3,5,99 ; von H.Gallinnis
Highnoon - Vorqualifikation in Le Mans am
1-2.5.99
Die Vorqualifikation in Le Mans
fürt den 24h-Klassiker am 12 & 13,6 ist beendet. prominentestes
Opfer der Vorausscheidung war der 2.Roock-Porsche. Aber der Reihe nach
(nach Herstellern geordnet):
Prototypen:
Mercedes: Aufgrund
des letztjährigen Meistertitels in der FIA-GT-Meisterschaft war ein
Wagen eh fix genannt, jedoch erlebten die beiden restlichen Wagen eine
harte Vorqualifikation, inclusive einiger Ausritte, die im Endeffekt für
die beiden restlichen Wagen auf dem 6. und 15. Platz endete. Weit weniger
als man sich nach den problemlosen Longrun-Tests mit über 35000 Testkilometern
in Amerika und Frankreich erhofft hatte. Die holprige Strecke in
LeMans zerstörte aufgrund ihrer Unebenheit einige Radaufhängungen.
Die Abflüge gehen wohl auch auf dieselbe Ursache zurück. Für
die nächsten 6 Wochen wil man besonders den Speed der Wagen forcieren.
BMW: zog sich von
den deutschen Herstellern noch am besten aus der Affaire: Platz 4 durch
J.J.Letho und Jörg Müller. Die beiden anderen V12 LMR platzierten
sich auf Platz 7 und Platz 24. Dabei wurde durch einige Abfüge das
Ersatzteillager fast restlos entleert. Die beiden privaten Vorjahres LM
98 konnten sich ebenfalls im Mittelfeld qualifizieren, so daß die
Münchner mit Maximum-Attack beim Klassiker antreten könnten.
Allerdings entschied man sich nach dem Training dazu den immerhin als 8.schnellsten
qualifizierten Wagen Nr.16, der als Art-Car ein besonderes Design aufwies,
nicht mehr für das Rennen zu nennen, um sich während der 24h
mehr auf die beiden verbleibenden Werkswagen konzentrieren zu können.
Audi: Die Ingolstätter
hatten noch am Meisten zu schwitzen. Während die Joest-Mannschaft
mit Platz 8 und Platz 11 die Quali locker schaffte war bis wenige Minuten
vor Ende das 2.Coupe von Audi-Sport UK noch nicht qualifiziert. Sich während
der Fahrt öffnende Türen (gar nicht lustig auf der Mulsanne-Gerade
bei 320 km/h !) hatten das Auto von James Weaver, Pierre McCarthy und Andy
Wallace schon so gut wie aus dem Rennen geworfen, bevor letztgenannter
die Türen einfach festnageln ließ und mit einer Chaosrunde noch
die Blamage abwenden konnte. "So was will ich nicht nochmal durchstehen"
diktierte ein sichtlich gestresster Andy Wallace später der Reportern
in die Notizbücher. Das Schwesterauto belegte den 22. Platz.
Allen Unkenrufen zum Trotz
sei es hier nochmal erwähnt: LeMans wird nicht vom Schnellsten sondern
vom zuverlässigsten Auto gewonnen. Daher sollte man die Autos von
Audi auf keinen Fall abschreiben.
Toyota: Das genaue
Gegenteil von Audi. Zuerst Ukyo Katayama (diesmal ohne Dreher !) und später
Martin Brundle dominierten mit ihren Toyota-GT-One´s die gesamte
Konkurrenz. Während Brundle dabei ein Zeitenfeuerwerk entfachte,
das in der Bestzeit von 3:31,857 endete, konzentrierten sich Katayama,
McNish und Boutsen schließlich schon auf die Rennabstimmung. Laut
Brundle wären sogar 3:28 dringewesen, was für das letzte Training
am 11,6 noch zu beweisen wäre. Hoffentlich bleibt es im Rennen nicht
beim Feuerwerk.
Panoz: Die Überraschung
schlechthin ! Der Frontmotor-Roadster, laut Sportscar World das häßlichste
Ding auf 4 Rädern seit langem, belegte am Ende der Zeitenhatz einen
sensationellen 2.Platz, was besonders im Mercedes-Lager für entsetzte
Blicke gesorgt haben soll. Von dieser Seite hatte man sich nun wirklich
keine Konkurrenz erwartet. Der Yates-Ford-Motor scheint über ausreichen
Drehmoment für die langen Hochgeschwindigkeitspassagen zu verfügen.
Bis zum Start des Rennens in 6 Wochen muß jetzt nur noch an der Verbrauchsminimierung
des traditionell durstigen Nascar-Motors gearbeitet werden.
Nissan: Sowohl die
neuen als R391 bezeichneten (und von G-Force gezeichneten) Chassis mit
den 5l Saugmotoren als auch die Courage-Chassis mit den 3,5l Nissan-Biturbo-Motoren
konnten sich im Mittelfeld qualifizieren. Lediglich der 10.Platz schaute
dabei als bestes Ergebnis heraus.
Ferrari: Aufgrund
der Abwesenheit des Doyle-Rysi-Teams (eigentlich vorqualifiziert durch
Petit-LeMans-Gewinn, jedoch Bewerbungsunterlagen zu spät eingereicht
und daher ausgeschlossen !) war das in der ISRS dominante JB-Team das einzige
Ferrari-Team im Feld. Zwar hatten im Vorfeld einige Ferrari-Teams mit ihren
333SP Interesse am Klassiker an der Sarthe bekundet, waren aufgrund des
hochkarätigen Werksstarter-Feldes von der Nennung abgeschreckt worden.
