Erwin Kremer
:
Sie sind jetzt dreißig Jahre lang in Le Mans angetreten in den ersten
Jahren als Fahrer und danach als Teamchef. Was ist der Hauptgrund für
Sie gewesen dieses Jahr nicht anzutreten ?
Erwin Kremer (E.K.):
Eigentlich sind es 2 Gründe. Der erste Grund ist die hohe finanzielle
Belastung. Mit einem Lola-Sportwagen in der offenen Kategorie an der Spitze
mitzufahren ist enorm teuer. Der Lola ist viel teurer als die K8-Sportwagen,
die wir selbst gebaut und dort eingesetzt haben, weil von der Maschine
her der 8-Zylider und der gesamte Aufbau - das Getriebe- alles sehr viel
teurer ist. Das darf ein Team zwar eigentlich nicht abschrecken, aber ein
weiterer Grund ist, daß im Frühjahr 98 mein langjähriger
Partner und Bruder Manfred Kremer aus der Firma ausgeschieden ist. Ich
musste ihn ausbezahlen und das war schwer und teuer. Wir haben dann gesagt:
ok, in diesem Jahr schaffen wir es noch und dann müssen wir eine kleine
Pause machen. Das Geld was wir in diesem Jahr nicht verfahren kann ich
meinem Bruder ausbezahlen und dann gehört mir jeder Stein hier in
der Firma.
Der zweite Grund ist
daß wir ein wenig über den ACO verbittert sind, weil wir mit
unserer dreißigjährigen Teilnahme
sicher einen Rekord aufgestellt
haben, denn kein anderes Team hat so oft an diesem Rennen teilgenommen,
wie
Kremer Racing. Trotzdem
hat der ACO es nicht für nötig befunden, einmal "Danke" zu sagen.Wenn
Sie einen Kunden seit 30 Jahren haben, der viel, viel Geld bei ihnen gelassen
hat, mit 57 Rennautos dagewesen ist, mit 350 Fahrern und immer für
wahnsinnig viel Publicity gesorgt hat, dann erwarten Sie keine Geldgeschenke
mehr, sondern vielleicht mal einen Gruß, weil das halt so ist im
Leben. Dafür hatten sie im letzten Jahr noch nicht Mal Zeit und daher
war das meine kleine Rache dort nicht zu nennen. Wir werden an dem Wochenende
an dem wir normalerweise abfahren, am 3.6, bewußt ein kleines Kremer-Sommerfest
hier in Köln geben. Dazu lade ich viele ehemalige Fahrer und Porsche
fahrende Kunden ein. Unter anderem hat sich der Porsche Club von America
hier schon angemeldet. Wir fahren also nicht nach Le Mans, sondern werden
uns hier mal mit unserern Gästen vergnügen. Das ist dann meine
Ersatzveranstaltung.
:
Wenn sie Mal die Rennen in Le Mans Revue passieren lassen, welche würden
sie dann unter den Highlights einstufen ?
E.K.: (Pause) Das ist
schwer zu sagen. Natürlich ist ein Sieg immer ein Highlight.
Dieses Rennen gegen die Uhr zu fahren war aber nicht so begeisternd, obwohl
ein Sieg herausgekommen ist 1979, wie das Rennen 1983 mit Mario und Mike
Andretti. Damals lagen wir an dritter Stelle und die beiden Werks-Porsche
956 hatten irgendwelche kleinen Probleme. Wir fuhren zu der Zeit nach 22
Stunden einen schnelleren Speed und hätten uns ausrechnen können,
zu gewinnen. Doch wir mußten mit dem Benzinlimit rechnen. Es gab
für jeden Wagen 2400Liter - und keinen Tropfen mehr. Mario selbst
brauchte pro Turn runde 5l mehr als der Michael oder Alliot. Dann haben
wir weitergerechnet und dem Mario gesagt: Mario, wenn du weiterfährst
kommen wir nicht an. Dann bleiben wir in einer der letzten Runden liegen.
