Zum zweiten Rennwochenende
in der GTR Saison 2001 sind neben den vielen Porsches, den beiden Ferrari
und der Viper, welche bereits den Saisonauftakt bestritten, nun auch die
beiden TVR Tuscan des Teams Stegia Competition am Start. Hasse Tullsten
will im TVR Tuscan GT2 in der höheren Klasse starten, der GT3 selbigen
Fabrikats wird pilotiert von Kenneth Olsson. Mit den Fahrzeugen aus England
sorgt das Team für optische Highlights, mit dem umgebauten Renntransporter
bietet Stegia Competition – ohnehin in der GTR und dem Umfeld der Serie
für ihre Gastfreundschaft bekannt – auf dem Dach eine „Aussichtsterrasse“,
von der aus Gäste und Racingfreunde das Geschehen auf der Rennstrecke
aus der „ersten Reihe“ betrachten können.
Weiterhin gilt zu bemerken,
dass die GTR sich immer mehr in Richtung internationale GT-Serie entwickelt
und nicht etwa zum Porsche Cup mutiert, wie ein paar Pessimisten vor Saisonbeginn
voraussagten. Auf dem Ferrari 360 Modena von Kari Mäkkinen ist erstmalig
der Flügel montiert, welcher in der FIA-GT verwendet wird (ich befürchte
allerdings, dass das Fahrzeug ansonsten nicht über die gleiche Ausrüstung
wie der Sieg-Ferrari in der N-GT verfügt).
Podium Racing Porsche
Motorsport Schweden startet beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring und
wird dort auch mit Teams aus Deutschland Kontakt aufnehmen, die ihr Interesse
an Gaststarts in der GTR bekundet haben. Die Teilnahme am Mammut-Event
auf der legendären Nordschleife ist die Generalprobe des Teams, das
weitere Starts in internationalen GT-Serien nach Ende der GTR-Saison auf
dem Terminkalender hat.
19. Mai 2001, Qualifikation
Regen hängt in der
Luft und es sieht ganz danach aus, dass die Teams wieder Regenreifen montieren
dürfen, welche die meisten bereits beim freien Training am Freitag
einem ersten Test unterzogen. Der drohende Regen blieb allerdings aus.
Unter den bestehenden Voraussetzungen fuhr Bosse Jonasson im Porsche 993
JPS Bestzeit (1:19.002). Henrik Roos mit der Viper wurde Zweiter, mit einer
Rundenzeit von 1:19.146. Damit konnte das View Sonic Viper Team ziemlich
zufrieden sein, nachdem sie gezwungen waren eine ganze Nacht zu schrauben
und das Getriebe der Viper komplett auszutauschen. Auf das zweite freie
Training am Freitag hatte Henrik aufgrund der Getriebeprobleme bereits
verzichten müssen. Die Straßenlage der Viper war wohl auch beim
Qualifying nicht hundertprozentig.
Thed Björk (1:19.545) und Mats Lindén (1:19:910) stellten den Porsche GT3 RS jeweils auf den dritten respektive vierten Startplatz. Sowohl Eurotech Skandinavia als auch Podium Racing hatten die Porsches entsprechend dem schwedischen Reglement modifiziert (Katalysatoren und Flügel). Mats Lindén und Ulf Stenborg (Podium Racing) fahren weiterhin in der GT3-Klasse, wogegen Thed Björk und der Norweger Marius Erlandsen nun für die GT2 klassifiziert sind, da Eurotech Skandinavia sich entschieden hatte nur geringe Modifikationen an den Fahrzeugen vorzunehmen.
19. Mai 2001, Race 1
Bosse Jonasson erwischte
einen guten Start und konnte seine Führungsposition behaupten. Die
Viper kommt hinter Mats Lindén und Thed Björk als viertes Auto
weg. Nach einigen Runden gelingt es Henrik an beiden Porsche RS vorbeizugehen.
Die Jagd auf den Führenden Bosse Jonasson begann. Die Rundenzeiten
der Viper waren deutlich schneller als die des führenden Porsche,
die „Giftschlange“ tauchte schon bald formatfüllend in Bosses Rückspiegel
auf.
