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23.7.2000 ; von H.Gallinnis
Fotos: H. Gallinnis

 6.FIA-GT-Runde in Zolder

Leider fand das Meeting ohne den KRT-Lamborghini statt, der dann doch nicht zum Rennen erschien. Auch die vormals genannte Mannschaft von Chamberlain, immerhin 4. in der Team-Wertung, fehlte. Dagegen waren die Ferrari 550 von First-Racing und die 360 Modena von JMB wieder präsent.
Julian Bailey im Newcastle-Lister stellte sich auf die Pole-Position zum Rennen im Zolder. Er konnte diese erst in letzter Sekunde sichern, nachdem er erst gegen Ende der Session eine freie Runde mit seinem Lister Storm finden konnte. Zweiter wurde die Hezeman-Viper und in der Reihe dahinter fanden sich die erste Belmondo-Viper und der "Rinderwahn-Lister" wieder. Die dritte Reihe belegten der auch im letzten Jahr überraschend starke Marcos und die 2. Belmondo-Viper.

Hezemans Viper
Schnellste Zeit im Warm-Up - und doch nicht das Rennen der Hezemans-Viper

Im Warmup fuhr die Viper des Hezemans-Teams die beste Zeit, noch vor den Lister. Den Start des Rennens traten dann nur 28 Fahrzeuge an, da der Porsche Nr. 56 aufgrund eines Getriebeproblems nicht starten konnte. Wetter: trocken und bewölkt bei ca. 15°C später sonnig und wärmer - etwa 11000 Zuschauer.


Start zu den 3h von Zolder

Beim Start vor schätzungsweise 11000 Zuschauern, bei anfangs bewölktem und später sonnigem Wetter, konnte der Newcastle Lister von Julian Bailey seine Startposition halten, während der Rinderwahn-Lister mit Startfahrer Tiff Needell sich dem Marcos von Cor Euser beugen musste. Dagegen ging Marc Duez in der Belmondo Viper am Oranjebowen-Viper vom Hezemans-Team vorbei, während Paul Belmondo in der 2. gelben Viper die Gruppe der Spitzenfahrzeuge abschloss. In der ersten Runde beharkten sich diese Fahrzeuge aufs allerfeinste, während es dahinter die ersten Ausfälle gab. So wurde der Ferrari 550 Millennio mit abgesprungenem Wasserpumpenantriebsriemen kochenderweise in die Boxengasse geschoben, während die beiden 360 Maranello das Feld in der N-GT gnadenlos vor sich herjagten. In der 5. Runde wurde der Wieth-Porsche von Nico Wieth am Ende der Start& Zielgerade mit überbordenden Öltemperaturen abgestellt. Der Konrad-Porsche wurde dagegen in der 6.Runde zu einem Strafstop wegen Frühstarts verurteilt, die er in der 10. Runde absaß. Derweil hatte in der 5. Runde Cor Euser die Viper von Mike Hezemans kassiert und machte sich weiter auf die Verfolgung der zweit-plazierten Viper von Marc Duez.


Enger Kampf um Platz 2 hinter dem Lister in der ersten Stunde zwischen dem Marcos und den beiden Vipern

In der N-GT-Klasse hatte sich Luca Riccitelli auf dem nagelneuen Chassis des RWS-Teams (Chassisnr.083) in Front gefahren, dicht verfolgt von Patrick Goueslard im Labre-Porsche. Gemeinsam fielen die beiden Wagen sogar am Rennanfang über die Racing-Box Viper her und führten das Feld der N-GT in der Anfangsphase deutlich an. Dahinter folgten mit Respektabstand der ART-Porsche und die beiden gelben G-Force-Porsche. Diese Gruppe wurde allerdings gesprengt, als der italienische 996 und der Porsche Nr. 50 in der Villeneuve-Schikane kollidierten, was für den Wagen von Wallinder & Smith einen längeren Boxenhalt zur Folge hatte.


Die beiden Hauptprotagonisten des N-GT-Rennens: Riccitelli im RWS-Red Bull Porsche und Goueslard im Labre-Porsche

Etwa zu diesem Zeitpunkt (Hezemans hatte sich wieder den Marcos gekauft und war wieder auf Platz 3) drehte sich der Rinderwahn-Lister das erste Mal auf der Strecke. Tiff Needell begann zunehmend Bremsprobleme zu entwickeln, die nur wenige Runden später in einen 2. Dreher mündeten.