Er hat zuerst getobt, dann nachgerechnet und überlegt. Dann hat er
gesagt: "OK Erwin, ich sehe ein, ich brauche zuviel. Dies ist für
mich kein Rennen sondern eine Gleichmäßigkeitsfahrt, bei uns
in den Staaten wird immer Vollgas gefahren. Die Jungen sind besser, dann
laß die fahren. " Alliot und der Michael haben dann zu Ende gefahren
und wir sind noch 3. geworden. Das war für mich das emotional schönste
Rennen.
Als zweites kommt natürlich der Sieg mit Ludwig und den Whittingtons 1979. Da denke ich noch fast jede Minute dran. Das Auto stand damals 45 Minuten lang auf der Strecke weil der Keilriemen von der Benzineinspritzpumpe abgesprungen war. Wir haben pausenlos mit dem Fahrer gefunkt, mein Bruder mit dem Whittington, und haben ihm Anweisungen gegeben wo er das Werkzeug und den Ersatzkeilriemen findet und wie er es machen muß. Alle 2 Minuten meldete er sich "Manfred, es geht nicht!" "Mach weiter du kriegst den Riemen schon drauf", "Aber es geht nicht", "Doch! Wirst du wohl weitermachen!!!" Der ist unter das Auto gekrochen und hat, weil eine Wasserlaache unter dem Wagen war, halb mit dem Kopf unter Wasser den Keilriemen aufgezogen. Das vergessen wir unser Leben nicht. Schlußendlich haben wir gewonnen und dann hat Porsche uns noch nicht mal geglaubt, daß wir während des Rennens auf der Strecke den Keilriemen gewechselt haben. Dem Werkswagen war das auch passiert und Jacky Icks hat den Keilriemen nicht draufbekommen und ist ausgefallen. Porsche hat das extra erst in Stuttgart nachstellen müssen, nach unseren Angaben, bevor sie geglaubt haben, daß der Whittington die Reperatur auf der Strecke geschafft hat.
Der 1979 siegreiche Porsche
935 K3 in Le Mans
:
Sie sind 30 Jahre lang mit Porsche in Le Mans gefahren Nun haben sie ein
Lola-Fahrzeug. Wie kam es dazu?
E.K.: 30 Jahre mit einer
Ausnahme. 1994 sind Honda Deutschland und Honda Japan an uns herangetreten
mit dem Auftrag in Deutschland die Rennsportmeisterschaft (ADAC-GT-Cup)
zu fahren und die Autos auch in Le Mans einzusetzen. Wir hatten in diesem
Jahr 5 Autos (NSX), 12 Motoren, Riesenmaterial und auch Geld zur Verfügung.
Dies war ein schönes Jahr, aber enorm anstrengend und fordernd. Wir
haben gearbeitet bis uns die Hände abgefallen sind. Wir haben in diesem
Jahr in Le Mans auch einen Rekord aufgestellt. Noch nie war ein Werk vorher
das erste Mal mit gleich 3 Wagen da und hat diese auch alle ins Ziel gebracht.
Aber fragen Sie mich nicht wie. Wir waren noch Monate danach kaputt. Alleine
7 Mal haben wir in der Nacht bei allen 3 Wagen die Getriebe gewechselt.
Wir haben so lange Achswellen gewechselt, bis von einem Dutzend Reserve-Wellen
keine mehr da waren. Wir haben bei jedem Stopp die locker gewordenen Schrauben
anziehen müssen, da der Honda mit seiner Aluminium-Karosserie da seine
Besonderheiten hat. Und dann hat am Sonntag der oberste Boss von Honda
voller Stolz bei uns gestanden und hat über Radio in die Autos die
japanische Nationalhymne gesungen. Und dabei heulten die Japaner dann Rotz
und Wasser.
Am Jahresende ist das
Projekt dann gecancelt worden, da Honda-Japan einen weiteren Le Mans-Einsatz
nicht finanzieren wollte und Honda Deutschland in die STW einsteigen wollte.
Wir wollten aber lieber Sportwagen machen und sind daher aus dem, Projekt
ausgestiegen. Das war unser Ausritt mit Honda.
