen
und wurde ähnlich einem Dieseltriebwerk zum Selbstzünder. Das Feuer
konnte schnell erstickt werden und die Sicherheitskräfte eilten dem
bewusstlosen Fahrer zur Hilfe.
Das Zeittraining wurde abgebrochen, um den Fahrer zu bergen und das Wrack
abzutransportieren. Zur Vorsicht wurde der wiedererwachte Chikhani
per Krankenwagen und Rettungshubschrauber zum nächstgelegenen Hospital
gebracht, von dem dann später die Entwarnung kam. „Nur“ eine Rippe gebrochen
und einige Prellungen, ansonsten alles wohlauf. Die Bilder des Einschlages
ließen schlimmeres befürchten.
Im Fall van der Zwaan entschied die Rennleitung, dass die Viper Mannschaft
im zweiten Lauf vom Ende des Feldes starten dürfe, obwohl sie keine
gezeitete Runde absolviert hatten.
Nicht richtig zufrieden mit den Trainingsergebnissen waren die aus dem
fernen Schweden angereisten Henrik Roos und Magnus Wallinder. Platz 5 bzw.
6 in der Klasse A standen am Samstag mittag zu Buche. „Meine Streckenkenntnis
ist gleich Null“, berichtete Henrik Roos, „und ich habe in meinem ganzen Leben
noch nie so früh vor einer Kurve gebremst wie hier“
Die ersten drei der Klasse B glichen dem Ergebnis des Vortages. Thomas
Probst war mit 1.45,139 Minuten zügigster des Trios. Peter van der Kolk
konnte diesmal van der Haterd niederringen und mit 1,3 Sekunden Rückstand
auf Probst Startplatz 2 erobern.
Gleiches galt für die Klasse C, wo sogar die gleiche Reihenfolge
wie am Freitag erreicht wurde. Brecht fuhr mit 1.53,343 Minuten auf Gesamtstartplatz
19, Ambaum folgte mit 1.53,365 knapp dahinter und Ron Braspenning erreichte
1.54,385 Minuten.
Rennen 1 (Samstag)
Entgegen aller Befürchtungen begann das Rennen bei strahlendem Sonnenschein
und angenehmen Temperaturen. Bei dem, was kurz nach Freigabe des Starts passierte,
hätte die Sonne sich sicher lieber wieder hinter Wolken versteckt.
Durch die berüchtigte „Tarzanbocht“ kam das Feld, angeführt
von Cor Euser, noch prima durch, doch im Bereich „Gerlachbocht“ war es vorbei
mit der Ruhe.
Die v.d. Zwaan Viper drehte sich eingangs der Kurve ein, weil der Pilot
den Gashahn einfach zu früh geöffnet hatte, geriet mit Herman
Buurman ins Gehege, woraufhin beide links und rechts in die Leitplanken
flogen.
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Die Spitze macht sich
auf und davon...
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... während das
Feld Slalom fahren muss.
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Dabei rissen sie noch den nachfolgenden Toon van der Haterd aus der Klasse
B mit ins Verderben. Aufgrund der zahlreichen Trümmer auf der Strecke
war der Rennabbruch die logische Folgerung. Der Aufmerksamkeit und Reaktionsschnelle
der anderen Teilnehmer war es zu verdanken, dass nicht noch mehr Autos geschrottet
wurden.
Während für v.d. Zwaan und v.d. Haterd der erste Lauf zuende
war, konnte Buurman seinen Marcos LM 600 evo an die Box zur Reparatur retten.
Der Restart lief dann schon besser. Euser, Hart und Abbelen bildeten die
Spitze, gefolgt von Magnus Wallinder. Einen exzellenten Start legte Wolfgang
Schrey mit dem Porsche 996 GT2 hin, von Platz 13 kommend konnte er sich zügig
in die Top 10 vorarbeiten.
Noch in der ersten Runde ereilte Wallinder ein Reifenschaden und er musste
in langsamer Fahrt Richtung Box humpeln. Dies schienen nicht alle mitbekommen
zu haben und so gab es den nächsten Zwischenfall.
Aus der Box nachgestartet, pflügte Herman Buurman durch das Feld
der langsameren Fahrzeuge, erwischte aber in einer rechts-links Kombination
mit kalten Reifen einen viel zu späten Bremspunkt und torpedierte mit
voller Fahrt den abseits der Linie rollenden Wallinder. Die Viper landete
bei dieser Aktion im Kiesbett, für Roos / Wallinder war damit Feierabend.
