Unser erster Eindruck vom Jyllands-Ringen ist wohl typisch für die erste Bekanntschaft mit Dänemarks bekanntester Rennstrecke: das Wetter wechselt von einer Sekunde auf die andere von strahlendem Sonnenschein zum Wolkenbruch. Im Gegensatz zu Schweden, das aufgrund seiner Größe und Weite an das europäische Pendant Amerikas erinnert, scheint in Dänemark alles kleinere Dimensionen anzunehmen. Nicht zuletzt die Strecke selbst sieht aus wie eine breite Go-Cart-Bahn.
Bereits im ersten Training entdecken die Fahrer allerdings die Reize dieser Rennstrecke. Nach allgemeiner Aussage macht das Fahren auf dem Jyllands-Ringen Spaß, die nur 1500 Meter lange Strecke ist ziemlich „technisch“ angelegt. Sie bietet Kurven für spannende Überholmanöver, das Publikum kann von nahezu jedem Platz das komplette Renngeschehen verfolgen. Am Jyllands-Ringen kann man selbst in der Boxengasse jederzeit den Blick vom Zeitenmonitor auf das Fahrzeug auf der Strecke wenden. Das einzige Problem ist der Asphalt, auf dieser Rennstrecke den nötigen Gripp zu finden stellt höchste Anforderungen an Reifen, Set-Up, die Mechaniker-Crew und nicht zuletzt den Fahrer.
Der Däne Hans Vestergaard hat vermutlich schon einige Erfahrungen auf der Heimatstrecke gesammelt. Er ist im Chevrolet Corvette sowohl im freien Training Schnellster, als auch im Zeittraining. Mit 45.216 stellt er die Corvette für das erste Rennen – das hier wie die Trainingssessions am Samstag 9. Juni 2001 ausgetragen wird – auf die Pole Position. Anders Levin im Porsche GT2 ist schnellster Schwede im freien Training. Aber bereits im Qualifying hat Henrik Roos die Viper im Griff: 45.691 bedeutet ebenfalls erste Startreihe.
9. Juni 2001, Race 1
Wir sind in Dänemark,
somit gelten dänische Regeln. Auch auf dem Jyllands-Ringen wird fliegend
gestartet, aber derjenige, der die Pole hat, bestimmt die Pace. Für
uns, die wir dies nicht gewöhnt sind, sieht es aus als wenn Hans Vestergaard
bereits in der Vorrunde am Pace Car vorbei ziehen will. Der schlimmste
Frühstart, nach Uwe Alzen, der in der STW an einem Viertel des wartenden
Starterfeldes vorbeifuhr weil er vom letzten Startplatz aus die Ampel nicht
sehen konnte. Uwe erhielt derzeit 10 Strafsekunden aufgebrummt – es hätte
mehr Zeit in Anspruch genommen, dieselben Autos auf der Strecke zu überholen.
Hans
Vestergaard schoß davon und fuhr einen Start-Ziel-Sieg nach Hause.
Finn Jespersen, ein weiterer
dänischer Gaststarter erreichte im 7. Lauf der GTR Saison 2001 den
7. Rang. Erwähnendswert, weil man dafür auch 4 Punkte erhält.
Sehenswert ist der Porsche 911 GT ohnehin.
Bosse Jonasson, der mit 45.875 vom dritten Startplatz ins Rennen ging und dieses als Zweiter beendete, erhielt 20 Strafsekunden aufgrund Fachrichter-Beschluß aufgebrummt. Das, was für den Polesitter Recht ist, ist für den, der diesen nicht davonfahren lassen will ein Frühstart. Die Mitteilung, dass Bosse nicht Zweiter sondern aufgrund der Strafsekunden Fünfter ist, erhält der Teamchef und GT2-Fahrer des JPS Porsche Racing Teams nach der Siegerehrung. Wieviel Pech und vielleicht auch Ungerechtigkeit kann ein Rennfahrer ertragen, der so gut ist, dass er eigentlich regelmäßig auf dem Podest stehen sollte? Für Bosse ist die Schmerzgrenze überschritten, er entledigt sich des ihm nun nicht mehr zustehenden Pokals und verweigert demonstrativ seine Teilnahme am zweiten Rennen auf dem Jyllands-Ringen.
Henrik Roos ist ebenfalls irritiert vom „Frühstart“ der Corvette. Auch er versucht gleich das Tempo mitzugehen – die, auf internationalen GT-Sport ausgerichtete Viper verweigert aufgrund der Asphaltverhältnisse und vielleicht der Tatsache, dass es sich hier um ein Sprintrennen nach dänischem Reglement handelt, erst mal ihre Dienste. Henriks Podestplatz – bei Siegerehrung Dritter, aufgrund der späteren Wertungskorrektur letztendlich Zweiter – ist somit nie gefährdet. Die Punkte für die Pole im nächsten Rennen gehen, wenn auch nur knapp, an Hans Vestergaard. Der fährt Bestzeit mit 45.598, die Viper brennt die zweitschnellste Zeit in den Asphalt: 45.615. Somit gilt auch für das zweite Rennen auf dem Jyllands-Ringen: Hans Vestergaard auf Pole, Henrik Roos dahinter in der ersten Startreihe.