In den langen Jahren
mit Porsche gab es auch eine enge Verbindung zum Werk. Erst als Porsche
Werkstatt und dann als autorisierter Händler. Die Kremer-Porsche-Sache
war uns so in die Stirn gebrannt, daß wir nach außen hin kaum
eine Chance hatten mal mit einem anderen Werksteam was zu machen, weil
wir quasi als Werksmannschaft angesehen wurden. Die Honda-Sache ist nur
zustandegekommen, weil mich ein Honda-Mann mal darauf angesprochen hat...
Daraufhin gab es in Stuttgart
großen Knartsch. Porsche hat mich nach dem Jahr nach Stuttgart gerufen
und gesagt: "Kremer, das hat uns weh getan. Komm wieder zurück zu
uns." Dann kamen wieder ein paar Jahre mit Porsche.
Es war dann immer so,
daß wenn die 3-oder 5-Jahres-Programme mit Porsche ausgelaufen sind,
wir uns immer was haben einfallen lassen. Wir haben eigene Autos gebaut
oder andere verbessert. So ging das auch mit dem K3, mit dem auch der Ludwig
drauf gefahren ist. Dieses Auto hat über 110 Siege und 3 Landesmeisterschaften
eingefahren. John Fitzpatrik hat die IMSA damit gewonnen, Alan Jones hat
die australische Meisterschaft damit gewonnen und Klaus Ludwig die deutsche
Rennsport-Meisterschaft. Und als wir 1996/7 wieder an so einen Punkt angekommen
sind, als Porsche dann kein konkurrenzfähiges Auto hatte, haben wir
dann den Nachfolger von dem K8, den K9 angefangen
Wir haben dem Werk dann
angeboten den K9 exklusiv für Porsche zu bauen, wenn wir vom Werk
nur die Motoren bekommen, was dann auch in ersten Gesprächen zugesagt
worden ist. Als wir damit schon sehr weit waren und plötzlich auf
der Porsche-Cup-Verleihung dieses Jahres herausgekommen ist, daß
es im folgenden Jahr keine Motoren und sonstige Unterstützung für
Privatteams gibt, da war ich natürlich wütend und habe gesagt:
“Wie könnt ihr das mit mir machen !?” Das Ergebnis können sie
unten in der Werkstatt stehen sehen: das nicht vollendete Kohlefaser-Chassis
des K9, an dem wir dann nicht weitergemacht haben.
Ich bin dann nach England
gefahren, da ich in den ganzen Monaten vorher ununterbrochen Besuch von
Lola aus England in meiner Box hatte, die mir angeboten haben einen Wagen,
den sie neu gebaut hatten zu fahren. Und da ich den heutigen Besitzer von
Lola, den Martin Birrane seit langer Zeit gut kenne - er hat sich vor über
25 Jahren als Fahrer bei mir eingekauft und ist auf Kremer-Fahrzeugen Rennen
gefahren - kamen wir zu einem Deal mit Lola.
Nun war noch die Motorenseite
zu klären. Stuttgart hat keine Ambitionen gezeigt und wir wussten
auch, daß der 962er-Turbo von der Motorenseite her am Ende war, obwohl
wir ja noch genügend Motoren da hatten. Dann bin ich in einer fast
aussichtslosen Situation nach Ford-Köln gefahren und darüber
ist dann der Kontakt mit Roush zusammengekommen....
Der Kremer-Lola beim Sportwagen-Weltcup-Lauf
am Nürburgring 1999
:
Von Lola gibt ja mitlerweile noch einen Nachfolgemodell. Sie haben sich
aber lieber dafür entschieden den Wagen selber weiterzuentwickeln?
E.K.: Das hat 2 Gründe.