Buurman schaffte es mal wieder bis zur Box, gab dort aber auf.
An der Spitze zog sich das Trio auseinander. Euser vor Hart und
Abbelen hieß die Reihenfolge nach der ersten Runde.
Der Führende der Klasse B Thomas Probst kämpfte derweil munter
mit den Klasse A Autos, insbesondere mit Peter Cook in einer Viper. Mit Abstand
folgten van der Kolk, Probst Teamkollege Pauels und Rene Snel (Porsche 996
GT3-RS), wobei Snel in dieser Kampfgruppe den meisten Druck machte und sich
schließlich dazu entschloss, Norbert Pauels im Porsche 993 GT2 das
Leben schwer zu machen. Der dachte sich „nicht mit mir“ und gab diese Last
an van der Kolk im Mantis ab, indem Pauels sich auf Klassenrang 2 vorschob.
Peter Brecht hatte alle Schmach, die er in dieser Saison erlitten hatte,
völlig abgelegt und drehte im Mittelfeld als schnellster C Fahrer seine
Runden. Dahinter hielten zwei der drei anwesenden Braspenning BMWs die Stellung.
In Runde 5 begann der enteilte Cor Euser die ersten Überrundungen
und war David Hart bereits aus dem direkten Sichtfeld entschwunden. Nach
7 Runden betrug der Vorsprung bereits 14,6 Sekunden auf Hart, der wiederum
5,5 Sekunden vor Abbelen lag.
Platz 4 hatte Thomas Probst im 993 GT2 okkupiert, nachdem Peter Cook dessen
Angriffen nicht länger standhalten konnte. Mit der bislang neuesten,
von Oreca gebauten, Viper (C43) hetzte Pentti Kusimanen auf Rang 6 den Konkurrenten
hinterher, auf Platz 7 war schon Wolfgang Schrey zu finden, der trotz offenkundiger
Fahrwerksprobleme ein furioses Rennen zeigte. Nach einem langen Marsch von
Startplatz 22 hatte Mike Martin seine Viper bis auf Rang 9 gefahren.
Die Top 10 beschloss Norbert Pauels.
Leider zahlten sich die Bemühungen von Thomas Probst nicht aus, in
Runde 11 musste er den Porsche mit Getriebeschaden abstellen, Teamkollege
Pauels übernahm die Klassenführung. Zwei Runden später musste
auch Lars Schöneman seinen GT2 an der Strecke mit technischem Defekt
abstellen. Aufgrund der zurückgelegten Distanz wurde der Däne
noch als 11. der Klasse A gewertet.
Keine Fortune auch für Schrey. Nach dem Boxenstop brach der Ladedruck
zusammen und der gute 7. Platz war weg. Wie schon in Zolder war die Airbox
gerissen.
Die Boxenstops brachten wenig Veränderung an der Spitze des Rennens.
Inzwischen saß Rob Knook am Steuer des bunten Marcos und führte
mit 10,1 Sekunden Vorsprung auf Hart und Abbelen, die dem jeweils anderen
keinen Moment zum ausruhen gönnten und sich ständig forderten.
Sieger dieses Duells wurde Klaus Abbelen, der zwei Runden vor Schluss am Niederländer
vorbeiging.
Den Gesamtsieg holten so Euser / Knook vor Abbelen und Hart, Pauels gewann
die B und Peter Brecht fuhr auf Gesamtrang 14 und Platz 1 in der C durchs
Ziel.
Rennen 2 (Sonntag)
33 Starter treten noch zum letzten Lauf der Saison an. Nicht mehr dabei
sind Herman Buurman (der Marcos ist von den Unfällen am Vortag gezeichnet),
Thomas Probst (Unstimmigkeiten über die Restriktorgröße,
Getriebeschaden) und Lars Schönemann (Ausfall am Vortag).
Auf dem ungewohnten elften Startplatz steht Klaus Abbelen. „Mir ist gestern
beim 2. Zeittraining ein Radträger gebrochen. Darum war ich recht früh
wieder an der Box. Da haben wir dann auch gemerkt, dass der Radträger
auf der anderen Seite ebenfalls hin war. So gab’s keine Chance mehr auf schnelle
Runden. Ich muss zusehen, dass ich auf der Start-Ziel Geraden möglichst
viele der langsameren Autos überhole, sonst hab ich keine Chance vorne
mitzufahren“, so seine Erklärung des Startplatzes und die Prognose fürs
Rennen.