In der 19. Runde kam Cor Euser an die Box, da er sich bei einem Verbremser einen Bremsplatten eingefangen hatte. Harald Becker wurde von dem verfrühten Stop völlig überrascht: "Ich war noch hinten im Wohnmobil um mich anzukleiden, als Cor wegen dem Reifen viel früher als geplant in die Box kam, deshalb hat es etwas länger gedauert, bis ich im Auto gesessen habe. Außerdem ist ihm wohl auch zu warm gewesen im Wagen; es ist so heiß im Marcos, das kannst du dir kaum vorstellen", gab ein sichtlich durchschwitzter Harald Becker nach seinem Stint zu Protokoll.

In der 30. Runde schließlich übergab Needell an Nicolaus Springer. Zuvor hatten sich die beiden Freisinger-Porsche am Rinderwahn-Lister vorbeigemogelt. Jedoch begann auch Springer bald die Auswirkungen der nachlassenden Bremsen zu spüren. Nach einem Ausritt und einem Dreher begab sich der aus dem Formel- und historischem Rennsport aufgestiegene Deutsche an die Box um bei einem längeren Stop die Bremsen entlüften zu lassen. Zeitgleich verlor David Hart im orangen Viper die 3. Position an die 2. Belmondo Viper, die Boris de Richebourg pilotierte.


Die Bremsen waren der Schwachpunkt der Lister: für den Rinderwahn-Lister kam dann zu Rennmitte das Aus

Während der Lister Nr. 15 aufgrund seiner technischen Probleme in den Niederungen des Feldes versackte, fiel in der 50 Runde die Hezemans-Viper aus. "Der Reifen ist mir explodiert und dann hab ich mich in den Kies gedreht." war David Harts knappe Zusammenfassung der Ereignisse. Davor hatte der Konrad-Porsche sich nach längerer Reparatur eines gebrochenen Auspuffs aus dem Kampf um die Punkteränge verabschiedet. Der Lister von Springer und Needell wurde nach einem weiteren Dreher in Runde 52 sicherheitshalber zum persönlichen Rennende an die Box geholt . Derweil hatte sich Harald Becker im Marcos aus den Niederungen des Feldes wieder bis auf Platz 6 nach vorne gearbeitet. In der N-GT-Klasse hatte Luca Riccitelli eine komfortable Führung im RWS-Porsche auf den meisterschaftsführenden Labre-Porsche aufgebaut. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hans Wilhelms übernommen, der die Strecke von Zolder noch bestens als letztjähriger Marcos-Pilot in der Belcar kannte. Auf dem Foto unten ist er hinter seinem ehemaligen Team-kollegen Cor Euser zu sehen, dahinter der 2. starke Freisinger-Porsche mit Ernst Palmberger (zu diesem Zeitpunkt 7.) und einer der G-Force-Porsches.


Starke Performance dieser 4 Fahrzeuge

Überhaupt hatte die Freisinger-Mannschaft wieder einen ihrer starken Tage. Während die beiden Lead-Fahrer Wolfgang Kaufmann und Yukihiro Hane jeweils die Anfangs und End-Stints fuhren, waren Kaufmann-Partner Longin (der Belcar-Pilot fuhr, weil Bob Wollek in Sears Point im Einsatz war) und Palmberger zu Mitte des Rennens dran. Mit konstanten Zeiten und ohne viele Zwischenfälle (jewils 1 Dreher zu Rennmitte) konnte man sich kontinuierlich an die Spitze arbeiten und hatte nach Zwei Dritteln der Distanz die Plätze 4 und 5 konstant in Beschlag.