Wir hatten viele Ideen wie man den Wagen weiterentwickeln konnte. Es gab
viele Kleinigkeiten am Wagen die in dem vergangenen Jahr 4 Mal eine Spitzenposition
aufgrund von Ausfällen verhindert haben. Diese Auto ist von einer
Fabrik gebaut worden, die ernorme Erkenntnisse bei der Konstruktion von
Indycars und F3000-Wagen haben, aber nicht soviel Erfahrung im Bau von
Le Mans Fahrzeugen hat. Das haben wir aber. Wir haben im Laufe der Monate
das Auto soweit verbessert, daß wir störungsfrei liefen und
immer vorne an der Spitze mithalten konnten. Wir sind davon ausgegangen,
daß auch das neue Auto diese kleinen Kinderkrankheiten hat. Und da
Lola kein großes Werksteam hat und diese Kinderkrankheiten auch nicht
selber ausmerzen kann, so wie Porsche, die erst 10000 Test-km fahren bevor
ein neues Modell an die Kunden geht, muß das dort jeder Kunde selber
machen. Das heißt, das wir diese Schwierigkeiten erwartet haben
und uns deswegen für die Umbauten an unseren Lola entschieden haben.
Der Kremer-Lola B98/K2000
in Spa
:
Diese Umbauten haben sie ja auch mit dem K8 gemacht. Das war ein umgebauter
Porsche 962?
E.K.:Ja, als der Rückzug
von Porsche mit dem 962 kam, haben wir gesagt, der Wagen ist noch so gut,
lasst uns das Dach abmachen und einen Spider daraus machen. Das war der
Wagen von Manuel Reuter, der K7. Dieser Wagen hat uns enorm viel Publicity
gebracht, so daß wir uns entschlossen haben ihn weiterzuentwickeln,
so daß daraus ein 90%iges Kremer-Auto geworden ist. Es kam ein Kohlefaser-Chassis
hinzu, eine verbesserte Karosserie, der Überrollbügel, alles
was man in 97/98 brauchte um zu siegen, von 95 an. 1995 haben wir ja noch
Daytona gewonnen und haben mit diesem Wagen weltweit Maßstäbe
bei den offenen Sportprototypen setzen können. 1995 kam Porsche und
hat uns für Le Mans verpflichtet. Da ging es wieder finanziell und
vom Material her aufwärts. Wir sind als haushoher Favorit nach Le
Mans gegangen, haben dort leider aber nur den 6.Platz gemacht, weil der
Striezel Stuck dort das Auto 2 Mal rausgesetzt hat. Ganz leichtsinnig hat
er es rausgesetzt und Porsche war sehr böse auf ihn.
H.J.Stuck im Kremer K8 1995
in Le Mans
:
Wieviele Chassis sind davon eigentlich gebaut worden?
E.K.: Von dem K8 sind
3 Stück gebaut worden. 2 sind jetzt noch in meinem Besitz und eins
ist in der Hand von Konrad gewesen. Der hat es wiederum verkauft an einen
Holländer, der im letzten Jahr noch in unserer Serie mitgefahren ist,
dann aber eingesehen hat, daß er zu viele Schwierigkeiten mit dem
Wagen hatte, da er von einem GT kam. Diese Auto ist dann wieder in den
Ursprungszustand von Le Mans 95 zurückgebaut worden und läuft
heute wieder in der Originalausführung bei einem Sammler in England.
Alle drei derzeit existenten
Chassis des Kremer K8 auf einen Blick in den Mitte der letztjährige
BPR-K8 aus der ISRS
:
Wieviele Einsätze haben sie dieses Jahr noch neben den Sportwagen-Weltcup
geplant?
E.K.: Wir werden die
beiden Läufe des SRWC in Amerika nicht fahren, sondern dafür
die beiden ALMS-Läufe in Silverstone und am Nürburgring. Das
heisst wir werden 2 Mal auf dem Nürburgring antreten.
:
Wie beurteilen sie die Drei Top-Sportwagen-Serien, die FIA-GT, wo sie lange
Zeit ja auch mit dran teilgenommen haben, den Sportwagen-Weltcup und die
ALMS?
E.K.: Die FIA-GT hat
den Segen der FIA und hat sicher 2 gute Manager, Stefan Ratel und Jürgen
Barth. Hinter dieser Serie stecken immer noch viele Automobilfirmen, weil
sie ja GT-Wagen verkaufen wollen. Die lebt also und die blüht und
die haben verdammt gute Fernsehverträge.