Zu Unrecht, wie sich nun herausstellte. Das JB-Team hatte einen der Wagen
in einer LeMans-Langheck-Variante herrichten lassen und war fest davon
überzeugt nur diesen Wagen (wenn überhaupt) durch die Quali zu
kriegen. Jedoch konnten beide Wagen auf Platz 16 und 17 bequem durchgebracht
werden, und dies obwohl im stärksten Wagen Collard & Sospiri (bei
Toyota im schnellsten Auto) fehlten. Man bedenke die Konsequenzen für
BMW, Nissan & Audi wenn die 333SP in ISRS-Stärke angetreten wären
...!
Lola: Von den 3 Teams
(DAMS, Kremer & Racing for Holland = Konrad) machte der DAMS mit seinem
Judd-Motor noch die beste Figur: 12. Startplatz. Franz Konrad hatte seinen
Lola kurzentschlossen auf einen Roush-getunten Ford-Motor umgerüstet,
nachdem der Lotus-Turbo seine guten Leistungswerte vom Prüfstand nie
auf der Rennstrecke reproduzieren konnte. Für diese Entscheidung wurde
das Östereichisch-Niederländische Gespann mit Jan Lammers als
Qualifikationsbeauftragten mit Platz 21 belohnt. Der neue Kremer-Lola schaffte
bei seinem ersten öffentlichen Auftritt die gestellte Aufgabe und
belegte Platz 26.
Sonstige: Die beiden
aus der ISRS bekannten R&S-Europe-Fahrzeuge schafften genauso wie der
mittlerweile in die Jahre gekommene Courage-Porsche und der amerikanische
Autoexe-Ford die Qualifikation, ohne dabei Bäume auszureißen.
Als einziger Nichtqualifikant der Prototypen-Gruppe blieb schließlich
der WR-Peugeot hängen.
GT 2:
Viper: Gegen die
Oreca-Vipers war auch dieses Jahr kein Kraut gewachsen. Selbst die Viper-Privatteams,
die ja immerhin von Oreca aufgebaute Kundenfahrzeuge bewegen, hatten gegen
die französischen 8l-Bestien keine reelle Chance. Dies lässt
vermuten, daß die Oreca-Fahrzeuge eine weitergehende Evo-Version
darstellen. Am Besten hielt sich noch das Chamberlain-Fahrzeug, mit Christian
Gläsel und den beiden Ex-Marcos-Piloten Christian Vann und Tommy Erdos,
die als Dritte immerhin schon 4 Sekunden Rückstand auf die schnellste
Viper hatten.Ein besonderes Hickhack gab es um die Maury-Laribiere-Viper,
die nach Unregelmäßigkeiten bei der Endabnahme gar nicht erst
zur Vorqualifikation zugelassen wurde. Man vermutet, daß das Fahrzeug,
das älteste der Viper-Armada, in einigen Punkten nicht mehr der homologierten
Variante entsprach und deswegen durch den Rost fiel.
Porsche: Für
das Roock-Team lagen Himmel und Hölle am weitesten auseinander. Während
in der 2.Trainingsgruppe Claudia Hürtgen ihren Wagen als schnellste
Nicht-Viper innerhalb der GT2 klassieren konnte bedeuteten Getriebeprobleme
für den Wagen von Andre Ahrlé in der 1.Gruppe das Aus. Vorher
hatten sich beide der silbernen Renner mit Zündaussetzern herumschlagen
müssen. Als weitere Wagen qualifizierten sich der Freisinger-Porsche,
trotz eines Problems mit dem Unterboden, mit den gewohnt starken Wolfgang
Kaufmann und Michel Ligonnet und der Konrad-Porsche, sowie das französische
Chereau-Fahrzeug.
GT3:
Die Semi-Werksunterstützten
Porsche 996 von Olaf Manthey und Dave Maraj dominierten diese von den Nennungen
her kleinste, neugeschaffene Klasse derart, daß sich aufgrund der
114%-Regel, die der ACO als Qualifikationshürde in jeder Klasse aufgestellt
hatte, sämtliche anderen Fahrzeuge prinzipiell nicht qualifizieren
konnten. Daher wurde nach dem Ende der Zeitenhatz vorbehaltlich beschlossen,
daß das langsamste Fahrzeug (die Brookspeed-Viper) ausgeschlossen
wurde und die beiden Porsche von Larbre und Perspective-Racing erstmal
im Feld verbleiben. Allerdings sickerte gerüchteweise durch, daß
man sich vorbehalten würde die beiden Wagen zugunsten der gescheiterten
Wagen aus den höheren Klassen noch aus dem Feld zu kippen.
Im Vorfeld kusierte noch
das Gerücht, daß aufgrund des kleinen Feldes sämtliche
an der Vorquali teilnehmenden GT3-Wagen automatisch fürs Rennen zugelassen
werden würden. Damit sind die Teams die sich auf das Wagnis in dieser
neuen Klasse anzutreten eingelassen haben vom ACO gründlich verladen
worden. Warum im Vorfeld auch einige Autos, wie der Marcos LM500 von Jeff
Wyatt, trotz erfolgter Anmeldung gar nicht erst zur Vorqualifikation eingeladen
wurden wird wohl auch ewig ein ACO-internes Geheimnis bleiben. Aber solche
Unwägbarkeiten gehören wohl mittlerweile zu den 24h traditionell
dazu ... .
Die genauen Zeiten der Vorqualifikation
können der Le-Mans-Sektion
unserer
Meisterschaftsseite entnommen
werden.
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