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20.3.2000 ; von H.Gallinnis
Fotos: ALMS-Website

Vorhang auf! - 12 Stunden von Sebring 2000
1.Lauf zur ALMS-Saison 2000

Trainings:
Nach der ersten offiziellen Trainings-Session stand ein Panoz auf der provisorischen Pole, allerdings nur 9 Tausenstel Sekunden vor einem der neuen Joest-Audi R8R. David Brabham schaffte es dem von Alboreto, Capello & McNish pilotierten Audi die Spitzenposition abzuknöpfen. Dahinter hat sich der von Klaus Graf pilotierte Panoz auf Platz 3 festgesetzt. Die Reihenfolge dahinter: Schnitzer-BMW, Rafanelli-Lola, der von Norman Simon pilotierte Vorjahres-R&S (!), ein Werks-Cadillac  sowie der Ferrari-Judd - ja richtig gelesen! Da Ferrari dem 333SP keine Weiterentwicklung angedeihen ließ, hatte das Doran-Team kurzen Prozess gemacht und den 12-Zylinder kurzerhand aus dem Chassis geschmissen und auf eigene Faust den Motor erster Wahl eingebaut.
Bei den GTS schlug die Corvette die Oreca-Dodge Vipern um 2 Zehntel geschlagen. Und auf der GT-Pole stand ein Porsche 996 GT3 (Alex Job-Racing).
Beide Audis vor beiden Panoz und den beiden BMW. Das war dann das Ergebnis des zweiten Trainings in Sebring. Frank Biela hatte sich vor seinem Markenkollegen Rinaldo Capello in die vorderste Reihe gestellt.  Hinter den 6 Werkswagen standen der Lola und der wiederum überragende Norman Simon mit dem Vorjahres R&S. Die drei Cadillacs des Werksteams und von Dams standen dagegen nur auf den Plätzen 10-12.
Bei den GTS hatte die Corvette die Pole behalten, dahinter waren die drei Oreca-Vipers vor der 2. Corvette, dem Roock und dem Konrad-Porsche zu finden. Auf der GT-Pole stand der Semi-Werks GT3 Porsche von Dirk Müller und Lucas Luhr vor dem Alex Job Racing Porsche.

Start zu den 12h von Sebring, die Audis mit Frank Biela (gelber Helm) an der Spitze setzen sich vor den nun roten Panoz in Front. Die BMW dahinter sind kaum zu sehen, dafür aber der Ferrari-Judd (ganz rechts)

Nach dem Start des Rennens setzten sich die Werksteams von Audi, BMW und Panoz in Front, gefolgt von den Cadillacs und dem Rest des 20 Wagen umfassenden Prototypen-Feldes. Unter diesen schaffte es in den ersten Runden besonders Norman Simon in seinem allerersten Sportwagen-Rennen einen Glanzpunkt zu setzen, indem er sich mit dem Vorjahres-R&S frech am aktuellen Werks-Lola seines Teamchefs Rafanelli vorbeipresste und auf der 8.Stelle liegend vor dem 2000er Auto herumzufahren - bevor in der 8 Runde ein Kupplungsdefekt das Feuerwerk des jungen Deutschen final beendete.
Unbeeindruckt von diesen Scharmützeln entwickelte sich an der Spitze des Feldes ein Sechskampf um die Führung, den in den ersten Stunden die Audis erfolgreich für sich entscheiden konnten, wenngleich auch die BMWs und (seltener) die Panoz immer auf Schlagdistanz blieben und bei den Boxenstop zumindest immer für kurze Zeit die Führung übernehmen konnten. Als erster Top-Wagen fiel dann allerdings der Panoz von Jonny O´Connell und Klaus Graf aus dieser Gruppe heraus, der zwischenzeitlich an zweiter Stelle gelegen hatte. Zuerst hinderten Probleme mit dem Gaspedal den Amerikaner an der Weiterfahrt. Schließlich stellte sich ein gravierender Getriebedefekt ein, der zusammen mit einem Loch im Monocoque den Wagen zur Aufgabe zwang, und dem Team nur noch ein Eisen im Feuer ließ.
Die Cadillacs konnten als einziges Werksteam das Tempo an der Spitze noch nicht ganz mitgehen und blieben in einem 3-Wagen-Pack als unauffällige Verfolger hinter den deutschen Wagen und der amerikanischen Frontmotorrakete. Allerdings nur bis zum Beginn der 3.Stunde, als sich Andy Wallace mit einem fulminanten Dreher von der diesjährigen Ausgabe des Langstreckenklassikers verabschiedete. Ein Aufhängungsteil war zuvor gebrochen.
Nach dem der Gelbphase folgenden Restart fielen die beiden BMW über den Audi von Michele Alboreto her. Ein wirklich spannender Kampf um die 2. Position entbrannte hier, während das mittlerweile von Tom Kristensen gelekte silberne Schwesterauto uneinholbar in Front stach. Aufgrund diverser Ausbremsmanöver platzte Alboreto schließlich ein Reifen, was die Schnitzer-Gefährte auf die Plätze 2 und 3 spülte. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt fiel auch der 2.Panoz langsam zurück, aufgrund von Aufhängungsproblemen.
In der GTS-Klasse hatten bis dato die Vipers wieder die Oberhand über die zuerst sehr aufmüpfigen Corvettes gewinnen können. Lediglich eines der drei roten Gefährte hatte aufgrund eines Aufhängungsschadens nach einer Kollision mit Lethos BMW etwas länger die Box frequentieren müssen und danach eine Aufholjagd gestartet. Die Porsche von Roock und Konrad fuhren hier ihr eigenes Rennen.

