Der Scuderia-Filipinetti Ferrari 512 von Parkes/Müller im Fahrerlager.
1970 war das Jahr des großen Zweikampfes auf dem Sportwagensektor zwischen Ferrari und Porsche. Noch im Vorjahr dominierten die "kleinen" Prototypen, Porsches 908 war das Maß der Dinge, Ferrari hatte mit dem 312P kaum eine Chance, da der Wagen sich als nicht zuverlässig genug erwies. Außerdem waren die Italiener dem Großaufgebot der Zuffenhausener einfach nicht gewachsen - oft stand ein 312 P einer ganzen Armada von 908ern gegenüber, wie auch beim 1969er 1000 KM Rennen (einen persönlichen Bericht darüber findet man bei Malcolm Cracknells www.sportscarworld.com unter "history").
Dies sollte nach den Vorstellungen Ferraris' 1970 anders werden, die Waffe gegen Porsches Supersportwagen 917 hieß 512 S und wurde schon bei den amerikanischen Rennen in Daytona und Sebring an den Start gebracht. Porsche hatte den Einsatz seiner Werkswagen dem britischen John Wyer Rennstall anvertraut. Ein zweites Werksteam wurde unter der Bewerbung von Porsche Salzburg eingesetzt. 1:1 hieß es nach den beiden ersten Rennen, Porsche gewann mit Rodriguez/Kinnunen/Redman in Daytona, während Ferrari in Sebring mit Vaccarella/Giunti/Andretti die Nase vorn hatte. Die nächsten Runden aber gingen eindeutig an Porsche, in Brands Hatch und Monza siegten die 917er recht deutlich. Auch den Sieg bei der Targa Florio ließ sich Porsche nicht nehmen. Da diese Strecke für die großen 5-Liter Boliden untauglich war, setzte man den 908.03 Spyder ein, das ideale Auto für die engen und kurvenreichen sizilianischen Landstraßen. Doppelsieg auch hier, nachdem sich Ignazio Giunti im einzigen Werks-Ferrari 512S in der letzten Runde noch dem entfesselt fahrenden Leo Kinnunen beugen mußte. Trotzdem zeigte der schwere 512 S in Sizilien eine ausgezeichnete Leistung, Porsches Vorteil durch den Einsatz des 908 war deutlich geringer, als vorher angenommen. Beim nächsten Lauf in Spa siegte Porsche erneut, diesmal wieder mit dem 917. Siffert/Redman setzten sich gegen Ickx/Surtees im Ferrari durch.
John Surtees war 1970 wieder "heimgekehrt",
nachdem er sich vier Jahre zuvor im Streit von den Italienern getrennt
hatte. Auch beim 1000 KM Rennen saß der britische Exweltmeister
und Nürburgring-Spezialist am Steuer eines 512. Als Copilot
war ursprünglich Peter Schetty vorgesehen. Nach seinem Trainigsunfall,
bei dem der Schweizer den 512 mit der Startnummer 56 in einen Haufen Schrott
verwandelt hatte, war dieser zum Zuschauen verurteilt. Surtees wechselte
auf den Wagen Nr. 57 mit Nino Vaccarella als Copilot. Der andere
noch verbliebene Ferrari wurde von Ignazio Giunti und Arturo Merzario
gesteuert.
Schettys Ferrari nach dem Crash - ein Haufen teurer Schrott! |
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Ein weiterer 512 mit Mike Parkes
und Herbert Müller war in den Farben der Schweizer Scuderia Filipinetti
unterwegs.
Porsche hatte sich wiederum für
den Einsatz des 908.03 entschieden. Die Wyer-Autos steuerten wie gewohnt,
Pedro Rodriguez/Leo Kinnunen und Joseph Siffert/Brian Redman. Die "Salzburger"
wurden Hans Herrmann/Richard Attwood und Vic Elford/Kurt Ahrens anvertraut.
Alfa Romeo hatte vier 33.3 Prototypen gemeldet, aber nur einer erschien. Der Wagen wurde von Piers Courage und Rolf Stommelen gefahren.
