Die Ford GT 40 Story
21.12.01
Text und Fotos von Udo Klinkel
Beim diesjährigen
AvD Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring kam es für mich zu
einem Wiedersehen mit einem "alten Freund". Die Rede ist von einem der
schönsten und erfolgreichsten Sportwagen, die je für den Rennsport
gebaut wurden: Der Ford GT 40.
Nachdem Paul Ingram seinen Mk.I, Baujahr 1965, schon am Freitag beim AvD Historic Marathon über die Nordschleife chauffiert hatte, stand beim Rennen der "European Sports Prototype Trophy" um den Preis der Porsche A.G. der in den klassischen Gulf Farben gehaltene GT 40 von Martin Colville am Start.
Paul Ingram im Adenauer Forst |
Berühmte Namen zieren dieses Exemplar. |
Martin Colvilles wunderschönes Exemplar des 1965er Mk.I |
1965er Mk.I |
Die Hauptgegener von damals waren auch hier wieder dabei: Lola-Chevrolet T70 und die verschiedenen Porsche Versionen vom 906 bis zum 908. Mit Ferrari und Chapparal wäre das Feld perfekt gewesen...
Schauen wir zurück auf die Glanzzeit unseres Hauptdarstellers: die sechziger Jahre. Im Sommer 1962 setzte sich Henry Ford II in Kopf, die Dominanz Ferrari's bei den großen Sportwagenrennen zu brechen, vornehmlich hieß das Ziel Le Mans. Das neue Reglement, das eine Prototypen Kategorie ohne Hubraumbeschränkung vorsah, kam diesem Vorhaben entgegen und mit Eric Broadley's Lola Cars fand man schnell den geeigneten Partner, denn in dessen Rennwagenschmiede, damals kaum mehr als eine Garage im britischen Slough, entstand zur gleichen Zeit ein Prototyp (der Lola GT von 1963), der genau ins Konzept von Ford Konstrukteur Roy Lunn paßte. Lola wurde kuzerhand für ein Jahr übernommen, John Wyer von Aston Martin abgeworben und schon ging's an die Arbeit. Am 1. April 1964 war das Auto fertig, der erste GT 40 (dessen Name sich von seiner Höhe von 40 Zoll ableitet) wurde der Rennsportöffentlichkeit vorgestellt.
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Der erste Renneinsatz ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Beim 1000 KM Rennen auf dem Nürburgring am 31. Mai 1964 stand der wunderschöne, schwarz-weiß lackierte Wagen mit der Startnummer 140 am Start. Und mit Bruce McLaren und Phil Hill saßen erfahrene und nachweislich schnelle Piloten am Steuer. Ich selbst erlebte dieses Rennen als kleiner Junge (mehr dazu bei www.motorsportphotos.de) und hatte keine Ahnung, welcher Premiere ich da beiwohnte... Der Wagen kam nicht ins Ziel, nach 15 Runden kollabierte die Aufhängung, aber der zweite Platz im Training mit sechs Sekunden Respektabstand zum Ferrari 275P von John Surtees und Lorenzo Bandini, sowie die bis zum Ausfall saubere Vorstellung im Rennen gab bei Ford zu Hoffnung Anlaß. |
Aber es sollte doch bis zum Frühjahr des nächsten Jahres dauern, bis die ersten Erfolge zu verzeichnen waren. Beim 2000 KM Rennen von Daytona erzielten Lloyd Ruby und Ken Miles den ersten Sieg, allerdings gegen schwache Konkurrenz. Der 2. Platz in Sebring beim 12-Stunden Klassiker war schon höher einzuschätzen, ebenso Platz 3 beim 1000 KM Rennen in Monza. Der zweite Anlauf in Le Mans scheiterte aber genauso, wie der erste ein Jahr zuvor: alle sechs (!) Autos schieden aus.
Inzwischen wurden GT 40 Sportwagen auch von anderen Rennwagenbauern in Lizenz hergestellt, so von Alan Mann Racing in England oder von Shelby American in den USA. Eine Gruppe Privatfahrer stattete sich mit dem schnittigen Flitzer aus und setzte ihn bei allerlei kleineren Rennen, vornehmlich in England ein. Der Australier Paul Hawkins und Peter Sutcliffe aus England gehörten zu den erfolgreichsten "Privaten" im GT 40.
Beim 1000 KM Rennen 1966 entstanden die folgenden Aufnahmen (mit Bitte um Nachsicht, was die Qualität angeht...aber mit 12 Jahren hatte man damals noch eine eher bescheidene Fotoausrüstung.)
Die von "Essex-Wire" gemeldeten GT 40 von Revson/Scott & Neerpasch/Whitmore an den Nürburgring Boxen. |
Mike Spence & Richard Bond wurden Zwölfte.
