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28.5.01 ; von Petra Paetsch
2. Rennwochenende GTR, 19./20. Mai in Mantorp Park/S

Zum zweiten Rennwochenende in der GTR Saison 2001 sind neben den vielen Porsches, den beiden Ferrari und der Viper, welche bereits den Saisonauftakt bestritten, nun auch die beiden TVR Tuscan des Teams Stegia Competition am Start. Hasse Tullsten will im TVR Tuscan GT2 in der höheren Klasse starten, der GT3 selbigen Fabrikats wird pilotiert von Kenneth Olsson. Mit den Fahrzeugen aus England sorgt das Team für optische Highlights, mit dem umgebauten Renntransporter bietet Stegia Competition – ohnehin in der GTR und dem Umfeld der Serie für ihre Gastfreundschaft bekannt – auf dem Dach eine „Aussichtsterrasse“, von der aus Gäste und Racingfreunde das Geschehen auf der Rennstrecke aus der „ersten Reihe“ betrachten können.
TVR Tuscan
Weiterhin gilt zu bemerken, dass die GTR sich immer mehr in Richtung internationale GT-Serie entwickelt und nicht etwa zum Porsche Cup mutiert, wie ein paar Pessimisten vor Saisonbeginn voraussagten. Auf dem Ferrari 360 Modena von Kari Mäkkinen ist erstmalig der Flügel montiert, welcher in der FIA-GT verwendet wird (ich befürchte allerdings, dass das Fahrzeug ansonsten nicht über die gleiche Ausrüstung wie der Sieg-Ferrari in der N-GT verfügt).
Ferrari 360
Podium Racing Porsche Motorsport Schweden startet beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring und wird dort auch mit Teams aus Deutschland Kontakt aufnehmen, die ihr Interesse an Gaststarts in der GTR bekundet haben. Die Teilnahme am Mammut-Event auf der legendären Nordschleife ist die Generalprobe des Teams, das weitere Starts in internationalen GT-Serien nach Ende der GTR-Saison auf dem Terminkalender hat.

19. Mai 2001, Qualifikation

Regen hängt in der Luft und es sieht ganz danach aus, dass die Teams wieder Regenreifen montieren dürfen, welche die meisten bereits beim freien Training am Freitag einem ersten Test unterzogen. Der drohende Regen blieb allerdings aus. Unter den bestehenden Voraussetzungen fuhr Bosse Jonasson im Porsche 993 JPS Bestzeit (1:19.002). Henrik Roos mit der Viper wurde Zweiter, mit einer Rundenzeit von 1:19.146. Damit konnte das View Sonic Viper Team ziemlich zufrieden sein, nachdem sie gezwungen waren eine ganze Nacht zu schrauben und das Getriebe der Viper komplett auszutauschen. Auf das zweite freie Training am Freitag hatte Henrik aufgrund der Getriebeprobleme bereits verzichten müssen. Die Straßenlage der Viper war wohl auch beim Qualifying nicht hundertprozentig.

Thed Björk (1:19.545) und Mats Lindén (1:19:910) stellten den Porsche GT3 RS jeweils auf den dritten respektive vierten Startplatz. Sowohl Eurotech Skandinavia als auch Podium Racing hatten die Porsches entsprechend dem schwedischen Reglement modifiziert (Katalysatoren und Flügel). Mats Lindén und Ulf Stenborg (Podium Racing) fahren weiterhin in der GT3-Klasse, wogegen Thed Björk und der Norweger Marius Erlandsen nun für die GT2 klassifiziert sind, da Eurotech Skandinavia sich entschieden hatte nur geringe Modifikationen an den Fahrzeugen vorzunehmen.

19. Mai 2001, Race 1
Bosse Jonasson erwischte einen guten Start und konnte seine Führungsposition behaupten. Die Viper kommt hinter Mats Lindén und Thed Björk als viertes Auto weg. Nach einigen Runden gelingt es Henrik an beiden Porsche RS vorbeizugehen. Die Jagd auf den Führenden Bosse Jonasson begann. Die Rundenzeiten der Viper waren deutlich schneller als die des führenden Porsche, die „Giftschlange“ tauchte schon bald formatfüllend in Bosses Rückspiegel auf.