Das Sonntagsrennen begann so diszipliniert, wie man sich das auch für
den Samstag gewünscht hätte.
Pole Mann Cor Euser verschlief seinen Einsatz etwas und so konnte David
Hart als Führender in die erste Kurve stechen. Eine Ecke weiter war
Euser aber in Schwung gekommen und hatte wieder „seinen“ ersten Platz zurückgeholt.
Es folgte das Viper Trio Roos, Kuismanen und Cook. Auf Platz 6 dann schon
Klaus Abbelen, dessen Starttaktik zum Teil aufgegangen war.
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Kuismannen vor Cook - Chrysler
Viper GTS-R
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Porsche 996 GT2 - Wolfgang
Schrey
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Kuismanen verspielte seine Platzierung noch in der ersten Runde durch
einen Dreher mit leichter Plankentouchierung, konnte sich aber weiter hinten
wieder einreihen. Währenddessen kämpfte Abbelen Cook nieder und
war damit schon Vierter.
Peter van der Kolk erwischte den besten B Start und führte vor van
der Haterd und Snel. Van der Haterd ließ sich aber nicht abschütteln
und begann seinerseits starken Druck auszuüben.
In der Klasse C gab es wieder das Duell der Konzepte. Ferrari Fünfventil
V8 Mittelmotor gegen 3,2 L BMW Vierventil R6, soll heißen Brecht gegen
Ambaum.
An der Spitze enteilte Euser in bekannter Manier, dahinter balgten sich
Hart und Roos/Wallinder um die Verteilung der restlichen Podiumsplätze.
Mit Riesemhals und ganz kleiner Hoffnung auf den Titel droschen die V.d.
Zwaans ihre Viper durch das Starterfeld. Bis auf den 8. Gesamtrang führte
sie diese Taktik binnen der ersten Runden.
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#75 BMW M3 E46 GTR
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#51 Ferrari 360 Modena
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Trotz neuer Airbox keine Power hat Michael Schrey. „Ich hatte schon beim
Start keinen Ladedruck und selbst die kleinen Autos konnten mich halten“
beschreibt er den verzweifelten Kampf. Nach 10 Minuten Renndauer stellt Schrey
das Auto an der Box ab.
Ebenfalls Feierabend hat Guus Backelandt. Der Niederländer aus der
Dutch Supercar Series wirft seinen Porsche 993 RS in den Kies.
Diesen sucht noch Jan de Witt auf, er kann sich aber befreien. Aufgrund
eines Folgeschadens muss er den 996er Porsche an der Box parken. Die klitzekleine
Hoffnung auf den Vizetitel in der B ist damit gestorben.
Nach einer Viertelstunde Renndauer liegt die van der Zwaan Viper schon
auf dem fünften Platz. Davor fährt Klaus Abbelen ein einsames Rennen
auf Rang 4, trotz vollem Einsatz kann er die vor ihm fahrenden Hart und
Roos nicht einholen.
Ganz vorne dreht Cor Euser immer noch ungefährdet Runde um Runde.
Während fast alle ihren Standardstop absolvieren bleibt der Marcos auf
der Strecke, um dann als fast letzter in die Boxengasse einzubiegen.
Die Taktik geht auf, Euser / Knook behalten die Führung.
Michael Martin verhaut sich in Runde 14 und dreht sich, Olij Ruud stellt
seinen BMW M3 e36 auf der Wiese ab.
Eine Runde vor Schluss liegen die ersten drei gerade mal 11 Sekunden auseinander.
Im Ziel hat sich David Hart bis auf Sichtweite an den führenden Marcos
rangearbeitet. Doch seine Freude über den zweiten Rang sollte nicht
lange währen. Weil er zu spät und vor allem zu kurz gestoppt hatte,
wird Hart bis auf Rang 5 zurückgestuft.
Somit siegen Euser / Knook vor Roos / Wallinder und Abbelen. Die Klasse
B feiert ein reines Marcos Podium mit v.d. Haterd ganz oben vor v.d. Kolk
(der sich in der letzten Runde noch einen Ausritt ins Kiesbett leistet)
und van Soelen.
In der Klasse C muss Peter Brecht am Sonntag mit Platz 2 vorlieb nehmen,
Hans Ambaum siegt mit 2 Sekunden Vorsprung. Ron Braspenning fährt wieder
auf Rang 3.
So ist auch der letzte Titel vergeben. Cor Euser und Rob Knook gewinnen
die Klasse A vor Rob und Arjan van der Zwaan.