Ein weiteres (fast) perfektes Rennen für die Oreca-Dodge Vipers, denen die gelben Corvettes nur am Anfang folgen konnten

In der GT-Klasse hatten dagegen der Semi-Werks-Porsche von Müller/Luhr und Maassen/Wollek mit dem dazwischengeratenen Kunden-Porsche von Mowlem/Murry zu kämpfen. Die beiden BMW M3 (also doch Tourenwagen!!) hatten dagegen ein schwieriges Rennen. Während der Vorjahres M3 von Cunningham und Law schon parkte, sammelte der neue E46-BMW von Said/Overbeek und Striezel Stuck nach einigen kleineren Defekten weiter fleißig Rennkilometer, ohne allerdings in das Geschehen an der GT-Spitze involviert zu sein.
Zurück zu den Prototypen: nach 6 Stunden hatten sich an der Spitze nur noch die deutschen Prototypen von Audi und BMW festsetzen können, wobei beide Crews sich bei den Boxenstops immer mit der Führung abwechseln konnten. Allerdings hatten die Audi bis dato immer das bessere Ende für sich. Dahinter kamen der überlebende Panoz und die Cadillacs, begleitet vom zu diesem Zeitpunkt aufkommenden Champion-Lola-Porsche und dem überraschend zuverlässigen Doran-Ferrari333SP-Judd, der unglaublicherweise vorher noch nie auf der Rennstrecke gelaufen war und erst eine Woche vor dem Rennen fertiggestellt worden war. Der Wagen lief unter der Bezeichnung Doran Special. Dagegen war der neue Werks-B2K/10-Lola von Rafanelli zu diesem Zeitpunkt schon ausgefallen, genauso wie der einzige Reynard, bei dem ein Getriebeschaden den Motor geschlachtet hatte.

Zur 8.Stunde kamen dann die Probleme für den Champion-Lola. Die BMW waren mit Minutenabstand auf den Führenden immer noch auf der Jagd nach den Audis, während sich langsam die Nacht über die Strecke senkte. Der auf dem 5.Platz liegende Panoz hatte dagegen schon 6 Runden Rückstand. Weitere 6 Runden dahinter kam dann der Doran Special und dann erst der schnellste der Cadillacs, gefolgt von den 3 Vipers.

Jörg Müller auf der Jagd nach den Audis.
 

Zu Beginn des letzten Renndrittels wagte die Joest-Crew dann ein Experiment: der bis dato führende Wagen bekam für die kühle Nacht eine neue Haube mit veränderter Aerodynamik und verkleinerten Kühlöffnungen, sowie neue Bremsbeläge verpasst, während man das Schwesterfahrzeug unverändert ließ. Zwar brachte dies die BMW wieder erstmal an die Spitze, aber nur bis zum nächsten Boxenstop. Als nächstes hieß es dann Abschied nehmen vom letzten Panoz. Jan Magnussen stellte den Wagen nach einem Motorschaden am neuen EPP-Triebwerk am Ende der Boxengasse ab. Damit war Panoz das erste Werk, das einen Totalausfall verbuchen musste und der Ferrari-Judd fuhr somit an der 5. Position.