Derweil wird Kenneth Olsson gezwungen sein Rennen aufgrund eines Plattfuß abzubrechen. Thorbjörn Holmstedt im Ferrari 360 Modena hatte sich verschätzt und den TVR Tuscan touchiert. Hasse Tullsten konnte im ersten Rennen gar nicht an den Start gehen, der GT2-Tuscan havarierte bereits zu Beginn des Qualiyfing. Kinderkrankheiten gehören bei neuen Autos zum Alltag und dieses Rennwochenende war schließlich die Premiere für beide TVR Tuscan.
Ebenso Pech hatte Anders Levin mit seinem Porsche GT2. Das Fahrzeug ist auf der Strecke für gewöhnlich ein Hingucker für das Publikum,  speziell aufgrund der zeitweise aus dem Heck züngelnden Feuerflämmchen. Diesmal spukte der Porsche ein bischen zuviel Feuer, das komplette Heck stand plötzlich in Flammen. Keine Zielflagge, dafür jede Menge Arbeit für das Team Easy Mover Racing, um das Auto im zweiten Rennen wieder an den Start zu bringen. Der Teamkollege Kenneth Eriksson im Porsche 911 RSR Turbo erreichte einen guten 6. Platz, somit gab es wenigstens ein bischen Trost und sicher auch ein wenig Extra-Motivation.

Nachdem nur noch vier Runden zu absolvieren waren, passierte die Viper Bosse Jonasson, der eine Lücke gelassen hatte. Vermutlich hatte Bosse Henrik Roos erst bemerkt, als die Viper schon neben ihm war. Bosse versuchte die Lücke zu schließen, aber dafür war es jetzt zu spät und so krachte er in die Front der Viper. Daraus resultierte, dass diese sich kurzzeitig neben der Strecke befand. Bosse Jonasson schnurrte geradeaus ins Gras, parkte den Porsche dort und gab auf. Henrik Roos fuhr mit der Viper zurück auf die Strecke, dort noch ein paar schnelle Runden und sah als erster die Zielflagge. Trotzdem können wir Henrik Roos nur als denjenigen bezeichnen, der eigentlich das Rennen gewonnen hat.
Bedauerlicherweise gab es einen Rennleiter, der die Funktion eines einzelnen Richters bekleidete und grundsätzlich anderer Ansicht war. Der Rennrichter disqualifizierte Henrik, die Rundenzeiten der Viper wurden gestrichen. Die Begründung lautete: Henrik habe mit der Viper die Linie auf dem Gras gewählt, mit der Absicht, auf dieser Spur neben der Strecke am Führenden vorbei zu ziehen.
Ich weiß nicht, was der Richter gesehen hat. Ich wage aber zu bezweifeln, dass jemand, der deutlich schneller fährt – welches speziell mit der Viper dann möglich ist, wenn die Reifen die richtige Temperatur und somit perfekten Gripp haben – das Muskelpaket ins Gras lenkt, mit der Absicht zu überholen und in Führung zu gehen.
Die Auslaufzone neben der Strecke ist nicht gerade die Ideallinie ...
Alle, die den Vorfall aus nächster Nähe gesehen haben, bestätigen, dass Henrik neben der Strecke war, weil Bosse Jonasson beim Versuch selbst auf die Ideallinie zurückzukehren, die Viper, welche sich prezis auf dieser Linie neben dem Porsche befand, ins Gras geschickt hat. Wie auch immer der Rennverlauf gewesen ist – es gibt keine Möglichkeit des Protestes gegen den Richterbeschluß.
Der Sieger des Rennens ist somit Mats Lindén, Thed Björk Zweiter, und Johan Sturesson im Porsche 996 GT3 erbt den dritten Podestplatz.