Wolfgang Kaufmann wird für eine weitere Hetzjagd auf die Vipern vorbereitet

In Runde 74 übernahm wieder Julian Bailey den Lister von Jamie Campbell-Walters, der ihn noch vor nachlassender Bremswirkung warnte, allerdings vergebens! Kaum eine Runde später rutschte Bailey kurz in den Kies und musste anschließend Marc Duez im Belmondo Viper passieren lassen. "Ich hatte vorne quasi keine Bremswirkung mehr und musste jede Kurve einige Meter früher anbremsen und bei vielen Kurven vorher sogar herunterschalten. Ich hatte fast keine Möglichkeit mehr andere Autos zu überholen oder zu überrunden" gab Bailey nachher auf der Pressekonferenz zu Protokoll. Dies führte dazu, daß auch Vincent Vosse in der 2. Viper wieder näher herankam und bei mehereren Gelegenheiten sogar zum Überholen ansetzte. Beim ersten Versuch, nach einem neuerlichen Lister-Ausrutscher, kollidierte Vosse leicht mit der Racing Box-Viper, der 2. Versuch schlug ebenfalls fehl.

Aufgrund der Fahrweise im ersten Stint, wo Vosse Probleme mit den Reifen hatte, hatte sein Team allerdings einen höheren Verbrauch an der Viper in Kauf genommen, der sich nun rächte: 3 Runden vor Schluß mußte die 3.plazierte Viper zu einem Splash&Go hereinkommen. Die Belmondo Mannschaft konzentrierte sich darauf dem Wagen die 3. Position zu sichern, da man ja sowieso mit dem anderen Wagen in Führung lag. Was für Gesichter die Mannschaft machte, als dieser auf den Monitoren mit nur noch 3 Rädern am Fahrzeug zu sehen war, kann man sich daher bildhaft vorstellen! Duez hatte 2 Runden vor Schluß ein Rad verloren und sich dann auch noch gedreht. Der Belgier brachte sein Fahrzeug im Schrittempo um den Kurs und stoppte kurz vor der Ziellinie, um nicht in der letzten Runde auch noch auszufallen, oder entgültig mit jemandem zu kollidieren.

Julian Bailey später zur Situation:" Irgendwann fehlte plötzlich die gelbe Viper hinter mir, statt dessen sah ich eine kurz am Streckenrand stehen, wollte da aber nicht genau hinsehen welche es war. Kurz vor dem Ende war wieder eine vor mir und ich dachte dies sei der Rennführende. Als ich die Zielflagge bekam war ich im Glauben den 2. Platz zu haben, daher war das "P1" auf der Tafel meiner Crew natürlich eine ziemliche Überraschung, allerdings eine angenehme!"
Finish
Zielflagge, aber wer hat nun gewonnen ... ?

Richtig freuen konnte sich Paul Belmondo (2. von re.) daher auf dem Podium nicht. "Manchmal verliert man kurz hinter der Ziellinie ein Rad und manchmal halt davor. Beim nächsten Mal haben wir mehr Glück." gab er zerknirscht zu Protokoll. "That is racing" ergänzte Duez lakonisch.

Podium GT
Julian Bailey & JCW, vor Boris de Richebourg und Vincent Vosse und Marc Duez /Paul Belmondo

In der N-GT hatte Luca Riccitelli noch ein Drama zu bestehen: "Nach einem Ausritt in der Schikane habe ich meinen Frontspoiler verloren und hatte danach ein ziemliches Untersteuern, ich habe mich daher darauf konzentriert die Position nach Hause zu fahren. Es ist ein tolles Ergebnis für das Team, das wirklich perfekt gearbeitet hat." Der RWS-Pilot sicherte den ersten Saisonsieg des Teams mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,3s auf der Ziellinie vor dem Labre-Porsche von Patrik Goueslard und Christoph Bouchut, der zudem grippegeschädigt antat, seine Meisterschaftsführung aber dennoch verteidigte.

Podium N-GT
Luca Riccitelli & Hans Wilhelms vor Bouchut/Goueslard und Nearn/Neugarten

In der Gesamtwertung der Großen Klasse bleibt es spannend: Lister führt in der Teamwertung weiterhin mit nur 6 Punkten Vorsprung vor Belmondo, dahinter kommt das Carsport Holland-Team, vor der Freisinger-Mannschaft, die nun Chamberlain überholt hat. Bei den Fahrern haben Julian Bailey und JCW nun einen 14 Punkte Vorsprung vor Vincent Vosse.