Unsere eigene Serie (SRWC)
ist für uns aber wesentlich attraktiver. Wir haben bis zu 8 gestandene
Formel 1-Fahrer drin. Aber wir haben ein nicht so perfektes Management.
Das geht noch ein bischen hausbacken und privat zu. Wir haben zwischen
22 und 35 Autos am Start. Aber wir haben zu wenig Fernsehen. Wenn wir da
mehr hätten, dann kämen auch die Sponsoren. Wenn man mal
eine Live-Sendung hätte, dann würden wir mehr Publikum bekommen
und der Aufschwung, der ja schon da ist, würde sich immer weiter verbessern.
Dann, bin ich mir sicher würde die FIA-GT-Meisterschaft ins 3. oder
4.Glied absteigen.
Sport mit den Sportwagen
ist immer noch attraktiver. Zum Beispiel auch in Amerika, weil die Leute
dort nicht einen vermummten Mann mit Helm und Scheibe sehen wollen. Die
wollen sehen wie der Fahrer im Auto arbeitet. Sie wollen den erkennen am
Helm und am Aussehen. Das sagen alle Veranstalter dort. Wir hoffen das
der SRWC bald eine Europameisterschaft wird und dann eine Weltmeisterschaft.
Die ALMS ist professionell
geführt und hat gute TV-Coverage. Da steckt viel Geld hinter und es
gibt gute Live-Übertragungen. Werke wie Audi und BMW, die ihre Autos
und ihre Namen verkaufen wollen schreiben sich in die Serie ein und stecken
da auch sehr viel Geld rein. Die 4.Serie die jetzt von dem Bill France
Jr. aufgemacht worden ist (Grand-AM), braucht noch ein bißchen Zeit.
Vom Gefühl her würde ich sagen eine Serie wird sterben, wahrscheinlich
die zuletzt dazugekommene, denn um alle füllen zu können bräuchten
sie 150 Autos und das geht nicht. Jetzt gehen die Europäer rüber
und die Amis kommen hier hin was einem Joint-Venture entspricht, aber das
ist nicht das was wir uns vorstellen. Wir hoffen auf eine WM die rund um
den Globus von einer einzigen Sporthoheit geleitet wird, etwa der FIA und
die am Jahresende einen Weltmeister bestimmt. So wie wir das in den 962er
Jahren hatten. .
Der Kremer-Lola, hier mit
Christian Vann am Steuer, war das schnellste Auto beim Sportwagen-Weltcup-Lauf
in Spa
:
Sehen sie evtl. auch Bedarf für eine deutsche Sportwagenserie für
GT oder Sportprototypen. Deutschland ist ja eher Tourenwagen und Formel1-Land
?
E.K.:Deutschland ist
im Moment sehr sehr arm dran. Mit ihrem Polo-Cups, den Lupo-Cups, mit kleinen
Autochen und ihren Top10 bieten sie den Zuschauern etwas was kaum noch
jemand sehen will und wo Zuschauer teilweise aus Verzweiflung hingehen,
weil die anderen Rennen zu teuer sind oder zu weit weg etc. Alle Länder
rund um uns haben eine GT-Meisterschaft. Und deutsche Super-Teams wandern
aus, nach Belgien, nach Spanien sind wir ausgewandert, in Frankreich
gibt es eine sehr gute GT-Serie, in England auch, nur in Deutschland nicht
- da gibt es keine! Weil sie nicht ausgeschrieben wird und weil die Teams
nicht motiviert werden hier zu fahren. Ich würde sehr, sehr gerne
wieder in Deutschland fahren, um viele alte Bekannte hier wiederzutreffen.
Viele fragen mich:"Kremer, fährtst du überhaupt noch?", die nichts
von der Sportwagenszene kennen. Dann sag ich:"Natürlich fahren wir
noch. Wir sind voll drin! Nur du siehst uns nicht, weil du uns nicht nachreisen
kannst."
