Mittlerweile sind einige Sportwagenjahre ins Land gezogen. Die BPR gibt es nicht mehr, (oder sollte man sagen: es gibt sie bald wieder?). Der Marcos ist nicht mehr gelb sondern bunt wie ein Ara. Aber das MRI-Team zeichnet immer noch mit Teamchef und Hauptfahrer Cor Euser für die Einsätze des LM 600 in der FIA-WM und diversen anderen Meisterschaften verantwortlich. Daher wurde es mal langsam Zeit dem wohl beliebtesten und bekanntesten Team der FIA-GT-WM auf diesen Seiten den gebührenden Platz einzuräumen.
Cor Euser
Wundert euch bitte nicht wenn einige der Äusserungen mittlerweile durch aktuelle Entwicklungen etwas antiquiert erscheinen, aber dieses Interview entstand am Rande des FIA-GT-Meetings in Zolder und hat leider etwas lange bei mir auf Halde gelegen. Diese Seiten nehmen doch verdammt viel Arbeit in Anspruch.
Marcos Racing International
Mantera LM 600 - Das alte Chassis, das bis Zolder in der FIA-GT und der
Belcar eingesetzt wurde.
:Cor, ihr habt ja ein neues Auto in der Vorbereitung. Das ist aber heute
nicht an der Strecke. Warum?
Cor Euser (CE) : Wir haben noch
Anfangsprobleme mit dem Wagen. Es ist besser ihn erst einzusetzen wenn
er ganz fertig und durchgetestet ist.
:Was ist das Hauptproblem bei dem Wagen ?
CE: Die Antriebswelle wird vom
Motor abgeknabbert wie ein dünnes Holzstück. Aber dieses Problem
wird jetzt geklärt, bei Eurotech, einem unserer Sponsoren. Die bauen
etwa 80% unseres Wagens. Es wird hart daran gearbeitet den Wagen so fertigzustellen,
daß er auch in der Lage ist eine Renndistanz zu überstehen.
: Da ist auch ein neuer Motor im Wagen ?
CE: Ja, wir haben jetzt einen 6,9l
Motor. Der ist ein wenig stärker wie der Alte (5,9l) und eine Neuentwicklung.
Wir erwarten, daß wir damit mal wieder richtig mit den Vipers kämpfen
können.
Der Marcos LM 600 Evo
beim Racing Festival in Spa, wo er die GT2-Klasse beim Lauf der britischen
GTs gewinnen konnte.
: Letztes Jahr wart ihr ja in den Rennen regelmäßig vorne zu
finden und nun nicht mehr. Sind die Gegner stärker geworden oder habt
ihr mehr Probleme?
CE: Die Gegner sind stärker
geworden. Das kommt durch das neue Reglement. Die dürfen breitere
Reifen und Felgen fahren als wir. Die haben wir nicht am alten Wagen, so
kommen schnell 1-2 Sekunden Differenz pro Runde zusammen.
: Es ging anfangs des Jahres das Gerücht um, daß ihr das alte
Euroserie-Chassis nach Amerika zur ALMS verkaufen wolltet. Ist das geschehen
oder nicht?
CE: Das ist nicht passiert. Wir
haben zwar Gespräche geführt, dann aber entschieden den Wagen
zu behalten. Wir brauchen die beiden Wagen für die Belcar-Meisterschaft
und auch für die FIA-GT-Meisterschaft, solange wie der neue Wagen
nicht fertig ist.
: Wäre denn ein Einstieg in die ALMS für dich ein Thema ?
CE: Ja sicher! Wir denken
darüber nach im nächsten Jahr auch in der Serie anzufangen. Wir
haben Kontakte zu Don Panoz geknüpft um ein Team dort einzusetzen.
Aber das ist noch lange hin.
: Wie beurteilst du die Entwicklung, die die FIA-GT-Meisterschaft dieses
Jahr genommen hat ?
CE: Auf der einen Seite positiv,
weil die Werksteams wie Porsche und Mercedes uns nicht mehr um die Ohren
fahren. Das war schwierig für die GT2-Fahrer. Die kämpfen jetzt
um so stärker miteinander, weil sie nicht mehr dauernd in den Spiegel
schauen müssen ob ein GT1 vorbeigeflogen kommt. Alle Fahrer sind doch
sehr froh darüber.
: Glaubst du die Meisterschaft hat so eine Zukunft ?
CE: Die müssen sicher hart
daran arbeiten. Wir haben zur Zeit 20+ Nennungen. Es sollten eigentlich
30+ sein, aber es ist viel Negatives vorab in der Presse zu lesen gewesen.
Einige Teams bleiben auch zuhause wegen dem höheren Nenngeld. Deswegen
haben sich einige auch lieber in anderen Meisterschaften eingeschrieben.
: Wie könnte man die Meisterschaft besser machen ?
CE: Das Nenngeld runtersetzen oder
weglassen und ein gutes Preisgeld geben. Das haben die uns zwar versprochen
aber die FIA ist dem nicht nachgekommen. Wir haben dadurch 2 oder 3 Teams
verloren und das sind dann gleich 6 oder 7 Wagen, die fehlen.
