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Interviews bleiben beim
Autor dieser Zeilen naturgemäß etwas länger liegen, daher
schränkt dieser sich in der Regel von vornherein bei dieser Berichtform
etwas ein. Eine der wenigen Ausnahmen, die vergangenes Jahr schon vorab
ins Auge gefasst wurden, war allerdings Ralf Kelleners, denn bei ihm dürfte
es sich um einen der gefragtesten deutschen Sportwagenpiloten handeln.
Dies dokumentiert alleine schon die Liste seiner Einsatzfahrzeuge. Egal
welches wichtige Rennen ansteht, Le Mans, Daytona, Sebring, meist wird
Ralf auf einen der Geheimfavoriten gesetzt und zeigt dann regelmäßig
den Gegnern wo der Hammer hängt.
Anläßlich des FIA-Sportwagen-Meisterschaftslaufs am Nürburgring im letzten September war es dann soweit. Der auf dem Konrad-Lola angetretene Kelleners, der nebenbei beim ersten Einsatz auf dem Fahrzeug gleich die Pole-Position errang, wurde von uns vors Mikro geholt und gab bereitwillig Auskunft über seine letzten Dienstfahrten. |
GT-Eins:
Von allen Sportwagen
Piloten, die ich aus dem deutschen Bereich kenne, hast Du in den letzten
2-3 Jahren die größte Bandbreite an Autotypen gefahren. Wie
kommst das eigentlich? Stammen die ganzen Connections noch aus Carrera
Cup Zeiten?
RK
Also die meisten Connections
kommen tatsächlich aus 1997. Das war noch GT1 Zeit, dann fing
ich 1998 mit den offenen Sportwagen an. Da bin ich auch mehr in Amerika
gefahren und habe da Beziehungen aufgebaut. Aber auch hier in Deutschland
oder in Europa sind einige Verbindungen zustandegekommen.
Ich bin 1998 von den
GTs zu den Sportwagen gewechselt und nebenbei noch ein wenig Supercup gefahren.
Bei den Werken bin ich eigentlich immer nur für LM-Einsätze untergekommen.
Da hab ich mich halt immer bemüht, für die verschiedenen Events
einen Platz zu kriegen. Und es gibt in Amerika nur bestimmte Rennen und
Teams, die in Frage kommen, ebenso wie in Europa nur bestimmte Teams und
Events in Frage kommen. Daher kommt es daß ich immer mehrere
Autos gefahren bin.
GT-Eins:
Ich hab so den Eindruck, daß bei Dir das mitzubringende Sponsorgeld nicht so eine Riesenrolle spielt, weil sich rumgesprochen hat, daß Du viel Talent hast und mit den Wagen umgehen kannst. Kannst Du das bestätigen? RK
GT-Eins:
RK
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Ralf im Kremer-Lola, 2000 in Kyalami gewann er das Rennen im waidwunden Lola mit nur 3s Vorsprung |
GT-Eins:
Gehen wir mal deine letzten
Wagen durch. Da müssen wir uns schon ein bißchen anstrengen,
bei den ganzen Typen die Du alles gefahren hast. Beginnen wir mit den Lolas:
RK:
Die Lolas. Ja, das waren
2. Zum einen der Kremer und jetzt der Konrad.
Ralf mit Partner Marc Gene beim LMP675-Klassensieg anlässlich des 1000km ALMS-Laufs auf dem Nürburgring. |
GT-Eins:
Wobei Du hier am Ring das erstemal im Konrad-Lola sitzt? RK
GT-Eins:
RK
GT-Eins:
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RK
Nein, der ist komplett
selbst aufgebaut. Alles selbst konstruiert, einschließlich der Fahrwerksteile.
GT-Eins:
Hat der etwas mit dem
Ferrari zu tun, der in der GTO –Klasse der Privilege GT Meisterschaft
mitfährt? Da bist Du auch mal gefahren, oder?
RK
Ja, das ist eine ähnliche
Basis In der britischen GT Serie war das Auto nicht von einer Rohkarosse
aufgebaut, sondern auf einem Challenge Auto und hatte dann die spezifischen
Modifikation für die GT3. Dieses Auto war also komplett nach GT3 aufgebaut.
