23.12.99 ; von H.Gallinnis
Interview mit Walter
Pedrazza
(Prototypenhersteller,
Teamchef & Organisator der SCC2000)
Durch den Sportwagen-Weltcup und die American
Le Mans Serie sind in diesem Jahr die offenen Sportprototypen sicherlich
ein ganzes Stück populärer geworden. Was angesichts dieser Serien
jedoch vergessen wird, ist, daß es durchaus in den vergangenen Jahren
Motorsportserien für diese Autos gab, die sich zwar jahrelang um diese
Wagenkategorien kümmerten, aber dabei aus welchen Gründen auch
immer im Hintergrund blieben. Eine dieser Serien ist sicherlich die CN-
oder Austria-Euroserie des östereichischen Sportwagenkonstrukteurs
und ehemaligen Bergrennasses Walter Pedrazza, die ab dem nächsten
Jahr in Sports Car Challange 2000 umbenannt wird. Die international angelegte
Serie, die hauptsächlich von Fahrern aus dem deutschsprachigen Raum
(D,A,CH) bestritten wird, sieht sich ebenfalls einem wachsenden Zustrom
von Piloten & Teams ausgesetzt. Grund genug für das deutschsprachige
Internet-Sportwagenmagazin schlechthin den Mann hinter der Organisation
einmal vors Mikrophon zu zerren.
Walter Pedrazza
:
Wie und bei welcher Gelegenheit ist ihnen eigentlich die Idee zur Euroserie
gekommen?
Walter Pedrazza (W.P.) :
Die Idee ist mir schon vor mehreren Jahren gekommen. Der ausschlaggebende
Grund war der, daß es mit den Sportwagen immer mehr rückwärts
gegangen ist, speziell im Amateursport. Ich habe mir dann halt was einfallen
lassen, auch irgendwo meinem Geschäft zuliebe und wie man sieht hats
gut funktioniert.
:
Am Anfang hatten sie auch Bergrennen im Programm?
W.P. :
Das hatten wir am Anfang, ja. Das war eigentlich meine Grundidee, weil
ich eigentlich vom Berg komme. Aber das ist nicht so gut angekommen, weil
die Leute eigentlich Rundstreckenrennen fahren wollten und weniger Bergrennnen,
daher haben wir uns dann auf die Rundstreckenrennen konzentriert.
:
Es war zu hören, sie organisieren nächstes Jahr zusätzlich
noch 2 Bergrennen?
W.P. :
Wir machen nächstes Jahr 2 Bergrennen, einmal den Gerluspass in der
Nähe von Salzburg mit einer Streckenlänge von 8,4km und ein Rennen
haben wir noch im Köcher, da kann ich zur Zeit noch nichts sagen,
aber wenn das klappt, das wird der Oberhammer!
:
Welche Perspektive sehen sie langfristig für die Euroserie? Wo kann
diese Serie sich in der Sportwagenszene einordnen?
W.P. :
Ich denke die Euroserie, bzw. die Sports Car Challange, wird nach meiner
persönlichen Meinung so lange gut funktionieren, wie sie auf dem derzeitigen
Amateurniveau weitergefahren wird. Von dem Tag an an dem sie auf ein Profi-Niveau
gehoben wird, wird sie nicht mehr funktionieren.
:
Haben sie denn Kontakte zur ISRS oder zu den professionellen Organisatoren
wie Mangoletsi und Ratel?
W.P. :
Wir haben 1996 in Brünn für den Herrn Mangoletsi ein Rennen gefahren
mit der Euroserie, das er dann bei der FIA als ISRS-Rennen verwerten konnte.
Ich kenne ihn sehr gut. Das ist ein ganz anderer Weg, den er eingeschlagen
hat. Von vornherein war klar, daß er eine ganz andere Richtung fahren
wird, wie wir.Ich finde er macht es gut, aber das ist eben absoluter professioneller
Rennsport, der sehr viel Geld kostet und wir versuchen es eben in einer
anderen Richtung zu machen.