Aus für Panoz - Motorschaden nach 8 Stunden am Wagen von Brabham, Magnussen und Raphanel

Dann, zwei Stunden vor Schluß, fiel, man darf es vorwegnehmen, die Rennentscheidung. Nach einem Aufhängungsschaden war ein GT-Porsche auf der Strecke gestrandet. Die folgende Gelbphase wollte man bei Schnitzer nutzen um den Letho/Müller-Wagen für einen full Service hereinzuholen. Jedoch traten beim Wechsel der Bremsbeläge Probleme auf, die dazu führten, daß man eine Runde auf den bis dato führenden Wagen von Capello, McNish und Alboreto verlor. Nach dem Restart hatte McNish zudem mit nachlassenden Bremsen zu kämpfen, die im Gegensatz zum Schwesterfahrzeug nicht gewechselt worden waren, weshalb dieses zunehmend aufschließen konnte. Offensichtlich wollte man bei Joest mit zwei unterschiedlichen Taktiken fahren, um das Verhalten der Wagen bei zukünftigen Renneinsätzen besser abschätzen zu können. Jedenfalls lieferte sich zu diesem Zeitpunkt Mc Nish ein Fernduell mit Jörg Müller, der die verlorene Runde mit auf letzter Rille herausgefahrener Rundenzeiten wieder wettzumachen suchte. Jedoch vergebens. Schließlich, nach der Überrundung durch den führenden McNish, besann sich Müller auf das Halten des Ergebnisses.
In der letzten Stunde kam dann der Regen. Kein Monsun, eher ein Nieselschauer, das erst Teile der Strecke und dann erst den kompletten Kurs erfasste. Doch er bracht die letzte Entscheidung. Nach einem Drei-Stunden-Stint von Alan McNish kletterte Rinaldo Capello in den Audi mit der Nummer 78. Als zweiter kam er wenige Sekunden hinter Emanuele Pirro auf die Strecke, der noch einen Stop zu absolvieren hatte. Ein Dreher mit anschließenden vorsichtigen Runden zum Sauberfahren der Reifen brachte jedoch die 78 um die in Aussicht stehende Top-Position. So erbte die 77 den Platz an der Sonne, bzw. unter dem Mond von Sebring. Müller musste sogar noch 2 Minuten vor Rennende einen Splash & go  vornehmen um nicht stehenzubleiben. Die Schnitzer-Mannschaft hatte sich mal wieder bei einem unglücklichen Boxenstopp selbst geschlagen.

So führ Audi den ersten Sportwagensieg ihrer Karriere ein. Für Reinhold Joest war es mit Sicherheit nicht der erste Sieg, dafür aber einer der dank Audi in die Geschichtsbücher des Motorsports eingehen wird. Vor einem Jahr wurden die Audis in Sebring 3. & 5. und anschließend in Le Mans 3. & 4.. Was nun auf diesen Doppelsieg folgen wird?
Die Schnitzer-BMW waren mit ihren 1 bzw 2 Runden Rückstand duraus noch in Schlagdistanz zu den Siegern. Spätestens bei den nächsten Rennen in Charlotte und Silverstone, wenn Joest wieder auf die Vorjahresmodelle wechselt, sollte daher ihre Stunde schlagen. Einen herausragenden 5. Platz belegte der Doran Special, wenn man zugrunde legt, das dieses Rennen die Jungfernfahrt für den Wagen war. Selbst der beste Cadillac musste sich der Konstruktion des Dora-Lista-Teams um 6 Runden geschlagen geben. Insgesamt erreichten nur diese 6 von 20  Prototypen das Ziel.
In der GTS-Klasse machten die Oreca-Vipern den Dreifach-Triumph wieder perfekt, mit Karl Wendlinger, Olivier Beretta und Dominik Dupuy als Klassensieger. Vor der besten Corvette hatte sich sogar noch der Konrad Porsche auf dem dritten Platz festsetzen können.
In der GT-Klasse sicherten sich Dirk Müller und Lucas Luhr auf dem Barbour-Porsche 996 GT3 5 Runden vor Mowlem/Murry die Lorbeeren.