: Ein anderes Thema: wie bist du eigentlich auf die Marcos gekommen? Du
fährst ja als Einziger hier einen Marcos.
CE: Ich habe damit 1995 angefangen.
Wir sind mit einem Team damals mit einem Marcos LM 500 die holländische
Meisterschaft gefahren. Ende 95 haben wir dann mit dem LM 600 angefangen
und die BPR gefahren. Seit dieser Zeit hat das Werk uns quasi als Semi-Werksteam
unterstützt, weil wir doch recht gute Resultate geholt haben und dabei
besser als das Werksteam waren.
: Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Marcos-Werk ?
CE: Es gibt eine Zusammenarbeit
bezüglich der Homologation und sie nutzen unsere Erfahrungen mit den
Rennwagen zum Teil bei der Konstruktion ihrer Strassenwagen.
Das Homologationsfahrzeug
des Mantara LM 600 Evo. Dieser Wagen passt garantiert nicht in jede Garage.
: Wenn jetzt Kundenteams an euch herantreten würden und sagen würden:
´ Euer Auto gefällt uns, könnt ihr uns auch eins bauen
?´ würdet ihr das machen, ähnlich wie Oreca das tut ?
CE: Ja, das ist sicher möglich.
Der neue Wagen ist jetzt einfacher zu bauen, weil alle Teile im Computer
und auf CAD-CAM konstruiert werden. Das war beim alten Wagen eigentlich
immer ein Problem, da dieser in Handarbeit gefertigt wurde und wir keine
Zeichnungen davon hatten. Das war halt das Problem weshalb wir keine eigene
Produktion der Chassis vornehmen konnten
: Was steht bei euch in diesem Jahr noch alles auf dem Programm? Du hast
ja dieses Jahr schon in Amerika einige Rennen gefahren, so die Daytona
24h und Sebring.
CE: Wir machen die komplette Belcar-Serie.
Hoffentlich kann ich die FIA-Serie auch komplett machen, das hängt
vom neuen Wagen ab. Wenn wir die Rennen in Amerika machen, dann bleiben
wir am Ende erstmal da und machen dort den Daytona-Test und die 24 Stunden
von Daytona mit.
: Zu den Fahrern. Die Fahrer haben bei MRI ja dieses Jahr gewechselt. Christian
Vann ist zu Chamberlain gegangen und Harald Becker in die ISRS. Wie schätzt
du im Vergleich zu den beiden deine neuen Teamkollegen ein ?
CE: Ich glaube wir haben gute Leute
zusammen mit denen wir auch in der nationalen Meisterschaft schon lange
zusammenfahren. Mit Hermann zu fahren ist ok. Wir sind gute Freunde und
das fördert die Zusammenarbeit. Wenn der neue Wagen fertig ist dann
stösst auch der Mike Hezemanns dazu, der eigentlich die ganze Saison
mit uns fahren sollte. Aber er hat gesagt mit dem alten Wagen gibt es keine
Möglichkeit die Vipers zu schlagen, deswegen wartet er bis das neue
Chassis fertig ist.
: Wäre Tommy Erdos für dich auch ein Thema? Er fährt ja
in der britischen Meisterschaft noch den NCK-Marcos.
CE: Tommy ist 96 mit mir gefahren,
und ich glaube wir haben immer noch guten Kontakt zueinander. Man weiss
nie was sich ergibt und er ist auch ein guter Freund von mir. Das hat natürlich
auch zu tun mit den Sponsoren und ihrem Geld, was man braucht um ein Team
zu unterhalten. Daran fehlt es leider bei Tommy. Er ist ein guter Fahrer,
aber ohne Geld kann ich leider das Team nicht weiterführen. Das ist
das Problem.
Ein seltenes Bild aus
der 97er FIA-GT-Saison: 2 Marcos hintereinander auf der Strecke. Das Bild
stammt aus Donington Park. Der LM 600 von Erdos und Vann fährt vor
dem Fahrzeug von Euser & Becker
: Was sagst du zu Zolder als Strecke? Du kennst sie ja eigentlich gut durch
die Belcar-Meisterschaft ?
CE: Zolder ist eine gute
Strecke, eine Fahrerstrecke. Sie ist ein bischen schmal, aber ich habe
viel Spaß daran hier zu fahren.
: Ist das mit ein Grund, daß ihr hier heute so gut dabei seid? Ihr
habt hier das beste Trainingsergebnis des Jahres mit dem 4.Startplatz.
CE: Ich glaube nicht, weil jeder
Profi kennt eine Strecke nach spätestens einer Stunde, und die Leute
die hier fahren sind alle Profis und die sind immer schnell auf jeder Strecke.
Wir haben lediglich neue Qualis verwendet und unsere Möglichkeiten
optimal genutzt und das Beste daraus gemacht.
: Kannst du das morgen im Rennen halten?
CE: Das ist natürlich die
Frage... .
:
Vielen Dank für das Interview und viel Glück im Rennen.