20. Mai 2001, Race 2
Die Startaufstellung für das Rennen Nr. 2 am Sonntag ergibt sich aufgrund der, im Samstags-Rennen gefahrenen Rundenzeiten. Derjenige, der die schnellste Runde in den Asphalt gebrannt hat, startet von der Pole. In Mantorp Park ist dies auch im Race 2 Bosse Jonasson, dessen Rundenzeit 1:19.710 betrug. Offizielle Angaben zur besten Runde der Viper existieren nicht mehr, da deren komplette Rundenzeiten gestrichen wurden. Dies bedeutet, dass das Publikum ein spannendes, Action-reiches Rennen zu erwarten hat: Henrik Roos in der Viper GTS/R geht vom letzten Startplatz ins Rennen – einen Platz auf dem Podium im Visier! Und heute ist es nicht nur das View Sonic Viper Team, welches ihm den Erfolg wünscht und beide Daumen drückt.

Der Start wird freigegeben, Bosse Jonasson gelingt es wieder seine Führungsposition zu halten. Leider betrachetet der Motor seines Porsche 993 JPS mit dem Traumstart seine Aufgabe als erfüllt und geht bereits in der ersten Runde hoch. Dies ist nicht das Wochenende an dem Fortuna Bosse Jonasson ein Lachen schenkt. Schade, er ist ein wirklich guter Pilot, der beherzte Rennen und richtig schnell fährt. Zwei Punkte für die Pole Position sowohl Samstag als auch Sonntag bleiben diesmal der einzige Lohn.
Bosse muss sein Rennen beenden, Mats Lindén und Thed Björk bilden nun allein die Spitzengruppe, hinter sich eine riesige Lücke zum Rest des Feldes. Wie erwartet, hat Henrik Roos bereits in der ersten Kurve ein paar Plätze gut gemacht. Jede Runde, insgesamt werden deren 12 beim Sprintrennen in Mantorp Park gefahren, lässt die Viper ein paar Fahrzeuge hinter sich. Faszinierend, der „Schlange“ zuzuschauen, wie sie ein Auto nach dem nächsten überholt. Es sieht aus, als könnte das schnelle Muskelpaket dies ohne die geringste Anstrengung tun, nachdem die Reifen der Viper auf Temperatur gebracht sind.

Nach der halben Renndistanz liegt die Viper bereits an dritter Stelle. Die Lücke zu Mats Lindén ist dennoch recht groß und es macht nicht den Anschein, dass die zwei Porsche GT3 RS langsam sind. Beide, Mats und Thed fahren relativ gleich schnell, die mittleren Geschwindigkeiten betragen 137,267 respektive 137,613 km/h. Die Viper fährt im Durchschnitt 137,533 km/h. Dies bedeutet, die Durchschnittsgeschwindigkeit von Thed Björks Porsche ist höher als die der Viper. Mats Lindén’s schnellste Rundenzeit beträgt 1:20.711, die von Thed Björk 1:20.533. Aber es ist wieder Henrik Roos, der mit der Viper den Streckenrekord bricht: 1:18.918 !!!
Der bisherige Streckenrekord auf der 3106 m langen Rennstrecke in Mantorp Park wurde 1999 in der GTR von Marcus Gustavsson im Porsche 911 Turbo gefahren. Die Rundenzeit lautete 1:19.359.
Im vierten Teilrennen der GTR Saison 2001 überholt Thed Björk gegen Ende des Rennens Mats Lindén und fährt damit den Sieg nach Hause. Henrik Roos passiert einen Wimpernschlag später, näherungsweise Seite an Seite mit Thed Björk die Ziellinie. Um die richtige Antwort auf ungerechte Behandlung zu geben, sollte man tun, was Henrik Roos heute getan hat – vom letzten Startplatz aus eigener Kraft ganz nach vorn und aufs Podest fahren! Wäre das Rennen nur eine halbe Runde länger gewesen, hätte Henrik ganz oben auf dem Podium gestanden.
Dritter und außerdem Sieger in der kleineren GT3-Klasse wurde Mats Lindén, der ein weiteres Mal ein perfektes Rennen fuhr.

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