Pedrazza & der Autor
in der PRC-Werkstatt in Hard (bei Bregenz) hinter einem überholten
CN-Chassis
:
Sie bauen ja auch die PRC-Rennwagen. Seid wann läuft dieses Geschäft
und wie sind sie dazu gekommen?
W.P. :
Gut, zu diesem Geschäft bin ich gekommen weil ich füher
einfach Null Geld hatte und mir daher gar nichts anderes übrig blieb,
als wie Unfallautos zu kaufen oder kaputte Wagen wieder neu aufzubauen.
Zum Sportwagen gekommen bin ich 87, weil ich einfach die Berg-Europameisterschaft
fahren wollte und auch ein bischen eine andere Linie einschlagen wollte.
Ich habe damals aus einem Formelauto ein Gruppe C-Fahrzeug gebaut und aus
dem einen sind dann 30-40 Autos geworden.
:
Im nächsten Jahr planen sie ja auch ein SR2-Chassis zu bauen. Wird
das ein Kit für die bestehenden Fahrzeuge oder wie muß man sich
das vorstellen?
W.P. :
Nein, sagen wir so: wir spezialisieren uns im nächsten Jahr auf 3
Chassis. Wir bauen einmal ein kleines billiges Auto für die Kategorie
CN-2 Liter. Dann das CN-Fahrzeug bis 3 Liter und wir möchten jetzt
ein Chassis bauen, bzw. wir haben das Chassis-Sandwich schon gefertigt,
das man in der ISRS oder in der WSC/LMP-Klasse verwenden kann. Von diesem
Typ wollen wir auch 2 Wagen bauen. Dann haben wir einfach eine schöne
Palette: ein ganz starkes Auto ein mittelmäßiges und ein kleines
Auto.
:
Kann man schon was über den Preis des ISRS-Chassis sagen?
W.P. :
Sagen wir so: ein Auto in der Ausführung LMP/WSC wird sich sicherlich
kaum unterscheiden von einem Riley & Scott oder einem Reynard. Es wird
sicherlich eine Preislage sein, die sehr hoch ist.
:
Sagen sie doch bitte etwas über ihre eigene Rennkarriere, die ist
den meisten Sportwagenfans vielleicht nicht geläufig...
W.P. :
Ja gut, da gibts nicht viel zu sagen. Ich bin früher ausschließlich
Bergrennen gefahren. Ich war zweimal deutscher Meister, vier oder fünfmal
östereichischer Meister, Vize-Bergeuropameister und habe viele kleine
Meisterschaften gewonnen. Meine Resulte früher bestanden aus 23-24
Bergrennen im Jahr, wobei ich heute noch ca. 150 Bergrekorde halte, die
bis heute nicht geschlagen wurden. Ich bin früher, wenn man so will,
professionell Bergrennen gefahren. Da ging das aber auch nochbesser, da
gab es richtig Geld für den Bergrennsport, das ist aber heute vorbei
und ganz anders geworden.
Emmanuel Pedrazza im
"Werks"-PRC - 3. der Austria Euroserie 1999
:
Ihr Sohn ist ja auch Teilnehmer an der SCC2000. Wie beurteilen sie seine
Chancen im nächsten Jahr?
W.P. :
Bei meinem Sohn liegt das Problem so: bis er 23 Jahre alt war hat er sich
überhaupt nicht für den Rennsport interessiert und ich habe das
auch nicht irgendwie forciert, ich hatte das aufgegeben, daß er sich
dafür begeistert. Dann auf einmal hat er irgendwo den Virus bekommen
und wollte fahren. Er fährt eigentlich sehr wenig. In diesem Jahr
konnte er zum erstenmal mit einem guten Auto, das man eigens für
ihn gebaut hat, fahren. Er hatte einige kleine Probleme, aber ich denke
im nächsten Jahr wird mit ihm in der Meisterschaft sicher zu rechnen
sein.
:
Vielen Dank für das Interview!
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