In der GT3-Klasse gewinnt Johan Stureson, Porsche 996 GT3 vor Stefan Pfister im Porsche 944 Turbo und Thorbjörn Holmstedt, der im Ferrari 360 Modena seinen Teamkollegen Kari Mäkinen schlägt. Nach Ablauf des zweiten Rennens am Sonntag hat Kari das gewohnte Bild im Team Kumho/Euroracing wieder hergestellt: die Reihenfolge auf den Podiumsplätzen Eins und Zwei der GT3-Klasse ist identisch, Dritter wird Kari Mäkinen im Ferrari 360 Modena. Nicht ganz so erfolgreich, aber dafür eine gelungene Erweiterung des Ferrari-Clan ist der Däne Claus Bertelsen im Ferrari 355CH.
10. Juni 2001, Race 2
Der Start zum zweiten
GTR-Rennen auf dem Jyllandsringen ist freigegeben. Hans Vestergaard in
der Corvette kann wieder die Pace bestimmen – diesmal beenden allerdings
Getriebeprobleme bereits am Ende der Start-und-Ziel-Geraden die Demonstration
der dänischen Konkurrenzfähigkeit in der GT-Meisterschaft des
Nachbarlandes.
Die Viper startet gut,
verliert aber im Tumult um die, in der Auslaufzone der ersten Kurve geparkte
Corvette einen Platz an Mats Lindén, der sich vom 8. Startplatz
blitzartig auf der Innenbahn nach vorn katapultiert. Und einen weiteren
an Thed Björk, der im allgemeinen Aufruhr um den Ausfall des Polesitters
auch noch an der Viper vorbeigeht. Thed und Matte, beide im Porsche GT3
R respektive GT3 RS vor sich, mit Johan Stureson einen weiteren Porsche
996 GT3 im Nacken, die Reifen sind noch nicht auf Temperatur: wie lange
wird der „fliegende Schwede“ brauchen um die neuen Porsche-Fabrikate einzuholen?
Die Anwort auf diese Frage werden wir nicht bekommen. Das Pace-Car geht
raus, weil Tony Johansson seinen Mercedes CLK im Kiesbett versenkt.
Bis das Fahrzeug aus der
Gefahrenzone geräumt ist sind alle Abstände beseitigt und die
Reifen der Viper wieder mal abgekühlt. Die Viper braucht eine Runde,
nachdem das Pace Car die Bahn verlässt, um das schwarze Gold wieder
auf eine geignete Temperatur zu kriegen. Johan Stureson kommt vorbei, der
Erfolg ist aber nur von kurzer Dauer, mit nun ausreichendem Gripp ist die
Viper wieder vorn. Die Jagd auf Mats Lindén, der mittlerweile von
Thed Björk bezwungen wurde, kann beginnen.
Der Kampf um Platz zwei
ist spannend – Mats Lindén kann das erste Überholmanöver
der Viper wieder rückgängig machen, weil er sich nach der Kurve
auf der besseren Linie befindet. Das Gefühl der Gleichwertigkeit kann
der Porsche GT3 RS-Pilot knapp eine Runde lang genießen. Die Viper
ist eine Giftschlange, pilotiert von einem Mann, der nur einen einzigen
Versuch benötigt um zu wissen wie man sein Ziel erreicht: nächste
Runde, gleiche Kurve. Diesmal gibt es keine Revanche für Mats Lindén.
Der Abstand zu Thed Björk
ist allerdings zu groß, Henrik Roos wird Zweiter in der Viper. Vor
Mats Lindén im Porsche GT3 RS. Thed Björk siegt, im Porsche
GT3 R – den RS hat Thed in Gelleråsen erfolgreich verschrottet. Kein
Problem, Thed Björk kann auch im Vorgänger-Modell gewinnen.
Und damit beweisen, dass
die GTR Saison 2001 keine Spazierfahrt für Henrik Roos in der Viper
wird, den Titel zu verteidigen. Die diesjährige schwedische GT-Meisterschaft
ist ein Kampf der Giganten, den nur einer gewinnen kann: Henrik Roos
in der Viper GTS/R oder Thed Björk im Porsche GT3 RS. Die nächste
Chance, live dabei zu sein, findet sich am 7./8. Juli in Falkenberg, der
von Deutschland aus am nahesten liegenden Rennstrecke an Schwedens Westküste.
Rennwochenende, 19. und
20. Mai in Mantorp Park/Schweden ist gesorgt!