Eine Prototypen-Sportwagenserie,
wie wir sie fahren ist in Deutschland nicht machbar, weil zuwenig Teams
da sind und eine nationale Meisterschaft mit so einem Aufwand nicht gefahren
werden kann; weil die Felder dann zu klein sind. Aber eine GT-Meisterschaft
bräuchten wir ganz dringend, damit die Teams, die außer den
Sportwagen noch was anderes machen können und wollen einfach ein Betätigungsfeld
haben. Ich könnte ja in beiden Serien fahren. Sie wird aber nicht
ausgeschrieben weil Polo-Rennen und Saxo-Rennen und wie die alle heißen,
wichtiger sind.
:
Betreuen sie eigentlich noch Fahrzeug für andere Serien wie Porsche
oder Lamborghini Cup ?
E.K.: Nein, wir betrauen
zwar noch Fahrzeuge in Form von Vorbereitung etc., aber nicht mehr eine
komplette Serie, wo wir jetzt hinter den Kunden stehen oder selbst eingreifen.
Es gibt ja auch keine! Wenn dann würden wir es selbst machen, oder
wir würden ein paar Kunden motivieren und sagen:" Fahrt die deutsche
GT-Meisterschaft mit Unterstützung von Kremer."
Die Kremer-Piloten beim
Sportwagen-Weltcup in Spa: Christian Gläsel, Didier de Radigues und
Christian Vann
:
Ich möchte noch mal auf die Fahrerbesetzung zurückkommen. Sie
haben ja Christian Gläsel und Christian Vann wieder zusammengebracht.
Was hegen sie für Hoffnungen für diese Besatzung ?
E.K.: Nun, nach 4 Jahren
hat sich Repsol fast komplett aus dem Sport zurückgezogen und wir
sind diesen Sponsor los. Der vielversprechende Anfang mit dem letztjährigen
südafrikanischen Fahrer Grant Orbell hat sich auch zerschlagen weil
dessen Förderungsprogramm Ende letzten Jahres ausgelaufen ist. Mit
ihm standen wir ohne Großsponsor da. Christian Gläsel, den ich
auf Klassiker-Rennen auf einem Ferrari beobachtet habe, hat mir sehr gut
gefallen. Wir haben uns gesprochen und irgendwann hat er dann gefragt ob
wir was zusammen machen können. Und er beteiligt sich auch mit seinen
Sponsoren an der ganzen Angelegenheit. Wir haben in Kyalami zusammen getestet
und er hat auch gut ausgesehen, so daß wir den Vertrag abgeschlossen
haben, daß er für uns bis Jahresende fährt mit einer gegenseitigen
Option für 2001.
Er hat aber gleichzeitig
immer nach seinem Beifahrer aus dem letzten Jahr gefragt, und mit dem Christian
Vann sind wir jetzt voriges Wochenende vertragseinig geworden und werden
in Silverstone das erste Rennen zusammen starten. Danach werden wir mit
beiden in Spa antreten.
In den 2 ersten Rennen
ist als Aushilfspilot und Freund des Hauses Ralf Kelleners gefahren, auch
weil ich ihm eine Fahrt im Lola versprochen hatte. Der Ralf hat aber einen
so vollen Terminkalender, daß er von vorneherein selbst nur als Aushilfe
zur Verfügung gestanden hat. Zur weiteren Aushilfe stehen uns dann
noch in Spa der Didier de Radigues zur Verfügung und bei den 1000km
in Nürburgring wird evtl. der Christoph Bouchut mit im Auto sein.
Mit dem Christoph haben wir ja Daytona schon gewonnen und er ist auf Peugeot
als Werksfahrer Le Mans Sieger gewesen. Er wird beim 1000km der dritte
Mann sein da dies als langes Rennen viel Arbeit für die Piloten bedeutet...
Wir denken auch an ein
zweites Auto, auch einen Lola. Entweder werden wir das in diesem Jahr oder
nächstes Jahr so einsetzen, um dann das Team wiederum zu vergrößern
auf einen Stand wie wir früher mal gefahren sind, mit 2 oder 3 Autos.
Das wird jetzt zusammen mit Roush aufgebaut, die da eigene Ideen einbringen.
: Vielen Dank für das Interview!