Das Training wurde überschattet vom tödlichen Unfall des Finnen Hans Laine, der mit dem 908.02 des AAW Teams kurz vor Trainingsschluß am Ende der Geraden auf der "Döttinger Höhe" von der Strecke abkam und sich mehrfach überschlug. Mit einer 8'14er Zeit hätte der Wagen auf dem 8. Startplatz gestanden.
Trainingsergebnis:
1. Joseph Siffert/Brian Redman
Porsche 908.03 7'43.3
2. Pedro Rodriguez/Leo Kinnunen
Porsche 908.03 7'44.2
3. Vic Elford/Kurt Ahrens
Porsche 908.03 7'48.2
4. Hans Herrmann/Richard Attwood
Porsche 908.03 7'57.1
5. Rolf Stommelen/Piers Courage
Alfa Romeo T33.3 8'00.5
6. Ignazio Giunti/Arturo Merzario
Ferrari 512 S 8'01.7
7. John Surtees/Nino Vaccarella
Ferrari 512 S 8'12.1
8. Mike Parkes/Herbert Müller
Ferrari 512 S 8'15.9
9. Helmut Kelleners/Jürgen
Neuhaus Porsche 917 8'17.0
10. Helmut Marko/Gerard Larrousse
Porsche 908.02 8'21.5
Kaum Hoffnung auf einen Gesamtsieg für Ferrari, die kleinen Porsche Prototypen waren deutlich schneller, wie das Trainingsergebnis zeigt. Selbst der Alfa stand noch vor dem besten Ferrari. Den einzigen 917 im Rennen fuhren Eigner Jürgen Neuhaus und Helmut Kelleners, nachdem der AAW 917, der für Sten Axelsson und Pauli Toivonen vorgesehen war, wegen des Laine-Unfalls zurückgezogen wurde.
Nach der ersten Rennrunde führt
Pedro Rodriguez bereits mit 14 Sekunden Vorsprung das Feld an. Zweiter
ist anfangs der gut gestartete Ignazio Giunti, der es den anderen 908ern
schwer macht, vorbeizugehen. Dies gelingt Siffert und Elford aber schon
im Verlauf der nächsten Runde, dahinter hat es Hans Herrmann mit John
Surtees und Mike Parkes zu tun und auch Larrousse im Dechent-Porsche 908.02
kann gut mithalten. Giunti scheidet schon in der dritten Runde mit defekter
Benzineinspritzung aus.
Damit ruhen alle Ferrari Hoffnungen
auf dem Auto Nr. 57 mit dem Surtees aber kurz darauf an der Box steht,
um ein Lenkungsproblem beheben zu lassen. Vaccarella übernimmt für
einige Runden, fährt aber außerplanmäßig früh
wieder bei seinen Mechanikern vor und beklagt das schlechte Handling des
Wagens.
Inzwischen hat Siffert Boden gut gemacht und Rodriguez eingeholt. Da beide Wyer-Porsche dicht hintereinander fahren, kommen sie auch gemeinsam zum ersten Boxenstop herein - sie nacheinander vorfahren zu lassen, ist wegen der langen Strecke nicht möglich, man hätte riskiert, ohne Benzin liegenzubleiben. Die Spitzenreiter verlieren also Zeit in den Boxen, was es Ahrens ermöglicht zu dem jetzt im Wagen Nr. 21 sitzenden Kinnunen aufzuschließen. Redman geht erst mit Verspätung auf die Reise, aber alle Porsches liegen noch vor der italienischen Konkurrenz. Kinnunen, der noch unter dem Schock des Laine-Unfalls leidet, fährt unkonzentriert und befördert den Porsche irreparabel von der Strecke.
Jetzt führt Ahrens vor Redman
und Attwood, dahinter schon der Filipinetti Ferrari mit Herbert Müller
am Steuer, sowie Marko, der Larrousse im Dechent-Porsche abgelöst
hatte. Dann folgt der Alfa Romeo noch vor Surtees, der aber die verlorene
Zeit schnell aufholt. In der 12. Runde muß Piers Courage den Alfa
mit Aufhängungsdefekt abstellen, während Redman die Spitze übernimmt.