Derweil wird Kenneth
Olsson gezwungen sein Rennen aufgrund eines Plattfuß abzubrechen.
Thorbjörn Holmstedt im Ferrari 360 Modena hatte sich verschätzt
und den TVR Tuscan touchiert. Hasse Tullsten konnte im ersten Rennen gar
nicht an den Start gehen, der GT2-Tuscan havarierte bereits zu Beginn des
Qualiyfing. Kinderkrankheiten gehören bei neuen Autos zum Alltag und
dieses Rennwochenende war schließlich die Premiere für beide
TVR Tuscan.
Ebenso Pech hatte Anders
Levin mit seinem Porsche GT2. Das Fahrzeug ist auf der Strecke für
gewöhnlich ein Hingucker für das Publikum, speziell aufgrund
der zeitweise aus dem Heck züngelnden Feuerflämmchen. Diesmal
spukte der Porsche ein bischen zuviel Feuer, das komplette Heck stand plötzlich
in Flammen. Keine Zielflagge, dafür jede Menge Arbeit für das
Team Easy Mover Racing, um das Auto im zweiten Rennen wieder an den Start
zu bringen. Der Teamkollege Kenneth Eriksson im Porsche 911 RSR Turbo erreichte
einen guten 6. Platz, somit gab es wenigstens ein bischen Trost und sicher
auch ein wenig Extra-Motivation.
Nachdem nur noch vier
Runden zu absolvieren waren, passierte die Viper Bosse Jonasson, der eine
Lücke gelassen hatte. Vermutlich hatte Bosse Henrik Roos erst bemerkt,
als die Viper schon neben ihm war. Bosse versuchte die Lücke zu schließen,
aber dafür war es jetzt zu spät und so krachte er in die Front
der Viper. Daraus resultierte, dass diese sich kurzzeitig neben der Strecke
befand. Bosse Jonasson schnurrte geradeaus ins Gras, parkte den Porsche
dort und gab auf. Henrik Roos fuhr mit der Viper zurück auf die Strecke,
dort noch ein paar schnelle Runden und sah als erster die Zielflagge. Trotzdem
können wir Henrik Roos nur als denjenigen bezeichnen, der eigentlich
das Rennen gewonnen hat.
Bedauerlicherweise gab
es einen Rennleiter, der die Funktion eines einzelnen Richters bekleidete
und grundsätzlich anderer Ansicht war. Der Rennrichter disqualifizierte
Henrik, die Rundenzeiten der Viper wurden gestrichen. Die Begründung
lautete: Henrik habe mit der Viper die Linie auf dem Gras gewählt,
mit der Absicht, auf dieser Spur neben der Strecke am Führenden vorbei
zu ziehen.
Ich weiß nicht,
was der Richter gesehen hat. Ich wage aber zu bezweifeln, dass jemand,
der deutlich schneller fährt – welches speziell mit der Viper dann
möglich ist, wenn die Reifen die richtige Temperatur und somit perfekten
Gripp haben – das Muskelpaket ins Gras lenkt, mit der Absicht zu überholen
und in Führung zu gehen.
Die Auslaufzone neben
der Strecke ist nicht gerade die Ideallinie ...
Alle, die den Vorfall
aus nächster Nähe gesehen haben, bestätigen, dass Henrik
neben der Strecke war, weil Bosse Jonasson beim Versuch selbst auf die
Ideallinie zurückzukehren, die Viper, welche sich prezis auf dieser
Linie neben dem Porsche befand, ins Gras geschickt hat. Wie auch immer
der Rennverlauf gewesen ist – es gibt keine Möglichkeit des Protestes
gegen den Richterbeschluß.
Der Sieger des Rennens
ist somit Mats Lindén, Thed Björk Zweiter, und Johan Sturesson
im Porsche 996 GT3 erbt den dritten Podestplatz.