GT-Eins:
Du wirst den neuen Ferrari
noch fahren?
RK
Ja im PLM. Voraussetzung
ist noch die Abnahme vom ACO
GT-Eins:
Davor bist Du den Champion Audi in Le Mans gefahren. RK
GT-Eins:
RK
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Audi-Pilot Ralf Kelleners im amerikanischen Champion-Audi 2001 in Le Mans |
GT-Eins:
Du bist nach der Verpflichtung
von Johnny Herbert sehr schnell raus gewesen aus dem Team. Hat man dich
da eigentlich vorher informiert oder bist Du da auch von überrascht
worden ?
RK
Ne, ich bin überrascht
worden. Ich hatte eigentlich noch den Supercup fix zu dem Zeitpunkt und
hab dann mit Champion klar gemacht, daß wir die ALMS weiterfahren.
Daraufhin habe ich den Supercup gecancelt. Eine Woche vor dem Rennen habe
ich dann erfahren, daß sie sich doch für Johnny Herbert entschieden
haben.
Ralf im Risi-Ferrari 333SP (2001 in Daytona) Bildquelle: Grand-Am-Website |
Leider hatten wir nie
Verträge gemacht. Tja und somit stand ich dann komplett auf der Straße
und hab dann erstmal nicht mehr so die Lust gehabt, mich drum zu kümmern,
um irgendwas zu fahren. Ich wußte das dieses Projekt von Risi in
Planung war für das PLM und hab gesagt, ok ich mach dann 8 Wochen
Pause und dann geht’s weiter
GT-Eins:
RK
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GT-Eins:
Was bist du in den letzen
Jahren sonst noch gefahren? Ich hab Dich noch im ROC-VW und im Toyota GT-One
in Erinnerung.
RK
Der Toyota war 1998/99. Dann bin ich zwischenzeitlich noch den Porsche GT1 von Champion und letztes Jahr in LeMans für ROC auf dem Reynard in der LMP 675 Klasse gefahren. Dann bin ich noch auf dem Johansson Matthews Reynard LMP 900 gefahren. Schließlich bin ich noch ca 4 Rennen für Kremer gefahren. Da haben wir ja auch in Kyalami den letzten Lauf 2000 gewonnen. GT-Eins:
RK
GT-Eins:
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Ralf Kelleners im ROC-Reynard VW bei der ALMS-Runde am Nürburgring 2000 Das Rennen beendete er als Klassensieger |
RK
Nein, zu ROC selber nicht,
nur zu Reynard hab ich noch ein bißchen Kontakt . Da bleibe
ich immer ein wenig auf dem Laufenden. Da scheint für nächstes
Jahr auch wieder was geplant zu sein.
Ralfs Toyota GT-One 1999 in Le Mans Teamkollege Thierry Boutsen verunfallte damit in der Nacht schwer |
GT-Eins:
Was kannst du abschließend zum Toyota GT-One erzählen? Der war ja auch als absoluter Topsportwagen bekannt. RK
GT-Eins:
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RK
Ich weiß nicht,
ob man sagen kann, daß der Toyota besser war oder ob ein LM-GTP generell
besser ist als ein offener Sportwagen. Ich glaube, der Toyota war einfach
konsequenter für LM gebaut., wobei der Audi mehr ein Allroundauto
ist.
GT-Eins:
Was hast Du jetzt für
Pläne, die nächstes Jahr betreffen? Ist da schon was fix?
RK
Nein, noch gar nichts.
Eventuell fahre ich wieder Daytona mit Risi.
GT-Eins:
Dann wünsche ich
noch viel Glück fürs Rennen und danke für das Interview.
Leider wurde nichts draus.
Wegen eines Motorendefekts konnte Ralf, der die Pole-Position mit dem Lola
herausgefahren hatte nicht zum Rennen starten. Für Daytona ist seine
Teilnahme im letzten bis dato gebauten Ferrari 333SP von Risi allerdings
schon fix, und danach gehts direkt weiter nach Sebring wo er wieder im
MSB Ferrari Modena 360 sitzen wird.