Ergebnis

Platz Nr. Kl. Fahrer Wagen Team Rd. Zeit Abstand
1 14 GT Julian Bailey/Jamie Campbell-Walter Lister Storm Lister Storm Racing 108 3:01:19,485 -
2 12 GT Boris Derichebourg/Vincent Vosse Chrysler Viper GTS-R Paul Belmondo Racing 108 3:03:01,161 1:41,7
3 11 GT Marc Duez/Paul Belmondo Chrysler Viper GTS-R Paul Belmondo Racing 107 3:01:21,739 1Rd.
4 3 GT Wolfgang Kaufmann/Bert Longin Porsche 911 GT2 Freisinger Motorsport 106 3:02:04,691 0:43,0
5 19 GT Cor Euser/Harald Becker Marcos Mantara LM600 Marcos Racing Int. 105 3:02:03,777 1 Rd.
6 4 GT Yukihiro Hane/Ernst Palmberger Porsche 911 GT2 Freisinger Motorsport 104 3:01:46,540 1 Rd.
7 21 GT Luca Capellari/G. Matteuzzi/Raffaele Sangiuolo Chrysler Viper GTS-R Racing Box 104 3:01:50,410 0:03,9
8 77 N-GT Luca Riccitelli/Hans Willems Porsche 996 GT3-R RWS/Red Bull Racing 104 3:01:52,471 0:02,1
9 52 N-GT Christophe Bouchut/Patrik Goueslard Porsche 996 GT3-R Larbre Competition 104 3:01:52,721 0:00,3
10 51 N-GT Robert Nearn/Michel Neugarten Porsche 996 GT3-R G-Force 102 3:01:21,203 2 Rd.
11 27 GT Gabriele Sabatini/Marco Spinelli/Fabio Villa Porsche 911 GT2 Autorlando 102 3:01:30,533 0:09,3
12 8 GT Patrick Vuillaume/M. Casadei/Bruynoghe Porsche 911 GT2 Haberthur Racing 102 3:02:08,919 0:38,4
13 50 N-GT Magnus Wallinder/Nigel Smith Porsche 996 GT3-R G-Force 102 3:02:17,258 0:08,3
14 53 N-GT Jean-Luc Chereau/F. de Lesseps/André Ahrle Porsche 996 GT3-R Larbre Competition 102 3:02:31,752 0:14,5
15 67 N-GT Giovanni Luca Colloni/Fabio Mancini Porsche 996 GT3-R MAC Racing 100 3:02:13,541 2 Rd.
16 7 GT Gerold Ried/Christian Ried Porsche 911 GT2 Proton Competition 100 3:02:29,514 0:16,0
17 5 GT Franz Konrad/Jürgen von Gartzen Porsche 911 GT2 Konrad Motorsport 99 3:01:22,679 1 Rd.
19 79 N-GT Hans-Jörg Hofer/M.Tibaldo Porsche 996 GT3-R RWS/Red Bull Racing 98 3:01:01,340 1Rd.
18 78 N-GT Adam Simmons/Ian Gibbons/Jürgen Lorenz Porsche 996 GT3-R Cirtek Motorsport 98 3:02:22,393 0:59,7
20 70 N-GT Batti Pregliasco/M. Lambertini/Pescatori Ferrari 360 Modena JMB Competition 97 3:03:08,559 1Rd.
21 71 N-GT Peter Kutemann/Philippe Alliot Ferrari 360 Modena JMB Competition 96 3:03:02,633 1 Rd.
22 33 GT Jonathan Baker/Charlie Cox Porsche 911 GT2 Cirtek Motorsport 90 3:01:25,882 6 Rd.
23 56 N-GT Steve O'Rourke/Tim Sugden Porsche 996 GT3-R EMKA GTC 67 3:01:30,502 23 Rd.
24 66 N-GT Massimo Frigerio/Paolo Rapetti Porsche 996 GT3-R MAC Racing 52 DNF  
25 25 GT Mike Hezemans/David Hart Chrysler Viper GTS-R Carsport Holland 48 Reifen/Dreher  
26 15 GT Nicolaus Springer/Tiff Needell Lister Storm Lister Storm Racing 46 Bremsen  
27 55 N-GT Constantino Bertuzzi/Pierangelo Masselli Porsche 996 GT3-R ART Engineering 43 Ausritt  
28 22 GT Franz Wieth/Nico Wieth Porsche 911 GT2 Wieth Racing 5 Öltemperatur  
29 16 GT Jean-Dennis Deletraz/F.Giroix Ferrari 550 Maranello First Racing 3 Wasserpumpe  

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