20. Mai 2001, Race 2
Die Startaufstellung
für das Rennen Nr. 2 am Sonntag ergibt sich aufgrund der, im Samstags-Rennen
gefahrenen Rundenzeiten. Derjenige, der die schnellste Runde in den Asphalt
gebrannt hat, startet von der Pole. In Mantorp Park ist dies auch im Race
2 Bosse Jonasson, dessen Rundenzeit 1:19.710 betrug. Offizielle Angaben
zur besten Runde der Viper existieren nicht mehr, da deren komplette Rundenzeiten
gestrichen wurden. Dies bedeutet, dass das Publikum ein spannendes, Action-reiches
Rennen zu erwarten hat: Henrik Roos in der Viper GTS/R geht vom letzten
Startplatz ins Rennen – einen Platz auf dem Podium im Visier! Und heute
ist es nicht nur das View Sonic Viper Team, welches ihm den Erfolg wünscht
und beide Daumen drückt.
Der Start wird freigegeben,
Bosse Jonasson gelingt es wieder seine Führungsposition zu halten.
Leider betrachetet der Motor seines Porsche 993 JPS mit dem Traumstart
seine Aufgabe als erfüllt und geht bereits in der ersten Runde hoch.
Dies ist nicht das Wochenende an dem Fortuna Bosse Jonasson ein Lachen
schenkt. Schade, er ist ein wirklich guter Pilot, der beherzte Rennen und
richtig schnell fährt. Zwei Punkte für die Pole Position sowohl
Samstag als auch Sonntag bleiben diesmal der einzige Lohn.
Bosse muss sein Rennen
beenden, Mats Lindén und Thed Björk bilden nun allein die Spitzengruppe,
hinter sich eine riesige Lücke zum Rest des Feldes. Wie erwartet,
hat Henrik Roos bereits in der ersten Kurve ein paar Plätze gut gemacht.
Jede Runde, insgesamt werden deren 12 beim Sprintrennen in Mantorp Park
gefahren, lässt die Viper ein paar Fahrzeuge hinter sich. Faszinierend,
der „Schlange“ zuzuschauen, wie sie ein Auto nach dem nächsten überholt.
Es sieht aus, als könnte das schnelle Muskelpaket dies ohne die geringste
Anstrengung tun, nachdem die Reifen der Viper auf Temperatur gebracht sind.
Nach der halben Renndistanz
liegt die Viper bereits an dritter Stelle. Die Lücke zu Mats Lindén
ist dennoch recht groß und es macht nicht den Anschein, dass die
zwei Porsche GT3 RS langsam sind. Beide, Mats und Thed fahren relativ gleich
schnell, die mittleren Geschwindigkeiten betragen 137,267 respektive 137,613
km/h. Die Viper fährt im Durchschnitt 137,533 km/h. Dies bedeutet,
die Durchschnittsgeschwindigkeit von Thed Björks Porsche ist höher
als die der Viper. Mats Lindén’s schnellste Rundenzeit beträgt
1:20.711, die von Thed Björk 1:20.533. Aber es ist wieder Henrik Roos,
der mit der Viper den Streckenrekord bricht: 1:18.918 !!!
Der bisherige Streckenrekord
auf der 3106 m langen Rennstrecke in Mantorp Park wurde 1999 in der GTR
von Marcus Gustavsson im Porsche 911 Turbo gefahren. Die Rundenzeit lautete
1:19.359.
Im vierten Teilrennen
der GTR Saison 2001 überholt Thed Björk gegen Ende des Rennens
Mats Lindén und fährt damit den Sieg nach Hause. Henrik Roos
passiert einen Wimpernschlag später, näherungsweise Seite an
Seite mit Thed Björk die Ziellinie. Um die richtige Antwort auf ungerechte
Behandlung zu geben, sollte man tun, was Henrik Roos heute getan hat –
vom letzten Startplatz aus eigener Kraft ganz nach vorn und aufs Podest
fahren! Wäre das Rennen nur eine halbe Runde länger gewesen,
hätte Henrik ganz oben auf dem Podium gestanden.
Dritter und außerdem
Sieger in der kleineren GT3-Klasse wurde Mats Lindén, der ein weiteres
Mal ein perfektes Rennen fuhr.