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Der Ford France GT 40 mit Jo Schlesser und Guy Ligier im Hatzenbach. Die Franzosen retteten die Ford Ehre mit einem fünften Platz. |
Erster Le Mans Sieg für Chris Amon und Ford |
Im Jahr 1966 gelang dann
aber doch der Durchbruch. Schon die beiden USA Rennen in Daytona (24 Stunden)
und Sebring wurden überlegen gewonnen, wieder hießen die Sieger
Ken Miles und Lloyd Ruby. Bei der Targa Florio, den 1000 KM Rennen von
Spa und am Nürburgring kamen nur "Semi-Werkswagen" zum Einsatz (Ford
France, Essey Wire).
Aber in Le Mans wollte man es dann wissen. Ein Großaufgebot von acht 7-Liter Mk.II Werkswagen ging an den Start, dazu die Mk.I 5-Liter Versionen der Privatfahrer. Diesmal mußte es einfach gelingen, Ford wollte um jeden Preis dieses so prestigeträchtige Rennen für sich entscheiden. Drei Autos überlebten die 24 Stunden Schlacht, nur drei, aber diese belegten die ersten drei Plätze - endlich am Ziel, Henry Ford konnte sich gratulieren. Aber man hatte auch einen ungeheuren Aufwand betrieben, der heute unvorstellbar ist. Oder kann sich jemand acht Werks Audis in Le Mans vorstellen? |
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Ein Jahr später
wiederholten Dan Gurney und A.J. Foyt den Le Mans Triumph. Für Dan
Gurney (Foto links), der bei dieser Gelegenheit das Champagnerspritzen
auf dem Siegerpodium erfand, einer der Höhepunkte seiner Karriere.
Gleich im Anschluß an dieses Rennen wurde das neue Reglement für 1968 bekanntgegeben. Prototypen durften nur noch 3 Liter Hubraum haben, Sportwagen wurden auf 5 Liter begrenzt, was den sofortigen Rückzug der 7 Liter Fords bewirkte. Der GT 40 Mk.I wurde 1968 aber wieder an den Start gebracht, jedoch nicht als offizieller Werkswagen, sondern in den Gulf Farben und unter Regie des John Wyer Teams. In Monza und Spa konnte man gewinnen. |
Am Nürburgring reichte es 1968 nur zu Platz drei und sechs - zu stark war die Porsche Streitmacht auf der Nordschleife.
Das Hobbs/Redman Auto im Fahrerlager. |
Jacky Ickx & Rennleiter David Yorke, 1968. |
Im Nürburgring Fahrerlager 1968 |
Im amerikanischen Watkins Glen siegten die Fords erneut, Jacky Ickx und Lucien Bianchi steuerten den Siegerwagen.
Pedro Rodriguez Das Siegerauto an den Boxen |
Dann ging's nach Le Mans.
Die 68er Ausgabe der "24 Heures" mußte wegen politischer Unruhen
in Frankreich verschoben werden und fand erst Ende September statt.John
Wyer hatte für dieses Rennen Pedro Rodriguez verpfichtet und der Mexikaner
enttäuschte ihn nicht. Mit Co-Pilot Bianchi gewann er das Rennen für
das Wyer-Team - der dritte Le Mans Erfolg für Ford.
Ein weiteres Jahr später gelang es Jacky Ickx im bisher wohl spannendsten und knappsten Le Mans Rennen den vierten Sieg für Ford nach Hause zu fahren. Dazu mußte sich der Belgier ein über mehrere Stunden führendes Duell mit Hans Herrmann im Porsche 908 liefern. Seit dem Vormittag lagen die beiden Konkurrenten dicht zusammen. Während der letzten Stunde wechselt die Führung laufend, die beiden Fahrer schenken sich nichts, denn es ging um den Sieg in Le Mans! Das denkwürdige Duell endete mit einem 100-Meter-Vorsprung-Sieg des Belgiers! Hans Herrmann aber, der so knapp geschlagene, holte sich ein Jahr später doch noch den ersehnten Erfolg an der seite von Richard Attwood im Porsche 917 - und beendete daraufhin seine langjährige und so erfolgreiche Karriere. Der Ford GT 40 aber war in die Jahre gekommen, eigentlich ein schon antiquiertes Auto. Es war nur folgerichtig, die Laufbahn dieses Klassikers nach dem Le Mans Erfolg zu beenden. Die Privatfahrer fuhren ihren GT 40 noch weiter und heimsten bei den kleineren Rennen noch so manchen Pokal ein, werksseitig aber wurden die Autos nie mehr eingesetzt. |