Aber auch der zweite Wyer-Porsche sieht keine Zielflagge, Ausfall in der
23. Runde wegen mangelndem Öldruck.
Damit ist der Weg frei für
die beiden Salzburg-Porsche, die das Rennen in Ruhe nach Hause fahren
können. Elford/Ahrens gewinnen vor Herrmann/Attwood. Der dritte Platz
geht an Surtees/Vaccarella. Der Brite holt während des letzten Rennviertels
zuerst den Larrousse/Marko 908 und auch den Parkes/Müller 512 ein.
Noch einmal eine großartige Leistung des zweifachen 1000 KM Siegers
(1963 und 1965).
Dieser Sieg brachte Porsche den vorzeitigen Titelgewinn. Jetzt galt es nur noch, auch in Le Mans zu gewinnen, was Hans Herrmann und Richard Attwood in einem verregneten Le Mans auch schafften. Für Hans Herrmann, der nach dem Rennen seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport bekanntgab war es der größte Erfolg seiner langen Karriere.
Pl. Nr. Piloten
Fahrzeug
Team
Runden/Zeit
1. 22 Vic Elford
/ Kurt Ahrens Porsche 908/03
Porsche Salzburg 44 6:05:21,200
2. 15 Hans Herrmann
/ Richard Attwood Porsche 908/03
Porsche Salzburg 44 6:10:34,800
3. 57 John Surtees
/ Nino Vaccarella Ferrari 512S Spyder Spa Ferrari SEFAC
43 6:10:36,200
4. 58 Herbert
Müller / Mike Parkes Ferrari 512S
Scuderia Filipinetti 42 6:05:35,900
5. 1 Gérard
Larrousse / Helmut Marko Porsche 908/02
Martini Racing 42
6:09:31,500
6. 2 Rudi
Lins / Willy Kauhsen Porsche
908/02 Martini Racing
42 6:13:27,200
7. 11 Karl von
Wendt / Gerd Koch Porsche 908/02
German BG Racing Team 41 6:06:56,100
8. 4 Sepp
Greger / Helmut Leuze Porsche 908/02
Asahi Pentax Racing 40 6:08:01,400
9. 29 André
Wicky / Mario Cabral Porsche 907
Wicky Racing Team 39 6:09:53,600
10. 24 Yves Deprez
/ Julian Vernaeve Chevron B16 Mazda Levi's
International 39 6:12:35,800
11. 17 Basche
/ Neuhaus / Kelleners Porsche 908/02
Gesipa Racing Team 38 drive shaft
12. 10 Toni Fischhaber
/ Helmut Schmid Porsche 906 spyder Scuderia Auto-Neuser
38 6:14:38,800
13. 31 Mark König
/ Tony Lafranchi Nomad Mk.2 BRM
Mark König
37 6:05:27,700
14. 79 Dieter
Fröhlich / Pauli ToivonenPorsche 911S
Chiquita Fruits 37
6:07:32,500
15. 84 Erwin Kremer
/ Günther Huber Porsche 911S
Auto Kremer
37 6:07:32,700
16. 85 C. Schickentanz
/ H.-J. Stuck Porsche 911S
Oldenkott
37 6:13:23,700
17. 67 Roger Heavens
/ Mike Garton Chevron B8 BMW
Roger Heavens 37
6:13:32,000
18. 92 Georg Loos
/ Franz Pesch Porsche 911L
Gelo Racing Team 36 6:06:48,200
19. 88 Robert
Huhn / Schwarz
Porsche 914/6 Scuderia Lufthansa
36 6:06:53,000
20. 93 Peter Kaiser
/ G. Steckkönig Porsche 914/6
Hahn Motors
36 6:06:53,900
21. 101 Alexander Nolte
/ W. Christmann Porsche 914/6
Hulpert & Co.