Endergebnis


Unofficial Finish 
POS CAR CLS Drivers                     Team/Car                         Runden/Ausfallgrund 
1   78  P   BIELA/KRISTENSEN/PIRRO      Audi Sport North America/Audi R8 360 
2   77  P   CAPELLO/ALBORETO/MCNISH     Audi Sport North America/Audi R8 360 
3   42  P   LEHTO/MULLER                BMW Motorsport/BMW V12 LMR 359 
4   43  P   AUBERLEN/GOUNON/SOPER       BMW Motorsport/BMW V12 LMR 358 
5   27  P   THEYS/LIENHARD/BALDI        Doran/Lista Racing/Doran Special 337 
6   19  P   POELE/TAYLOR/ANGELELLI      Team Cadillac/Cadillac LMP 331 
7   91  GTS BERETTA/WENDLNGER/DUPUY     Viper Team Oreca/Dodge Viper 325 
8   92  GTS DONOHUE/ARCHER/DUEZ         Viper Team Oreca/Dodge Viper 325 
9   93  GTS BELLOC/AMORIM/BELTOISE      Viper Team Oreca/Dodge Viper 321 
10  5   GT  MULLER/LUHR                 Dick Barbour Racing/Porsche 911 313 
11  70  GT  MOWLEM/MURRY                Skea Racing International/Porsche 911 308 
12  33  GTS KONRAD/SLATER/PAUL          Konrad Motorsport/Porsche 911T 307 
13  03  GT  STANTON/REISER/HAYWOOD      Reiser Callas Rennsport/Porsche 911 306 
14  07  GT  RICCITELLI/PETER/QUESTER    RWS Motorsport/Porsche 911 302 
15  41  GT  BOUCHUT/CRUCHET/ZADRA       Team LR Organization/Porsche 911 302 
16  4   GTS PILGRIM/COLLINS/FREON       Corvette Racing/Chevy Corvette 300 
17  71  GT  WILLINGHAM/SKEA/HAWKINS     Skea Racing International/Porsche 911 284 
18  87  GT  JAMES/ROBERTSON/BARBOSA     MCR/Nygmatech/Porsche 911 275 
19  66  GT  BUCKLER/FITZGERALD/NAGEL    The Racers Group/Porsche 911 266 
20  89  GT  DULLUM/MCCORMICK/BAUMANN    MCR/Nygamatech/Porsche 911 258 
21  51  GT  MAASSEN/WOLLEK              Dick Barbour Racing/Porsche 911 251    Aufhängung
22  1   P   BRABHAM/MAGNUSSEN/RAPHNL    Panoz Mtsp/Panoz LMP-1 249             Motor
23  21  GT  LEWIS/WAGNER/MAZZUOCCOLA    MCR/Aspen Knolls/Porsche 911 229       
24  3   GTS FELLOWS/KNIEFEL/BELL        Corvette Racing/Chevy Corvette 201     Motor
25  37  P   FIELD/WHITTING/WHITTING     Banana Joe's/Lola B98 181              
26  38  P   WEAVER/SCHROEDER/KELLENERS  Champion Racing/Lola B2K 165           Aufhängung
27  31  P   COLLARD/BERNARD/TINSEAU     Motorola/Cadillac LMP 163              Kupplung
28  88  GT  BARON/HINDERY/KESTER        MCR/Nygmatech/Porsche 911 147 
29  30  GT  MCLEOD/JEANETTE/LAUER       White Lightning Racing/Porsche 911 143 Kühler
30  6   GT  SAID/STUCK/OVERBEEK         Prototype Technol.Group/BMW E46 M3 141 Bremsen
31  08  GTS HURTGEN/HAUPT/RICE          Roock Motorsport /Porsche 911T 125     Öldruck
32  06  P   MAXWELL/GRAHAM/EMPRINGHM    Multimatic Motorsport/Lola B98 124     Motor
33  10  GT  PCUNNHM/BCUNNHM/LAW         Prototype Technol.Group/BMW E36 M3 106 Motor
34  52  GT  COLLIN/BURGESS/MATHEWSON    Seikel Motorsport/Porsche 911 105      Kühler
35  9   P   LAGORCE/LEITZINGER/WALLACE  Team Cadillac/Cadillac LMP 87          Dreher
36  2   P   O'CONNELL/KATOH/GRAF        Panoz Motorsport/Panoz LMP-1 79        Getriebe
37  09  GTS BROWN/EARLE/JURASZ          Roock Motorsport /Porsche 911T 76      Motor
38  36  P   JOHANSSON/SMITH/MATTHEWS    Johansson Matthews Rac./Reynard 2KQ 65 Motor
39  23  GT  POBST/LAMBERT/CONTE         Alex Job Racing/Porsche 911 59         Motor
40  0   P   MARTINI/SCHIATT/RADIGUES    OliveGarden-Rafanelli Lola/Lola B2K 52 Lenkung
41  74  P   BALDWIN/ROBINSON/HOERR      Robinson Racing/Reynard 2KQ 48         Getriebe
42  02  P   SIMON/BLEININGER/SIMO       Pole-Team/Riley&ScottJudd 8            Kupplung

Weitere Rennfacts und Storys, sowie Fotos findet ihr auf der Sebring-Seite von Sportscar World, allerdings nur auf Englisch.

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