36 6:10:47,600
22. 60 Piers Forrester
/ A. de Cadenet Ford GT40
Ecurie Evergreen 35 5:44:16,500
23. 96 Gerd Quist
/ Dieter Krumm Porsche 914/6
Autohaus Max Moritz 35 6:13:07,800
24. 95 J.M. Jacquemin
/ W. Scheeren Alpine A110 Renault Jean-Marie Jacquemin
35 6:15:28,100
25. 83 Claude
Haldi / Eric Chapuis Porsche 911S
Claude Haldi
34 6:12:16,400
26. 91 Bernd Becker
/ Clever Porsche
911S Bernard Becker
34 6:13:21,900
27. 42 D. Weizinger
/ W. Bisterfeld Alfa Romeo GTA
Wiezinger
34 6:15:09,100
28. 94 Peter Otto
/ Jorg Klasen Alfa Romeo GTA
Jorg Klasen
34 6:15:37,600
29. 97 David Weir
/ Mike Ogier Porsche 911T
Ecurie Evergreen 32 6:06:59,700
30. 69 James Tangye
/ Paul Vestey Chevron B8 BMW
Worcestershire Racing 32 6:08:37,300
31. 73 Edward
Negus / Brian Joscelyne Chevron B8 BMW
Edward Negus
30 6:04:23,700
32. 43 Stanley
Robinson / J. Blankney Unipower GT BMC
Stanley Robinson 29 6:09:17,300
33. 28 Andy Mylius
/ Gerry Birrell Gropa CMC Ford
AM Graphics Racing 28 4:36:00,800
34. 26 John Bridges
/ Peter Lawson Chevron B16 Ford
Red Rose Racing 28
4:39:32,800
Did not finish:
66 Nikolaus Killenberg
/ Georg Bialas Chevron B8 BMW
J. Killanberg 24 Unknown
20 Jo Siffert / Brian
Redman
Porsche 908/03 John Wyer
22 Oil pr.
38 Jeremy Richardson
/ Alistair Cowin Daren Mk.2 Ford
Peter Richardson 22 Engine
70 Willy Meier / Mario
Ilotte Porsche
910 Wicky Racing
Team 21 Unknown
68 John Bamford / Peter
Creasey Chevron B8 BMW
Worcestershire Racing 20 Fuel leak
23 Hans-Dieter Blatzheim
/ Ernst Kraus Porsche 907 Spyder Blatzheim
19 Mechanical
64 Peter Taggart / Tony
Goodwin Chevron B8 BMW
Peter Taggart 15Accident
81 Peters / Eymann
Ford Shelby GT350
13 Engine
12 Keith Grant / Peter
Gaydon Brabham
BT8 Climax Victor Bussiness 12 Unknown
16 Hannelore Werner
/ Mike Kranefuss Ford Capri RS Turbo Michael May
12 Oil loss
32 Guy Edwards / Roger
Enever Astra
RNR2 Ford Philips Autoradio 12
Suspension
6 Rolf Stommelen
/ Piers Courage Alfa Romeo T33/3
Autodelta Spa 11 Shock absorber
21 Pedro Rodriguez /
Leo Kinnunen Porsche 908/03
John Wyer Automotive11 Accident
54 Jürgen Neuhaus
/ Helmut Kelleners Porsche 917K
Gesipa Racing Team 9 Wheel bearing
72 Peter Humble / Martin
Blackie Chevron B8 BMW
Peter Humble 7 Accident
100 Becker / Franz Thiessen
Porsche 911S
7 Unknown
19 Lius di Palma / Carlos
Marincovitch Berta LR Ford
Oreste Berta 5 Water leak
14 Max Wilson / Mac
Daghorn
Lola T70 Mk.3P BRM Max Wilson
4 Unknown
75 John L'Amie / Tommy
Reid
Porsche 910 Northern
Ireland 4 Accident
55 Ignazio Giunti /
Jackie Ickxs Ferrari 512S
Spa Ferrari SEFAC 2 Fuel injection
Did not start:
G. Kretschi
/ Moscatelli Alfa Romeo GTA
Teddy Pilette
/ Taf Gosselin Lola T70 Mk.3 Chev Racing Team VDS
Differential
18 Gijs van Lennep /
Hans Laine Porsche 908/02
Racing Team AAW Accident
56 Peter Schetty / John
Surtees Ferrari 512S Spyder Spa Ferrari SEFAC
Accident
In entry list only:
Jean-Pierre Beltoise / Pescarolo Porsche 908/03 Martini Int. withdrawn
(Rennergebnis aus der Datenbank von Martin Krejci)